Dr. Norden Bestseller Paket 1 – Arztroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.
nicht alles heraus«, scherzte Dr. Cornelius. »Lasst für mich auch noch was übrig.«
*
Dass Daniel wohl immer den richtigen Riecher hatte, konnte auch Dr. Behnisch feststellen, als er endlich zu seiner Unterredung mit Jenny Lenz kam.
Sie hatte ziemlich lange auf ihn warten müssen, weil ihn mal wieder ein akuter Blinddarm unversehens im Operationssaal festgehalten hatte. Aber das Warten hatte sich gelohnt.
Nicht mehr taufrisch hatte Daniel die junge Ärztin bezeichnet, und das mochte auch stimmen, obgleich sie gerade erst die Dreißig erreicht haben mochte.
Erfahrung und Reife hatte ihre Gesichtszüge geprägt, doch ihre Befangenheit und die geheime Angst in ihren Augen ließen sie jetzt doch mädchenhaft erscheinen.
Ob sie mich jetzt mit Daniel vergleicht, überlegte Dr. Behnisch, als er forschend das schmale kluge Gesicht betrachtete.
Eitelkeit schien Jenny Lenz fremd zu sein. Schlichter und unauffälliger konnte sich eine Frau kaum kleiden. Nicht eine Spur Make-up war zu sehen.
Schweigend hatte sie ihm ihre Referenzen auf den Schreibtisch gelegt.
Er blätterte sie nur flüchtig durch und dachte, dass er nie auf den Gedanken gekommen wäre, eine Ärztin zu engagieren, wenn Daniel sie ihm nicht offeriert hätte.
»In Uganda waren Sie also«, sagte er. »Ich kann mir keine Vorstellung davon machen.«
»Das kann man auch nicht, wenn man nicht dort war«, erwiderte sie.
Sie gewann langsam an Sicherheit. Dr. Behnisch war freundlich. Er musterte sie nicht herablassend; nicht mit jenem Sarkasmus, den sie fürchten gelernt hatte.
»Haben Sie schon selbständig operiert?«, fragte er.
»Selbstverständlich.«
Es klang auch selbstverständlich. Sein Blick wurde nachdenklich.
»Und was alles?«, fragte er.
»Was notwendig war.«
»Warum sind Sie hingegangen?«
»Weil man mir hier keine Chance gab.«
»Und warum sind Sie zurückgekommen?«
»Weil mir das Klima zu schaffen machte.«
Viele Worte schien sie nicht zu lieben. Auch das war ein sympathischer Zug, denn schwatzhafte Frauen ertrug Dr. Behnisch nicht.
»Sie werden mit drei männlichen Kollegen zusammenarbeiten müssen«, erklärte er.
Jetzt lächelte Jenny flüchtig.
»Es schreckt mich nicht, wenn es die Kollegen nicht schreckt.«
»Das wird sich herausstellen. Probieren wir es vier Wochen miteinander. Sind Sie einverstanden?«
»Probezeit ist üblich«, sagte sie freundlich. »Ich danke Ihnen.«
»Wann wollen Sie anfangen?«
»Morgen. Oder gleich, wenn Sie wollen.«
»Gleich? Das wäre nicht übel. Vielleicht kann ich dann doch mal wieder eine Nacht durchschlafen.«
Er konnte es. Er fand nichts an ihr auszusetzen, als sie am nächsten Morgen Bericht erstattete und erst recht nicht, als sie ihm anderntags bei einer Magenoperation assistierte.
Es war Anlass für ihn, Daniel anzurufen und ihm zu sagen, dass er sehr zufrieden mit Jenny Lenz sei.
»Was? Sie arbeitet schon?«, fragte Daniel staunend.
»Und wie! Sie bringt Schwung in den Laden.«
»Keine Skepsis mehr?«, fragte Daniel.
»Man gewöhnt sich schnell daran, so was Hübsches, Sanftes um sich zu haben«, erwiderte Dieter Behnisch.
