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Dr. Norden Bestseller Paket 1 – Arztroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.

Dr. Norden Bestseller Paket 1 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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immer in der goldenen Mitte, Schritt für Schritt vorwärts und aufwärts.

      Als seine Eltern am Abend kamen, fanden sie einen um Jahr gealterten Dirk vor, grau im Gesicht, sie blicklos anstarrend, als wären sie Fremde.

      »Junge«, sagte Walter Holzmann erschüttert, und von seiner Mutter wurde Dirk stumm in die Arme genommen.

      »Sie lassen mich nicht mal zu Penny«, brachte er nach langer Zeit mühsam über die Lippen. »Sie haben mich weggeschickt, als hätte ich ihr etwas zuleide getan. Und Tim …«, er konnte nicht mehr weitersprechen. Trockenes Schluchzen schüttelte ihn.

      »Vielleicht ist er gar nicht tot, vielleicht haben sie ihn in eine andere Klinik gebracht«, flüsterte Renate Holzmann.

      »Es war sein Schuh, den sie mir gezeigt haben«, murmelte Dirk tonlos. Und dann redete er wirres Zeug, das den Regierungsdirektor Walter Holzmann veranlasste, sich genauer zu informieren.

      *

      Nachdem der panische Schrecken abgeklungen war, herrschte in den verschiedenen Kliniken wieder die gewohnte Nüchternheit, jedoch nicht in der Behnisch-Klinik. Dort weinte ein kleines Kind wieder schmerzlich nach seiner Mami. Antwort geben konnte es noch nicht auf die Fragen, die ihm gestellt wurden.

      Der Kleine hatte ein paar Stunden geschlafen, aber nun schrie er jammervoll nach seiner Mami und dann auch nach seinem Papi.

      Dr. Jenny Lenz befasste sich mit dem Kleinen, aber er war nicht zu beruhigen.

      »Wie heißt du?«, fragte sie, aber er schüttelte nur wild das Köpfchen. »Will zu Mami, will zu Mami.«

      Was sollten sie nur machen? Die junge Frau war noch immer bewusstlos, und wenn man den Kleinen zu ihr brachte, würde er womöglich erschrecken, sie mit dem verbundenen Kopf zu sehen. Und noch wusste man den Namen der jungen Frau nicht. Dr. Behnisch hatte sich sehr bemüht, aber von allen Verletzten war sie die wirklich einzige, die von niemandem gesucht zu werden schien.

      Die Liste der Todesopfer war schlimm genug. Zweiundzwanzig Menschenleben hatte es gefordert, darunter fünf Kinder und zwei Babys.

      Fünf Personen waren zur Behnisch-Klinik gekommen, aber niemand von ihnen hatte in der jungen Frau jene erkannt, die von ihnen gesucht wurde, niemand hatte das Kind vorher gesehen.

      Dr. Behnisch ging ins Ärztezimmer, wo Jenny den Kleinen abzulenken versuchte. Mit verweinten Äuglein sah das bildhübsche kleine Kerlchen ihn an.

      »Dotto?«, fragte er. »Kiekiek?« Und nun bekamen seine Augen auch noch einen ängstlichen Ausdruck.

      »Nein, der Dotto macht nicht kiekiek«, erwiderte Dieter Behnisch, und Jenny konnte nur staunen, wie er sofort diese Kindersprache verstand und darauf einging.

      »Sagst du dem Dotto, wie du heißt?«, fragte Dieter. Wieder schüttelte der Kleine den Kopf. Dann legte er ihn schief und blinzelte. »Bärle?«, fragte er.

      »Bist du ein Bärle?«, fragte Dieter.

      »Bärle haben, Hoppi. Mami gehn.«

      Dieter Behnisch nahm den Kleinen auf den Arm. »Mami ist krank und muss im Bett liegen. Mami hat sich wehgetan.«

      »Heile, heile machen.«

      »Reden kann er. Wir müssen ihm Zeit lassen. Schätze, dass er zwei Jahre ist.«

      »Sehr gepflegt, sehr gut gekleidet«, sagte Jenny. »Ein süßes Kind.«

      »Papi fott?«, fragte der Kleine. »Tutauto fott. Mami gehn.«

      »Du musst aber ganz lieb sein und Mami nicht erschrecken. Sie schläft«, sagte Dr. Behnisch.

      Dr. Jenny Lenz war nicht ganz damit einverstanden, dass er den Kleinen in das Krankenzimmer brachte, aber Dieter hörte nicht auf ihre Warnung.

      Erschrocken drückte das Kind sein Köpfchen an die Schulter des Arztes.

      »Mami?«, wisperte es ängstlich. Und dann begann er doch wieder laut zu weinen.

