Butler Parker Paket 3 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.
näher, schielte über den Rand der Kiste und erhielt im gleichen Moment fast einen elektrischen Schlag. Er schnappte nach Luft und schluckte.
»Soll ich sie rausholen?« erkundigte sich Bennie strahlend.
»Natürlich, du Pfeife!«
Charles Hampton rauchte hastig und nervös. Er verfolgte die Arbeit seines Gorillas, der nacheinander Clark und Will aus der Holzwolle herausschälte und sie dann neben der Kiste auf dem Boden ablegte.
Die beiden Mordspezialisten schliefen fest. Sie glichen Riesensäuglingen, die man aus dem warmen Nest geholt hat. Clark produzierte plötzlich gurgelnde Schnarchtöne, zog die Beine an den Körper und schien angenehm zu träumen. Sein Gesicht nahm einen glücklichen Ausdruck an, den Hampton verärgert bemerkte.
»Hier is’ auch noch ’n Brief, Boß«, verkündete Bennie, »bestimmt für Sie …«
Hampton nahm das Schreiben entgegen.
Josuah Parker teilte ihm höflich mit, er bedanke sich zwar für die Übersendung der Flaschen, doch im Moment habe er leider keine Verwendung dafür. Er erlaube sich, diese Sendung zu retournieren und hoffe auf eine weitere ersprießliche Zusammenarbeit.
Nach Kenntnisnahme der Zeilen war Hampton einem Erstickungsanfall nahe. Was Bennie natürlich miß-verstand.
Er beeilte sich, seinem Boß auf den Rücken zu klopfen. Allerdings derart nachdrücklich und massiv, daß Hampton von den Beinen kam und gegen die Kiste flog.
Es war durchaus verständlich, daß dieser Zwischenfall keineswegs geeignet war, Hamptons Laune zu he-ben …
*
Eine Stunde später, nachdem Parker im Besitz des Briefes von Agatha Simpson war, läutete wieder das Telefon.
Der Butler meldete sich gemessen.
»Hier spricht der Kidnapper«, sagte die bereits bekannte, undeutliche Stimme. »Sie haben den Brief in-zwischen bekommen?«
»Er wurde in den Briefkasten geschoben«, erklärte Parker.
»Natürlich«, sagte die undeutliche Stimme, »haben Sie sich mit dem Vermögensverwalter bereits in Ver-bindung gesetzt?«
»In der Tat, ich war so frei.«
»Na und?«
»Ich fürchte, ich habe eine etwas schlechte Nachricht für Sie.«
»Schlechte Nachricht? Was soll das heißen?«
»Ich fürchte …«
»Zum Henker mit Ihrer verdammten Fürchterei, Parker! Fürchten Sie um Lady Simpson und Miß Porter, wenn Sie nicht spuren! Was ist mit der schlechten Nachricht?«
»Mister B. Collins ist im Augenblick leider nicht erreichbar, wenn ich es so ausdrücken darf?«
»Was soll das heißen?«
»Mister Collins ist laut Auskunft seiner Kanzlei vor einigen Stunden nach New York gefahren … Geflo-gen, um völlig genau zu sein.«
Auf der Gegenseite wurde es still.
Dann ein Schnaufen.
»Wenn das ein Trick ist, Parker, dann …«
»Ich bin fest davon überzeugt, daß Sie in Mister Collins’ Kanzlei nachfragen werden.«
»Dann sieht’s aber gar nicht gut für Ihre alte Lady aus, Parker.«
»Falls Sie umgehend Geld brauchen, würde ich gern aushelfen«, erklärte der Butler sich höflich bereit. »Allerdings möchte ich versichern, daß meine Barmittel beschränkt sind!«
»Wann kommt der Vermögensverwalter zurück?«
»Dies entzieht sich leider meiner Kenntnis. Darüber wußte man mir in seinem Büro nichts zu sagen.«
»Kümmern Sie sich darum! Und zwar schnell, Parker … Wir rufen in einer halben Stunde noch mal an.«
»Ich fürchte, diese Zeit wird kaum ausreichen, um mit Tatsachen aufwarten zu können.«
»Und wieso nicht?«
»Mister Collins dürfte sich meiner bescheidenen Schätzung nach bereits über dem Atlantik befinden, ist demnach also unerreichbar.«
»Rufen Sie in seinem Büro an! Oder nein, warten Sie, bis wir uns wieder melden …«
Es klickte in der Leitung. Parker legte auf und machte einen zufriedenen Eindruck. Sein kleiner Trick, den Vermögens Verwalter nach New York zu locken, zahlte sich bereits aus. Die Kidnapper wußten im Moment nicht weiter und waren blockiert.