»Ist sie hübsch und sanft?«
»Du kennst sie doch länger als ich.«
»Aber anscheinend nicht so gut wie du«, konterte Daniel mit einem unergründlichen Lächeln, aber das konnte Dieter nicht sehen.
Komisch, dachte er, ich kenne sie wirklich schon gut.
»Er findet sie hübsch und sanft«, murmelte Daniel vor sich hin.
»Was meinten Sie?«, fragte Molly.
»Habe ich was gesagt? Ich werde wohl schon wunderlich und führe Selbstgespräche.«
»Wundern würde es mich nicht, bei dem Arbeitspensum, das hinter Ihnen liegt. Sie müssen mal ausspannen, richtig ausspannen.«
»Nächstes Wochenende.«
»Nicht nur ein Wochenende! Ferien müssen Sie machen!«, erklärte Molly eindringlich.
»Die muss ich mir für die Flitterwochen aufheben, Molly. Morgen ist wieder ein Monat zu Ende.«
Richtig sehnsüchtig klang es. Molly lächelte mütterlich, als er zum Telefon schielte. Sie ging schnell wieder hinaus.
*
»Was macht Fee?«, fragte Dr. Cornelius den kleinen Mario, der sich wieder mal mühte, ein schweres Wort auszusprechen.
»Te-le-fonieren. Richtig, Paps?«, fragte er schelmisch.
Weil Fee Paps sagte, sagte er es
auch, und Dr. Cornelius ließ es sich gefallen.
»Richtig, Mario. Willst du mit mir in die Stadt fahren?«
»Stadt?«, fragte Mario.
»Ja, in die Stadt. Ich muss etwas besorgen.«
»Kaufen?« Wie gut er schon verstand.
»Ja, kaufen.«
»Du nimmst mit Mario?«
»Willst du?«
»Mario will.« Er nickte eifrig. Er musste es auch gleich Anne Fischer verkünden. »Mario fährt nach Stadt mit Paps. Mit Auto.«
»Na, dann viel Spaß«, sagte Anne liebevoll. Sie lächelte in sich hinein. Wenn das kein Beweis der Zuneigung war, wollte sie nicht mehr Anna Fischer heißen.
»Spaß mit Paps«, jauchzte Mario.
Fee sah gerade noch die Schlusslichter des Wagens, als sie aus dem Haus kam.
»Dein Vater hat Mario mitgenommen«, erklärte Anne.
Fee lächelte. »Er hat wohl Angst, dass ihn jemand stehlen könnte?«
»Das scheint mir auch fast so. Er ist ganz närrisch mit dem Kleinen.«
»Ja, wer hätte das gedacht«, meinte Fee. »Wie schnell man sich an ein Kind gewöhnen kann.« Sie ging zum Schreibtisch. »Wie sieht es denn mit den Zimmern aus, Anne? Daniel hat wieder eine Patientin für uns.«
»Die nächsten vier Wochen ist nichts zu machen. Beim besten Willen nicht, Fee. Herr Moeller und Lissy reisen ab, aber die Räume sind schon wieder belegt.«
»Die beiden werden wir vermissen«, bemerkte Fee.
»Sie haben sich gesucht und gefunden. Ein nettes Pärchen.«
»Und was wird mit unseren Tanztees?«
»Die behalten wir bei. Dabei wird sich wohl noch manches Paar finden.«
»Das gehört eigentlich nicht zu unseren Aufgaben, Anne«, sagte Fee fröhlich.
»Es ergibt sich von selbst. Liebe ist die beste Medizin, meinst du nicht auch, Fee?«
»Nur wenn man die Erfüllung findet. Was ist eigentlich mit Katja los?«
»Sie hat schon eine Woche keine Post von David. Warum kann sie nicht sein wie andere junge Mädchen, Fee? Sie ist doch jetzt gesund, sie ist jung, und sie ist hübsch.«
»Aber