Butler Parker Paket 3 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.
„Neiiin“, keuchte sie, als er sie endlich freigab. „Mylady macht sich bestimmt Sorgen.“
„Rufen wir sie doch an“, schlug er vor.
„Haben Sie nicht einen Bademantel oder sonstwas?“ fragte sie. „Diesen Fetzen dort möchte ich nicht wieder anziehen.“
„Wozu das?“ fragte er lächelnd. „Sie haben doch nichts zu verbergen, Kathy, wirklich nicht.“
Er warf das leergetrunkene Glas in einen kleinen Sessel und schloß sie in seine Arme.
„Der Anruf“, stöhnte Kathy, die sich in seinen Armen erstaunlich wohl fühlte.
„Nur nichts überstürzen“, sagte er leise und trug sie zum Bett hinüber. „Wir müssen doch erst mal gründlich überlegen, was wir Lady Agatha sagen wollen.“
Kathy war einverstanden, zusammen mit ihm zu überlegen, gründlich und eingehend. Solch ein Telefonanruf durfte nicht auf die leichte Schulter genommen werden.
*
„Du lieber Himmel, Kind, wie sehen denn Sie aus?“
Lady Agatha Simpson breitete weit ihre Arme aus und umfing die heimkehrende verlorene Tochter, sprich Kathy Porter. Parker, der sich im Hintergrund hielt, maß Kathys Begleiter mit einem höflichen, aber sehr wachsamen Blick.
„Darf ich vorstellen, Mylady, Mr. McDonald“, sagte Kathy, nachdem sie dem gewaltigen Busen der Lady entronnen war. Sie deutete auf ihren Begleiter, der graue Flanellhosen, ein am Hals offenes Hemd und ein Sportjackett trug. McDonald machte einen sehr lässigen Eindruck.
Kathy hingegen trug einen viel zu weiten Bademantel und Pantoffeln, die wohl an die Füße ihres Begleiters gehörten. Dennoch sah Kathy frisch, rosig und zufrieden aus. Sie hatte nach ihrer ausgiebigen Privatunterhaltung mit ihrem Gastgeber eine belebende Dusche genommen und sah dem neuen Tag mit großer Freude entgegen.
„Michael McDonald, genannt Mike McDonald“, stellte der Mann sich selbst noch mal vor. „Im Dienste Ihrer Majestät, Mylady!“
„Mike, ah, ich meine, Mr. McDonald war so freundlich, mir aus einer bösen Sache herauszuhelfen“, erklärte Kathy und wich dem prüfenden Blick des Butlers aus. Sie fühlte sich wie vor einem Röntgenschirm. Parker schien wieder mal alles zu wissen.
„McDonald, McDonald, ich habe Ihren Namen schon gehört“, versuchte Lady Simpson sich zu erinnern.
„Ich hatte die Ehre, Mylady vor knapp einem Jahr mal vorgestellt zu werden“, sagte der sportliche Mann, der ein wenig an den James-Bond-Filmdarsteller erinnerte.
„Herzlich willkommen“, lud Lady Simpson ihn ein. „Sie müssen mir die ganze Geschichte erzählen. Vielleicht kann ich sie für meinen Spionageroman brauchen.“
„Bestimmt, Mylady“, sagte Kathy schnell, um sich dann an McDonald zu wenden. „Entschuldigen Sie mich, ich muß mir etwas anziehen.“
„Hat das gute Kind sehr gelitten?“ erkundigte sich Lady Simpson, als sie ihren Gast in den Salon führte.
„Vielleicht anfänglich, Mylady, später dann wohl kaum noch“, gab Mike McDonald trocken zurück. „Ich konnte mich rechtzeitig einschalten. Sie alle ahnten wohl nicht, wie tödlich diese Affäre ist.“
Er sah zuerst auf Mylady, dann zu Parker hinüber und nickte langsam.
„Es handelt sich also tatsächlich um Spionage“, stellte Lady Simpson zufrieden fest.
„Das kann und will ich nicht abstreiten“, lautete McDonalds Antwort. „Ich muß Sie nur im Namen meiner Dienststelle bitten, diese Dinge als top-secret zu behandeln. Hier stehen nationale Interessen auf dem Spiel.“
„Elizabeth kann sich auf mich verlassen“, murmelte Lady Simpson.
„Wer, Mylady?“ McDonald war ein wenig irritiert.
