Ace in Space. Judith C. VogtЧитать онлайн книгу.
bin selbst Pilot!«, stieß er hervor und musterte sie wütend, wie sie da – hoffentlich äußerlich gelassen – im Schneidersitz auf ihrem Stuhl saß.
»Ja, dann siehst du ja, was Geld ausmacht«, erwiderte Danai und wusste nun wirklich nicht, inwiefern sein Argument ein Gegenargument sein sollte.
»Schluss jetzt, Kinder. Ich bin die President. Du hast deine Accounts gelöscht. Die wir brauchen, Schätzchen. Kian stellt sie wieder her, und dann pushen wir sie noch ein bisschen mit NetCoins nach oben. Und es gibt keine Widerrede, weil du Angst um deine Anonymität hast. Die ist im Moment gut für dich, die ganze Jockeywelt rätselt schon, wer du bist, dieses mysteriöse Supertalent, das drei Abschüsse in einem Run hingekriegt hat!« Danai wollte widersprechen, aber Marlene hatte sich den letzten Rest gutmütiger Mütterlichkeit aus dem Gesicht gefegt. »Kian, leg los. Gib ihm Zugriff auf dein Tablet, oder du bleibst am Boden, Princess, Abschüsse hin oder her.«
»Soll mir das Angst machen?«
»Du kannst nicht zu mir kommen, irgendwelche Gefallen einfordern und keine Gegenleistung erbringen.«
»Ich habe drei Konzernn00bs a–… runtergeknallt!«
»Aber das ist lange nicht alles, was ich von dir erwarte. Wenn du nicht anfängst, so zu ticken wie die anderen Devils, dann fliegst du, und zwar ohne Jäger. Wenn du Schiss hast, dass irgendjemand sich an deine Fersen heftest, hau die Zwillinge an, die modden deine Slipstream, bis du quasi unkenntlich bist. Die können dir limitierte KIs einbauen, die deine Flugmuster so verändern, dass du safe bist.«
»Ich will einfach nur keine versmashten Social-Media–…« Bevor sie das Wort »Accounts« hervorgebracht hatte, hatte Marlene sich umgedreht und den Raum verlassen. Danai schrie ihr einen wortlosen Laut der Frustration hinterher.
Kian stand näher als vorher.
»Also, ich soll deine Accounts wiederherstellen«, sagte er betont unbeteiligt und sah über ihre Schulter hinweg auf ihr Tablet. »Kann dich natürlich nicht zwingen, Bro.« Der Köter saß auf dem Boden und starrte sie mit leicht rötlich glühenden Augen an. Danai fragte sich, ob Mama ihn hiergelassen hatte, weil sie sie durch seine Augen hindurch beobachten konnte.
Danai entsperrte mit ihrem Daumen das Tablet und fühlte sich auf einmal kindisch und naiv – wie hatte sie denken können, sie könne über ihre eigenen Accounts bestimmen, über das, was sie sendete. Über ihr Leben!
»Yo, mach’s halt«, knurrte sie.
»Ich guck mir auch nicht die Ordner mit dem Schmuddelkram an«, grinste er im Versuch, die Stimmung aufzulockern.
»Ist das eine Anmache? Willst du mich klarmachen, oder was? Das Tablet ist brandneu, ich war sicher nicht dumm genug, da was Persönliches draufzuladen.«
»Okay. Worauf stehst du so? Bin ich dein Beuteschema?«, fragte Kian nachdenklich, während er in den Untiefen von Pixxor nach den Wiederherstellungsoptionen buddelte.
»Willst du mich verarschen?«
»Ich dachte, du willst vielleicht nicht bis in alle Ewigkeit hier in der Bude hängen. No fomo, ich steh zu deiner Verfügung.«
Sie starrte ihn an. Er hob den Blick und starrte zurück, aber die Linien auf Kinn und Stirn bewegten sich ein wenig – gut sichtbar in der mangelhaften Beleuchtung der Kabine –, als wäre er nervös.
»Was?«, fragte Danai.
»Was?«, fragte er zurück und schüttelte dann den Kopf. »Okay, eigentlich bist du nicht mein Typ.«
»Schläfst du lieber mit meiner Mutter, Kian, dear?«
Kian lachte auf und wandte sich wieder dem Tablet zu. Er antwortete aber nicht. Danai gab einen angeekelten Laut von sich.
»Was, nein, ich hab nicht mit deiner Mutter geschlafen! Also, zumindest noch nicht«, sagte er und grinste hinterlistig, als hätte er sie absichtlich so lange zappeln lassen. »Aber ernsthaft: Ich hab nicht mit allen in der Gang geschlafen.«
Er setzte sich in Ermangelung einer zweiten Sitzgelegenheit auf ihren Tisch und sah sie über das Tablet hinweg immer wieder an.
