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Auswahlband Schicksalsroman 8 Romane in einem Buch September 2018. Cedric BalmoreЧитать онлайн книгу.

Auswahlband Schicksalsroman 8 Romane in einem Buch September 2018 - Cedric Balmore


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Gefühl, dass Winter noch etwas sagen wollte, es aber unterließ. Und er selbst ahnte etwas von dem, was Winter dachte. Aber er mochte keine weitere Frage dazu stellen. Er erhob sich und fragte:

      „Das ist es jetzt, oder?“

      „Noch eine Kleinigkeit“, sagte Winter. „Die hat jetzt nichts mit der ausgeschriebenen Stelle zu tun. Es geht um die Patientin Bettinger. Das ist dieser Fall von Enteritis colitis.“

      „Aber was soll da sein? Sie ist auf dem Wege der Besserung.“

      „Ich weiß. Aber da gibt es noch ein Problem. Die Familie. Der Schwiegersohn ist bei mir gewesen. Die möchten die Frau loswerden, weil sie ihnen die Ehe zerstört, wie er sagte. Aber sie wissen nicht, wie sie es ihr beibringen sollen. Auf der anderen Seite glaubt der Schwiegersohn, und da liegt er meines Erachtens gar nicht so verkehrt, dass dieser ständige Zank mit ihr auch seine Auswirkungen auf unsere Patientin selbst gehabt hat. Und er bildet sich ein, das ganze Leiden käme von diesem ständigen Krach.“

      „Was ich nicht ausschließen kann. Es scheint bei dieser Frau ohnehin nervlich bedingt zu sein. Sie war völlig am Ende, als sie zu uns kam, Herr Chefarzt.“

      Winter nickte. „Ja, so sehe ich es auch. Aber mit achtundfünfzig Jahren kann man die Frau nicht in ein Altersheim tun. Und das wird sie auch nicht wollen. Sie hat immer geschuftet und gearbeitet. Nur ist das eben keine Sache für uns. Das Problem sollte vielleicht die Familie selbst lösen. Ich hatte aber den Eindruck, dass sie dazu nicht imstande ist. Haben Sie da eine Idee? Sprechen Sie mal mit dieser Frau. Sie darf natürlich nicht erfahren, dass ihr Schwiegersohn mit mir gesprochen hat.“

      „Heute Nachmittag könnte ich dazu kommen“, sagte Graf. „Ich werde mit ihr reden.“

      „Hören Sie, Herr Graf“, meinte Winter, „ich bin nämlich der Überzeugung, dass es tatsächlich so ist, wie auch der Schwiegersohn vermutet. Die Frau reibt sich auf. Und zwar seelisch noch mehr als körperlich. Andererseits geht es auch noch in der Ehe dieses jungen Mannes drunter und drüber. Das ist eben das alte Schwiegermutter-Schwiegersohn-Problem, über das es ja schon Tausende von Witzen gibt.“

      „In Ordnung, Herr Professor“, sagte Graf, „ich werde mit ihr reden. Und was meine zukünftige Sprechstundenhilfe angeht ... Sie sagten, sie käme nächsten Monat.“

      „Ich bin nicht ganz genau im Bilde, aber ich glaube, das es so ist. Jedenfalls werden Sie froh sein, Hilfe zu bekommen.“

      „Und ob“, bestätigte Graf. Dann verabschiedete er sich und ging. Auf dem Weg zur Inneren Abteilung sah er im Geist das Porträtbild der jungen, blonden Frau vor sich, auf die sich Winter und er geeinigt hatten. Er war gespannt, wenn sie sich vorstellen sollte, ob sie so war, wie er sich das einbildete.

      Ach was, dachte er, schon wieder solche abirrenden Gedanken! Frauen sind für mich Gift. Die Zeit mit Linda war schlimm genug. Keine Frau mehr. Höchstens um mein Bedürfnis zu stillen und nicht mehr. Aber eine Ehe, eine Verbindung mit einer Frau kommt nicht mehr in Frage. Das habe ich mir geschworen, und das halte ich durch.

      Als er im Stationszimmer der Inneren Abteilung vorbeikam, sah er drinnen Schwester Christa und Schwester Heidi. Beide waren zwischen dreiundzwanzig und fünfundzwanzig Jahre alt. Schwester Heidi brünett und zierlich; Schwester Christa groß und blond, vollbusig und mit einer Neigung, später einmal an Gewicht kräftig zuzulegen.

      Es war ihm nicht entgangen, dass beide ihm regelrecht nachstellten und mitunter Gelegenheiten schufen, die er allerdings noch nie wahrgenommen hatte. In dieser Beziehung war Schwester Heidi, die zierliche Brünette, noch hemmungsloser als ihre Freundin Christa. Am liebsten hätten sie ihn wohl alle beide gehabt. Aber er hütete sich tunlichst, auf ihre Wünsche einzugehen. Schon deshalb, weil er mit ihnen in der gleichen Abteilung zusammenarbeitete. Und überdies fürchtete er, dass sich bei der einen oder anderen etwas ergeben könnte. Denn sie gefielen ihm. Besonders Schwester Heidi. Aber er verbannte sie mit aller Kraft aus seinen Gedanken, wenn es nur ging.

