Krimi Paket 10 Thriller: Mord ist kein Vergnügen. Pete HackettЧитать онлайн книгу.
niemandem schaden. Aber die Aussicht, mit einem Schlag ihre Geldsorgen los zu sein und John Heywards unersättliche Forderungen endlich erfüllen zu können...
"Sie werden mit Ihrem Mann im Jenseits in Kontakt treten können, so oft Sie wollen", fügte Sally hinzu.
"Ja", murmelte sie. "Wie hoch ist denn der Betrag?"
"Millionen", sagte Sally leise.
Das ließ Dorothy ihre Skrupel besiegen.
"Bleiben Sie! Aber sehen Sie zu, dass Sie so schnell wie möglich fertig werden! Dieser Ort ist ein Ort des Unheils, Sally!"
Ein mattes Lächeln ging über Sallys Gesicht. "Nicht mehr lange, so hoffe ich", sagte sie.
"Und Sie haben wirklich keine Angst? Denken Sie an die Vögel?"
"Ich werde vorsichtig sein."
"Sie sind eine wirkliche Freundin, Sally. Vielleicht die einzige, die ich habe!"
26
David hatte versprochen, am Abend wieder zurück zu sein, aber er ließ auf sich warten.
Es war schon sehr spät. Sally lag schon im Bett und hatte vergeblich versucht, Schlaf zu finden. Da ließ ein Klopfen an der Tür sie hochschrecken.
"Ja, bitte?"
"Telefon für Sie, Miss Rogers."
Das war die Stimme von Charles, dem Butler.
"Danke, ich komme gleich hinunter!", erwiderte Sally, die sich schnell etwas überwarf. Sie öffnete die Tür und folgte dem Butler ins Erdgeschoss.
Am Telefon war David.
"Die Sache hier in London zieht sich hin", sagte er. "Ich werde über Nacht hierbleiben müssen und wohl erst morgen zurückkommen..."
"Oh..."
"Ich hoffe, ich hole dich jetzt nicht schon aus dem Bett. Aber ich wollte dir unbedingt noch Gute Nacht sagen..."
"Das ist lieb von dir..."
"Ist..." David zögerte einen Moment. "Ist irgendetwas besonderes geschehen?"
Sally stutzte.
"Was meinst du damit?", fragte sie zurück und fragte sich dabei, was er wohl meinen konnte. Worauf wollte er hinaus? Auf die seltsame Häufung von Unglücksfällen auf Carson Manor? Einen erneuten Angriff der Krähen? Oder wusste er vielleicht von der wertvollen Handschrift oder hatte irgendwann mal etwas davon gehört, zum Beispiel von seinem Onkel, dem verstorbenen Firmengründer.
"Sally?", hörte sie ihn sagen. "Sally, bist du noch am Apparat?"
"Sicher bin ich noch dran. Nein, es ist nichts besonderes passiert. Selbst die Krähen haben uns heute in Ruhe gelassen. Allerdings habe ich kaum einen Fuß vor die Tür gesetzt, so dass die Biester auch keinerlei Chance hatten..."
Sie versuchte, ihrer Stimme einen leichten Tonfall zu geben, was ihr gründlich misslang.
Eine Pause entstand, die von unbehaglichem Schweigen erfüllt wurde.
"Gute Nacht", sagte er dann.
"Gute Nacht, David!"
27
Den nächsten Morgen verbrachte Sally damit, einige Telefongespräche zu führen. Sie erreichte ihre Firma, machte Termine mit Experten und dergleichen.
"Ich werde heute zurück nach Southampton fahren", sagte sie dann schließlich irgendwann gegen Mittag zu Dorothy. "Die Fotos, die ich gemacht habe, müssen entwickelt werden und dann muss ich damit zu einigen Fachleuten gehen."
"Gut", sagte Dorothy. "Sie werden schon wissen, was zu tun ist..."
"Morgen, spätestens übermorgen werde ich wieder zurück sein!"
"Passen Sie gut auf sich auf", sagte Dorothy und in einem Tonfall der echte Besorgnis ausdrückte.
Charles fuhr Sally den Wagen vor und Dorothy begleitete sie hinaus. Sally setzte sich ans Steuer ihres Coupes und ließ die Scheibe hinunter.
