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Usus Belli. Thorsten KleinЧитать онлайн книгу.

Usus Belli - Thorsten Klein


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Gegner, den Japan angreifen kann. Die Vereinigten Staaten. Damit wird aus diesem kleinen asiatischen Grenzkonflikt irgendwann ein Weltkrieg. Die Sowjetunion wird den aber nicht gegen Japan führen müssen. Das haben wir gerade verhindert.“

      „Was Sie da erzählen, mein lieber Oberst, ist durchaus plausibel. Sie vergessen dabei aber eines: Unser Woschd3 möchte keinen Krieg, er möchte Frieden, um unser Land weiter aufbauen zu können. Außerdem, wer soll uns angreifen?“

      3 russ. Führer, so ließ sich Wissarew immer ansprechen

      „Deutschland“, antwortete Wihtania schlicht.

      „Deutschland?“, fragte der General verblüfft, um dann lauthals loszulachen. „Wir haben gültige Verträge mit Deutschland und unsere Länder sind befreundet.“

      „Euer Woschd hat Appetit auf das neu geschaffene Polen. Deutschland ebenfalls. Euer Führer möchte seine Außengrenzen weit weg von seiner Hauptstadt haben. Der neue deutsche Führer möchte gern die deutsche Hauptstadt als Welthauptstadt sehen. Unter solchen Umständen sind Staaten nicht sehr lange befreundet.“

      „Woher kennen Sie die strategischen Überlegungen des sowjetischen Oberkommandos?“, fragte der General misstrauisch.

      Wihtania lächelte nur. „Man muss nur einen Blick auf die Karte Europas werfen, dann sind die strategischen Überlegungen des sowjetischen Oberkommandos offensichtlich.“

      „Sollte es zu einem sowjetisch-deutschen Krieg kommen, hoffe ich, dass Sie dabei kein höheres Kommando erhalten, Herr Oberst“, knurrte der General.

      „Keine Angst, ich bleibe in Russland. Meine Brüder konnten mich überreden, Ihnen in diesem Land zu helfen. Ich wollte erst nicht. Aber ich habe bald gemerkt, wie nötig Sie, Genosse General, meine Hilfe haben.“

      Der schritt stumm weiter. Nach einer Weile sah er auf. „Die Deutschen wollen uns angreifen?“

      „Ich habe jenes Buch des neuen Reichskanzlers gelesen, indem er seine Ziele ganz offen darlegt. Wie würden Sie die Redewendung interpretieren, den Deutschen neuen Lebensraum im Osten zu verschaffen?“

      „Ich werde mit dem Genossen Wissarew ein ernstes Wörtchen über unsere geplante Außenpolitik wechseln müssen“, knurrte der General, nachdem er eine Weile überlegt hatte.

      Mehr wollte Wihtania nicht.

      Ort: Psyche, Berlin, Wilhelmstraße 77

      „Ich will doch nur auch mit dabei sein“, wiederholte il caskar bockig seine Forderung.

      Der Staatssekretär war immer noch geduldig. „Ich habe Ihnen bereits mitgeteilt, dass es unmöglich ist. Und ich muss weiterhin darauf bestehen. Es sind nur die Kommandeure der Truppenteile eingeladen. Außerdem der Kriegs- und der Außenminister und der Herr Reichsmarschall. Die Aufgabe der Adjutanten ist es, hier draußen geduldig zu warten.“

      „Aber da drinnen werden Fragen von weltpolitischer Bedeutung erörtert. Verstehen Sie? Ich muss dabei sein.“

      „Fragen von weltpolitischer Bedeutung? Es geht nur um die Zuteilung von Stahl an die Marine. Allerdings bereden die Herren dieses Thema sehr ausführlich, will mir scheinen“, fügte der Staatssekretär hinzu, während er seine Uhr aus der Westentasche zog und einen besorgten Blick darauf warf. Als er aufsah, war der renitente Oberst verschwunden.

      Ort: Psyche, Dai Nippon, Tokio

      „Ist er verschwunden?“, fragte Ozaki Hotsumi.

      Richard Sabota war sich sicher, sie wurden bei Ihrer Spionagetätigkeit von keinem Agenten der Gegenspionage beobachtet. Seine Inneren Sinne signalisierten keine Gefahr, während sein Begleiter in jeder harmlosen Person einen Agenten der Geheimpolizei Tokubetsu Kōtō Keisatsu vermutete.

