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Butler Parker Paket 3 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.

Butler Parker Paket 3 – Kriminalroman - Günter Dönges


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lange, dürre Vampir war schnell, doch nicht schnell genug. Er merkte wohl erst jetzt, daß er die ganze Zeit über von der jungen, scheinbar hilflosen Frau an der Nase herumgeführt worden war. Er wollte zwischen sich und sein Opfer eine gewisse Distanz bringen, aber seine Beine verfingen sich in dem Kopfkissen, das Kathy ihm nachgeworfen hatte. Der Vampir stolperte, geriet aus dem Gleichgewicht und keuchte überrascht auf, als Kathy sich gekonnt auf ihn hechtete und ihm einen Handkantenschlag versetzte, der ihm weiteres Keuchen unmöglich machte. Wie erstickt japste der Mann noch mal auf, bevor er sein Bewußtsein verlor.

      Kathy Porter interessierte sich für die Requisiten der beide Vampire und betrachtete sich die enganliegenden Handschuhe, deren Fingerlinge in Krallen übergingen. Ähnliches kannte sie bereits von einer anderen Gelegenheit her.

      Sie rührte sich nicht, als sie plötzlich eine etwas ironische Stimme hörte, die ihr bekannt vorkam.

      »Ausgezeichnet, Miß Porter«, sagte diese Männerstimme. »Sie haben sich tapfer geschlagen. Sie machen mir Spaß. Ich bin gespannt, wie lange Sie durchhalten.«

      »Warum lassen Sie sich nicht selbst blicken?« fragte Kathy in den Raum hinein. Sie wußte jetzt, daß sie die ganze Zeit über heimlich beobachtet worden war, ferner, daß die Stimme über einen Lautsprecher in den Raum getragen wurde. Wahrscheinlich verstand der heimliche Beobachter jedes hier noch so leise gesprochenes Wort.

      »Ich liebe mein Inkognito«, sagte jemand mit sympathischer, gelassener Stimme, dessen Alter kaum zu erraten war. »Lassen Sie mir mein Vergnügen!«

      »Sie müssen ganz schön pervers sein«, provozierte Kathy.

      »Durchaus möglich, Miß Porter.« Die Stimme ließ keinen Ärger erkennen.

      »Was versprechen Sie sich eigentlich von diesem ganzen Theater?« wollte Kathy wissen.

      »Etwas Abwechslung«, war die Erwiderung, die wohl eindeutig von jenem Mann kam, der sie vor ihrem Mini überrascht hatte. Wie er ausgesehen hatte, wußte sie nicht mehr. Wahrscheinlich hatte sie sein Gesicht überhaupt nicht gesehen. Die Droge, die er ihr gespritzt hatte, war immerhin sehr stark gewesen.

      »Was soll mit den beiden Vampiren geschehen?«

      »Das ist Ihre Sache, Miß Porter. Sie werden wieder zu sich kommen und wahrscheinlich wütend sein.«

      »Ich werde sie schon besänftigen.«

      »Natürlich, für eine gewisse Zeit werden Sie das bestimmt schaffen, Miß Porter.«

      »Lassen Sie mich in Ruhe«, sagte Kathy, »wahrscheinlich sind Sie seelisch und körperlich verkrüppelt und trauen sich nicht an eine Frau heran, Sie Miesling!«

      Sie provozierte schon nicht mehr, sie beleidigte den unsichtbaren Mann. Die junge Frau hoffte, ihn so aus seiner Reserve hervorzulocken. Sie wartete auf eine Antwort, doch sie blieb aus. Noch nicht mal ein feines Klicken zeigte an, ob er sich ausgeschaltet hatte oder nicht.

      Kathy wußte sich zu helfen, doch sie verzichtete aus guten Gründen darauf, ihre Geheimwaffen einzusetzen. Voller Freude nahm sie nämlich zur Kenntnis, daß man ihr die Halskette und auch die Schmuckringe beließ. Damit konnte sie zu einem späteren Zeitpunkt gewiß noch einiges ausrichten. Im Augenblick kam sie auch so zurecht.

      Kathy bot dem heimlichen Beobachter etwas und legte es darauf an, ihn zu reizen. Sie bewegte sich absichtlich so, daß er sich, wenn auch rein optisch, mit ihrem Körper befassen mußte. Kathy Porter sorgte dafür, daß seine Blicke ihn in Wallung brachten. Sie zerriß den Fetzen Stoff, den der lange Vampir noch in Händen hielt, verdrillte ihn und fesselte ihren Gegner damit. Dann kam der kleine, rundliche Vampir an die Reihe. Dazu benutzte Kathy das Bettlaken, das sie geschickt in Streifen riß. Es dauerte nur wenige Minuten, bis die beiden Vampire wehrlos waren.

