Krimi Paket 10 Thriller: Mord ist kein Vergnügen. Pete HackettЧитать онлайн книгу.
rang mit den Armen.
"Aber das eine hat mit dem anderen doch nichts zu tun, Mrs Carson!"
"Was wissen Sie schon!", fauchte die alte Dame dann, während ein fanatischer Glanz in ihre Augen zurückkehrte. "Es war die Kraft meiner hasserfüllten Gedanken, die dieses Unglück heraufbeschworen hat! Vielleicht halten Sie mich jetzt für verrückt, vielleicht dachten Sie das auch schon, nachdem Sie mein Gespräch mit Mister Heyward mitangehört hatten. Aber es ist die Wahrheit, so wahr ich hier sitze und mit Ihnen rede!"
Sie machte eine kurze Pause und Sally wagte es nicht, Dorothy zu unterbrechen.
Die alte Dame schluckte und atmete tief durch.
"Sie haben keine Ahnung, was es bedeutet, mit einer solchen, düsteren Kraft geboren zu sein. Jeder von uns kennt die Gedanken des Hasses, der Wut, der Zerstörung... Aber bei den meisten Menschen bleiben es nur Gedanken. Sie fressen einen vielleicht langsam von innen auf, aber solange man sie nicht in die Tat umsetzt, bleiben sie unschädlich. Doch bei mir ist es anders. Die Kraft meiner Gedanken zieht das Unglück herbei..."
Jetzt wurde es Sally zu bunt. Für sie waren das an den Haaren herbeigezogene Geschichten. Diese Frau ist wirklich verrückt, ging es ihr durch den Kopf...
Der Tod ihres Mannes schien sie um den Verstand gebracht zu haben.
"Sie glauben mir nicht, das sehe ich Ihnen an, junge Frau. Gut, das ist Ihre Sache. Aber ich möchte nicht, dass Sie hier in Ihr Verderben gehen..."
"Das wird schon nicht geschehen", erklärte Sally sehr fest. "Und es gibt keinen Grund, weshalb ich meine Arbeit nicht fortsetzen sollte - es sei denn, Sie wollen Ihre Bibliothek nicht mehr verkaufen. Das wäre etwas anderes."
"Nein, dem ist nicht so..."
"Na, also!"
"Sie haben die Vögel gesehen... Sie haben Sie angegriffen, schon als Sie auf dem Weg hier her waren!"
Sally nickte. "Ja, erst dachte ich, dass sie mich angreifen, aber dann haben sie ein Lamm gerissen!"
"Es ist die Kraft meiner Gedanken, die diese harmlosen Tiere das tun lässt, Miss Rogers! Und wer sagt Ihnen, dass diese Krähen das nächste Mal nicht Sie angreifen... In der Lage dazu wären sie. Sie gehen ganz planmäßig vor, Miss Rogers. Erinnern Sie sich an die tote Katze, die Sie auf Ihrem Bett fanden und von der mein Neffe glaubt, dass ich Sie Ihnen dorthin gelegt habe?"
"Ihr Nachbar, Sir Ashley Wyndham, hat mir erklärt, dass es in letzter Zeit mehrere solcher Fälle gegeben hätte."
"Ja, und es gibt keine Erklärung dafür! Niemand weiß, warum die Krähen plötzlich ihr Verhalten geändert haben! Ich bin es, der sie lenkt, mein Hass, meine Trauer, meine Gedankenkraft! Nachdem mein Mann gestorben war, begann ich mich für Okkultismus, Magie und Parapsychologie zu interessieren. Ich las viel und besuchte Kongresse und Versammlungen. Auf einer dieser Versammlungen lernte ich John Heyward kennen, der einige Bücher zu dem Thema verfasst hat. Durch ihn erfuhr ich von meiner angeborenen Kraft - und davon, dass es in aller Welt solche Fälle wie mich gibt! Dass ein starkes Bewusstsein mit seiner Ausstrahlung schwächere Wesen - Tiere zum Beispiel - in seinen Bann zieht, beeinflusst, vielleicht sogar beherrscht, ist unter Parapsychologen ein anerkanntes Phänomen!" Dorothy stand jetzt auf und rieb nervös die Hände aneinander. Sie wandte sich von Sally ab, ging ein paar Schritte und blieb dann in der Nähe des Fensters stehen.
Da es draußen bereits dunkel war, konnte sie nichts als ein etwas verzerrtes Spiegelbild sehen.
"Ich kann meine Kraft nicht vollständig kontrollieren, Miss Rogers. Zeitweilig glaubte ich schon, ich sei in der Lage dazu und Mister Heyward hat mir jede nur erdenkliche Hilfe angedeihen lassen. Aber im Augenblick habe ich das Gefühl, dass mir alles entgleitet. Und das bedeutet, dass jeder in Gefahr ist, der sich hier aufhält... Zumal jemand, der bereits einmal von den Krähen angegriffen wurde..."
