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Sophienlust Paket 3 – Familienroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.

Sophienlust Paket 3 – Familienroman - Patricia Vandenberg


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was auf dich zukommt. Er dachte nicht an rechtliche Dinge. Er wusste ganz genau, dass Julia nicht ruhen würde, dieses Kind für immer zu sich zu nehmen, und eine leise Hoffnung keimte in ihm, dass er dann auch zu ihnen gehören würde.

      Als Sophienlust vor ihnen lag, verstummte Dodo. Mit großen staunenden Augen betrachtete sie den herrlichen Besitz.

      »Das ist ja wie ein Schloss«, sagte sie ehrfürchtig. »Ist das auch bestimmt Sophienlust?«

      Harald sah sie forschend an. Sie war so tief beeindruckt, dass er überlegen musste, ob sie sich nicht doch durch diese Umgebung ablenken ließ und das Zusammensein mit anderen Kindern alle anderen Sehnsüchte mit der Zeit zum Schweigen bringen würde.

      Nun waren sie da, und Henrik kam angelaufen. »Dodo, endlich« rief er laut, und vielleicht hatte er sich ihre Freude gewaltiger vorgestellt, denn er schaute ziemlich enttäuscht drein, besonders deshalb, weil Hannibal sich gar nicht aus dem Wagen bequemen wollte. Ihm war das zu viel. Dauernd sollte er sich an einen anderen Platz gewöhnen. Vorwurfsvoll sah er Dodo an, als diese ihn aufforderte, endlich herauszukommen.

      »Er kennt mich gar nicht mehr«, sagte Henrik gekränkt.

      »Er wollte wohl lieber auch bei Muttichen bleiben«, sagte Dodo leise, und Denise, die es hörte, sah Harald fragend an.

      Sie schloss das Kind in die Arme. »Nun bist du endlich da, mein Kleines«, sagte Denise liebevoll. »Es war wohl eine aufregende Reise.«

      Mit verklärten Augen blickte Dodo zu ihr empor. »Ich habe meine Mutti wiedergefunden«, sagte sie.

      Henrik sah sie fassungslos an.

      *

      Gelassen, wie selten ein Kind, ging Dodo an Henriks Seite durch die Räume von Sophienlust. Sie fand alles sehr schön, aber es war ihr doch deutlich anzumerken, dass sie sich nur als Besuch fühlte und Sophienlust nicht als ihre Heimat betrachten wollte, so, wie es Wilm Brodersens Wille gewesen war.

      Denise musste an den letzten Willen des alten Mannes denken, als Harald ihr alles im einzelnen erzählte. Sie, die nicht unmittelbar in dieses Geschehen verstrickt war, betrachtete es mit Abstand.

      »Ich weiß, wie sehr man von dem Schicksal eines Kindes angerührt werden kann«, bemerkte sie. »Aber wie Sie sagen, Harald, ist Julia Pahlen eine junge Frau mit beruflichen Ambitionen. Es muss sich erst mit der Zeit herausstellen, wie tief sie wirklich von dieser Begegnung mit Dodo beeindruckt wurde. Ich sehe das etwas nüchterner. Man wird auch von einem Drama beeindruckt oder von einem spannenden Film und fühlt sich für eine Zeit beteiligt an dem Geschehen. Doch dieser Eindruck verflüchtigt sich, wenn man wieder auf dem Boden der Wirklichkeit steht und von seinem Alltag gefangengenommen wird. Was Dodo anbetrifft, so wird auch sie von der Vielfalt der Eindrücke, die nun auf sie einstürmen, abgelenkt werden. Sie ist ein Kind, und Kinder vergessen rasch, wenn sie nicht in ihrer gewohnten Umgebung sind und durch vertraute Dinge ständig erinnert werden. Wir dürfen nicht vergessen, dass sie ständig mit ihrem Großvater, mit Mintje und Krischan beisammen war und dass auch Sie in diese Welt gehörten. So rührend diese Zuneigung auch sein mag, die Dodo zu Julia Pahlen fasste, möchte ich doch meinen, dass sie abgeschwächt wird, wenn sie erst länger hier ist.«

      Doch diesmal sollte sich Denise von Schoenecker getäuscht haben. Dodo war eben ein besonderes Kind, und das wurde ihnen allen schon am ersten Tag bewusst.

      *

      Denise schlug vor, dass Dodo bei ihnen in Schoeneich wohnen solle, doch das wollte Dodo nicht.

      »Ich möchte in Sophienlust bleiben«, erklärte sie bestimmt und enttäuschte Henrik damit noch mehr.

      Sie hatte Habakuk kennengelernt und sich eine Weile mit ihm unterhalten. Sie freute sich, dass sie ihn verstehen konnte und noch mehr, als er ›Dodo‹ sagte. Henrik hatte es ihm schon beigebracht.