      Sabota sah seinen Freund lächelnd an. „Er ist schon lange verschwunden. Du musst keine Angst vor ihm haben. Er war harmlos. Außerdem werden Spione nur selten erwischt. So wichtige wie uns erwischt man erst, wenn unsere Zeit gekommen ist.“

      „Wenn unsere Zeit gekommen ist? Wollen Sie mich veralbern oder erschrecken?“

      „Weder noch. Wir werden durch unser Spionieren den Krieg so beenden, wie wir es uns erhoffen. Außerdem werden wir dadurch weltberühmt. Dafür und für das schöne Abenteuer lohnt es sich doch, zu sterben. Oder?“

      „Ihren Humor in allen Ehren, aufregend ist es schon.“

      „Was verlangst du dann mehr? Befriedigt dich deine journalistische Arbeit?“

      „Sie ist ein Broterwerb, mehr nicht. Wie Sie wissen, wäre ich lieber Dichter. Aber davon kann man nicht leben.“

      „Und man wird nur manchmal berühmt. Erinnere dich immer an das Versprechen, das ich dir gab.“

      „Nachdem Sie die Zukunft meines Landes in den schwärzesten Farben malten? Jeden Tag und jede Nacht denke ich daran. Ich kann kaum noch schlafen.“

      „Diese Aufregung gibt sich. Beim Spionieren ist Routine viel gefährlicher als Aufregung. Wir werden die abfotografierten Unterlagen nun einem Kurier übergeben, der dafür sorgt, dass sie in Moskau von den richtigen Leuten gelesen werden.“

      „Kenne ich den Kurier?“

      „Neugierde ist für Journalisten nützlich. Spione wissen nur, was sie für ihre Arbeit wissen müssen. Du kennst mich, das muss reichen.“

      Ort: Psyche, Berlin, Prinz Albrecht Straße

      „Das muss mir reichen?“, brüllte der Reichsmarschall wütend.

      Heinrich Ether beobachtete interessiert, wie sich dessen Gesichtsfarbe veränderte. Ob der wohl platzt, wenn er sich weiter so aufplustert, fragte er sich mit einem inneren Grinsen. Nach außen hin zeigte sein Gesicht keine Emotionen. Nur jene Kälte und Entschlossenheit, die er sich bei seinem ehemaligen Kampftrainer il caskar abgeschaut hatte.

      „Der Führer hatte die Freundlichkeit, sämtliche Polizeiverbände meiner Person zu unterstellen. Auch die preußischen. Haben Sie nicht die Aufgabe, eine schlagkräftige Luftwaffe aufzubauen, Herr Reichsmarschall? Ich bin mir sicher, diese Aufgabe liegt Ihnen mehr, als langweilige Polizeiarbeit.“

      „Was mir mehr liegt, weiß ich selbst wohl am besten“, brüllte der Reichsmarschall zwar immer noch, aber die zurückgehende Rötung seines Gesichtes zeigte, dass er sich wieder beruhigte.

      Schade, dachte Ether, er hätte platzen sollen. Damit wären interessante Posten frei geworden, auf denen des Reichsmarschalls dicker Arsch immer noch saß. Man würde sehen. Vielleicht später.

      „Sehen Sie es doch positiv. Eine zentralisierte Polizei hat die Bürger viel besser im Griff, als die föderale der alten Republik. Wir bereiten den Krieg vor. Die Bürger jedoch wollen Frieden, Wohlleben und dicke Bäuche (wobei Ether den dicken Bauch des Reichsmarschalls so geflissentlich übersah, dass dem das auffallen musste). Wir müssen also mit einer defätistischen Stimmung in der Bevölkerung rechnen, wenn wir den Krieg beginnen.“

      „Daran arbeiten wir gerade“, begann der Reichsmarschall zu prahlen. „Der Reichspropagandaminister hat einige Filme in Auftrag gegeben.“

      „Filme? Schön“, unterbrach ihn Ether kalt. „Wir haben uns um die Gewerkschaften gekümmert und um die Genossen von der SPD. Die anderen Parteien werden nicht so zicken und sich selbst auflösen.“

      „Sie haben sich um die Gewerkschaft gekümmert?“, fragte der Reichsmarschall, dem es gar nicht gefallen hatte, so grob unterbrochen zu werden.

      „Bereits während der Machtergreifung. Wissen Sie nicht, dass die Proletarier den Generalstreik planten, sollte unser Führer Reichskanzler werden?“

      „Dazu ist es ja nicht gekommen“, warf der Reichsmarschall ein.

      „Weil wir vorgesorgt haben“, unterbrach ihn Ether wieder. „Mit einer freundlichen Einladung der wichtigsten Arbeiterführer in dieses Gebäude. Hier haben wir ihnen sehr handfest erklärt, was mit ihnen und ihren Familien geschieht, wenn es zum Generalstreik


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