Die Gefahr, daß man Lady Simpson und Kathy Porter zu Leibe rückte, war recht gering. Die Aussicht hingegen, daß das Interesse der Kidnapper sich auf ihn, Josuah Parker, konzentrierte, stieg von Minute zu Minute. Und genau darauf spekulierte der Butler. Er wollte aktiv eingeschaltet werden …
*
Lady Agatha besaß große Ausdauer.
Unentwegt hämmerte sie mit dem Campingsessel gegen die Tür des Betonbunkers. Sie entwickelte dabei musikalische Phantasie und brachte recht interessante und vielleicht auch anregende Klopfmuster zustande. Ein wildes Stakkato wechselte ab mit gedämpftem Trommelklang. Dann wieder wechselte sie zu hämmern-dem Beatrhythmus über, um sich anschließend im Morsealphabet zu versuchen.
Nach etwa zehn Minuten wurde die Tür geöffnet.
Bennie und der Albino erschienen im Türrahmen und zeigten selbstverständlich ihre Schußwaffen. Der Albino machte einen recht entnervten Eindruck und sah zudem etwas komisch aus.
Seine Partner hatten ihm das linke Hosenbein aufgeschnitten, um die Stichwunde besser verarzten zu kön-nen. Den Oberschenkel zierte ein dicker Verband.
»Ich bring’ Sie um, wenn Sie so weitermachen«, schrie der Albino die kriegerische ältere Dame an.
»Dann werden Sie nicht einen einzigen Penny bekommen«, gab Lady Simpson wütend zurück. »Eine tote Frau kann keinen Scheck unterzeichnen, Sie Gimpel!«
»Was wollen Sie?«
»Was wohl!«
»Sie wollen …!?«
»Natürlich …!«
Die beiden Kidnapper kamen ein wenig aus der Fassung. Sie wußten nicht, was sie machen sollten. Die Detektivin wußte es hingegen sehr genau. Auf ihren stämmigen Beinen marschierte sie auf die beiden Män-ner zu. Der Albino wich sofort zurück und riß seine Waffe hoch. Bennie lächelte verlegen.
»Sie können mich ja bewachen, junger Mann«, sagte Agatha Simpson zu dem untersetzten, muskulösen Boxer, »aber ich bitte mir aus, daß Sie diskret sind …«
Sie überfuhr die Kidnapper durch ihr selbstverständliches Auftreten. Mit einer Frau wie Lady Agatha hat-ten es die beiden Gangster noch nie zu tun gehabt.
Paul, der ehemalige Boxer, blieb der Sechzigjährigen hart auf den Fersen, als sie um den Erdhügel mar-schierte. Der Albino verhielt an der Tür und starrte Kathy Porter an.
»Endlich!« seufzte die junge Dame auf und reckte sich. Das mitgebrachte Licht des Gangsters fiel auf sie und unterstrich magisch ihre Linien.
»Endlich …!?«
»Ich kann diese Frau bald nicht mehr ertragen«, beschwerte sich Kathy Porter, »sie macht mich noch wahnsinnig!«
»Kann ich sehr gut verstehen.« Eddy, der Albino, nickte. »Sie mögen die Lady nicht?«
»Ich hasse dieses Frauenzimmer«, gab Kathy Porter wütend zurück. »Manchmal könnte ich sie umbrin-gen.«
»Und trotzdem arbeiten Sie für sie?«
»Sie zahlt gut. Und …«
»Na, sagen Sie’s schon!«
»Sie hat mich in