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Sophienlust Paket 3 – Familienroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.

Sophienlust Paket 3 – Familienroman - Patricia Vandenberg


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Dr. Gottschalk im Wohnraum. Er hörte ihre Stimmen, und ein eisiger Schrecken durchzuckte ihn, als er seine Mami fragen hörte: »Wie viel Zeit wird dem Käpt’n noch bleiben, Harald?«

      Sie waren dazu übergegangen, sich beim Vornamen zu nennen, wie gute Freunde es taten.

      »Es kann sehr rasch gehen«, erwiderte Harald Gottschalk. »Er macht sich keine Illusionen darüber. Er hat alles geregelt.«

      Henrik zitterte. Obgleich die Worte nicht so klar waren, begriff er sie doch.

      Er schlich wieder in die Küche. Mintje saß jetzt am Tisch und sah in das Heft, in dem Henrik geschrieben hatte.

      »Schön kannst du schreiben«, sagte sie.

      »Dodo kann auch schön schreiben«, flüsterte Henrik. »Mintje, wie alt ist der Käpt’n eigentlich?«

      »So gute siebzig wird er schon auf dem Rücken haben«, erwiderte sie. »Vielleicht noch mehr. Der Krischan geht auf die achtzig zu.«

      »Und er fährt noch immer zum Fischen«, sagte Henrik nachdenklich.

      »Wer rastet, der rostet«, meinte Mintje.

      »Wer kümmert sich denn um Dodo, wenn der Käpt’n krank wird?«, fragte Henrik leise.

      »Wir sind auch noch da, Jungchen«, erwiderte Mintje.

      »Onkel Werner hat gesagt, dass man mit den Leuten hier nur langsam Freund wird, aber bei uns war das nicht so, nicht wahr, Mintje? Wir sind ganz schnell Freunde geworden.«

      »Ja, mein Jungchen, und wir werden euch sehr vermissen.«

      »Wir werden Sie sehr vermissen«, sagte auch Harald Gottschalk zu Denise. »Es tut gut, wenn man über die Dinge sprechen kann, die in der Welt vor sich gehen.«

      »Vermissen Sie diese Welt nicht doch, Harald?«, fragte sie.

      »Ich will nicht darüber nachdenken. Damals, als ich hierher ging, wollte ich nichts mehr davon wissen. Ich war enttäuscht und verbittert.«

      »Von den Menschen überhaupt oder von einer Frau?«, fragte sie jetzt leise.

      »Es ist lange vorbei«, erwiderte er ausweichend. »Aber solange es Frauen wie Sie gibt, sollte man versöhnlich gestimmt sein.«

      »Ich bin doch eine von vielen«, sagte Denise verlegen.

      »Das sind Sie ganz gewiss nicht«, erwiderte er voll Wärme. »Es war ein schöner Sommer, Denise.«

      Auch er redete schon so, als wäre der Sommer nun vorbei, und als sie dann am anderen Morgen nach Bremen fuhren, hatte es den Anschein, als wolle das Wetter es bestätigen. Es blies ein kühler Wind, und der Himmel war wolkenverhangen.

      Sehnsüchtig blickte Henrik noch einmal über die Marschen zum Haus des Käpt’n. Insgeheim hatte er wohl gehofft, dass Dodo und Hannibal noch einmal kommen würden, aber sie ließen sich nicht blicken.

      Dodo stand am Fernrohr. »Jetzt fahren sie, Großväterchen«, sagte sie mit tränenerstickter Stimme.

      »Du wirst sie wiedersehen, mein Liebling«, sagte er. Er zog sie zu sich aufs Knie und bettete ihren Kopf an seine Brust, in dem sein müdes Herz schmerzhaft pochte. »Du wirst sie bestimmt wiedersehen – bald«, wiederholte er.

      *

      In Frankfurt am Flughafen warteten Alexander und Nick schon ungeduldig. Wenig später konnten sie Denise und Henrik in die Arme schließen. Bei Henrik war das nicht so einfach, denn er trug seine Kogge vor sich her und achtete sehr darauf, dass daran nichts beschädigt wurde.

      Nick war voll Bewunderung. »Die ist ja toll«, staunte er.

      »Die ist nicht toll, sie ist ein Kunstwerk«, erklärte Henrik. »Der Käpt’n hat sie selbst gebaut.«

      »Da musst du aber einen Stein bei ihm im Brett gehabt haben«, meinte Nick.

