Conclusio. Thorsten KleinЧитать онлайн книгу.
Ihn hatte es nie gestört, dass Ala Skaunia ihn nicht leiden konnte. Er kannte sie nur so. „Du könntest viel lernen und eine noch bessere Kämpferin werden.“
„Mit dir fetten Klops kämpfe ich nicht. Mir reicht der Unterricht, den mir Kowalski gibt.“
„Der sagt, du bist gut. Ich hätte gern herausgefunden, wie gut du bist.“
„Wie gut ich bin? Im Kämpfen meinst du?“, fragte Ala Skaunia misstrauisch.
„Natürlich“, erwiderte Takhtusho in aller Unschuld. „Worin bist du denn noch gut? Kann man das herausfinden?“
Ala Skaunia gelang es, nicht rot zu werden. Und nicht wütend. Wir sehen, sie machte Fortschritte.
„Beim diesem Kampf kann dich nur Sakania besiegen, Takhtusho“, mischte sich nun Kowalski eilig ein. Wäre ja noch schöner, wenn Takhtusho herausfand, worin sie wirklich gut war. „Ein Zweikampf zwischen Ala Skaunia und Wihtania wäre eine gute Idee.“
Die angesprochenen Damen sahen Kowalski mit großen Augen an. Bei Ala Skaunia war nicht nur Überraschung, sondern auch eine kleine Spur Entsetzen im Blick.
Eine leichte Geste Kowalskis beruhigte sie sofort. „Natürlich nicht heute. So etwas muss gut vorbereitet sein. Aber ich denke, in ein paar Wochen bist du soweit. Bis dahin haben wir ohnehin ausreichend zu tun.“
„Das denke ich auch“, mischte sich nun Sakania ins Gespräch. „Nach unserem Sieg über Bellator gibt es immer noch Aidoneus. Was machen seine Intrigen?“
Kowalski lächelte. „Die laufen so, wie sie sollen. Er kann mit seiner Körperlichkeit noch nicht viel anfangen, glaubt aber, er sei damit so mächtig, wie es sein Geist sich wünscht.“
„Wenn er deine Gegenmaßnahmen erkennt, wird ihn das sehr wütend machen“, warnte Sakania.
„Davor habe ich keine Angst“, beruhigte Kowalski ihre Ängste. „Ich habe mächtige Verbündete.“
„Unsere Mutter“, konkretisierte Huldrich trocken.
„Was ist eigentlich zwischen euch beiden gelaufen?“, wollte Gerrich wissen.
„Möchtest du Details?“ fragte Kowalski, ohne welche zu liefern. „Wir sind die allerbesten Freunde.“
„Wir auch“, bestätigte Takhtusho kauend, ehe jemand anderes etwas sagen konnte. „Sie ist eine tolle Frau.“
Die Kinder dieser tollen Frau schwiegen, verdrehten aber die Augen.
Kowalski grinste und fragte Takhtusho: „Was macht dein Vorgesetzter in Flensburg?“
„Ether? Der hat plötzlich Angst vor den sich nähernden US-Truppen und bastelt an einer neuen Identität.“
Ort: Psyche, Washington, Weißes Haus, jetzt
„Wir benötigen eine neue Identität?“, fragte der US-Präsident überrascht.
„Wollen Sie, dass Sie die anderen Staatsoberhäupter immer noch als Präsident der Vereinigten Staaten von Hinterindien ansprechen?“, fragte sein neuer Berater zurück.
„Das ist eine alte Angewohnheit. Weil wir früher so hießen. Unter britannischer Herrschaft. Irgendwann werden sie sich an USA gewöhnt haben“, erwiderte der Präsident.
„Hinterindien ist ein Schimpfwort, das die Britannier dieser Gegend gaben, um zu beweisen, dass sie von ihnen aus gesehen am Ende der Welt liegt. Aber wir sind nicht das Ende von Psyche, wir sind sein Beginn“, erklärte Fjölnir.
