Dr. Norden Bestseller Paket 1 – Arztroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.
sagte er dann leise und sehr zärtlich, und ein glückliches Lächeln war in seinen Augen. Schnell zog Helga Moll sich in das Sprechzimmer zurück. Daniel streckte die Arme nach Fee aus und zog sie an sich.
»Vorsicht«, sagte sie flüsternd, »es sind schon Patienten da.«
Er küßte sie dennoch. »Du, ich habe heute mittag bei euch angerufen, aber Frau Fischer hat mir nicht gesagt, daß du in München bist.«
»Da bin ich wohl gerade losgefahren. Ich wollte dich überraschen, Daniel.«
»Und sehen, ob ich auch brav bin?« fragte er verschmitzt.
Wie er sie durchschaute! Sie wurde rot. »Ich habe einiges zu erledigen«, erklärte sie rasch. »Ich bleibe bis morgen.«
»Das ist wunderbar. Geh hinauf zu Lenchen. Sie wird dich verwöhnen. Ich sehe zu, daß ich so schnell wie möglich fertig werde.«
»Die Pflicht kommt vor dem Vergnügen«, sagte sie, glücklich darüber, daß er sich so freute. »Ich werde noch ein paar Besorgungen machen, und dann warte ich oben auf dich.«
»Fein«, sagte er und gab ihr noch einen zärtlichen Kuß.
»Laß dich nicht verführen«, raunte sie ihm schelmisch zu. »Da sitzt eine ganz flotte Biene im Sprechzimmer.«
Eine halbe Stunde später, nachdem er ein paar Stammpatienten abgefertigt hatte, saß ihm eine flotte Biene gegenüber.
Lilly schlug ihre langen, schlanken Beine übereinander und lehnte sich zurück. »Sie hatten mich nicht vorgemerkt, Herr Doktor«, sagte sie spöttisch.
»Ich wußte nicht, daß Sie gleich heute kommen wollten«, gab er gleichmütig zurück. »Nun, wo drückt der Schuh?«
»Eigentlich komme ich wegen Astrid. Astrid Kürten ist meine Freundin. Ich bin besorgt um sie.«
Der Tonfall ließ an ihrer Aufrichtigkeit zweifeln. Er verstand es recht gut, sie einzuschätzen. Ein Mädchen, das seine Ellenbogen zu gebrauchen verstand, mehr raffiniert als intelligent und gewohnt, jede Chance zu nutzen.
»Wenn Fräulein Kürten Beschwerden hat, kann sie mich selbst konsultieren«, sagte er kühl.
»Ach, das ist so eine verfahrene Geschichte. Ich fühle mich verpflichtet, etwas für sie zu tun. Ich will nicht, daß sie böse mit mir ist. Wissen Sie, die ganze Sache liegt so: Sie ist reich, ich muß mir mein Geld verdienen. Wir waren zusammen auf der Schule. Sie hat das Abitur gemacht, ich mußte mit mittlerer Reife abgehen und eine Handelsschule besuchen. Wir blieben Freundinnen.«
Warum, dachte Dr. Norden? Weil es ihr schmeichelt, eine reiche Freundin zu haben, und was bedeutete solche Freundschaft schon in menschlicher Beziehung?
Und warum erzählte sie ihm das? Er war nun doch neugierig.
»Na ja, und nun ist es so, daß der Mann, für den Astrid geschwärmt hat, mich heiraten will. Das ist natürlich ein Konfliktsituation für mich.«
Eine Konfliktsituation? fragte sich Dr. Norden, doch eher ein Triumph! Sonst wäre sie ja auch nicht mit der Tür ins Haus gefallen, noch dazu, wo sie gerade erfahren hatte, daß es Herrn Kürten schlechtging.
»Astrid ist nicht Fisch und nicht Fleisch«, fuhr Lilly Friedinger fort. »Sie ist eine Mimose, und ich möchte wirklich etwas für sie tun, da ihre Eltern das anscheinend versäumen. Sie kann doch nicht gesund sein, so, wie sie immer aussieht, und da ist es doch kein Wunder, daß ein Mann kein Interesse hat. Sie hat sich vielleicht eingebildet, daß Wolf sie heiratet, weil er doch Geschäftsführer bei ihrem Vater ist, aber Geld allein macht’s eben auch nicht.«
Welche Überheblichkeit, dachte Daniel Norden. Ein sarkastisches Lächeln legte sich um seinen Mund.
»Was bezwecken Sie eigentlich?« fragte er.
Leicht irritiert sah sie ihn an. »Ich habe Wolf versprochen, daß ich es ihr schonend beibringe«, sagte sie unsicher.
