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Sophienlust Paket 3 – Familienroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.

Sophienlust Paket 3 – Familienroman - Patricia Vandenberg


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das Tierheim!«, rief Henrik. »Schau, Pieter, dort ist auch das fünf Meter breite Schild über dem Tor!«

      »Das rote Schild mit der grünen Schrift?«

      »Ja, Pieter. Darauf steht der Name: ›Waldi & Co. Das Heim der glücklichen Tiere‹. Und weißt du auch, weshalb das Tierheim Waldi & Co. heißt?«

      »Nein, Henrik.«

      »Weil der Dackel Waldi, der meiner großen verheirateten Schwester gehört, einmal einem Kind das Leben gerettet hat. Zur Belohnung ist dann das Tierheim nach ihm benannt worden. Auch hat er dann die Dackeline Hexe zur Frau bekommen. Sie haben vier Kinder. Zwei der kleinen Dackel sind an Kinder verschenkt worden. Die beiden, die noch bei meiner Schwester sind, heißen Pucki und Purzel. Und dann gibt es viele andere Tiere im Tierheim. Bären und Affen und …«

      »Auch Löwen?«, fragte Pieter, ihm ins Wort fallend. Seine Augen wurden immer größer vor Staunen.

      »Nein, Löwen nicht. Aber einmal war ein Gepard da. Mein Schwager Hans-Joachim – er ist ein tüchtiger Tierarzt – hat aber auch schon einen Löwen behandelt. Er hat überhaupt keine Angst vor Raubtieren. Er ist sehr mutig«, fügte Henrik stolz hinzu.

      »Und Elefanten? Gibt es die bei euch im Zoo auch?«

      »Du meinst im Tierheim? Nein, Elefanten wären auch viel zu groß. Auch für Giraffen ist kein Platz da. Dafür haben wir aber zwei Esel. Ja, und ein Pony! Das ist nicht viel größer als ein Pudel.«

      »Vati, gibt es denn so etwas?«, fragte Pieter kopfschüttelnd.

      »Wenn Henrik das sagt, wird es wohl stimmen.« Enno fuhr langsam hinter Denises Wagen her und hielt dann dicht hinter ihr.

      Inzwischen hatte Nick durch einen Anruf von Frau Rennert erfahren, dass seine Mutter mit Herrn Cornelius und dessen Sohn sowie mit Henrik auf dem Weg nach Bachenau war. Er und die Kinder hatten daraufhin beschlossen, mit den Filmaufnahmen noch bis zur Ankunft von Pieter und Henrik zu warten.

      Als die beiden Jungen aus dem schnittigen Wagen des Industriellen ausstiegen, umringten die Kinder sie aufgeregt. Pieter konnte kaum fassen, dass alle so lieb zu ihm waren und sich ganz so benahmen, als seien sie schon seit langem mit ihm befreundet.

      Für den kleinen Millionärssohn eröffnete sich an diesem Nachmittag eine völlig neue Welt. Er bekam frische Milch, goldgelbes Gebäck und Äpfel serviert. Zusammen mit Heidi und seinem neuen Freund Henrik saß er selig an einem Tischchen mit einer rotweißkarierten Leinendecke und ließ es sich schmecken.

      Nick bereitete indessen alles für seinen geplanten Film vor. Als Pieter satt war, fasste Heidi ihn bei der Hand und lief mit ihm zum Tierheim hinüber.

      Pieter war so sehr von den Dreharbeiten des netten großen Jungen in Anspruch genommen, dass er keine einzige Träne vergoss, als sein Vati sich von ihm verabschiedete und ihm versprach, am nächsten Wochenende zu Besuch zu kommen.

      Später dann, als Pieter mit der lieben Kinderschwester Regine und den Kindern im Schulbus nach Sophienlust zurückfuhr, war er so müde, dass er die Augen kaum noch offenhalten konnte. Am Abendbrottisch brachte er vor Übermüdung keinen Bissen hinunter.

      Schwester Regine brachte Pieter ins Bett. Damit er an seinem ersten Abend nicht so allein war, ließ sie die Verbindungstür zu Heidis Zimmer offenstehen. Dieses Zimmer lag gleich nebenan.

      »Ich werde Pieter trösten, wenn er weinen sollte«, versprach das kleine Mädchen, als es ebenfalls zu Bett ging.

      »Das ist lieb von dir, Heidi. Gute Nacht, mein Kleines.« Die Kinderschwester knipste das Licht aus.

      Pieter hatte in dieser Nacht einen wunderschönen Traum. Er hatte plötzlich eine sehr liebe Mutti, die niemals schimpfte. Sie sah auch ganz anders aus als seine wirkliche Mutti. Sie hatte dunk­le Haare und lachte sehr lieb. Und Vati sah so glücklich aus wie noch nie. Und dann waren auf einmal alle Kinder von Sophienlust bei ihm und herzten und küssten ihn. Doch plötzlich saß er in einem Waggon der elektrischen Eisenbahn im Spielzimmer. Und der große bunte Papagei mit dem komischen Namen, den er schon wieder vergessen hatte, rief: »Pieter, wir haben dich alle lieb. Und deine Mutti hat große Sehnsucht nach dir. Fahre wieder heim zu ihr!« Daraufhin lenkte Pieter die elektrische Eisenbahn direkt in sein Spielzimmer in der Essener Villa. Der Teddybär hörte zu weinen auf und streckte ihm seine dicken Ärmchen entgegen.

