Dr. Norden Bestseller Paket 1 – Arztroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.
hin, Freundschaft her, aber blind bin ich nicht.«
»Du bist gefühllos, Lilly«, sagte er. »Du bist nicht Astrids Freundin.«
»Nicht mehr, wenn es darum geht, daß du ihrem Geld den Vorzug geben willst«, stieß sie hervor.
»Es geht doch nicht um das Geld«, sagte er leise. »Es geht doch darum, daß sie Werte hat, die mehr bedeuten als Äußerlichkeiten. Und jetzt ist ihr Vater schwer krank.«
»Und Dr. Norden tröstet sie«, sagte Lilly gelassen. »Du bist töricht, Wolf, wenn du meinst, daß Astrid sich für dich entschieden hätte.«
»Hör doch damit auf. Davon war nie die Rede«, sagte Wolfgang Bender gereizt. »Ich will nicht, daß du über mich verfügst, hörst du? Wir waren gestern abend fröhlich beisammen, aber wie kannst du Astrid sagen, wir hätten uns verlobt?«
Ihre Augen verengten sich noch mehr. »Weil es mir ernst war, Wolf«, sagte sie. »Und weil ich es nicht vertrage, daß man über dich lächelt.«
Seine grauen Augen wurden ganz dunkel. »Wer könnte über mich lächeln?« fragte er heiser.
»Die reichen Kürtens zum Beispiel.«
»Mach dich doch nicht lächerlich. Herr Kürten weiß, daß ich mein Bestes tue, um ihn zu entlasten. Jetzt muß ich zu ihm fahren.«
»Um ihm zu sagen, daß du viel lieber seine Tochter mit einer angemessenen Mitgift heiraten würdest, als eine kleine Sekretärin?« fragte Lilly höhnisch.
»Um ihm Bericht zu erstatten«, sagte Wolfgang Bender kalt.
»Wir reden aneinander vorbei, Lilly. Ich habe dich für ein lustiges, nettes Mädchen gehalten und für Astrids Freundin. Darin habe ich mich wohl getäuscht.«
»Du bist ein Narr«, sagte Lilly. »Ich wollte dir nur eine Blamage ersparen.«
»So leicht blamiere ich mich nicht«, sagte er. »Misch dich nicht in meine Angelegenheiten.«
*
Lilly überlegte nicht lange. Als Wolf sich von ihr getrennt hatte, fuhr sie auf schnellstem Wege zur Villa der Kürtens.
Sie atmete auf, als das Hausmädchen ihr sagte, daß Astrid daheim sei.
Allerdings schien Astrid nicht sonderlich erfreut über ihren Besuch zu sein.
»Ich wollte gerade in die Klinik fahren«, sagte sie niedergeschlagen.
»Soviel ich eben von Wolf hörte, ist er zu deinem Vater zitiert worden«, sagte Lilly. »So schlecht kann es ihm doch nicht gehen.«
»Es sind gerade sehr wichtige Verhandlungen im Gange«, erwiderte Astrid tonlos.
»Ich habe mich heute vormittag dumm benommen, Astrid«, sagte Lilly. »Verzeih es mir bitte. Wolf hat mich erst darauf gebracht, daß es taktlos von mir gewesen war.«
»Wieso?« fragte Astrid.
»Er ist der Meinung, daß du viel für ihn übrig hast«, sagte Lilly leichthin.
»Eine irrige Annahme«, sagte Astrid abweisend.
»Das habe ich ihm auch gesagt. Du kennst mich doch, Astrid. Ich will dich nicht verletzen, und Wolf wollte auch nie in den Verdacht geraten, daß er sich um dich bemüht, weil du eben die Tochter eines reichen Vaters bist.«
Ein Zucken lief über Astrids schmales Gesicht. Lilly war sehr zufrieden mit sich. Sie fand, daß sie ihre Worte sehr gut gewählt hatte.
»Er tut wirklich sein möglichstes, um deinen Vater zufriedenzustellen, und ich hoffe nicht, daß du uns jetzt böse bist, wenn wir heiraten«, fuhr sie fort. »Vielleicht hat er dir doch mehr bedeutet, als ich annehmen konnte.«
»Du irrst dich«, erwiderte Astrid mit gekünstelter Ruhe. »Müssen wir darüber sprechen? Ich mache mir große Sorgen um Papa.«
»Aber das brauchst du doch nicht. Er ist doch bei Dr. Norden in den besten Händen. Dr. Norden scheint sich übrigens sehr für dich zu interessieren, Astrid. Ich traf ihn heute mittag. Du weißt ja, daß unser Büro im gleichen Haus ist wie seine Praxis. Er hat sich eingehend nach dir erkundigt und gesagt, daß du ein ganz reizendes Mädchen bist.«
»So?« fragte Astrid spöttisch.