      Henrik hatte alles getan, um seiner kleinen Freundin den Anfang in Sophienlust so leicht wie möglich zu machen. Jedes der Kinder kannte Dodo schon aus seinen Erzählungen.

      Sie begrüßte Pünktchen und Nick wie gute Bekannte, denn von den beiden hatte sie durch Henrik auch schon viel erfahren.

      Hannibal wurde bewundert. Er schritt gravitätisch einher und blieb immer an Dodos Seite, als hätte er Angst, er könne auch von ihr getrennt werden.

      Als Dodo Denise fragte, ob sie ein eigenes Zimmer für sich allein bekommen würde, disponierte Denise schnell um. Sie hatte nicht vermutet, dass dies Dodos Wunsch sein würde, und eigentlich hatte sie damit gerechnet, dass Dodo lieber in Henriks Nähe bleiben wollte. Sie hatten sich in Schoeneich darauf eingerichtet, und Alexander hatte sich schon damit abgefunden, noch ein Kind um sich zu haben. Er war eigens nicht nach Sophienlust gekommen, um Dodo in Schoeneich zu empfangen.

      Er war also erstaunt, als Denise mit Harald, Henrik und Nick, aber ohne Dodo kam.

      »Dodo wollte in Sophienlust bleiben«, sagte Denise.

      »Sie ist ziemlich anders als früher«, bemerkte Henrik brummig. »Sie redet dauernd von ihrem Muttichen.«

      Ihm war das alles unklar, aber Denise gab ihm keine ausreichende Erklärung dafür. Sie war selbst mit ihren Gedanken, die sie sich darüber machte, beschäftigt.

      »Es ist ein bisschen viel auf Dodo eingestürmt«, sagte sie nur. »Das musst du verstehen, Henrik.«

      Es war sehr schwer für ihn, das zu verstehen. Irgendwie ahnte er wohl, dass der Sommer mit Dodo und Hannibal nur noch eine schöne Erinnnerung sein würde.

      »Jedes Kind braucht Zeit zum Eingewöhnen«, erklärte Nick.

      »Bei anderen Kindern verstehe ich das schon. Die kommen ganz fremd her«, sagte Henrik, »aber Dodo kennt uns doch, und ich habe ihr viel von Sophienlust erzählt. Sie hat sich doch auch so gefreut, wenn sie bei uns sein darf.«

      Doch da hatte es noch keine Julia Pahlen in Dodos Leben gegeben.

      Auch der Abschied von Harald musste sein. Dodo machte mit ihm und Hannibal noch einen langen Spaziergang. Ganz fest hielt sie seine Hand.

      »Ich habe dich ganz schrecklich lieb, Onkel Harald«, sagte sie leise.

      »Ich dich auch, Dodo.«

      »Es wäre mir viel lieber, wenn du nicht so weit weg wärst, und Mintje auch. Mintje wird wohl staunen, wenn du ihr von Mutti erzählst. Du besuchst doch Mutti noch mal?«

      »Ja, ich besuche sie«, erwiderte er mit schwerer Stimme.

      »Ich könnte wieder richtig froh sein, wenn wir alle beisammen wären«, erklärte sie kummervoll und sehnsüchtig.

      Wenn sie jetzt nur nicht wieder mit der Seele anfängt, dachte er, doch dies blieb ihm erspart. Dodos Denken war auf die Lebenden ausgerichtet.

      »Tante Isi hat hier viele Kinder. Sie wird mich nicht so vermissen«, fuhr Dodo fort. »Pünktchen will nicht wieder weg. Sie sagt, dass es nirgends schöner ist als in Sophienlust. Es ist auch schön, aber in einem kleinen Haus, wo wir allein sind, ist es doch schöner. Ob Tante Isi das kränkt, wenn ich es sage?«

      »Sie versteht alles, mein Kleines«, beruhigte er sie.

      »Ich möchte auch alles verstehen können«, meinte Dodo. »Aber wenn man klein ist, geht das nicht so.«

      »Du sollst nicht soviel denken, du sollst lieber fröhlich sein.«

      »Ich bin auch fröhlich, aber dann muss ich wieder denken. Hinnerk hat gewusst, dass ich Mutti wiederfinde, aber niemand hat ihm geglaubt. Auch Mintje nicht. Sie hat mir nie geantwortet, wenn ich sie gefragt habe. Aber nun weiß sie, dass Hinnerk doch recht hatte.«

      Und wenn sich all ihre Wünsche doch nicht erfüllen lassen? überlegte Harald. Vielleicht hatte der Alltag, von dem Denise gesprochen hatte, Julia schon wieder gefangengenommen. Er hatte Angst vor der zweiten Begegnung mit ihr.

      *

      Dodo war tapfer, bis die Schlusslichter seines Wagens ihren Augen entschwanden, dann begannen die Tränen zu fließen. Sie legte


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