Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman. Friederike von BuchnerЧитать онлайн книгу.
dass er ein Vagabund ist. Du kennst Vater doch. Jeden vergleicht er mit seinem Bruder!«
»Lauf, Katrin! Mache dir keine Gedanken, dein Vater ist noch einige Tage beim Doktor!«
Katrin huschte aus der Hintertür der Wohnküche, die in den Garten führte.
*
Konrad Küchler war schon eine Woche bei Doktor Engler. Er schlief viel, nahm die Medikamente, die Martin ihm gab. Der Bauer fühlte sich kräftiger und machte kleine Spaziergänge rund um das Haus.
Eines Abends fand ihn Doktor Martin Engler im Garten.
»Ah, hier bist, Küchler! Ich habe dich gesucht.«
Konrad Küchler stand auf.
»Ist es wieder Zeit für meine Medizin?«
»Nein! Bleib sitzen. Ich setze mich zu dir!«
Doktor Martin Engler setzte sich neben Konrad unter den Obstbaum.
»Dir geht es besser! Die Krise ist überwunden. Wenn du willst, kannst du unter gewissen Vorgaben heim gehen, Küchler.«
»Und die Vorgabe ist?«
»Dass du hoch und heilig versprichst, die Finger von dem Dreckszeug zu lassen. Du hättest dich umbringen können!«
»Ich verspreche es. Ich weiß, dass es dumm war. Aber ich wusste mir sonst nimmer zu helfen. Ich musste doch arbeiten.«
»Küchlerbauer, das verstehe ich alles. Aber ich bin Arzt. Ich kann doch net die Augen zumachen, wenn sich jemand illegal Aufputschmittel besorgt und sie dann noch in so großen Mengen nimmt. Damit muss jetzt Schluss sein.«
»Ja, es ist Schluss!«
»Dein Wort in allen Ehren, Küchler. Aber darauf lasse ich mich nicht ein. Du kommst jede Woche zu mir in die Praxis. Dann untersuche ich dich und nehme dir Blut ab. Wenn ich auch nur den geringsten Verdacht habe, dann lasse ich mir etwas einfallen, das schwöre ich dir. Ich sehe nicht tatenlos zu, wie du dich weiter ruinierst. Dass du dich dabei sogar strafbar machst, daran will ich jetzt nicht einmal denken. Also, du kannst deine Sachen packen und gehen. Wir sehen uns jeden Freitagabend hier in der Praxis. Gnade dir Gott, wenn du nochmal etwas nehmen tust!«
Konrad Küchler nickte. Er sah zerknirscht aus.
»Ich weiß schon, was du für mich getan hast, Martin!«
»Höre auf, Süßholz zu raspeln. Ich bin schon ein bisserl wütend auf dich. Aber wir drehen uns im Kreise. Ich habe dir gesagt, was ich dir zu sagen hatte, Küchler. Und jetzt musst du dein Leben in den Griff bekommen.«
Konrad Küchler stand auf. Er reichte Doktor Martin Engler die Hand.
»Sage der Luise und der Katrin Grüße von mir und dem Till auch.«
»Wer ist Till?«
»Ach stimmt, des weißt du noch nicht. Der Till ist ein Helfer, den der Pfarrer Zandler zu euch auf den Hof geschickt hat.«
»Davon hat mir die Luise nichts gesagt.«
»Des war auch besser so! Naja, jetzt weißt du es. Pfarrer Zandler sagt, der Till hat Zeit und kann noch eine Weile bei euch bleiben. Aber die Einzelheiten, die beredest du mit dem Zandler selbst.«
»Gut, das werde ich. Ich packe meine Sachen und gehe. Wir sehen uns dann nächste Woche!«
Martin nickte. Er blieb sitzen und sah Konrad Küchler nach, wie er durch den Garten ging.
Es dauerte eine Weile, dann kam Katharina, die Katja gerufen wurde, in den Garten.
»Da bist du ja, meine liebe Frau!«
Martin zog Katja auf seinen Schoß und küsste sie.
»Ist der Küchler gegangen?«
»Ja! Er wollte auf dem Heimweg gleich beim Pfarrer vorbeigehen.«
»Das ist gut!«
»Das war unser erster richtiger Bettenpatient, Katja. Ich bin froh, dass wir die Praxis erweitert haben.«
»Ja, das war eine gute Idee.«
»Es war die Idee der Schwannigerbäuerin. Ist die Waltraud schon schlafen gegangen?«
»Ja, sie hat sich schon hingelegt. Musst du noch Hausbesuche machen?«
Martin überlegte.