»Er ist ein toller Mann«, sagte Lilly.
»Tatsächlich? Genügt dir Wolfgang nicht?« fragte Astrid mit einem Ausdruck, der Lilly nun doch irritierte.
»Du mißverstehst mich«, sagte sie nach einer kleinen Atempause. »Bedenke doch, daß du eine reiche Erbin bist. Ein Akademiker wäre wohl das mindeste, was deine Eltern als Schwiegersohn erwarten, doch nicht einen Mann mit mittlerer Bildung wie Wolf.«
Astrid straffte sich. Sie schien zu wachsen. »Worauf willst du eigentlich hinaus, Lilly?« fragte sie. »Bist du Wolfs Zuneigung nicht sicher, oder ist deine Freundschaft zu mir nur geheuchelt? Was würdest du sagen, wenn ich eingestehen würde, daß ich Wolf sehr gern habe? Nein, das tue ich nicht. Du kannst ganz beruhigt sein, aber dein Gerede geht mir auf die Nerven. Ich habe wahrhaft andere Sorgen, als mir dieses Geschwätz anzuhören.«
»Ich dachte, wir wären Freundinnen?« fragte Lilly bestürzt, denn ganz so hatte sie sich diese Unterhaltung nicht vorgestellt.
»Das dachte ich auch«, erwiderte Astrid. Sie sah sehr auffällig auf ihre Armbanduhr. »Ich muß jetzt wirklich fahren«, sagte sie. »Ade!«
Das war immer ihr Abschiedsgruß gewesen, aber heute klang er kühl und irgendwie endgültig.
Lilly war aus der Fassung gebracht, verunsichert. Sie wollte noch etwas sagen, aber Astrid eilte schon zu ihrem Wagen, einem neuen, schicken Sportkabriolett, lindgrün mit schwarzem Lederdach. Lilly ballte ihre Hände in den Manteltaschen. Wirklich alles konnte sie sich leisten, alles, was man mit Geld kaufen konnte, aber Wolf sollte sie nicht bekommen. Aber dann kam ihr plötzlich ein Gedanke, der sehr unbequem war. Wenn nun Karl Kürten sterben würde? Astrid war die Erbin! Sie hatte dann zu bestimmen, und wenn sie nun Wolf entlassen würde? Solche Stellung bekam er so schnell nicht wieder. Vielleicht hatte Karl Kürten ihn so protegiert, weil er in Wolf seinen zukünftigen Schwiegersohn sah.
Astrid hatte unerwartet reagiert, und für Lilly war es kein erfreulicher Gedanke, daß sie an diesem Tag zweimal eine Abfuhr bekommen hatte. Einmal von Dr. Norden und jetzt von Astrid. Und hatte nicht auch Wolf sie zurechtgewiesen?
*
Lenchen hatte über das ganze Gesicht gestrahlt, als Felicitas kam. Solche Überraschungen ließ sie sich gern gefallen, und Felicitas ließ sich gern von ihr verwöhnen, denn sie hatte ihre Besorgungen im Eiltempo erledigt und war nun doch recht abgespannt. Sie war diese verbrauchte Luft, die in den Straßen der Stadt lastete, nicht gewohnt. Hier war es besser.
Sie blieb nicht lange mit Lenchen allein. Daniel kam bald. Lenchen verschwand sofort taktvoll, und Daniel nahm seine Fee zärtlich in die Arme.
»Ich bin froh, daß du da bist«, sagte er. »Könntest ruhig öfter kommen.«
»Du auch«, erwiderte sie schelmisch.
»Du weißt ja, wie es hier zugeht.«
»Bei uns auch, Daniel. Ich werde jetzt schon tüchtig eingespannt. Da, ich habe dir etwas mitgebracht.« Sie gab ihm die Schallplatte. »Für Katja habe ich auch eine gekauft«, erklärte sie.
»David Delorme«, sagte Daniel gedankenverloren. »Der erste Patient auf der Insel der Hoffnung.«
»Eigentlich war es Frau Seidel«, erinnerte ihn Felicitas. »Unsere gute Henriette! Wir könnten sie gar nicht mehr entbehren.«
»So ist ein Mensch auf seine alten Tage noch glücklich geworden, glücklich, weil sie sich nicht überflüssig vorkommt. Das ist auch eine Therapie, Fee.«
Sie nickte. »Eine bessere als Medikamente.«
»Und Katja denkt immer noch an David?«
»Sie