Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman. Friederike von BuchnerЧитать онлайн книгу.
»Nun, was redet ihr beide?«
Johanna bot Anna, sich dazu zu setzen.
»Anna, Toni erklärte mir gerade die umfassende Arbeit eines Hüttenwirts und einer Hüttenwirtin. Das ist wohl viel mehr, als nur die Hüttengäste zu verköstigen und ihnen eine Schlafgelegenheit zu geben.«
Anna lächelte.
»Ja, das ist es. Es ist der besondere Reiz an der Aufgabe. Wir freuen uns immer, wenn wir jemand helfen konnten. Die Bergluft und die wunderbare Ruhe, die bringen die Herzen der Menschen gelegentlich etwas in Aufruhr.«
»Das stimmt«, sagte Johanna leise.
»Auf der einen Seite ist die Ruhe wunderbar. Aber auf der anderen Seite hat man Zeit, über Dinge nachzudenken, die man bisher verdrängt hatte. Die Ruhe drängt einen, Entscheidungen zu treffen. Das ist vielleicht ein wenig seltsam formuliert. Aber so empfinde ich es.«
Toni lächelte Johanna an.
»Des sind die Berge! Weißt, wir Leut’ hier aus den Bergen, wir sagen, lausche den Bergen. Sie sind ewig und sie flüstern dir zu. Wir raten jedem, der in einem Konflikt ist, nicht zu denken und zu grübeln. Am besten ist es, dem Flüstern der Berge zu lauschen. Sicher, sie reden nicht mit Worten. Aber sie dringen in die Herzen ein und bringen das Beste, das Schönste, das Liebste und das Richtigste hervor.«
Anna lehnte sich an Toni. Er legte seinen Arm um sie.
»Das war bei uns auch so, stimmt es, Anna?«
»Ja, wir sind ein gutes Beispiel dafür, besonders ich, die nie in die Berge wollte.«
Als hätte Bello verstanden, dass Toni und Anna darüber redeten, wie Anna in die Berge gekommen war, kam der junge Neufundländerrüde an den Tisch.
Der Hund setzte sich neben Anna und legte ihr seine Pfote auf den Schoß. Toni und Anna lachten. Anna kraulte ihm das Fell.
»Ist ja schon gut, Bello, du hattest den Löwenanteil daran, dass ich mich in die Berge und in Toni verliebt habe. Aber zuerst habe ich dir mein Herz geschenkt und mich von dir auf die Berghütte locken lassen.«
Johanna schmunzelte.
»Dann ist Bello ein Heiratsvermittler? Das ist sehr interessant. Vielleicht sollte ich mir auch einen Hund zulegen? Möglich, dass ich dann die wahre Liebe finde.«
»Aha, dann hast Liebeskummer, Johanna«, bemerkte Toni.
Er warf einen Seitenblick auf Anna.
»In Sachen Liebeskummer sind wir die Spezialisten! Wir haben schon viele Weichen gestellt, damit sich zwei Herzen fanden. Stimmt es, Anna?«
»Ja, das ist richtig! Unsere Freunde sagen schon scherzhaft, wir sollten neben der Berghütte eine Heiratsagentur betreiben«, lachte Anna.
»Wenn ihr so erfolgreich seit, dann hätte ich mich besser an euch wenden sollen als an diese Internetpartneragentur. Nicht dass die schlecht sind, aber auch über sie habe ich keinen Mann gefunden.«
Anna und Toni ließen sich von Johanna erzählen, wie das so war mit den Kontakten.
»So, jetzt wisst ihr alles. So viele Übereinstimmungen und Mails und Telefongespräche. Aber es hat nicht gefunkt in meinem Herzen. Dieses Gefühl hat sich nicht eingestellt.«
»Mei, dann war eben der Richtige nicht dabei! Wenn es bei keinem nicht ein ganz klein wenig gekribbelt hat, dann musst du weitersuchen.«
Eine zarte Röte färbte Johannas Wangen.
»Einer hat mir geschrieben, weil er auch enttäuscht war. Er schrieb, er wollte über die Agentur nicht weiter suchen und ich sollte es nicht persönlich nehmen. Er hat beschlossen, es dem Schicksal zu überlassen. Dem stimmte ich zu. Wir schrieben uns einige Mails. Dann bat er mich um meine Daten, weil er sich bei der Agentur abmelden wollte. Ich sollte es mir überlegen.«
Johanna seufzte.
