Butler Parker Paket 3 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.
in das dunkle Haus und wartete auf Besuch.
Der vor dem Gebäude wartende Kidnapper mußte jetzt seiner Schätzung nach von einer gelinden Panik erfaßt werden. Er mußte annehmen, daß Parker das Weite gesucht hatte, und zwar in Begleitung von zwei-hunderttausend Pfund.
Dieser Kidnapper – wahrscheinlich handelte es sich sogar um den eigentlichen Drahtzieher – mußte sich nun vergewissern, ob seine Vermutung richtig war. Also war damit zu rechnen, daß er früher oder später hier im Haus erschien.
Parker hatte sich im Wohnzimmer am Fenster aufgebaut. Von hier aus konnte er den Vorplatz gut überbli-cken. Es konnte doch nur eine Frage von Sekunden sein, bis dieser Mann erschien. Zweihunderttausend Pfund waren schließlich ein Anreiz, dem man kaum widerstand.
Und da tat sich auch schon etwas …
In der Höhe der Sträucher und Hecken sah man eine Gestalt, die sich vorsichtig an das Haus heranpirsch-te. Die Falle funktionierte also. Der Fuchs suchte die süßen Trauben. Parker beglückwünschte sich dazu, die Gegner psychologisch richtig eingeschätzt zu haben.
Doch dann tauchte plötzlich eine zweite Gestalt auf, die der ersten hartnäckig folgte.
Parkers Hochgefühl verwandelte sich in eine dumpfe Ahnung. Sollte seine Rechnung durch einen wirklich dummen Zufall durchkreuzt werden? Er nahm das lichtstarke Nachtglas zur Hand, das er mit ans Fenster genommen hatte und sah sich die Gesichter der beiden Gestalten an.
Bruchteile von Sekunden später hatte der Butler alle Mühe, einen recht ordinären Fluch zu unterdrücken. Es kostete ihn einige Anstrengung, gemessen und stoisch zu bleiben. Und er war sogar ein wenig stolz auf sich, daß er es schaffte.
Dabei wäre ein Gefühlsausbruch durchaus am Platz gewesen, denn in der Optik des Nachtglases hatte er zwei sehr bekannte Gesichter erkannt. Bei den Gestalten handelte es sich um die beiden Profis aus dem Hau-se Hampton. Der Gangsterboß hatte seine engsten Mitarbeiter vor das Haus geschickt, um den Kontakt zu Parker herzustellen. Diese beiden Männer waren durch das Geräusch des Wagenmotors getäuscht und aus ihrem Versteck hervorgelockt worden.
Parker, der sie erst vor wenigen Stunden per Kiste zurück zu Charles Hampton geschickt hatte, nahm sich vor, diesen beiden Männern sehr nachdrücklich seine Meinung zu sagen. Doch es kam alles anders …
Die beiden Gestalten hatten sich gerade von der schützenden Hecke gelöst und liefen zum Haus, als es diskret ploppte.
Sie kamen sofort aus dem Laufrhythmus und gingen zu Boden, wobei sie sich sogar noch überschlugen.
Im ersten Moment dachte der Butler an Treffer, doch dann bemerkte er, daß die beiden Männer auf seinen hochbeinigen Wagen zukrochen und hinter ihm Stellung bezogen.
Natürlich waren sie völlig überrascht worden. Mit Schüssen, die dazu noch schallgedämpft und von der Straße her auf sie abgefeuert worden waren, hatten sie sicher nicht gerechnet.
Sie beratschlagten miteinander, was unter diesen Umständen durchaus zu verstehen war.
Parker konnte sie jetzt ohne Glas erkennen, denn sie befanden sich zwischen Haus und Wagen. Es handel-te sich einwandfrei um die beiden jungen Männer Hamptons. Sie hatten Schußwaffen aus ihren Schulterhalf-tern gezogen, schossen aber nicht zurück. Da sie kein Ziel vor Augen hatten, war das nur als klug zu be-zeichnen.
Weniger klug war ihr Entschluß, es mit Parkers hochbeinigem Monstrum zu versuchen. Sie wollten ihn wohl dazu benutzen, schleunigst diesen Platz zu verlassen, zumal es hinter den Fenstern benachbarter Häuser hell wurde. Die Aufschläge der beiden abgefeuerten Schüsse hörten sich nämlich keineswegs gedämpft im Mauerwerk der Häuser an.
Der erste junge Mann richtete sich auf und faßte leichtsinnigerweise nach dem Türgriff von Parkers Wa-gen.
