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Stille mein Begehren | Erotischer Roman. Litha BerneeЧитать онлайн книгу.

Stille mein Begehren | Erotischer Roman - Litha Bernee


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Kapitel 2: Hachenburg, Kontor der Strogowbrüder in der Niederstraße

      Auf dem Weg zu ihrem Arbeitszimmer im Kontor kam Thoran Schneidermeister Scheffer entgegen.

      »Strogow, seid gegrüßt.« Er katzbuckelte mehrmals, sein Gesicht war grau und um ein paar Falten reicher geworden.

      »Sieh einer an, der Scheffer. Erspart Ihr mir den Weg zur Obrigkeit und begleicht heute Eure Schulden?«

      Wie die meisten anderen kuschte Scheffer vor ihm und wagte es nicht, ihm in die Augen zu sehen. »Gewiss, mein Herr. Alles beglichen. Fragt Euren Bruder.« Er verbeugte sich, ging dabei mehrere Schritte rückwärts und huschte davon wie eine Ratte bei Tageslicht.

      Vor zehn Jahren hätte der Schneider anders reagiert. Damals besaßen Nikolai und er noch nicht diesen Reichtum, der ihnen heute alle Türen öffnete. Ihren ersten Gewinn hatten sie durch den Handel mit hochwertigen Tonprodukten erlangt, die einzigartig in Farbe und Verarbeitung waren. Die Einnahmen investierten sie, um neue Waren zu kaufen. Stück für Stück arbeiteten sie sich hoch. Im ganzen Land und benachbarten Ausland hatten sie sich einen Namen gemacht und waren als Kaufleute hoch angesehen.

      »Hat Scheffer wahrhaftig bezahlt?«, fragte Thoran seinen Bruder, als er die Tür des Arbeitszimmers hinter sich geschlossen hatte. Nikolais seeblaue Augen funkelten. »Wir sind am Ziel unserer Wünsche angelangt.« Er tippte auf ein Pergament auf dem massiven Mahagonitisch.

      »Wovon sprichst du?«

      »Scheffer kann nicht bezahlen. Sein Geschäft läuft miserabel.«

      »Dieses heuchlerische Frettchen hat mir gesagt, es sei alles beglichen!« Schon war er an der Tür, um den Kerl einzuholen.

      »Er hat uns anstelle von Gulden ein herrschaftliches Anwesen überschrieben.« Die Stimme seines Zwillings, so dunkel wie sein schulterlanges rotschwarzes Haar, klang vollauf zufrieden. Thoran hielt inne und sah seinen Bruder argwöhnisch an. Nikolai verschränkte die Hände hinter dem Kopf und grinste.

      Aufgeregt beugte sich Thoran über die Urkunde. »Siebzig Morgen Land, davon dreißig bestes Weideland.«

      »Ein Herrenhaus mit vierzig Zimmern. Mehrere Gesindehäuser und Wirtschaftsgebäude«, erklärte Nikolai.

      »Lass es uns ansehen. Ich kann es nicht recht glauben. Dieses Anwesen ist um ein Vielfaches mehr wert, als Scheffer Schulden bei uns hat.«

      »Stimmt, aus diesem Grund habe ich ihm Kredit bis einhundert Gulden eingeräumt.« Nikolai stand auf und öffnete die Tür. »Gudolf, sattle die Pferde.«

      »Jawohl, Herr«, antwortete der Knecht und eilte zum Stall. Thoran war so aufgeregt wie bei der Jungfernfahrt ihres ersten Handelsschiffes.

      Lachend verließen sie das Kontor, schwangen sich auf ihre Pferde und schlugen den Weg nach Eichenberg ein. Es war ein Ritt von knapp acht Meilen. Thoran zog sich den Dreispitz vom Kopf und genoss den leichten Wind, der durch die Bäume wisperte.

      ***

      Breitbeinig, die Arme vor der Brust verschränkt, standen sie vor dem verwitterten Holztor.

      »Scheffer schuldete uns dreihundert Gulden und wir haben dieses Teil als Bezahlung akzeptiert. ›Ein herrschaftliches Anwesen mit weitläufigen Ländereien‹ hat dieser Kackstiefel von Schneider gesagt.« Thoran riss eine Efeuranke von der groben Backsteinmauer. »Ich fasse es nicht. Hat im Vertrag nichts davon gestanden?«

      »Für wie blöd hältst du mich?« Nikolai verpasste ihm einen Schlag gegen die Schulter.

      »Willst du dich mit mir prügeln?« Thoran war knapp davor, seinem Bruder die Faust ins Gesicht zu rammen. Nikolai wirbelte herum und schlug unter wüsten Flüchen gegen die Holztür. Wieder und wieder krachte seine Faust auf die Bretter.