      In Henriks Augen blinkten Tränen. Nick sah ihn verwundert an. »Du scheinst dich gar nicht zu freuen«, sagte er beleidigt. »Du kommst doch wieder nach Hause.«

      »Es war ein schöner Sommer mit Dodo und Hannibal«, sagte Henrik.

      »Es ist noch lange Sommer«, sagte Nick. »Bei uns fängt er jetzt erst richtig an. Bis jetzt war richtiges Mistwetter.«

      »Bei uns war es immer schön. Jeden Tag schien die Sonne.«

      »Ich denke, dass mal mächtiger Sturm war«, meinte Nick.

      »Der war schnell vorbei, aber heute Morgen war es trüb und windig. Hoffentlich kommt nicht wieder Sturm.« Seine Gedanken waren noch immer in dem Fischerdorf an der Küste. »Kann man eigentlich durch das ganze Meer schwimmen, Nick?«

      Nick sah ihn betroffen an. »Das schafft doch keiner«, sagte er.

      »Auch nicht mit Schwimmweste und Rettungsring? Wie lange würde das wohl dauern? Ich meine nur so. Was würdest du wohl sagen, wie lange man braucht?«

      Er begriff nicht, was Henriks Frage bedeuten sollte.

      »Vielleicht segeln sie um die Erde«, sagte Henrik nachdenklich.

      »Wovon redest du überhaupt?«, fragte Nick nun bestürzt.

      »Von Dodos Eltern«, erwiderte Henrik.

      Nick wollte die offenen Fragen lieber seiner Mutter stellen. Nun spürte er, dass mehr hinter ihnen steckte.

      *

      Nun war zwar ein gesunder Henrik nach Sophienlust zurückgekehrt, dafür jedoch ein sehr stiller. Wenn die anderen Kinder herumtollten, stand er oft da und ließ seinen Blick in die Ferne schweifen. Manches Mal ertappte ihn Denise, wie er die Muscheln an seine Ohren hielt, um das Rauschen des Meeres zu hören, das in ihnen gefangen sein sollte. Aber sie wusste sehr gut, dass er weniger an das Meer dachte als an Dodo.

      Er hatte ihr gleich eine Karte geschrieben, und das wollte etwas heißen, denn Henrik war freiwillig nicht gern bereit, etwas zu schreiben.

      Heimlich und mit Rührung las Denise die fein säuberlich gemalten Buchstaben: »Ich denke immer an dich und Hannibal, und wie geht es dem Käpt’n?«

      Die Kogge hatte einen Ehrenplatz in seinem Zimmer bekommen. Niemand durfte sie berühren. Er nahm sie auch nicht mit nach Sophienlust, worüber sich vor allem Nick wunderte.

      Es kam auch bald eine Karte von Dodo. Eine Ansicht von des Käpt’ns Haus war darauf und nur die paar Worte ›Deine Dodo und Hannibal‹, aber sie hatte es selbst geschrieben und wenn Denise bedachte, wie mühsam ihre kleinen Finger diese sauberen Buchstaben zusammenbrachten, traten ihr Tränen in die Augen. Von Dr. Gottschalk hatte sie schon die Nachricht bekommen, dass Wilm Brodersens Zustand sich zusehends verschlechterte, und es schien so, als verließe ihn nun, da er eine Zuflucht für seine Dodo gefunden hatte, die Kraft. Doch darüber sprach sie mit Henrik nicht.

      Doch dann kam der Tag, an dem das Telegramm eintraf mit der traurigen Botschaft, dass Wilm Brodersen seine Augen für immer geschlossen hatte. Denise weinte.

      »Warum weinst du, Mami?«, fragte er bebend.

      Sie legte den Arm um ihn. »Der Käpt’n ist gestorben, Henrik.«

      Ganz blass wurde sein Gesicht. »Und Dodo, was ist mit Dodo?«, schluchzte er.

      »Sie wird jetzt zu uns kommen«, sagte Denise. »Dr. Gottschalk wird sie bringen.«

      »Hannibal auch?«

      »Ja, Hannibal auch.«

      »Und sie wird immer bei uns bleiben, wie eine kleine Schwester, Mami?«

      Denise nickte.

      Dodo saß bei Mintje in der Küche, während Dr. Gottschalk den Kollegen, der ihn vertreten sollte, in seine Pflichten einwies.

      »Ich gehe gern zu Tante Isi und Henrik«, sagte sie leise, »aber wird mein Muttichen mich finden, Mintje?«

      Mintje schluckte schwer. Sie wusste nicht,


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