Butler Parker Paket 3 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.
Sie etwas wissen, was für meine Dienststelle …“
„Papperlapapp“, unterbrach die ältere Dame ihn energisch. „Kommen Sie mir nur ja nicht mit Drohungen, junger Mann!“
„Aber ich höre doch heraus, daß Sie eine heiße Spur kennen!“
„Konnte ich tatsächlich derart mißverstanden werden, Mr. Parker?“ Sie drehte sich zu ihrem Butler um und sah ihn empört an.
„Keineswegs, Mylady“, erklärte Parker, auf ihre Tonart eingehend. „Wenn ich mir einen Vorschlag erlauben darf, sollte sich Mr. McDonald nun mit dem Chefinspektor in Verbindung setzen. Die Aussagen der drei von Mylady festgesetzten Herren sind womöglich aufschlußreich.“
„Nun ja, ich allein habe sie schließlich nicht festgenommen“, räumte die Detektivin gnädig ein. „Mr. Parker war schon durchaus ein wenig daran beteiligt, aber man sollte seine Hilfe auch nicht überschätzen, finde ich.“
*
„Er ist schon gegangen?“
Kathy Porter kam zurück in den Salon und machte einen enttäuschten Eindruck.
„Er kommt ja wieder“, beruhigte Lady Simpson ihre reizende, langbeinige Sekretärin. „Konnten Sie nicht wenigstens anrufen, damit wir Bescheid wußten? Wir haben uns sehr um Sie gesorgt.“
Kathy errötete sanft.
„Schon gut“, meinte Lady Simpson, „er sieht tatsächlich hervorragend aus, sehr männlich. Wäre ich nur ein paar Jahre jünger, müßten Sie mich als ernsthafte Konkurrentin betrachten, Kindchen!“
Kathy lächelte bereits wieder. Die beiden Frauen hatten sich verstanden. Während Parker Kathy zehn Minuten später ein ausgiebiges Frühstück servierte, mußte Kathy jede Einzelheit erzählen, wobei sie sich allerdings auf die Erlebnisse mit Jack, Herbert und dem genialen Künstler Cranford beschränkte.
„Diese Monster!“ Lady Simpson war böse, wirkte allerdings ein wenig animiert. „Sollten wir diesem Atelier nicht einen Besuch abstatten, Mr. Parker?“
„Ich weiß nicht, Mylady, ob sich solch eine Situation in einem Spionageroman gut machen würde.“
„Sie haben selbstverständlich recht“, korrigierte sich die resolute Dame. „Diese Sadisten werden inzwischen längst das Quartier geräumt haben. Wie konnte ich das nur übersehen! Aber wie jagen wir dem Geheimdienst nun die Beute ab, Mr. Parker? Ich erwarte brauchbare Vorschläge.“
„Wenn Mylady erlauben, werde ich die beiden Damen in wenigen Minuten verlassen und mich um die Zeitungsannonce kümmern.“
„Ich komme selbstverständlich mit, Mr. Parker.“
„Ich möchte mir nicht erlauben, Mylady unnötig zu widersprechen“, antwortete der Butler gemessen, „aber vielleicht sollten Mylady daran denken, daß Miß Porter des Schutzes bedarf. Mit der Rückkehr der drei Agenten Jack, Herbert und Cranford, wie die Namen wohl waren, ist jederzeit zu rechnen.“
„Sie sollen nur kommen“, gab Lady Agatha grimmig zurück. „Gut, Mr. Parker, Sie sind entlassen bis gegen Mittag. Kommen Sie mir ja nicht ohne Ergebnis zurück!“
„Mylady werden hoffentlich zufrieden sein.“
Parker atmete innerlich auf, daß Agatha Simpson den Köder angenommen hatte. Er wollte nämlich allein bleiben, um desto nachdrücklicher agieren zu können. Es ging ihm darum, der strengen Gouvernante einen Besuch abzustatten, dabei hätte eine Frau wahrscheinlich nur gestört.
Bevor er sich ans Steuer seines hochbeinigen Wagens setzte, traf er seine Vorbereitungen. Er rechnete mit Überraschungen und wollte ihnen begegnen können. Eine strenge Gouvernante hatte sich auf der Liste interessanter Personen bisher noch nicht eingeschrieben.
Dank Hubert Falsom war die Anschrift dieser Gouvernante schnell gefunden. Der Redakteur ließ seine Beziehungen zur Annoncenabteilung seiner Zeitung nur kurz spielen. Es dauerte knapp zwanzig Minuten, bis er dem Butler Namen und Anschrift der Dame mitteilen konnte.
