Dr. Norden Bestseller Paket 1 – Arztroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.
graugrünen Augen, die von langen schwarzen Wimpern umgeben waren.
Herbert Arndt liebte dieses Mädchen über alle Maßen, und Monika liebte ihn auch.
»Nun rede schon endlich!«, drängte sie.
»Zieh dich erst an, Liebling.«
»Das kann ich nebenher. Erst dein nächtlicher Anruf, dann dieser morgendliche Besuch. Das bin ich nicht von dir gewohnt, du seriöser Mann. Ich war heute Nacht gar nicht richtig da. Wir haben irrsinnig geschuftet.«
»Ihr?«, fragte er wachsam.
»Liebe Güte, das habe ich dir ja noch gar nicht gesagt. Gestern abend ist Petra zurückgekommen. Sie hat mir geholfen. Sie hatte dann allerdings noch eine Verabredung und ist früher gegangen.«
»Petra«, sagte er heiser. Er fuhr sich mit dem Taschentuch über die Stirn.
Petra war Monikas drei Jahre jüngere Schwester. Die beiden geschäftstüchtigen Mädchen betrieben gemeinsam die Boutique. Petra war zur Modewoche in Düsseldorf gewesen und anschließend noch in Paris.
Nein, an Petra hatte er nicht gedacht, und nun wusste er nicht, wie er es Monika sagen sollte.
Seine Gedanken überstürzten sich. Thomas hatte doch gesagt, er hätte das Mädchen nie gesehen. Nein, er kannte Petra noch gar nicht persönlich. Er war auch mit Monika erst dreimal zusammengetroffen.
»Was siehst du mich so komisch an?«, fragte Monika verwirrt.
»Wollte Petra denn nicht hier schlafen?«, fragte er.
»Nein, sie wollte zu ihrer Freundin Uschi fahren. Sie hatte gestern Geburtstag und gab eine Party. Da wollte sie gleich in Schwabing bleiben.«
»Du hast nicht mit dieser Uschi telefoniert?«, fragte Herbert Arndt vorsichtig.
»Du machst mir angst! Ist etwas mit Petra?«
Sie war in ihren Hosenanzug geschlüpft und stand nun dicht vor ihm. Behutsam nahm er sie in seine Arme, und dann begann er mit heiser Stimme zu sprechen.
*
Thomas war zur Behnisch-Klinik gefahren. Er hatte sich ein Taxi kommen lassen.
Dr. Behnisch war im OP. Er konnte ihn nicht sprechen, und zu der Patientin wollte man ihn nicht vorlassen.
Er beschloss zu warten. Von Unruhe erfüllt, lief er in der Halle hin und her, dann hinaus.
Was hielt ihn eigentlich hier? Er konnte doch später nochmals wiederkommen. Er war nicht fähig, sich zu entscheiden, und da sah er Monika aus ihrem Sportwagen steigen. Nun war er erst einmal völlig konsterniert.
»Monika!«, rief er überrascht.
Sie sah sehr blass aus, aber das tat ihrer Schönheit keinen Abbruch.
»Bert war bei mir«, erklärte sie leise. »Hast du schon mit Petra sprechen können, Thommy?«
Sie sagte Thommy zu ihm, weil Bert ihn so nannte.
»Petra?«, fragte Thomas verwundert. »Wieso?«
»Meine Schwester. Es kann sich doch nur um meine Schwester handeln. Ihr habt euch noch nicht kennengelernt. Erst warst du weg, dann sie.«
Thomas wurde es schwindelig. Wie gelähmt stand er da und starrte in das reizvolle Gesicht seiner zukünftigen Schwägerin.
»Bert musste ins Untersuchungsgefängnis«, fuhr sie leise fort.
»Ja, ich weiß. Eine schlimme Sache ist das. Es tut mir schrecklich leid, Monika.«
»Es war sicher gut, dass gerade du gekommen bist. Weißt du wenigstens, wie es ihr geht?«
»Dr. Norden sagt, dass sie an Gedächtnisschwund leidet. Sie kann sich an nichts erinnern.«
»Wenn es ihr sonst nur einigermaßen geht«, bemerkte Monika leise. »Sich vorzustellen, was hätte geschehen können, erübrigt sich. Du hast doch keine Schuld, Thommy.«
»Mir ist keine Ähnlichkeit mit dir aufgefallen«, murmelte er.