      »Hör auf! Deine Knöchel bluten bereits.« Thoran versuchte seinen Bruder von hinten zu packen. Nikolai fuhr herum und verfehlte mit seiner Faust nur knapp Thorans Schläfe.

      Die seeblauen Augen waren fast schwarz. Er beugte sich nach vorn, stützte sich mit den Händen an den Schenkeln ab und atmete stoßweise.

      »Verzeih.« Nikolai hob den Kopf und sein Blick wurde klar.

      »Da gibt es nichts zu verzeihen.«

      Jeder wusste, was der andere fühlte und dachte. Deshalb verstand Thoran den Wutausbruch, fühlte und dachte er doch ebenso.

      Er warf einen Blick auf den Turm, der die mannshohe Mauer überragte.

      »Ein Kloster! Ausgerechnet wir haben uns ein Kloster andrehen lassen!« Ihm kam die Galle hoch.

      »Ich brauch was zu trinken.« Nikolai streckte sich. »Komm, lass uns heimreiten.«

      Schweigend ritten sie nebeneinander, ohne wirklich auf den Weg zu achten. Thoran suchte nach einem Ausweg und fand keinen. Es musste eine Möglichkeit geben, dieses beschissene Kloster wieder loszuwerden.

      »Eins wüsste ich gern. Wie kommt ein einfacher Schneider in den Besitz eines Klosters?«

      Sein Bruder sah zu den weißen Wolken am Himmel, als könnte er dort eine Lösung finden.

      Abrupt zügelte Thoran seinen Hengst, der ärgerlich mit dem Kopf schlug. »Wenn es mit der heiligen Kirche so ist wie immer, haben die auf keinen Fall ein solches Anwesen verkauft. Verpachtet vielleicht, auf keinen Fall verkauft. Scheffer kann nicht der Besitzer sein und somit nichts veräußern und wir sind fein raus. Zur Sicherheit sollten wir die Urkunde unserem Advokaten vorlegen.«

      Sie gaben die Zügel frei und ihre Pferde jagten im Galopp über den Höhenweg nach Hachenburg. Vor dem Haus des Advokaten zügelten sie ihre Pferde und hasteten die Stufen hoch.

      Advokat Rittersporn erhob sich. »Wie kann ich Euch behilflich sein?« Thoran kam direkt zum Kern ihres Anliegens.

      Rittersporn legte die Fingerspitzen zusammen und tippte damit hin und wieder gegen sein Kinn.

      »Wie kommt ein einfacher Schneider an ein Kloster?«, wollte Nikolai wissen.

      »Durch den Umstand seiner Abstammung«, begann der Advokat.

      »Was hat Scheffers Abstammung damit zu tun?«, unterbrach ihn Thoran. Ihn interessierte nicht Scheffers Lebensgeschichte, er wollte diesen Vertrag als ungültig erklären lassen.

      »Nun, um es Euch verständlich zu machen, muss ich weiter ausholen. Vor etwa zweihundert Jahren erbauten Mönche dieses Kloster. Schnell wurde ihnen die Gegend zu unwirtlich. Es war ihnen zu kalt und abgelegen. Also gaben sie das Kloster auf und gründeten nahe Hachenburg ein neues. Im Schwedenkrieg wurde das alte Anwesen einem protestantischen Adligen zugesprochen. Einem Stutzer, wie man sich erzählt, der all sein Geld für Kleidung ausgab. Womit wir bei Scheffer wären. Dessen Urahn war im Besitz mehrerer Schuldscheine und bekam das Kloster von dem Adligen überschrieben, weil er zahlungsunfähig war.«

      »Also können wir Scheffer des Betrugs bezichtigen. Er hat uns diesen Steinhaufen als herrschaftliches Anwesen angepriesen, doch wir fanden nur eine Kapelle und karge Gebäude vor.« Thoran setzte sich aufrecht hin und sah Rittersporn gespannt an.

      Dieser schüttelte den Kopf. »Ich bedauere. Es ist als herrschaftliches Anwesen eingetragen, auch wenn es aus Geldmangel nie renoviert wurde und inzwischen heruntergekommen ist.«

      »Und wie sieht es mit dem von mir eingeräumten Kredit aus?«, fragte Nikolai.

      »Der Kredit wurde von Euch, Nikolai, angeboten.« Der Advokat legte die Unterarme auf seinen Schreibtisch. »Es war Eure Entscheidung und kann somit nicht angefochten werden. Hättet Ihr mir die Urkunde vorher gezeigt, hätte ich von einem Kredit abgeraten.«

      ***

      »Was für ein Dreck.« Nikolai ballte die Hände zu Fäusten und sah aus, als würde er jeden Moment explodieren.

      »Ich brauch was zum Saufen und ’ne Hure, um diese Scheiße zu vergessen.« Thoran stapfte die Treppe hinunter und eilte um die Hausecke, wobei er mit der Schulter eine Frau rammte, die mit einem spitzen Schrei


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