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Dr. Norden (ab 600) Jubiläumsbox 4 – Arztroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.

Dr. Norden (ab 600) Jubiläumsbox 4 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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      Danny starrte in Marikas deutlich von einer Krankheit gezeichnetes Gesicht. Mit plötzlicher Gewissheit wusste er, dass sie dringend ärztliche Hilfe brauchte.

      »Also gut«, seufzte er schließlich. »Ich verrate dich nicht.«

      Doch damit gab sich Marika nicht zufrieden.

      »Schwöre bei allem, was dir lieb und teuer ist. Schwöre bei deiner Frau«, verlangte sie mit einer Energie, die sie selbst nicht mehr für möglich gehalten hätte.

      »Ich habe keine Frau«, widersprach Danny, und sofort zuckte ein spöttisches Lächeln um Marikas schöne Lippen.

      »Dann eine Freundin. Ein schöner Mann wie du ist nicht allein«, erklärte sie mit Bestimmtheit.

      »Eine Freundin habe ich, ja«, murmelte Danny. »Ich liebe sie sehr.«

      »Dann schwöre!«, verlangte Marika noch einmal mit dem Mut der Verzweiflung. Es war ihre einzige Möglichkeit.

      »Ich schwöre!« Schweren Herzens hob Danny drei Finger der rechten Hand. »Und jetzt komm. Ich bin Arzt.« Zum Beweis zeigte er ihr die Arzttasche, die immer griffbereit bei in seinem Kofferraum stand. »Ich bringe dich in meine Wohnung. Dann sehen wir weiter.« Vergessen war die Verabredung mit seinen Eltern. Vergessen war der Polterabend bei den Freunden. Mit Leib und Seele Arzt, konnte Danny im Augenblick nur daran denken, Marika zu retten, und sah erleichtert dabei zu, wie sie seiner Aufforderung nachkam und wieder in den Wagen stieg.

      *

      Bis auf ein paar Stücke Gurke, Karotte und eine einsame Scheibe Tomate war die Rohkostplatte vertilgt, und auch vom selbst gebackenen Brot war nicht mehr viel übrig. Zum krönenden Abschluss ließen sich Dési, ihr Zwillingsbruder Janni und Anneka den Vanillepudding zum Nachtisch schmecken, während Tatjana inzwischen innerlich kochte. Mit verschränkten Armen saß sie neben Fee am Esstisch und gab sich keine Mühe mehr, ihren Ärger zu verbergen.

      »Reg dich nicht auf, Schätzchen«, versuchte Felicitas, die Freundin ihres Sohnes zu trösten. »Du weißt doch: für Männer, die in medizinischen Berufen arbeiten, ist Feierabend ein Fremdwort.«

      Tatjana warf einen düsteren Blick auf die altmodische Standuhr in der Ecke.

      »Aber die Sprechstunde ist längst vorbei.«

      »Es ist sicher ein Notfall dazwischen gekommen«, mutmaßte Fee und hob ihr Glas mit der Weißweinschorle. »Ob du es glaubst oder nicht: Das wird noch öfter auf dich zukommen. Ich hab’s ja vorhin gesagt: Da hilft nur Geduld, Geduld und noch mal Geduld. Und ein paar gute Freundinnen.« Sie hielt Tatjana das Glas hin, um mit ihr anzustoßen.

      Die seufzte und nahm ihren Saft zur Hand.

      »Er könnte ja wenigstens anrufen. Eigentlich müssten wir längst auf dem Polterabend sein.« Sie hatte noch nicht ausgesprochen, als sich ein Schlüssel in der Haustür drehte. Wie von der Tarantel gestochen sprang Tatjana auf und lief in den Flur. Die Enttäuschung stand ihr ins Gesicht geschrieben, als Daniel hereinkam. »Ach, du bist es!«

      »Na, das nenne ich mal eine freundliche Begrüßung«, bemerkte er, müde von der Arbeit und hungrig. »Da fühle ich mich richtig willkommen.«

      »Tut mir leid«, seufzte Tatjana und gab ihm links und rechts einen Kuss auf die Wange. »Besser?« Sie hakte sich bei ihm unter, und Daniel lachte.

      »Viel besser.« Seite an Seite wanderten sie hinüber ins Esszimmer. Inzwischen hatte Fee die kümmerlichen Reste des Abendessens aufgepeppt und hübsch auf einem Teller angerichtet. »Hallo, mein Schatz. Setz dich zu uns!«, forderte sie ihren Mann auf.

      »Wo ist denn Danny?«, erkundigte sich Tatjana, während Daniel seine Frau und die beiden Töchter mit einem Kuss begrüßte und Janni männlich auf die Schulter klopfte. Felix, der zweitälteste Sohn der Familie, war bei einem Freund und würde erst später nach Hause kommen.

      Verwundert drehte sich Daniel zur Freundin seines Sohnes um.