»Wir sehen uns nicht ähnlich, nur die Figur und die Haarfarbe, und wie hättest du auch vermuten sollen, dass es sich um meine Schwester handelt. Sehr genau scheinen mich diese Gangster nicht gekannt zu haben. Jetzt habe ich auch noch Angst um Bert.«
»Er ist gewarnt, auf schreckliche Weise sogar«, sagte Thomas leise.
Nun warteten sie gemeinsam. Zwischen zwei Operationen hatte Dr. Behnisch ein paar Minuten Zeit für sie.
Mit seiner Erlaubnis konnten sie dann das Krankenzimmer endlich betreten.
Das Mädchen schlief. Monika klammerte sich an Thomas’ Arm.
»Petra!«, flüsterte sie mit tränenerstickter Stimme.
Unter dem Kopfverband, der ihr angelegt worden war, schaute eine kecke kleine Nase heraus, die ein bisschen spitz wirkte. Die Lippen waren fest aufeinandergepresst.
Unwillkürlich sah Thomas jedoch wieder das blutüberströmte Gesicht vor sich. Es kam ihm auch der Gedanke, welche entsetzliche Belastung es für seinen Bruder und Monika gewesen wäre, wenn sein Wagen Petra überrollt hätte. Eisesschauer rannen ihm über den Rücken.
Monika hatte ihre Fassung wiedergewonnen. Sie setzte sich ans Bett und griff nach Petras Hand. Ihre Schwester schlief so tief, dass sie es nicht bemerkte.
Lange, bange Minuten vergingen. Dann trat Schwester Martha ein. Ihr freundliches Gesicht war ernst.
»Draußen wartet ein Kriminalkommissar, der Sie sprechen möchte«, sagte sie mit grollendem Unterton. »Wenn es Ihre Schwester ist«, fügte sie hinzu.
»Es ist meine Schwester«, erwiderte Monika verhalten. Thomas sah plötzlich unendliche Verwicklungen auf sich und auch auf seinen Bruder zukommen.
*
Dr. Norden erfuhr gewisse Einzelheiten von jemandem, an den er in diesem Zusammenhang am wenigsten gedacht hätte.
Kurz vor Beendigung seiner Sprechstunde erschien Isabel Guntram in seiner Praxis. Sie sah blendend erholt aus. Sie begrüßten sich freundschaftlich.
»Fehlen kann dir nichts bei diesem Aussehen«, stellte Daniel fest. »Also eine private Stippvisite.«
»Berufliche«, berichtigte Isabel.
»Wieso das?«
»Es gab heute nacht einen mysteriösen Unfall vor diesem Haus.«
Er runzelte die Stirn.
»Du bist doch nicht unter die Kriminalreporter gegangen?«, fragte er irritiert. »Dein Ressort ist doch die Mode, Gesellschaftsklatsch und so.«
»Eben das«, erwiderte Isabel gelassen. »Das Mädchen heißt Petra von Schönauer und betreibt mit ihrer Schwester Monika eine exklusive Boutique. Ich kenne beide und bin dort auch Kundin. Außerdem ist Monika mit Dr. Arndt verlobt.«
Das warf nun ein völlig anderes Licht auf diese Geschichte. Daniel war sofort hellwach.
»Das musst du mir erzählen«, sagte er. »Fahren wir hinauf. Ich kann Lenchen nicht schon wieder mit dem Essen warten lassen. Du kannst teilhaben an köstlichem Rinderbraten, den sie mir heute Morgen schon offeriert hat.«
Lenchen hatte zwar nichts gegen Isabel, aber seit Daniel mit Fee verlobt war, fand sie es doch sehr unpassend, wenn Isabel sich hier blicken ließ. Das wollte sie dem Herrn Doktor bei Gelegenheit schon mal sagen.
»Nun berichte mal«, forderte Daniel Isabel auf.
»Eigentlich wollte ich von dir etwas hören«, entgegnete sie.
»Ich möchte im Hintergrund bleiben, Isabel. Ich habe Erste Hilfe geleistet, und damit hat es sich. Dr. Behnisch behandelt das Mädchen in seiner Klinik. Woher hast du eigentlich von dem Unfall gehört?«
»Aus dem Polizeibericht. Unser Reporter weiß, dass ich