Butler Parker Staffel 8 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.
Sheriff. Von mir hat keiner vom Personal die Erlaubnis bekommen, den Sportwagen zu benutzen. Er muß also …«
»… gestohlen worden sein«, schaltete Josuah Parker sich gemessen ein, »vielleicht von einem Ihrer Patienten. Waterson?«
»Das – das wäre schon möglich, obwohl ich mir das kaum vorstellen kann.«
»Dann vielleicht von einem Ihrer Angestellten?« Diese Frage stellte Sheriff Denver.
»Kaum anzunehmen. Aber möglich ist ja schließlich alles, Sheriff.«
»Hallo, Doc!« Einer der beiden Pfleger-Profis rief nach dem Chef des Sanatoriums und deutete dabei auf das Auto, dessen Flammen inzwischen in sich zusammengefallen waren.
Parker, Sheriff Denver und Waterson gingen schnell zum Wrack hinüber.
»Der Wagen muß leer gewesen sein«, meldete der Profi mit der Stirnglatze. Während er sprach, wurde Watersons Gesicht zu einer undurchsichtigen Maske.
»Leer?« erkundigte sich Parker in einem scheinbar überraschten Tonfall, »demnach müßte der Fahrer sich doch in der Nähe aufhalten.«
»Tatsächlich, leer!« Sheriff Denver schirmte mit der flachen Hand sein Gesicht gegen die Hitze ab, die der Wagen ausströmte. Er hatte sich gefährlich nahe an das glühende Wrack herangeschoben.
»Möglicherweise liegt der Fahrer ganz in der Nähe. Verletzt und nicht in der Lage, sich bemerkbar zu machen«, sagte Josuah Parker würdevoll, »vielleicht sollte man sich auf die entsprechende Suche begeben.«
Die beiden Profis in weißen Pflegerkitteln schwärmten sofort aus. Sie ließen sich diesen Rat nicht noch mal geben. Sie schienen wild darauf zu sein, den Fahrer des Sportwagens zu finden.
Was Parker durchaus verstehen konnte.
*
»Und wo stecken die beiden Typen zur Zeit?« erkundigte sich Mike Rander etwa anderthalb Stunden später. Er saß zusammen mit Sue Weston in Parkers hochbeinigem Wagen. Aus Gründen der Sicherheit fuhren sie durch die Landschaft. Parker wollte vermeiden, daß ihre Unterhaltung abgehört wurde. Da er eine große Anzahl technischer und elektronischer Tricks auf diesem Gebiet kannte, vermied er so jedes Risiko.
»Ich war so frei, Sir, die beiden Herren ein wenig zu separieren.«
»Können Sie auch im Klartext reden?« Rander lächelte amüsiert.
»Gewiß, Sir. Die Herren Hank und Steve befinden sich zur Zeit in einer kleinen Jagdhütte.«
»Sind sie sicher untergebracht?«
»Dafür, Sir, kann ich mich verbürgen!«
»Und wie lange wollen Sie die beiden Pfleger festhalten? Sie wissen, was Sie da praktiziert haben, grenzt an Menschenraub, falls dieser Tatbestand nicht schon gegeben ist!«
»Gewiß, Sir.«
»Und wann wollen Sie die beiden Männer wieder freilassen?«
»Ich denke, Sir, daß man vielleicht nur jenen Pfleger wieder auf freien Fuß setzen sollte, dessen Vorname Steve lautet.«
»Der Bursche also, der Hank umbringen wollte?«
»Gewiß, Sir.«
»Glauben sie, daß er zurück zu Waterson gehen wird?«
»Diese Möglichkeit, Sir, sollte man ihm zumindest einräumen.«
»Damit provozieren Sie doch einen zweiten Mordversuch.«
»Ich hoffe, Sir, widersprechen zu dürfen. Man räumt diesem Steve zwar die Rückkehrmöglichkeit ein, doch ich möchte annehmen, daß er diese Gelegenheit nicht ergreifen wird.«
»Und was geschieht inzwischen mit diesem Hank?« schaltete sich Sue Weston ein.