      »Ich dachte, der ist längst hier. Er ist schon lange vor mir aufgebrochen und wollte gleich hierher fahren.«

      »Ich hab ihn noch zum Blumenkaufen geschickt«, erinnerte sich Tatjana an die Nachricht, die sie Danny geschickt hatte. »Hoffentlich ist ihm nichts passiert.«

      »Das hätten wir schon längst erfahren«, beruhigte Daniel die nervöse junge Frau, während Fee sich setzte und sich mit dem Weinglas in der Hand gemütlich zurücklehnte.

      »Neun, zehn, elf …«, zählte sie vielsagend lächelnd auf.

      Daniel gesellte sich zu seiner Frau an den Tisch und dankte Anneka, die ihm fürsorglich ein Glas Weinschorle einschenkte.

      »Wovon sprichst du?« Er sah Fee fragend an.

      »Tatjana und ich haben uns vorhin über frühere Zeiten unterhalten. Sie hat mich gefragt, wie das bei uns so war«, erzählte sie bereitwillig. »Und mir fällt gerade ein, dass du eigentlich kaum einen Abend vor Mitternacht zu Hause warst. Wie oft habe ich auf die Uhr geschaut. Es wurde neun, zehn, elf…«

      »Willst du damit andeuten, dass ich dich vernachlässigt habe?«, fragte Daniel in gespieltem Entsetzen.

      »Niemals«, lachte Fee. Sie prostete ihrem Mann vergnügt zu, und er beugte sich zu ihr, um sie auf den Mund zu küssen. Trotz all der Jahre, die inzwischen vergangen waren, war er immer noch verliebt in diese einzigartige Frau, die sein Leben ergänzte und bereicherte wie kein anderer Mensch.

      Tatjana hatte inzwischen versucht, Danny auf dem Handy zu erreichen. Vergeblich.

      »Gut. Wenn ihr sicher seid, dass ihm nichts zugestoßen ist, dann fahre ich jetzt zu meinen Freunden auf den Polterabend«, entschied sie mit grimmiger Miene und nahm ihre Jacke von der Stuhllehne. »Bestellt eurem Sohn einen schönen Gruß, ich schlafe heute Nacht in meiner Wohnung.« Sie winkte Daniel, Fee und den Kindern und war schon zur Tür hinaus, bevor auch nur einer von ihnen reagieren konnte.

      »Nanu, was ist denn mit Tatjana los?«, fragte Daniel sichtlich verdutzt. »So kenne ich sie ja gar nicht. Sie ist doch sonst immer so gelassen.«

      »Das beweist mal wieder, dass aus jeder Frau eine fleischgewordene Bombendrohung werden kann, wenn sie unzufrieden ist«, bemerkte Fee mitfühlend. Sie wusste genau, was die junge Frau im Augenblick durchmachte, hatte es selbst am eigenen Leib erlebt und oft darunter gelitten. Insgeheim hatte sie sich manchmal sogar über die geduldige Freundin ihres ältesten Sohnes gewundert, die immer über den Dingen zu stehen schien und für alles Verständnis hatte, was Danny entschied. Diese Haltung war zwar nervenschonend, aber nicht sehr produktiv. Vielleicht wurde es wirklich einmal Zeit für ein reinigendes Gewitter zwischen den beiden. Doch diese Meinung behielt sie vorsichtshalber fürs Erste für sich und lächelte nur wissend und schweigend.

      *

      »Nach allem, was du mir erzählt hast, würde ich auf eine Grippe tippen«, erklärte Danny Norden, nachdem er Marika abgehört, untersucht und ausgiebig zu ihren Symptome befragt hatte. Sie lag auf der Couch in seinem Wohnzimmer und sah ihn aus großen, ängstlichen Augen an. »Was allerdings gar nicht ins Bild passt, sind die Übelkeit und die Schmerzen im rechten Oberbauch. Die würden eher zu einer Blinddarmentzündung passen. Allerdings fehlt bei dir der typische Loslassschmerz«, dachte laut mal in die eine, mal in die andere Richtung. Erst eine Blutprobe konnte Aufschluss über die wirkliche Erkrankung der jungen Frau geben. Das wurde ihm langsam klar.

      »So schlecht geht es mir doch gar nicht«, versuchte Marika, ihn zu überzeugen. »Vielleicht muss ich nur was essen.«

      »Essen!« Danny erschrak. An das Naheliegende hatte er nicht gedacht. Er sprang von der Sofakante auf und lief in die Küche, um im Kühlschrank nach etwas Nahrhaftem zu suchen. Da er aber in letzter Zeit viel arbeitete und selten zu Hause aß, fand er nicht viel mehr als kümmerliche Reste. »Ein angebrochenes Glas Oliven, eine halbe Packung Käse, ein trockener Kanten Brot und ein Ei«, präsentierte er die magere Ausbeute so deprimiert, dass Marika trotz ihrer schlechten Verfassung lachen musste.

      »Nicht so schlimm. Wenn ich schlafe,


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