      Anschließend ging Kathy zurück zu den Fenstern, hob den Hocker und schmetterte ihn gegen die Butzscheiben, die klirrend barsten. Es war so, wie sie es sich fast schon gedacht hatte: Die Fenster waren nur Staffage. Hinter ihnen befand sich in einem Abstand von etwa einem Meter nichts als eine nackte Ziegelwand. Die mittelalterliche Atmosphäre war nur nachgeäfft worden und erinnerte an die Dekoration in einem Filmatelier.

      Kathy Porter befaßte sich mit den Wänden und merkte schnell, daß sie aus Kunststoff bestanden, die die dicken Quader nur vortäuschten. Es war klar, daß sie es mit einem Mann zu tun hatte, der sich in solchen Dingen schon rein berufsmäßig auskannte. Sollte sie in die Hand eines verrückten Mannes geraten sein, der direkte Beziehungen zum Film hatte? Eines stand für sie fest, dieser Mann mußte über reichlich Geld verfügen, sonst hätte er sich diese Ausstattung niemals leisten können.

      Zur Tür ging Kathy erst gar nicht. Sie wußte genau, daß sie bereits wieder verschlossen war. Der Mann, der sie hier festhielt, ging kein Risiko ein.

      Kathy zertrümmerte auch das nächste Fenster und damit auch die Beleuchtung dahinter. Im großen Zimmer war es bereits erheblich dunkler geworden. Störend wirkte jetzt nur noch der solide aussehende Leuchter an der Decke.

      Die junge Gesellschafterin schaffte es mit drei Würfen.

      Nachdem der Hocker polternd in der Dunkelheit gelandet war, fühlte Kathy sich bereits erheblich sicherer. Ihr war auch klar, daß sie gewisse Absichten des Geheimnisvollen erst mal durchkreuzt hatte. Sie hatte ihn um sein Schauspiel betrogen.

      *

      Butler Parker war peinlich berührt.

      Agatha Simpson war einfach nicht mehr aufzufinden, sie mußte praktisch unter seinen Augen entführt worden sein. Parker fand das unverzeihlich und hörte nicht weiter auf Superintendent Needle, der ihm und seiner Herrin juristische Konsequenzen ankündigte, da man der Polizei wertvolle Hinweise verschwiegen und sogar gegen die Ermittlungen gearbeitet habe.

      »Meine mir angeborene Höflichkeit hindert mich daran, so zu antworten, Sir, wie ich es gern möchte«, stoppte er den Redefluß von Needle, der ihm nicht von der Seite wich. »Können Sie sich möglicherweise vorstellen, daß meine bescheidene Wenigkeit im Augenblick ganz andere Sorgen hat?«

      »Diese Sorgen hat Lady Simpson sich selbst zuzuschreiben«, stellte Needle sanft fest. »Sie hätte die Ermittlungen den zuständigen Behörden überlassen sollen.«

      »Ich möchte mir erlauben, Sir, mich zu verabschieden«, sagte Parker gemessen.

      »Ausgeschlossen, Mister Parker! Sie werden mich in mein Büro begleiten«, entschied Needle, dessen Stimme nun etwas härter wurde. »Ich bin sicher, daß Sie mir nicht die ganze Wahrheit gesagt haben.«

      »In der Tat, Sir«, räumte der Butler ehrlicherweise ein. »Ich muß gestehen, gewisse Retuschen vorgenommen zu haben.«

      »Auch dafür wird man Sie unter Umständen zur Verantwortung ziehen«, erklärte Needle, nun überhaupt nicht mehr sanft. »Kommen Sie jetzt, ich fürchte, unsere Unterhaltung wird recht lange dauern!«

      »Das, Sir, befürchte ich ebenfalls«, sagte Parker. »Darüber könnte man versäumen, Mylady zu Hilfe zu kommen.«

      »Das wird jetzt von Fachleuten übernommen«, meinte der Superintendent.

      »Und wo, Sir, wenn die Frage erlaubt ist, wollen Sie den sprichwörtlichen Hebel ansetzen?«

      »Das wird sich finden.«

      »Könnten Sie das in Anbetracht der Umstände ein wenig genauer definieren, Sir?«

      »Schluß jetzt, Mister Parker! Kommen Sie!« Needle wußte keine Antwort auf Parkers Frage, gab sich aber knapp und überlegen und deutete hinüber auf seinen Dienstwagen, der in der Nähe stand.

      Der Butler bedauerte es ungemein, dieser Einladung nicht Folge leisten zu können. Ihm ging es einzig und allein um Lady Simpson, deren wildes Temperament er nur zu gut kannte. Er durfte die ältere Dame auf keinen Fall zu lange allein wirken lassen, sonst waren weitere Verwicklungen mit Sicherheit zu befürchten.

      Josuah Parker setzte sich also ab und verging sich damit eindeutig gegen das Gesetz. Der Butler ließ einen seiner Patentkugelschreiber diskret und unauffällig zu Boden


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