»Man würde ihn an einen anderen, noch sicheren Ort transferieren, wenn ich es so ausdrücken darf. Mister Hank wird zu einem sehr freiwilligen Faustpfand in unseren diversen Händen werden.«
»Na schön«, Rander nickte, »fragt sich jetzt, was Waterson tun wird. Er weiß, daß der Wagen leer war, als er in Brand geriet. Er muß sich also bestimmte Gedanken machen.«
»Dies, Sir, möchte ich doch sehr hoffen«, gab Parker bescheiden zurück, »ich wäre enttäuscht, wenn es anders käme.«
*
Doc Waterson schien absolut keinem Zugzwang zu unterliegen. Rander, Parker und Sue Weston waren in ihre Hotelpension zurückgekehrt. Das heißt, sie stiegen aus dem hochbeinigen Wagen des Butlers und gingen auf den Hintereingang zu. Es war früher Nachmittag geworden, und große, schwarze Gewitterwolken gaben sich am Himmel ein Stelldichein. Es roch förmlich nach einem fulminanten Gewitter und nach sehr viel Regen.
»Nichts«, sagte Rander, als sie die kleine Hotelhalle betraten. Er hatte eigentlich damit gerechnet, daß Waterson ihnen zumindest eine Nachricht hinterließ.
»Darf ich mir erlauben zu empfehlen, in der Bar einen Erfrischungsdrink zu sich nehmen zu wollen?« meinte Parker in seiner gespreizten Art, »ich möchte inzwischen die Zimmer inspizieren.«
»Sie glauben an eine Falle?«
»Man sollte mit allen Eventualitäten rechnen, Miß Weston«, gab der Butler höflich zurück, »das heißt, eine Falle im normalen Sinn erwarte ich selbstverständlich nicht. Damit würde die Gegenseite ihre bisherige Zurückhaltung aufgeben und Sheriff Denver unnötiges Material in die Hände spielen.«
Ohne sich auf nähere Erklärungen einzulassen, verschwand der Butler über die Treppe nach oben ins Obergeschoß.
Rander nickte Sue Weston zu. Sie schlenderten hinüber in die gemütlich eingerichtete Bar und ließen sich vom Inhaber des Hauses, der gleichzeitig der Barkeeper war, zwei Drinks mixen.
»Draußen beim Sanatorium soll ein Wagen ausgebrannt sein?« erkundigte sich der Mann beiläufig, während er die Drinks servierte.
»Stimmt. Und von dem Fahrer war weit und breit nichts zu sehen.«
»Komische Geschichte, wie?«
»Vielleicht«, erwiderte Rander, »kennen Sie Doc Waterson?«
»Nur flüchtig«, sagte der Chef der Pension, »er läßt sich hier bei uns in der Stadt kaum sehen.«
»Scheint überlastet zu sein, der Mann.«
»Und wie! Das Sanatorium ist stets ausverkauft.«
»Aber Ärger mit den Insassen gibt es doch wohl kaum?«
Der Inhaber der Pension beschäftigte sich mit dem Polieren eines Glases.
»Kaum«, sagte er dann ein wenig mundfaul.
»Worüber Sheriff Denver sich bestimmt freuen wird.«
»Der bestimmt!« Der Chef des Hauses lächelte ironisch. »Denver interessiert sich fürs Fischen, mehr aber auch nicht. Und er geht hoch, wenn er mal dienstlich werden muß. Wie zum Beispiel vor anderthalb Monaten.«
Rander war klar, daß der Inhaber der Pension auf eine ganz bestimmte Linie hinaus wollte. Dieser Mann wollte ihm etwas mitteilen, aber so, daß man es nicht so deutlich merkte.
»Vor anderthalb Monaten?« gab Rander prompt als Echo zurück.
»Da brach einer aus dem Sanatorium aus und spielte verrückt. Er hatte sich in ’ner kleinen Jagdhütte verschanzt und knallte um sich.«
»Ach nein!« Sue hatte sich eingeschaltet, »dieser Mann hatte sich eine Waffe verschafft?«
»Sie befand sich in der Jagdhütte, die wiederum Waterson gehört!«
»Und konnte Ihr Sheriff diesen Nervenkranken wieder einfangen?«
»Das schon. Aber der Mann war tot, als man ihn aus der Hütte herausholte.«
»Selbstmord?« fragte Rander knapp.
»Denver«,