"Ich wurde nicht angegriffen", stellte Sally klar. Aber das ließ Dorothy nicht gelten.
"Sie saßen im Auto!"
"Ja."
"Dann hatten sie Glück. Denn die Vögel hatten lediglich keine Gelegenheit dazu, Ihnen etwas zu tun. Glauben Sie mir, Sie hätten es..."
Sally erhob sich jetzt ebenfalls und trat zu ihr. "Aber... warum? Sie kannten mich überhaupt nicht!"
Dorothy zuckte nur die Achseln.
"Wer kennt schon seine dunkelsten Gedanken? Vielleicht war es eine Abneigung gegen Sie, die daher rührte, dass ich..." Sie stockte.
"Ja?", hakte Sally nach.
Dorothy sah Sally jetzt offen an.
"Sehen Sie, ich bin verantwortlich für den Tod meines Mannes. Und jetzt verkaufe ich die Bibliothek - etwas, das Arthurs Ein und Alles war!" Sie atmete tief durch und sagte dann: "Habe ich Ihnen schon erzählt, dass die Vögel auch mich angegriffen haben - ein paar Stunden, bevor Sie kamen?"
"Nein, das wusste ich nicht..."
"Und denken Sie an die Krähe oben bei den Büchern!"
"Nun..."
"Vielleicht will ich mich selbst bestrafen... Gehen Sie, Miss Rogers! Ich möchte nicht dafür verantwortlich sein, dass Ihnen etwas geschieht..."
"Ich habe keine Angst", sagte Sally.
"Das sollten Sie aber."
"Weil ich die Aura des Bösen habe?"
Dorothy stutzte und sah Sally einige Augenblicke des Schweigens lang an, ohne dass sie auch nur im Geringsten erkennen ließ, was sie in diesen Augenblicken dachte.
"Das hat Ihnen dieser Mr Heyward gesagt, nicht wahr, Mrs Carson?"
"Miss Rogers..."
"Sehen Sie mich an, Mrs Carson! Halten Sie mich für eine Ausgeburt des Bösen?"
Dorothy schwieg eine Weile, dann schüttelte sie den Kopf. Das sonst so versteinert wirkende Gesicht der Witwe wirkte auf einmal sehr traurig. Einen Moment lang glaubte Sally, etwas glitzern zu sehen. Eine Träne.
Dorothy ließ sich auf einem zierlichen Sofa nieder und Sally setzte sich neben sie.
"Nein", sagte die alte Dame dann. "Eigentlich finde ich Sie sogar sehr nett... Um so mehr möchte ich vermeiden, dass Ihnen durch die Kraft meiner Gedanken etwas zustößt! Und wenn es stimmt, was Mr Heyward sagt, dass Sie die Aura des Bösen besitzen, dann sind Sie um so gefährdeter!"
"Ich habe keine Angst", sagte Sally und legte etwas zögernd den Arm um Dorothy.
"Gehen Sie bitte", sagte Dorothy, aber es war nur noch ein schwaches Krächzen. Die Stimme war belegt und versagte fast.
Sally schüttelte jedoch entschieden den Kopf.
"Ich werde nicht gehen", sagte sie mit aller Entschlossenheit. Ihre Stimme klang dabei so fest und überzeugend, dass Sally selbst davon überrascht war. "Ich werde nicht gehen, Mrs Carson, weil ich das Gefühl habe, dass Sie dringend Hilfe brauchen..."
"Miss Rogers..."
"Nennen Sie mich Sally!"
"Sie müssen fort von hier, sonst wird es Ihr Verderben sein!"
Sie sah Sally an und wusste, dass es zwecklos war, die junge Frau überzeugen zu wollen, deren Willen mindestens genauso stark zu sein schien wie ihr eigener. "Sie wissen nicht, wie ich mich fühle", sagte sie. "Ich bin so verzweifelt... Sie dürfen nicht bleiben!"
Jetzt entschied Sally sich, die Katze aus dem Sack zu lassen und der alten Dame von der mittelalterlichen Handschrift zu erzählen. "Diese ist Handschrift ist ein Vermögen wert", sagte Sally. "Aber Sie müssen mir noch ein paar Tage Zeit geben. Ich bitte Sie! Ich muss einige Experten zu Rate ziehen... Aber dieses Buch ist vermutlich mehr wert, als Ihr gesamter restlicher Besitz. Sie brauchen doch Geld für Mr Heyward..."
Da hatte Sally offenbar die richtige