Im gleichen Moment handelte er sich einen elektrischen Schlag ein, der nicht von schlechten Eltern war. Parker hatte vor dem Verlassen seines Privatwagens die Alarm- und Schutzeinrichtung eingeschaltet. Die Türklinken des Wagens standen unter Strom, wie er durch Weidezäune zu fließen pflegt, die elektrisch gesi-chert sind.
Der geschockte junge Mann rieb sich verdutzt die Hand und redete auf seinen Partner ein, der das wohl nicht ganz verstand oder sogar für Blödsinn hielt. Fest entschlossen griff jetzt er zur Klinke und … ging so-fort in die Knie.
Parker gestattete sich daraufhin den Luxus eines feinen Schmunzelns, denn schließlich war auch er nur ein Mensch, dem eine gewisse, wenn auch sublimierte Schadenfreude nicht ganz abging.
Die beiden jungen Gangster waren inzwischen zu einem neuen Entschluß gekommen.
Nachdem sie sich durch Kopfnicken verständigt hatten, hechteten sie hinter Parkers hochbeinigem Wagen hervor und hetzten hinüber zu der rettenden Hecke.
Weitere Schüsse blieben aus.
Die beiden jungen Männer verschwanden zwischen den Sträuchern und wurden von Parker nicht mehr ge-sehen.
Josuah Parker faßte sich wieder mal in Geduld.
War damit zu rechnen, daß der Kidnapper doch noch erschien, nachdem er seine Konkurrenten aus dem Feld geschlagen hatte? Die Wahrscheinlichkeit war nicht sonderlich groß.
Nach einer halben Stunde wurde die Vermutung zur Gewißheit. Der Kidnapper hatte sich abgesetzt und wollte sicher keinen erneuten Kontakt mit Konkurrenten heraufbeschwören. Zudem erschien, alarmiert durch ahnungslose Nachbarn, ein Streifenwagen der Polizei, dem zwei uniformierte Beamte entstiegen.
Sie machten die Runde, leuchteten mit Suchscheinwerfern den kleinen Platz ab und studierten die beiden rätselhaften Geschoßeinschläge in einer benachbarten Hauswand.
Damit war für den Butler der Fall gelaufen.
Die so geschickt aufgestellte Falle war von dem gesuchten Wild leider nicht angenommen worden.
Wichtig aber blieb die Tatsache, daß die Kidnapper immer noch nicht an das große Geld herangekommen waren, mit dem sie wohl vor dieser halben Stunde noch fest gerechnet hatten. Damit blieb das Leben von Mylady und Kathy Porter vorerst gesichert.
*
Das wilde Stakkato der resoluten Sechzigerin gegen die Tür des Erdbunkers hatte Erfolg.
Die beiden Frauen bekamen ein paar alte Decken, mit denen sie sich gegen die Feuchtigkeit und Kälte schützen konnten. Agatha Simpson saß grollend und grimmig in dem leicht lädierten Campingsessel und zeigte nicht die Spur einer Konditionsschwäche.
Kathy Porter war in ihrem Sessel eingeschlafen und schreckte zusammen, als die Tür geöffnet wurde.
Der untersetzte, stämmige Mann mit dem Boxergesicht erschien und streckte den Frauen zwei Flaschen Mineralwasser und ein paar Sandwiches entgegen. Hinter ihm war Ritchie zu sehen, dessen Gesicht leicht angeschwollen war. Er hielt seine Schußwaffe in der Hand.
»’ne kleine Erfrischung«, sagte Paul und wirkte verlegen.
»Sie haben noch immer nicht das Lösegeld?« wunderte sich Lady Simpson prompt und lachte dann spöt-tisch. »Da sind wir ja in die Hände von erstklassigen Fachleuten gefallen. Ich habe es nicht nur mit Flegeln zu tun, sondern auch mit Dummköpfen!«
»Halten Sie den Rand, Lady!« Ritchie war auf die Detektivin verständlicherweise nicht gut zu sprechen. Er nahm ihr wohl immer noch übel, daß sie ihn mit dem Telefonhörer traktiert hatte.
»Mit Dumm- und Schwachköpfen«, wiederholte Agatha Simpson, ohne auf den jungen sportlichen Mann zu achten. »Wo ist denn das Geld? Sollten es nicht zweihunderttausend Pfund sein? Verlangten Sie sie nicht am Telefon, junger Mann?«
»Die werden schon noch kommen«, erwiderte Ritchie gereizt.
»Sie müßten doch längst übergeben worden sein«, redete Agatha Simpson weiter. »Haben Sie von mei-nem Butler nicht verlangt, mit dem Geld in meiner Stadtwohnung zu warten?«
»Na und?«
»Worauf soll er denn warten?« stichelte Lady Simpson gekonnt