„Hängt das alles immer noch mit meinem Hauptaufmacher zusammen?“ erkundigte er sich dann.
„Gewisse Dinge nähern sich einem Abschluß“, erklärte der Butler ausweichend. „Ich glaube schon jetzt sagen zu können, daß Sie ungemein zufrieden sein werden.“
„Dann viel Spaß“, stichelte Falsom. „Hoffentlich ahnen Sie wenigstens, was Sie bei solch einer Gouvernante erwartet.“
„Ich lasse mich gern überraschen, Mr. Falsom“, sagte Parker. „Sollte es sich als notwendig erweisen, werde ich ebenfalls recht streng sein.“
„Passen Sie bei dieser Dame auf“, warnte der Redakteur. „Sie arbeiten meist mit einem persönlichen Beschützer zusammen, der sich aber, im Hintergrund hält.“
„Ein nützlicher Hinweis“, bedankte sich der Butler, lüftete seine schwarze Melone und verließ gemessen die Redaktionsräume der Zeitung. Er konnte den Wagen in der Tiefgarage der Zeitung zurücklassen, denn bis zur angegebenen Adresse war es nicht sonderlich weit. Parker lustwandelte also durch ein paar Straßen, um bei dieser Gelegenheit festzustellen, ob er vielleicht beschattet wurde.
Er konnte sich vorstellen, daß ein gewisser Mike McDonald sich für ihn interessierte. Der Agent Ihrer Majestät mußte gemerkt haben, daß Parker über Informationen verfügte, die er nicht restlos auf den Tisch gelegt hatte. McDonald war es zuzutrauen, daß er einen seiner Mitarbeiter auf den Butler angesetzt hatte.
Was sich als richtig erwies, wie Josuah Parker schon bald feststellte.
Ein junger und drahtig aussehender Mann hatte sich an seine Fersen geheftet, tat sehr unbeteiligt und war nicht ungeschickt. Die Grundkurse im Beschatten von Personen schien er mit guten Noten hinter sich gebracht zu haben. Er schloß nie zu dicht auf und sorgte dafür, daß stets einige Passanten zwischen ihm und Parker blieben, wechselte häufig die Straßenseite und sogar diskret seine äußere Erscheinung. Nach einer gewissen Zeit trug er eine legere Country-Style-Mütze und ein buntgemustertes Halstuch.
Parker war nicht daran gelegen, daß dieser junge Mann hinter ihm blieb. McDonald brauchte in diesem Stadium noch nicht zu wissen, mit wem Josuah Parker Kontakt suchte. Dazu war später immer noch Zeit.
Um den jungen Mann also abzuhängen, ließ der Butler sich etwas einfallen.
Er betrat ein großes Warenhaus und wartete, bis sein Verfolger dicht genug aufgeschlossen hatte. Der Butler ging zu den großen Fahrstühlen hinüber und paßte seine Schritte so ab, daß er und sein Beschatter gerade noch in einen fast überfüllten Aufzug hineinkamen. Seine Melone höflich lüftend, schob der Butler sich durch eine Gruppe von einkaufwütigen Hausfrauen und richtete es so ein, daß der junge Mann anschließend scheinbar absichtslos von den Damen eingekeilt wurde.
Das Spiel konnte beginnen.
Als der Aufzug sich nach oben in Bewegung setzte, hielt der Butler bereits eine kleine Markiernadel in seinen schwarz behandschuhten Händen, die er dann nach wenigen Sekunden einer der Damen ziemlich nachdrücklich ins Gesäß drückte.
Die betroffene Dame quiekte wie ein erschrecktes Schweinchen und schaute sich wütend um.
„Was sind denn das für lose Sitten?“ herrschte der Butler den völlig unbeteiligten und echt verdutzten Mann an. „Wie können Sie es wagen, diese Dame so unziemlich zu belästigen?“
„Wie bitte?“ Der Verfolger wußte überhaupt nicht, was der Butler meinte, wurde dann aber durch eine schallende Ohrfeige abgelenkt, die die Hausfrau ihm nachdrücklich verpaßte.
„Unerhörte Frechheit“, gab Parker lautstark von sich.
Der junge Mann wollte protestieren und nachfragen, was er denn angeblich verbrochen hatte, doch die Frau legte ihm bereits ihre Handtasche flach aufs Gesicht und trat ihm gegen das linke Schienbein. Die übrigen Damen fühlten sich zum gemeinsamen Kampf aufgerufen und keilten den schnaufenden jungen Mann ein.
Der