Der exzellente Butler Parker Staffel 1 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.
unter dem Leib wegriß. Klatschend absolvierte er eine nahezu formvollendete Bauchlandung und machte es sich auf dem Fußboden bequem, ohne sein Ziel erreicht zu haben.
Der bedauernswerte Kollege, auf dessen Wange sich Myladys Finger inzwischen als rote Striemen abzeichneten, hing wie ein nasser Sack über einem der Schreibtische und zeigte ebenfalls nur geringe Neigung, aktiv am Leben teilzunehmen.
Die etwas geräuschvolle Art, mit der sich die beiden Leibwächter aus dem Geschehen zurückgezogen hatten, weckte jedoch die Neugier eines dritten Mannes«
»Verdammt! Was ist denn wieder los in diesem Saustall«, brüllte er und ließ ein zornrotes Gesicht in der halb geöffneten Tür sehen.
»Ihre Herren Sekretäre sahen sich wegen einer leichten Unpäßlichkeit leider gezwungen, eine Ruhepause einzulegen«, gab Parker seelenruhig Auskunft. »Darf man die Vermutung äußern, Mister Edward Milstone persönlich vor sich zu haben?«
»Und wer sind Sie?« fragte Milstone mit finsterem Blick auf seine ausgeschalteten Leibwächter.
»Parker«, stellte sich der Butler mit einer höflichen Verbeugung vor. »Josuah Parker, Butler in Diensten Lady Simpsons.«
Augenblicklich verschwand die Röte aus Milstones Gesicht und machte einer kühlen Blässe Platz. Die Augen unter den buschigen Brauen verengten sich zu Schlitzen.
»Hab’ von Ihnen gehört, Parker«, sagte Milstone, sichtlich bemüht, seiner Stimme einen freundlich-unbefangenen Ton zu geben. »Man erzählt sich allerhand über ihre Tricks. Wollen Sie etwa zu mir?«
»Mylady hat sich in der Absicht herbemüht, Ihnen einige Fragen zu stellen, Mister Milstone.«
»Bin ja gespannt, was das für Fragen sind«, gab der Mann mit breitem Grinsen zurück.
»Ausgesprochen unangenehme Fragen«, funkte Agatha Simpson dazwischen.
»Na, wenn schon – ich habe nichts zu verbergen«, entgegnete der Waffenschmuggler gelassen und mit geradezu entwaffnender Freundlichkeit.
»Das wird sich zeigen, junger Mann«, kündigte Agatha Simpson in strengem Ton an, doch damit entlockte sie dem schätzungsweise fünfzigjährigen Mann nur ein müdes Lächeln.
»Den kleinen Zwischenfall vor meiner Tür werden Sie hoffentlich nicht tragisch nehmen«, entschuldigte sich Milstone für das unhöfliche Verhalten seiner Leibwächter. »Die Jungs sind manchmal etwas ruppig. Aber Sie haben ja einen hervorragenden Beschützer, Mylady.«
»Ich? Da haben Sie mich noch nicht richtig kennengelernt. Ständig halte ich meine schützende Hand über Mister Parker.«
»Die Frauen Von heute sind eben nicht mehr die wehrlosen Wesen von einst«, räumte Milstone ein, während er die Besucher in sein überraschend komfortabel eingerichtetes Büro geleitete und ihnen Plätze in luxuriösen Ledersesseln anbot. Er selbst zog sich hinter einen hochglanzpolierten Schreibtisch aus edlem Rio-Palisander zurück.
»Was kann ich also für Sie tun, Mylady?«
*
Die Detektivin tupfte sich mit einem karierten Taschentuch unsichtbare Schweißperlen von der Stirn. »Hätten Sie vielleicht einen Schluck zu trinken für mich, Mister Killbone?«
»Ich werde Ihnen ein Glas Wasser holen, Mylady«, bot Milstone an, doch Agatha Simpson hob abwehrend die Hände und verzog das Gesicht zu einer Grimasse.
»Nur kein Wasser«, stöhnte sie. »Das macht alles noch schlimmer.«
»Verstehe«, nickte Milstone und holte eine Kognakflasche aus dem Wandschrank, deren Etikett die ältere Dame regelrecht entzückte.
Staunend beobachtete der Gastgeber, wie sie das Glas leerte.
»Das Londoner Klima ist einfach Gift für meinen sensiblen Kreislauf«, seufzte Lady Agatha und ließ sich einen zweiten Kognak geben.
»Wo haben Sie den Phototyp versteckt, Mister Killbone?« fragte die Detektivin unvermittelt.