Mit Befremden sah die junge Frau dann, wie Dorothy neben dem Wagen stand und mit der linken Hand über die Motorhaube strich.
"Passen Sie auf, Sally!", sagte sie dann noch einmal, wandte den Kopf herum und bedachte Sally mit einem Blick, in dem so etwas wie Furcht stand.
"Natürlich!", erwiderte Sally knapp.
"Achten Sie auch auf Ihren Wagen!"
"Auf Wiedersehen!"
Der Schrei einer Krähe ließ Dorothy Carson zusammenzucken.
"Ich muss wieder ins Haus", erklärte sie.
Sally fuhr los und dachte dabei an alles mögliche. Die Gedanken wirbelten nur so in ihrem Inneren durcheinander.
Natürlich dachte sie an die alte Handschrift, deren Entdeckung eine kleine Sensation sein konnte... Aber sie überlegte auch, wie sie Dorothy helfen konnte.
Die schmale Straße erstreckte sich lang und eintönig vor ihr, sie führte die Hügel hinauf und wieder hinunter. Die ganze Zeit über begegnete ihr nicht ein einiger Mensch. Schafe und Rinder weideten auf den grünen Wiesen.
Sally ertappte sich dabei, wie sie nach Krähen Ausschau hielt. Ab und zu sah sie ein paar dieser Vögel am Himmel kreisen. Aber größere Schwärme waren nirgends auszumachen.
Sally erleichterte das, obwohl sie sich das selbst kaum eingestehen mochte.
Sally war kaum mehr als eine Viertelstunde unterwegs, da bemerkte sie, dass mit ihrer Lenkung irgendetwas nicht zu stimmen schien...
Kaltes Grauen packte sie.
Eine Schrecksekunde lang brauchte sie um zu begreifen, dass der Wagen ihr nicht mehr in gewohnter Weise gehorchte.
Unwillkürlich trat sie auf die Bremse, auch die reagierte nicht wie sie sollte.
Vor ihr machte die Straße eine scharfe Linkskurve, bevor sie geradewegs einen Hang hinabführte.
Sally spürte, wie sich ihre Nackenhärchen aufstellten.
Der Puls begann zu rasen.
Alles ging sehr schnell. Der Wagen hatte kein sehr hohes Tempo mehr drauf, aber so sehr die junge Frau auch am Lenkrad herumdrehte - sie konnte nichts mehr damit ausrichten. Das Coupe schaffte die Kurve nicht und geriet aus der Bahn. Steil ging es den grasbewachsenen Hang eines Hügels hinab. Die Federung schlug durch. Sally spürte, wie sie mit dem Kopf gegen etwas hartes schlug. Sie barg das Gesicht mit den Händen und schrie, als sie durch ihre Finger hindurch den Baum auf sich zukommen sah.
Sie griff zur Seite, löste den Sicherheitsgurt und riss dann die Tür auf. Der Sprung hinaus folgte noch gerade rechtzeitig.
Sie spürte, wie sie auf dem einigermaßen weichen Grasboden aufkam. Irgendetwas piekte sie, aber das war halb so schlimm.
Sie hörte das schreckliche Geräusch von Blech, das zusammengequetscht wird und das sie an eine Schrottpresse erinnerte. Der Wagen raste frontal gegen einen Baum, während Sally zitternd im Gras saß und zusah. Sie atmete tief durch und brauchte ein paar Augenblicke dazu, um zu begreifen, dass sie noch am Leben und außerdem fast unverletzt war...
28
Sally fühlte sich etwas benommen. Es dauerte ein paar Minuten, ehe sie sich hochgerappelt hatte. Aber außer einer Beule am Kopf und einer Schramme am rechten Unterarm schien sie kaum etwas abbekommen zu haben. "Achten Sie auf Ihren Wagen!", echoten plötzlich Dorothys letzte Worte in ihrem Inneren nach und sie begann unwillkürlich zu frösteln. Konnte es sein, dass die alte Dame etwas geahnt hatte? Verfügte sie etwa wirklich über jene düsteren Kräfte, wie sie behauptete?
Sally