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Dr. Norden Staffel 5 – Arztroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.

Dr. Norden Staffel 5 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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überlegte er, woher sie das wusste. Dann erinnerte er sich an ihr Treffen im Aufzug am Morgen.

      »Stimmt. Aber ich hab keine Ahnung, wo er steckt. Offenbar hat er sich verspätet.«

      Doch das hatte Janni keineswegs getan. Das wusste auch Carina. Er war zwar nicht im Café ›Schöne Aussichten‹. Doch hier und da sah sie immer wieder einen Haarbüschel in einem der Schaufenster aufblitzen, und ein neugieriges Augenpaar linste durch die beschlagenen Scheiben.

      »Dann können wir zwei Hübschen die Wartezeit ja gemeinsam nutzen und ein Glas zusammen trinken«, machte Carina einen mutigen Vorschlag.

      Etwas in ihrer Stimme ließ Mario hellhörig werden und er betrachtete seine Tischnachbarin eingehender.

      »Ich glaub, ich hab Sie nie in Straßenkleidung gesehen«, bemerkte er, und Carina legte den Kopf schief.

      »Und? Gefällt Ihnen, was Sie sehen?«, fragte sie aufreizend, und unwillkürlich musste er wieder an den Flirt denken, der sie beide monatelang beschäftigt hatte. Doch diese Zeiten gehörten ein für alle Mal der Vergangenheit an, und heute fragte sich Mario, was er eigentlich an diesem jungen Ding gefunden hatte. Im Vergleich zu Marianne war Carina nichts weiter als ein junges, zugegebenermaßen apartes Mädchen, der es jedoch an Lebenserfahrung und Reife fehlte.

      »Sie wissen selbst, wie hübsch Sie sind«, erwiderte er fast schroff. »Da brauchen Sie meine Bestätigung nicht auch noch.«

      In diesem Moment wusste Carina, dass sie die Vergangenheit nicht außen vor lassen konnte. Eine Weile rührte sie in ihrem Kaffee, der längst kalt geworden war. Dabei sah sie aus den Augenwinkeln wieder einmal Jannis Haarschopf aufblitzen. Schnell konzentrierte sie sich wieder auf den Mann ihrer Träume.

      »Sie sind immer noch sauer, weil ich Sie damals versetzt hab, nicht wahr?«, fragte sie schweren Herzens. »Ich weiß heute, wie albern und kindisch ich mich benommen habe, und es tut mir unendlich leid, was passiert ist. Glauben Sie nicht, dass Sie mir…uns noch eine Chance geben können?« Carina legte all ihre Gefühle, die sie für Mario hatte, in ihre Worte, in ihr Gesicht.

      Der Kinderarzt reagierte nicht sofort. Mit gesenktem Kopf saß er am Tisch und betrachtete den altmodischen Zuckerstreuer aus Glas, der dort neben einer kleinen Vase mit einer frischen Rose stand. Noch einmal ging ihm der ganze Flirt durch den Kopf, dachte er an seine Gefühle, die Schmetterlinge in seinem Bauch, die aber so wenig mit dem zu tun gehabt hatten, was er jetzt für Marianne empfand.

      Mit angehaltenem Atem und ängstlich klopfendem Herzen wartete Carina auf seine Entscheidung. Sie zuckte zusammen, als er sich räusperte und sie endlich ansah.

      »Ich freue mich, dass Sie durch diese Geschichte reifer geworden sind«, erlöste Mario sie endlich aus ihrer Ungewissheit. »Aber auch ich habe dazugelernt. Meine Gefühle für Sie… Das war nicht annähernd das, was ich für meine jetzige Freundin empfinde. Selbst wenn Marianne und ich erst kurz zusammen sind, fühlt es sich anders an als alles, was ich je zuvor erlebt habe«, gestand er offen. »Ich denke, wir beide, Sie und ich, haben uns da in was reingesteigert.«

      Am liebsten hätte sich Carina die Ohren zugehalten. Sie wollte die Wahrheit nicht hören. Das war nicht das, was sie sich von diesem Treffen erhofft hatte. Und mit jedem Stück Hoffnung, das in ihr starb, erwachte die Wut, die Eifersucht auf diese Frau, die ihr den Mann vor der Nase weggeschnappt hatte. Carina konnte Mario nicht mehr ansehen. Ihr hilfloser Blick irrte durch das Café und blieb schließlich an der Tür hängen, durch die Marianne gerade herein kam. Als sie ihre ärgste Konkurrentin entdeckte, dachte die junge Lernschwester nicht länger nach. Sie wartete, bis die aparte Frau mit den wilden Locken und den erhitzten Wangen durch die Tür trat. Carina sah genau, wie Mariannes Augen aufleuchteten, als sie Mario unter den Gästen entdeckte. In diesem Moment legte sie die Arme um den Hals des Kinderarztes und zog ihn zu sich. Zu perplex, um angemessen auf diesen Angriff zu reagieren, fühlte Mario die heißen Lippen der Lernschwester auf den seinen brennen.