»Lass mich raten: Du erzählst mir gleich, wie du … no-fomo-mäßig eine Nummer mit den Zwillingen geschoben hast, zu der’s auf WhiteHub ein Vid in den Top Ten gibt.«
»Nee.« Er zögerte kurz. »Also, nicht, dass ich die Zwillinge nicht heiß fände, sie sind heiß. Aber erstens … Schwestern, das ist mir ein bisschen zu weird. Und zweitens stehen die Zwillinge nicht auf mich. Eyegle ist eher Yokais Fall. Was Kami heiß findet? Keine Ahnung, sie redet nicht drüber, aus ihr kriegt man selten was raus. Die mysteriöse Kami. Also, mit Eyegle hatte ich mal was, falls du das wissen willst.«
»Hab ich mir gedacht, es gab Fotos auf deinem und xiesem Profil.«
»Angezogene, hoffe ich. Für deine unschuldigen Corp-Augen.«
»Angezogen, aber eindeutig.«
»Weißt du, wir hängen halt in der Gang zusammen rum. Brokrastinieren.« Sie lachte kurz über diese typische Free-Turf-Wortschöpfung, die sie nur aus AnsVee-Shows kannte. »Haben Spaß. Mal so, mal so. Alle, wie sie mögen, weißt du. Gilt auch für dich. Wenn du willst. Nichts hilft vor einem heiklen Flug so sehr wie eine Runde Abschalten. Ist sogar gut fürs Teamwork. Ich sag’s nur. Falls du das auch als Beinahe-Ass mal nötig hast.«
Sie hob die Augenbrauen und schüttelte den Kopf.
»Okay. Muss ja nicht mit mir sein. Purple steht übrigens nur auf Frauen, falls das von Belang ist für dich.«
Danai entknotete ihre Beine und lehnte sich im Stuhl zurück. »Vielleicht«, sagte sie und lächelte kühl. Sein Blick irrte einmal an ihren Körperformen entlang und dann wieder aufs Tablet.
»In meinem alten Job war’s nicht verboten, aber ziemlich schlecht angesehen, wenn innerhalb der Staffel gevögelt wurde. Wenn ein Wingpal wegen irgendeiner Beziehungskiste sauer ist, wirkt sich das mies auf die ganze Staffel aus.«
Kian lachte. »Klar. Weil Corp-Turfler wie du alles viel zu eng sehen. Ist doch bloß ein bisschen Gevögel, warum denkt ihr da direkt dran, dass jemand sauer ist. Vielleicht ist auch jemand so richtig gut drauf, weil sie gerade die Bettgeschichte ihres Lebens erlebt.«
»Wäre vielleicht auch mies für die Konzentration.«
»Für welchen Konzern bist du eigentlich geflogen?«
»Gar nicht«, sagte Danai eisig. »Ich war Controllerin. Rechnungswesen.«
Er starrte sie kurz an, und sie versuchte, mit keiner Wimper zu zucken.
»Du … du hast doch gerade was von Staffel gesagt?«
»Ich habe nicht gesagt, meine Staffel.«
»Du verarschst mich. Du bist eine Jockey! Du hast doch sogar die Reflexmodder!«
»Dann verarsch ich dich wohl.«
»Okay, und sagst du mir, für wen du geflogen bist?«
»Ich war Controllerin«, wiederholte sie eisern. Sie würde diesem Smashwit sicherlich nichts über ihre Vergangenheit erzählen. Wenn er beschloss, das zu NetCoins zu machen, war sie die Gearschte.
»Hundo P, dann eben nicht, Prinzessin.« Er sah auf den Bildschirm herab und lächelte sie dann an. Seine Tattoos waren wirklich irritierend in diesem Halblicht. »So, da sind die Accounts wieder. Vergiss nicht, mein neues Channel-Video zu faven, kay?«
»Hundo … P«, bestätigte sie gedehnt, er gab ihr einen Daumen nach oben und schob sich dann vom Tisch. Kurz stand er fast an ihren Knien.
Sie sah sitzend zu ihm auf. Was jetzt, wollte er es drauf ankommen lassen? Wenn er noch näherkam, würde ihr Knie sich gleich ganz woanders befinden!
»Und wenn du mal nicht im Dunkeln auf deinen Screen starren willst – deine Mit-Daredevils sind für dich da. Muss ja nichts Körperliches sein,