»Was Sie ja nicht gerade getan haben«, bemerkte er nun doch, obgleich er keine Stellung hatte beziehen wollen.
»Sie haben einen falschen Eindruck von mir gewonnen. Es tut mir leid. Ich bin zu impulsiv, aber ich will Astrid wirklich nicht kränken.«
»Ich bin Arzt, kein Psychotherapeut«, erklärte Daniel. »Sie sind an der falschen Adresse, Fräulein Friedinger.«
»Na ja, bei der Gelegenheit wollte ich mir auch Antibabypillen von Ihnen verschreiben lassen«, sagte sie.
»Da wenden Sie sich besser an einen Kollegen von der Gynäkologie«, sagte er, »ich bin da vorsichtig. Entschuldigen Sie, aber es warten noch Patienten, die vorgemerkt sind.«
Kümmern Sie sich um meine Kleine, hatte Herr Kürten zu ihm gesagt. Notwendig war das vielleicht schon, aber was hatte Lilly Friedinger für ein Interesse daran? Genügte es ihr nicht, daß sie diesem scheuen Mädchen den Mann weggenommen hatte, den Astrid Kürten vielleicht tiefer liebt, als dieses oberflächliche Geschöpf?
Daniel Norden meinte, die Frauen ganz gut zu kennen, aber er wäre doch sehr überrascht gewesen, wenn er Lillys Beweggründe durchschaut hätte.
*
»Du hast ja Komplexe, Wolf«, sagte sie zu dem jungen Mann, mit dem sie sich wenig später traf. »Astrids wegen brauchst du dir wahrhaftig keine Gedanken zu machen. Sie hat doch längst beide Augen auf Dr. Norden geworfen. Er geht doch bei ihnen ein und aus.«
Wolfgang Bender war kein besonders guter Frauenkenner. Lilly war er ganz und gar nicht gewachsen. Und von einer offiziellen Verlobung konnte augenblicklich noch gar nicht die Rede sein. Er war völlig ahnungslos, mit welcher Intrige sie diese bewerkstelligen wollte.
Er war ein gutaussehender junger Mann, und er hatte es in jungen Jahren schon zu etwas gebracht. Das imponierte Lilly.
Daß er ungemein tüchtig war, wurde ihm von Karl Kürten hoch honoriert. Er hatte Verstand, aber auch Herz.
»Ich mag Astrid gern«, sagte er.
»Aber du hast doch keine Chance. Ihr Vater würde dich nur für einen Mitgiftjäger halten, und er schirmt sein Goldstück doch ab«, sagte Lilly. »Und mich hast du doch auch gern, Wolf. Hast du den gestrigen Abend schon vergessen?«
So gern wollte er sich daran gar nicht erinnern. Er war beschwipst gewesen, und Lilly hatte wirklich alle ihre Reize ausgespielt.
Als sie sah, wie unbehaglich es ihm war, verengten sich ihre Augen.
»Ich bin kein Spielzeug«, warf sie ihm vor. »Ich habe zwar nicht so viel Geld wie Astrid, meinen Stolz habe ich auch.«
Warum habe ich mich nur mit ihr eingelassen, dachte er, und zum ersten Mal fragte er sich auch, wieso sie eigentlich Astrids Freundin wäre.
»Astrid hat etwas für Dr. Norden übrig. Das weiß ich«, sagte Lilly. »Sie meint nur, daß du dir Hoffnungen gemacht hast und will dich nicht spüren lassen, daß du doch nur ein Angestellter ihres Vaters bist. Denk doch mal nach, Wolf, das ist doch auch für dich eine fatale Situation.«
»Ich bin kein Mitgiftjäger«, stieß er hervor, »und ich glaube, das weiß Astrid sehr gut.«
»Sie weiß auch, daß wir jetzt verlobt sind«, sagte Lilly, »und sie hat es gleichmütig hingenommen.«
»Wieso verlobt?« fragte er stockend.
»Wir haben uns gestern abend verlobt, mein Lieber, falls du das schon wieder vergessen haben solltest.«
»Das war doch nur eine Flachserei«, sagte er tonlos.
Ihr Gesicht bekam einen gehässigen Ausdruck. »Für mich nicht. Ich spaße mit solchen Dingen nicht. Aber du bist wohl doch auf Astrids Geld aus, denn diese kleine graue Maus kann dich doch wohl kaum in Entzücken versetzen.«
Er starrte Lilly an. »Wie redest du nur plötzlich von Astrid«, sagte er heiser. »Ich denke, du bist ihre Freundin?«
»Es hat