„Elizabeth“, wiederholte Lady Simpson, „die Königin natürlich. Wir kennen uns recht gut.“
„Richtig, Mylady.“ McDonald hüstelte leicht. „Miß Porter wurde von zwei Killern entführt, die zusammen mit einem gewissen Eric Cranford hinter Lister her waren.“
„Und wo wurde sie festgehalten, wenn ich mir diese Frage erlauben darf?“ erkundigte sich Josuah Parker mit neutraler Stimme.
„In einem Fotoatelier, das ich seit einigem Monaten beschatte“, antwortete der Agent. „Cranford und seine beiden Killer sind uns als die Spitze eines Eisbergs bekannt. Sie verstehen, was ich meine?“
„Eines Agentenrings also!“ Mylady hatte verstanden und nickte, bevor Parker etwas sagen konnte. „Das paßt genau in meinen Kriminalroman.“
„Sicher, Mylady.“ Parker verbeugte sich andeutungsweise in Richtung Agatha Simpson, um sich dann wieder dem männlichen Gast zuzuwenden.
„Diese drei Agenten sind beziehungsweise waren hinter Mr. Lister her?“
„Er belieferte sie sogar bereits mit Informationen“, antwortete McDonald. „Lister wird von uns schon seit Monaten beschattet, er hatte sich dem Sicherheitsdienst der Forschungsgruppe verdächtig gemacht. Daraufhin wurden wir eingeschaltet.“
„Ich verstehe.“ Mylady wirkte sehr angeregt. „Sie wollen über diese drei ausgemachten Lümmel an den wirklichen Auftraggeber herankommen, nicht wahr?“
„Präzise, Mylady. Diese drei Agenten sind nicht besonders wichtig, uns geht es um ihren Hintermann.“
„Darf man fragen, ob Ihre Dienststelle sich nur mit dieser Agentengruppe befaßt?“ schaltete Parker sich ein. „Könnte Lister nicht auch noch mit anderen Gruppen Kontakt aufgenommen haben?“
„Dann wüßten wir davon“, sagte McDonald, der aber prompt ein wenig unsicher wurde. „Haben Sie andere und frischere Informationen?“
„Setzen Sie sich mit Chefinspektor Sounders in Verbindung“, bat der Butler. „Mylady waren vor ein paar Stunden so frei, eine zweite Agentengruppe außer Gefecht zu setzen, die sich als Hongkonger Im- und Exportfirma getarnt hatte.“
„Donnerwetter!“ Mike McDonald schluckte leicht und griff sofort nach dem Telefonhörer. „Und was ist mit dem Material?“
„Könnten Sie sich möglicherweise etwas deutlicher ausdrücken, Sir?“
„Hören Sie“, sagte der Topagent und legte den Hörer wieder auf, „bisher hatte Lister nur sogenanntes Spielmaterial zur Verfügung gehabt. Unwichtige Dinge, die der Gegenseite mehr oder weniger bekannt sind. Aber in der vergangenen Nacht räumte er gründlich auf. Er fotografierte streng geheime Konstruktionszeichnungen und Ideenentwürfe. Er muß alles auf eine Karte gesetzt haben und wollte danach wohl auch das Land verlassen. Er sprengte den Tresor auf und raffte alles an sich, was er an Unterlagen fand.“
„Keine Mikrofilme?“ Lady Simpson wirkte sehr enttäuscht.
„Diesmal nahm er sich gar nicht erst die Zeit dazu. Er schien gemerkt zu haben, daß er unter Beobachtung stand, und wollte seine Zelte hier in unserem Land wohl abbrechen.“
„Auf welche Größe könnte er die Unterlagen zusammengepackt haben?“ wollte Parker wissen.
„Eine Kollegmappe muß damit zumindest gefüllt sein, Mr. Parker. Und diesmal geht’s um die Wurst. Entschuldigen Sie diesen Ausdruck, Mylady, aber wenn diese Unterlagen in falsche Hände geraten, wirft das unsere Landesverteidigung um wahrscheinlich Jahre zurück.“
„Herrliche Aussichten“, stellte Lady Agatha vorwurfsvoll fest. „Aber noch ist nicht alles verloren, was meinen Sie, Mr. Parker?“
„Keineswegs, Mylady.“ Parker blieb Herr der Situation. „Man darf wohl davon ausgehen, daß beide Agentengruppen nicht im Besitz der Unterlagen sind, sonst wäre es nicht zu dem Überfall auf das Leichenschauhaus gekommen, sonst hätte man Miß Porter nicht entführt.“
„Sie