„Ich habe Ihren Artikel in der „Washington Post“ gelesen. Eine interessante Theorie, die Sie da ausbreiten. Sie meinen also, dass Psyches Menschheitsgeschichte ihren Ursprung auf unserem Archipel hat? Und Sie haben versprochen, diese Theorie in den nächsten Artikeln stichhaltig zu beweisen?“
Fjölnir nickte. „Das große britannische Empire ist erst in den letzten 150 Jahren entstanden. Die Vereinigten Staaten von Amerika gibt es auf Psyche seit 1000 Jahren. Und wir waren nie die Provinz dieser Emporkömmlinge aus London.“
„Das höre ich gern. Das hören Ihre Zeitungsleser gern“, bestätigte ihm der US-Präsident. „Aber in London wird man das nicht gern hören. Die haben uns vorgeworfen, wir nutzen den Krieg, um die Geschichte umzuschreiben.“
Fjölnir grinste. „Dazu ist ein Krieg doch da. Mr. President.“
Der drohte mit dem Finger. „Sie werden beweisen müssen, was Sie da behaupten. Schon, damit es keine diplomatischen Verwicklungen zwischen engen Verbündeten gibt.“
Fjölnir lächelte. „Ich werde Sie zu absolutem Stillschweigen verdonnern müssen, Mr. President, sonst feuert mich mein Chefredakteur. Das wäre schade. Wo ihm meine Artikel doch so prächtige Verkaufszahlen garantieren.“
„Dann wird er Sie schon nicht feuern.“
„Geben Sie mir fünf Minuten Ihrer wertvollen Zeit, dann erzähle ich Ihnen, was meine Leser und die amerikanische Öffentlichkeit erst nach und nach durch meine Artikel erfahren werden“, bat Fjölnir.
Der Präsident nickte und hörte dann zu.
Da er zu dem Gehörten eine Menge Fragen hatte, wurden mehr als fünf Minuten daraus.
Ort: Psyche, Sonderbereich Mürwik, jetzt
„In fünf Minuten können die US-Truppen hier sein und du bist immer noch nicht umgezogen. Ich dachte, Schauspieler beherrschen so etwas im Schlaf“, maulte Heinrich Ether.
„Wozu soll ich mich umziehen?“ Luitpold Ether saß auf einem schmuddeligen Metallbett und sah aus dem Fenster.
„Damit dein Aussehen zu deiner Rolle passt. Wir sind Kradmelder. Die bekannten Zwillingsbrüder Edeler aus Bayern. Und wir setzen uns nach Süden in unsere Heimat ab. Nimmt uns jemand gefangen, bleiben wir bei der Geschichte“, versuchte der Reichsführer SS seinen Bruder aufzumuntern.
„Bei der Geschichte können wir schon deshalb nicht bleiben, weil sie ausgemachte Scheiße ist. Unsere Gesichter kennt jeder. Ich bin ein berühmter Schauspieler, der sogar Angebote aus Hollywood bekam. Und du bist die größte Nazi-Oberbonze, die noch lebt.“
„Und die weiterleben will. Hast du keine Lust dazu?“
„Schon, aber nicht so. Was soll mir schon passieren? Ich habe nichts gemacht. Nur Filme gedreht.“
„Und ich habe auch nichts gemacht. Nur eine riesige Behörde geleitet. Und das sogar sehr gut. Mit deutscher Effizienz und Gründlichkeit. Trotzdem sind die Amerikaner so blöd und wollen mich vor Gericht stellen. Ich hatte denen mehr Realitätssinn zugetraut.“
„So viel, dass sie dich mit dem Aufbau eines neuen Deutschlands beauftragen? Warum sollten sie?“
„Weil ich der Beste dafür bin. Ich dachte, die hätten ein Händchen für eine gute Personalpolitik. Mit mir wäre ein Sieg des Westens über den Bolschewismus eine sichere Sache.“
„Im Moment vertragen sie sich doch mit den Russen. So gut, dass die Alliierten dich sogar über den Rundfunk suchen lassen. Ich bin mir sicher, das machen sie nur, um dich nicht zu verlieren. Vielleicht nehmen sie dich ja in Schutzhaft“, spottete Luitpold Ether.
„Die werden schon noch merken, wie gut ich bin. Der Krieg ist noch lange nicht zu Ende. Die SS hat noch ein paar Asse im Ärmel und ich wäre gern so lange frei, dass ich noch erleben kann, wie sie stechen“, gab sich Heinrich Ether geheimnisvoll.
Nun sah Luitpold nicht mehr aus dem Fenster, sondern seinen Bruder an. „Meinst du nicht, der Krieg war lang genug? Ihr beherrscht nur noch ein paar Quadratkilometer deutschen Bodens und glaubt, ihn noch zu gewinnen?“
„Zumindest können wir die Alliierten zu Zugeständnissen zwingen, die unser Überleben sichern werden. Max Friedrich ist das auch gelungen. Ich habe das Gleiche vor.“
Luitpold gab nach. Wie immer. Zum letzten Mal, hoffte er. Er sollte nie erfahren,