»Es geht dabei um Erfahrungsaustausch und sonst nichts. Aber der Typ geht mir nicht aus dem Kopf. Aber meine private Telefonnummer und Adresse und Email will ich ihm auch nicht geben. Das war bei der Agentur so gut, dass man sich erst einmal über ein Pseudonym kennenlernen konnte.«
»Wie nennst du dich?«, fragte Anna.
»Jane! Und er nannte sich Bobby! Himmel, es ist sonderbar! Ich muss ständig an ihn denken. Aber ich bin mir auch unsicher.«
Johanna lächelte.
»Vielleicht flüstern mir die Berge zu, was ich machen soll.«
Johanna errötete wieder.
»Du interessierst dich für diesen unbekannte Burschen«, stellte Anna fest.
»Ja und das ist verrückt! Irgendwie ist beim Lesen seiner Mails etwas geschehen. Da erfasste mich ein sonderbares Gefühl. Dabei habe ich wirklich keinen Grund.«
»Was hat er genau geschrieben?«, fragte Toni.
Statt einer Antwort griff Johanna in die Innentasche ihrer Sportjacke. Sie zog einige Blätter hervor.
»Oh, du trägst seine Zeilen mit dir herum?«, schmunzelte Toni.
Johanna errötete tief.
»Ja, albern, nicht?«
»Nein, des ist doch lieb! Des hat bestimmt seinen Sinn.«
»Hier, ihr könnt es selbst lesen!«
Anna und Toni steckten die Köpfe zusammen und lasen.
»Jedenfalls glaubt der Bursche an die wahre Liebe! Des ist schon mal gut! Den solltest du dir wirklich mal ansehen.«
»Ansehen?«, wiederholte Johanna.
»Ja, lass ihn hierher auf die Berghütte kommen. Hier bist nicht alleine. Wir stehen dir schon bei, nicht wahr, Anna?«, sagte Toni mit einem Seitenblick zu seiner Frau.
»Ich weiß nicht! Er schreibt doch, dass er …«
»Schmarrn, Johanna!«, unterbrach sie Toni. »Wir haben gelesen, was ihr euch geschrieben habt. Aber auch so kann ein Anfang aussehen. Er hat seine Erwartungen heruntergeschraubt und du auch. Ihr wartet beide auf die wirkliche Liebe. Also, was hindert euch daran, euch einmal zu treffen und darüber zu reden? Ihr seid nur wie zwei Freunde, die die gleichen Erfahrungen gemacht haben.«
Johanna zuckte mit den Schultern.
»Also, melden solltest du dich schon, Johanna!«, schlug Toni vor.
Anna fügte hinzu:
»Schreibe ihm doch Urlaubsgrüße! Schreibe, dass du hier auf der Berghütte bist und dich nach deinem Urlaub meldest.«
Toni lächelte Johanna an.
»Wenn du magst, dann gibst du dem Typen meine Handy-Nummer. Vielleicht ruft er an. Dann könnt ihr reden, ohne dass du deinen Schutz der Anonymität aufgeben musst. Was hältst du davon? Ich meine, des ist eine Eselsbrücke.«
»Ich werde darüber nachdenken!«
»Wir haben hier auf der Berghütte keinen Internetanschluss. Aber der Martin drunten in Waldkogel, der hat einen. Der Martin ist unser Arzt und ist ein guter Freund. Wenn du magst, dann rede ich mit ihm, dann kannst von dort aus mailen. Und Beate, sie ist unsere Tierärztin, sie hat auch Internet.«
»Danke, Toni, das ist lieb! Aber ich habe mein Notebook dabei und kann drahtlos ins Netz.«
»Dann ist ja schon alles geklärt!«, sagte Toni. »Nun, gib deinem Herzen einen Ruck!«
Johanna schmunzelte.
»Eigentlich kann ich nicht viel dabei verlieren.«
»Das ist die richtige Einstellung!«, lobte sie Toni.
Johanna ging in ihre Kammer. Sie holte ihr Notebook. Ein paar Tastengriffe und sie war im Netz.
»Was soll ich schreiben?«, fragte sie immer noch unsicher.