      »Mein Kind«, stöhnte die Kranke auf, »mein Kind.« Das Weinen hatte sie wieder aus der Bewusstlosigkeit geholt.

      »Nicht Mami«, jammerte der Junge.

      »Mein kleiner Toby«, hauchte die Kranke.

      »Papi gehn«, flüsterte das Kind ängstlich.

      Dr. Behnisch ging mit ihm hinaus. Er hat sich vor dem verbundenen Kopf erschrocken. Jenny hatte doch recht gehabt, sagte sich der Arzt.

      Jenny war bei der Patientin geblieben. Sie streichelte deren Hand.

      »Toby kommt wieder. Er ist jetzt müde«, sagte sie beruhigend.

      »Sie hat ihn mir weggenommen. Sie hat mir mein Kind weggenommen«, stöhnte die Kranke.

      »Wie heißen Sie?«, fragte Jenny Lenz. »Wir müssen es wissen. Wir möchten Ihre Angehörigen benachrichtigen.«

      »Toby – nein, nein«, tönte es klagend an ihr Ohr und dann nichts mehr. Eine schreckliche Angst ergriff Jenny Lenz, dass das Herz versagen könnte, aber die junge Frau war nur wieder in einer tiefen Ohnmacht gefangen.

      *

      Für Dr. Norden hatte dieser Tag auch das schlimmste Grauen gebracht. Etwas so Entsetzliches hatte er noch nicht erlebt, wenngleich ihm als Arzt schon manches Schlimme nicht erspart worden war.

      Nachdem er mit Fee telefoniert hatte, war er etwas ruhiger geworden, aber die furchtbaren Bilder gingen ihm nicht aus dem Sinn. Es war nur ein Glück, dass er heute nicht von seinen Patienten herumgehetzt wurde.

      Lenchen hatte das Abendessen fast unberührt wieder abräumen müssen und meinte, dass er damit auch niemandem nütze, wenn er nichts esse.

      Das gute schwerhörige Lenchen hatte nicht alles verstanden, was im Rundfunk berichtet wurde, weil ihr Hörgerät manchmal bockte, aber sie hatte wieder einmal Grund gehabt, der Technik für alles die Schuld zu geben, und es war müßig, ihr einreden zu wollen, dass gerade diesbezüglich an Bahnübergängen zu wenig getan würde.

      Daniel hörte die neuesten Meldungen. Er hörte sie innerlich beteiligt

      und mit Erregung und Anteilnahme. Staatsanwaltschaftliche Untersuchungen, fahrlässige Tötung? Menschliches Versagen? Auch damit waren die Toten nicht zum Leben zu erwecken, die Hinterbliebenen nicht zu trösten.

      Der Gong schlug an. Daniel glaubte sich verhört zu haben. Es war schon nach zehn Uhr. Wenn ein Patient ihn brauchte, rief er an. Sollte etwa Fee …? Er dachte nicht weiter, sondern eilte zur Tür, aber vor ihm stand ein fremder Mann, so um die Fünfzig, sympathisch, aber sichtlich erschöpft und erregt.

      »Verzeihung, Herr Dr. Norden, mein Name ist Holzmann. Es ist spät, aber ich muss Sie wegen des Unglücks sprechen. Meine Schwiegertochter …«, er geriet ins Stocken, fasste sich an die Kehle. Daniel stützte den schwankenden Mann, schob ihn in die Wohnung.

      »Beruhigen Sie sich bitte erst«, sagte er fürsorglich, drückte den Mann in den Sessel, holte ein Glas Wasser und gab ein paar Beruhigungstropfen hinein, von denen er heute selbst welche genommen hatte.

      »Ich bitte Sie um einige Auskünfte«, begann Walter Holzmann, nachdem er tief Luft geholt hatte. »Meine Schwiegertochter liegt schwerverletzt im Kreiskrankenhaus, aber ich hörte, dass Sie an der Unglücksstelle waren. Es geht um unser Enkelkind.«

      Er fuhr sich mit dem Taschentuch über das Gesicht, rang sichtlich nach Fassung.

      »Wenn ich Ihnen irgendwie behilflich sein kann«, sagte Daniel gepresst, obgleich er nicht wusste, wie da zu helfen wäre.

      »Mein Sohn ist unfähig, etwas zu unternehmen«, fuhr Walter Holzmann heiser fort. »Ich bin jetzt seit Stunden unterwegs, aber ich konnte unseren kleinen Enkel nicht identifizieren. Es war so schrecklich, was ich sehen musste. Entschuldigen Sie …«, er wischte sich Tränen aus den Augen.

      »Ich verstehe Sie. Ich empfinde auch so«, sagte Daniel leise.

      »Man


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