»Ja, ich werde noch einen oder zwei Hausbesuche machen. Es dauert aber nicht lange.«
Sie standen auf und gingen nach vorne zu Martins Geländewagen. Mira, die lebhafte Pointerhündin saß schon daneben. Sie wusste, dass Martin sie mit zu den Hausbesuchen nahm. Martin gab seiner Katja noch einen Kuss und fuhr los.
Katja ging ins Haus und rief auf dem Küchler Hof an. Katrin war am Telefon.
»Hallo, Katrin, hier ist Katja! Ich wollte dir sagen, dass Martin deinen Vater entlassen hat.«
»Danke, das ist ja wunderbar! Ich freue mich! Soll ich kommen und ihn abholen?«
»Nein, dein Vater ist schon fort. Er wollte noch bei Pfarrer Zandler vorbei. Ich dachte, ich sage es dir.«
Katja Engler seufzte leise.
»Nachdem du mir die Tage von dir und Till erzählt hast, dachte ich, es ist besser, wenn ich dich vorwarne. Martin hat ihm gesagt, dass Till als Helfer bei euch auf dem Hof ist. Martin sagt, dass dein Vater sehr verwundert war, dass das ihm niemand gesagt hatte. Aber Martin nahm es auf seine Kappe, weil er ihm Aufregungen ersparen wollte. Er sollte erst einmal gesund werden.«
»Danke, Katja! Das wird etwas geben. Ich werde wohl mit meinem Vater reden müssen. Verstecken können Till und ich uns nicht. Mutter sagt, man sehe uns unsere Liebe an. Oh, Katja, mir ist ganz flau. Wie wird Vater es aufnehmen? Ich habe richtig Angst.«
»Mache dir nicht so viele Gedanken. Was soll dein Vater gegen Till haben?«
»Ach, Katja, du kennst Vater nicht so gut wie ich. Er wird das mit Till nicht so hinnehmen, denke ich. Jedenfalls danke ich dir, dass du mich angerufen hast. Besuche uns doch mal die Tage.«
»Ich komme gern vorbei! Bis dann, grüße deine Mutter und Till.«
Sie legten auf. Katja setzte sich vor das Haus und wartete auf ihren Martin. Mit den Gedanken war sie bei Katrin Küchler, die ihr vor einigen Tagen ihr Herz ausgeschüttet hatte. Sie war so sehr in Till verliebt, hatte aber Angst vor ihrem Vater. Dieser war nach dem Verschwinden seines Bruders ein verbitterter Mensch geworden, der voller Vorurteile war und bei anderen Menschen nicht die geringste Toleranz zeigte.
In der Wohnküche auf dem Küchler Hof ging Katrin unruhig auf und ab. Ihr Herz klopfte. Sie hatte Angst, ihrem Vater zu gestehen, dass sie sich in einen Burschen verliebt hatte, von dem sie nur wusste, wie sein Name war und dass sie ihn liebte. Katja hoffte, ihr Vater würde vor Till heimkommen, damit sie in Ruhe mit ihm reden konnte. Till war zum Sägewerk gefahren, etwas Holz zu holen, um einen Zaun auszubessern.
Konrad Küchler saß Pfarrer Zandler gegenüber. Helene Träutlein hatte einen Kräutertee für den Küchler gebracht. Pfarrer Zandler trank ein Bier.
»Also, ich dachte, ich gehe auf dem Heimweg bei Ihnen vorbei und sage noch einmal Danke!«
»Schon gut, Küchler! Es gehört zu meinen Aufgaben, Beistand zu leisten. Jetzt musst du dein Leben umstellen. Hast du schon mal daran gedacht, dir eine andere Arbeit zu suchen? Du solltest nicht mehr in der Nacht arbeiten.«
»Das ist leicht gesagt, aber ich muss mich doch noch um die Landwirtschaft kümmern, auch wenn es nur Nebenerwerb ist.«
»Für einen Nebenerwerb hast du zu viele Kühe und Schweine, Küchler.«
»Des stimmt schon, aber es geht eben ums Geld, Herr Pfarrer!«
»Nicht nur! Küchler, wir haben doch schon darüber geredet. Außerdem bist nimmer alleine. Ich habe euch eine Hilfe besorgt.«
»Ja,