      Was er inzwischen nicht schaffte, war die Verdrängung dieses Porträtfotos. Immer wieder sah er es vor Augen. Schließlich wurde er richtig wütend auf sich selbst und fragte sich, ob es richtig war, gerade diese Frau hierherkommen zu lassen, wenn sie schon vom Foto etwas ausstrahlte, was ihn in äußerste Unruhe versetzte.

      „Darüber muss ich noch nachdenken“, murmelte er, als er im Arztzimmer angelangt war und dort am Schreibtisch seine Unterlagen vorfand, mit denen er vorhin nicht fertig geworden war, weil ihn Professor Winter rufen ließ.

      Er vertiefte sich in seine Arbeit, und es gelang ihm, das Porträt zu vergessen. Dann wurde er zu einer Patientin gerufen. Und als er wiederkam, fuhr er mit seiner Arbeit fort. Er kam nicht sehr weit, da schellte das Telefon. Es war die Zentrale.

      „Herr Doktor Graf, da ist ein Anruf von Frau Hüttner. Wollen Sie mit ihr sprechen?“

      Linda!, dachte er entsetzt. Schon wieder. Sie hat erst vorgestern angerufen. Am liebsten hätte er gesagt, man solle ihr mitteilen, er sei nicht da. Aber schließlich dachte er, dass dies keine Lösung sei und sagte: „In Ordnung. Stellen Sie durch!“

      Kurz darauf hörte er Lindas Stimme. Es elektrisierte ihn jedes Mal. Nach der Scheidung hatte er gehofft, nie mehr mit ihr Kontakt zu haben. Es gab im Grunde nichts mehr, was ihn an sie band. Kinder waren aus dieser Ehe nicht hervorgegangen. Aber Linda meldete sich immer wieder. Er versuchte höflich zu sein, nicht abweisend, aber doch von einer Kühle, die ihr zeigen sollte, dass er mit ihr abgeschlossen hatte.

      „Willi, ich muss unbedingt mit dir reden ...“

      „Wann hörst du damit auf, mich Willi zu nennen. Ich heiße Wieland.“

      „Ich habe immer zu dir Willi gesagt“, hörte er sie mit aufreizend spöttischer Stimme sagen. „Es ist schwer für mich, mir das wieder abzugewöhnen. Und außerdem, was willst du denn? Ein schöner Mann wie du ...“

      „Was möchtest du, sag es, und dann ist es erledigt! Oder willst du, dass ich einfach auflege?“

      „Nun sei doch nicht so! Ich komme in den nächsten Tagen nach München. Habe da zu tun. Ich würde dich gerne besuchen.“

      „Gibt es einen zwingenden Grund dafür?“, fragte er kalt.

      „Was ist nur mit dir los? Wir können doch mal zusammen essen gehen. Schließlich sind wir elf Jahre miteinander verheiratet gewesen. Oder bedeutet dir das gar nichts mehr?“

      Er schwieg. Was soll ich ihr sagen, dachte er? Ihr etwas vorlügen? Oder sie damit herausfordern, dass ich sage, wie froh ich bin, diese Ehe, diese Hölle hinter mir zu haben? Was einmal wie eine gewaltige Liebe schien, war in Hass und Wut gestorben. Nein, es gelüstet mich überhaupt nicht danach, sie wiederzusehen. Bis jetzt konnte ich es vermeiden. Und jetzt kommt sie mir auch noch nach München nach.

      „Es tut mir sehr leid“, sagte er, „aber ich habe sehr viel zu tun. Und vor allen Dingen in der nächsten Zeit. Kaum Gelegenheit, mir frei zu nehmen. Im Übrigen arbeite ich an einer bestimmten Sache. Aber das hat dich ja früher nicht interessiert, wird dich vermutlich auch jetzt nicht interessieren.“

      „Aber Willi, warum denn so böse? Ich habe dir doch, weiß Gott, nichts getan.“

      Er verzichtete abermals auf eine Antwort. Nichts getan, dachte er? War diese Verbindung mit Holzmann denn gar nichts? Schließlich ist sie meine Frau gewesen. Aber warum will ich ihr das anhängen? Im Grunde bin ich froh gewesen, dass sie sich an Holzmann gehängt hat. Sollte das mit ihm vorbei sein?

      „Was ist nur? Warum antwortest du mir nicht?“, hörte er sie sagen.

      „Wir hatten eine Vereinbarung, Linda. Wir haben vereinbart, dass die Sache vorbei ist. Und jetzt rufst du hier dauernd an.“

      „Du bist gut! Dauernd? Wie du das sagst! Ich habe dich insgesamt zwei- oder dreimal angerufen.“

      „Fünfmal hast du angerufen. Und das waren genau fünfmal zu viel.“

      „Ich hatte geglaubt, wir sind wenigstens noch gute Freunde.“

      „Gute


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