      »Du elender Verräter!« Mariannes Schrei hallte durch das ganze Café, und für den Bruchteil eines Augenblicks verstummten die sämtliche Gespräche.

      Kurz schien es, als ob die Welt stillstehen würde. Kein Laut war zu hören, und die neugierigen Gäste versuchten, den Grund für diese Beschuldigung herauszufinden. Als aber nichts weiter geschah, begann sich die Welt wieder zu drehen. Die Gäste wandten sich wieder ab und nahmen ihre Gespräche wieder auf. Alles war wieder wie vorher.

      Nur für Marianne hatte sich alles geändert. Und auch wenn Mario die junge Lernschwester mit einem hasserfüllten Blick von sich stieß, sonnte sich Carina in ihrem Erfolg. Mit einem gezielten Tritt hatte sie das zarte Pflänzchen, das diese Beziehung war, erbarmungslos zertrampelt. Das erkannte sie überdeutlich an Mariannes verzerrter Miene. Verblendet, wie sie war, fühlte Carina kein Bedauern. Wenn sie schon auf Mario verzichten musste, sollte ihn auch keine andere haben.

      *

      Zu diesem Zeitpunkt spielten sich nicht nur im Café ›Schöne Aussichten‹ dramatische Szenen ab.

      Ein Alarm hallte über den Flur der Behnisch-Klinik. Schwester Elena, die im Schwesternzimmer gesessen und den Dienstplan für die kommende Woche geschrieben hatte, sprang wie von der Tarantel gestochen auf. Ein Blick auf die Anzeigentafel genügte, um zu wissen, welcher Patient ihre Hilfe brauchte.

      Doch Dr. Norden war ihr schon zuvor gekommen.

      »Lenni!« Er eilte auf das Bett zu, in der die Haushälterin lag.

      Ihr Kopf war zur Seite gesunken. Sie hatte die Augen geschlossen, und ihr Gesicht war gespenstisch blass.

      »Lenni! Hörst du mich? Hallo?« Daniel klopfte auf ihre Wangen, ehe er eine kleine Taschenlampe aus der Kitteltasche zog und ihr in die Augen leuchtete, um die Reflexe zu prüfen. »Was ist passiert?«, erkundigte er sich nebenbei bei der Schwester.

      »Vorhin war ihr schwindlig, und jetzt ist sie plötzlich weg«, berichtete Schwester Elena und warf ­einen Blick auf die Überwachungsgeräte, an die Lenni glücklicherweise immer noch angeschlossen war. »Der Kreislauf ist instabil. Puls 80 zu 60.«

      Unwillig schüttelte Dr. Norden den Kopf.

      »Das sieht nicht gut aus. Bereiten Sie eine Infusion vor.«

      »Was vermuten Sie? Einen Schlaganfall?«, erkundigte sich Schwester Elena zutiefst besorgt.

      Sie wusste, in welchem Verhältnis die Patientin zu dem allseits beliebten Interimschef stand, und es bedrückte sie, ihn so besorgt zu sehen.

      »Leider ist das möglich. Wir brauchen sofort ein CT«, ordnete er an, und Elena lief, um alles Nötige in die Wege zu leiten.

      *

      Als Felicitas Norden an diesem Abend nach Hause kam und ins Wohnzimmer trat, stieß sie einen Schreckensschrei aus.

      »Felix, willst du wohl sofort da runter kommen!«, befahl sie, als sie ihren Zweitältesten auf der Leiter entdeckte. »Ein Unglück am Tag reicht mir völlig aus.«

      »Wenn du so rumschreist und mich erschreckst, bekommen wir vielleicht Mengenrabatt bei den künstlichen Kniegelenken«, drohte Felix, ohne seine Arbeit zu unterbrechen. Weit vornüber gebeugt stand er auf der Leiter und versuchte, die widerspenstigen Haken in die Schiene einzufädeln. »Mal abgesehen davon ist es kein Wunder, dass Lenni runtergefallen ist. Diese Haken sind dermaßen störrisch, die bringt man kaum in die Schiene.«

      »Wir werden ein anderes System anschaffen«, versprach Fee, die sich inzwischen am Fuß der Leiter postiert hatte, um wenigstens für mehr Standfestigkeit zu sorgen.

      »Apropos Lenni, wie geht’s ihr denn inzwischen?« Es war fast geschafft. Nur noch drei Haken, und die letzte der Gardinen würde wieder ordentlich an ihrem Platz hängen.

      Kritisch sah Felicitas ihrem Sohn bei der Arbeit zu.

      »Dein Vater wollte nochmal nach ihr sehen. Eigentlich dachte ich, dass er schon zu Hause ist…«

      In diesem Moment drehte sich ein Schlüssel im Schloss.

      »Na bitte, du hast fast


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