»Was für ein Ding?« erkundigte sich ihr Gegenüber verdutzt.
»Mylady geruhen den Prototyp eines tragbaren Lasergerätes zu meinen, der in der vergangenen Nacht aus einem Panzerschrank der Firma ›Hitec‹ entwendet wurde«, erläuterte Parker.
»Interessant! Ein tragbares Lasergerät?« spielte Milston den Ahnungslosen. »Ich wußte gar nicht, daß es so etwas gibt.«
»Das Gerät wurde von dem Londoner Unternehmen für technische Zwecke entwickelt, läßt sich aber auch als lautlose Mordwaffe einsetzen, falls der Hinweis erlaubt ist«, wurde der Butler deutlicher.
»Wirklich interessant, Mister Parker«, bestätigte Milstone. »Aber warum fragen Sie ausgerechnet mich danach?«
»Weil meine Ermittlungen eindeutig ergeben, daß Sie den Phototyp gestohlen haben, Mister Killbone«, schaltete Mylady sich wieder ein.
»Ihr Ruf als Detektivin mag über jeden Zweifel erhaben sein, Mylady«, entgegnete Milstone freundlich. »Aber in diesem Fall sind Sie mit Sicherheit auf der falschen Fährte.«
»Eine Lady Simpson befindet sich grundsätzlich nie auf einer falschen Fährte, junger Mann«, belehrte ihn die ältere Dame. »Ihr Leugnen wird Ihnen nicht helfen. Damit zwingen Sie mich nur, den Ton meines Verhörs zu verschärfen.«
»Nicht so stürmisch, Mylady«, bremste Milstone. Er wußte anscheinend nicht, ob er sich ärgern oder amüsieren sollte. »Ich höre von dem Gerät und dem Diebstahl zum erstenmal. Abgesehen davon bin ich ein seriöser Speditionskaufmann, der sich von dunklen Geschäften fernhält. Wie kommen Sie also gerade auf mich?«
»Weil...«, begann die ältere Dame und zog ihre Stirn in nachdenkliche Falten. »Mister Parker wird Ihnen die Ergebnisse meiner Ermittlungen vortragen«, verfiel sie dann auf den rettenden Ausweg.
»Der dringende Tatverdacht, mit dem man Sie bedauerlicherweise konfrontieren muß, Mister Milstone, stützt sich im wesentlichen auf ein Telefongespräch, das Sie gestern abend führten«, kam Parker dem Wunsch seiner Herrin nach.
»Ein Telefongespräch?« wiederholte der Spediteur lauernd. Die heitere Gelassenheit, die er während des Gespräches mit Lady Simpson ausgestrahlt hatte, war wie weggeblasen. Noch zeigte er aber keine Spur von Nervosität.
»Falls man nicht gründlich irrt, Mister Milstone, wurden Sie von einer jungen Dame angerufen«, fuhr der Butler fort.
»Kann schon sein«, unterbrach der Spediteur grinsend. »Ist ja auch nichts dabei, wenn ein Mann im besten Alter von einer jungen Dame angerufen wird, oder?«
»In diesem Fall handelte es sich um eine gewisse Jennifer Burley, die in der Firma ›Hitec‹ als Raumpflegerin beschäftigt ist«, machte der Butler unbeirrt kund. »Gegen elf Uhr am gestrigen Abend suchte Miß Burley eine Telefonzelle an der Roman Road auf und teilte Ihnen mit, wo der Prototyp des neuartigen Lasergerätes zu finden ist.«
Milstone wurde blaß und ruckte nervös an seiner Krawatte. Er bewahrte aber immer noch einen beachtlichen Rest von Fassung.
»Das ist doch alles kompletter Unsinn«, protestierte er. »Ich kenne keine Jennifer Burley.«
Hätte Milstone geahnt, wer im nächsten Moment die Tür aufstieß, hätte er sich diese Lüge gespart.
*
»Was ist denn mit den Jungs los, Ed?« fragte die attraktive Blondine fassungslos. Sie blieb im Türrahmen stehen und deutete in den Vorraum, wo Milstones Leibwächter sich immer noch ihren Träumen hingaben.
Der nervöse Zug im Gesicht der jungen Frau wich blankem Entsetzen, als sie gleich darauf den Butler und Agatha Simpson gewahrte.
»Man erlaubt sich, einen möglichst angenehmen Tag zu wünschen, Miß Burley«, grüßte Parker höflich und lüftete seinen schwarzen Bowler.
»Oh!« stieß Jennifer Burley mühsam hervor und hielt sich am Türrahmen fest.
»Komm