      Pieter fuhr aus dem Traum hoch und tastete gewohnheitsgemäß nach seinem lieben Teddy. Aber er konnte ihn nicht finden. Daraufhin wurde er ganz wach.

      Das Fenster in seinem Zimmer stand offen. Helles Mondlicht flutete herein. Es war so hell, dass Pieter alle Möbel erkennen konnte. Auf einmal wusste er wieder, wo er war. Eine heiße Welle schoß durch seinen Körper und löste einen Tränenstrom aus. Allmählich ging sein Weinen in lautes Schluchzen über. Heidi wachte davon zwar nicht auf, aber dafür hörte Schwester Regine, die in dem Zimmer auf der gegenüberliegenden Seite des Korridors schlief, Pieters Weinen. Sofort eilte sie zu dem Jungen und nahm ihn tröstend in die Arme.

      Wie ein Ertrinkender klammerte sich Pieter an Schwester Regine, als sie mit mütterlicher Zärtlichkeit auf ihn einredete. Sie blieb so lange bei ihm, bis er endlich wieder eingeschlafen war. Ebenso leise, wie sie gekommen war, verließ sie das Zimmer auch wieder.

      *

      So glücklich sich Pieter auch am ersten Tag unter den Kindern gefühlt hatte, er brauchte trotzdem verhältnismäßig lange, bis er seine Scheu und seine entsetzliche Angst vor dem Leben überwunden hatte. Er zuckte immer wieder wie unter einem Schlag zusammen, wenn er das Gefühl hatte irgendetwas nicht richtig zu machen.

      Pünktchen, die sich, wie meist, über jedes Kind so ihre Gedanken machte, sagte eines Tages zu ihrem großen Freund Nick: »Pieter hat bestimmt oft Schläge bekommen. Genauso haben sich die Kinder benommen, die von ihren Eltern misshandelt worden waren. Denk doch an die Stieftochter von Frau Dr. Frey. Filzchen war anfangs genauso verschreckt.«

      »Das ist wahr«, stimmte Nick ihr bei.

      »Und dann die kleine Romy Merlin, die von ihrer Mutter mit der Reitgerte geprügelt wurde. Glaubst du, dass Pieters Mutter auch so gemein ist? Herr Cornelius hat Pieter bestimmt niemals gehauen.«

      »Das glaube ich auch nicht. Es könnte schon sein, dass Frau Cornelius Pieter geschlagen hat. Solche Menschen, die Kinder quälen und misshandeln, müssten ins Fegefeuer kommen«, erklärte Nick.

      »Ja, das wäre eine gerechte Strafe für sie.« Pünktchen sah ihren Freund voller Bewunderung an.

      *

      »Heute treibt sie es wieder ganz schlimm«, stellte Herta Linz fest, die seit mehr als drei Jahren im Haus von Enno Cornelius als Köchin angestellt war. Und drei Jahre lang hatte sie Zeit gehabt, die gnädige Frau kennenzulernen. »Wenn sie diese Woche nicht in ein Sanatorium kommen würde, hielte mich nichts mehr hier zurück«, fügte sie hinzu und sah dabei das Hausmädchen Lotte und den Chauffeur Erwin an.

      »Es war Zeit, dass Herr Cornelius endlich durchgegriffen hat.« Lotte strich sich dick Butter auf die Frühstückssemmel. »Der Junge hat einem leid tun können. Wie oft hat die Gnädige auf ihn eingeschlagen ohne Grund. Pieter ist doch ein so liebes Kind. Ohne ihn ist es sehr einsam im Haus.«

      Erwin äußerte sich nicht. Aber er dachte sich seinen Teil. Wäre er an Herrn Cornelius’ Stelle gewesen, hätte er sich von diesem Weib schon längst scheiden lassen. Nicht einmal der Satan würde es mit der Gnädigen aushalten können. Aber Herr Cornelius war ein echter Gentleman, der jeden Familien­skandal vermied. Dabei hätte er mit seinem Geld jede Frau haben können.

      »Ich bringe ihr jetzt das Frühstück«, erklärte Lotte nach einem bedauernden Blick auf den gedeckten Tisch. »Ich werde drei Kreuze schlagen, wenn sie endlich fort ist.«

      Herta brummte etwas in sich hinein und erhob sich dann, um die silberne Kaffeekanne auf das Tablett zu stellen. »Hoffentlich hat sie heute nichts am Ei auszusetzen. Mal ist es ihr zu weich, dann zu hart, dann zu heiß, dann zu kalt. Sie ist ja nur auf Schikane aus.«

      »Also, meiner Meinung


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