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Butler Parker Paket 3 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.

Butler Parker Paket 3 – Kriminalroman - Günter Dönges


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und die Decke war zu hoch, um sie über die senkrecht gestellte Matratze zu erreichen.

      Kathy besann sich auf ihre Perlenkette. Ein gewisser Josuah Parker hatte sie hergestellt. Der Faden, der die einzelnen Perlen zusammenhielt, bestand aus einem zähen, reißstarken Stahldraht, die Perlen enthielten kleine Eisenkerne. Dieses Schmuckstück stammte aus der Bastelstube des Butlers, der immer neue Verteidigungswaffen konstruierte.

      Kathy huschte zur Tür und entdeckte einen langen Riß in den dünnen Brettern.

      Sie konnte die obere Galerie gut überblicken und auch einen Teil der Holztreppe.

      Stimmen im Wohnraum waren nicht zu hören. Sollten ihre Peiniger das Haus verlassen haben? Vertraute man darauf, daß sie es nicht riskierte, nackt, wie sie war, zu verschwinden?

      Dann sollten die Burschen sich in ihr gründlich getäuscht haben! Kathy pochte gegen die Tür, zuerst schüchtern und leise, dann immer lauter und wütender.

      Im Haus blieb alles still.

      Sie ging zurück, nahm einen Anlauf und warf sich gegen die Bretter. Ihre Schulter schmerzte, doch die Tür rührte sich nicht.

      Kathy wurde klüger, lehnte die Matratze gegen die Tür, um weitere Prellungen zu vermeiden, nahm einen Anlauf und warf sich dann mit aller Kraft gegen die Matratze.

      Sie wagte kaum zu hoffen, als die Tür sich jetzt deutlich im Rahmen bewegte. Kathy Porter versuchte es erneut und immer wieder, bis die Tür aus den Angeln brach und den Weg freigab.

      Kathy atmete erleichtert auf, huschte hinaus auf die Galerie und sah hinunter in die Wohnküche.

      Kein Mensch war zu sehen.

      Die Stufen ächzten, als die junge Dame im Evaskostüm hinunterstieg, vorsichtig, zögernd und mißtrauisch.

      Sie huschte mit nackten Füßen über die Steinplatten der großen Wohnküche, öffnete leise die unverschlossene Haustür und sah hinaus auf den Hof der Farm.

      Von der Tür aus bemerkte sie, daß der VW verschwunden war. Sollten die drei Männer tatsächlich weggefahren sein, ohne eine Wache zurückzulassen? Waren sie an ihr überhaupt nicht mehr interessiert? Hatten sie ihr abgenommen, daß sie den Mann im Kellnerfrack nicht erkannt hatte?

      Kathy schlüpfte durch die Tür. Ihr Ziel waren die beiden anderen Autos, die noch in der Remise standen. Es handelte sich um einen Armee-Jeep uralter Bauart und um einen Morris.

      Von Josuah Parker hatte sie gelernt, wie man einen Wagen kurzschließt, falls der Zündschlüssel mal nicht gerade greifbar war. Sie wußte sich also durchaus auch technisch zu helfen und hielt sich nicht unnötig damit auf, nach ihrer Kleidung zu suchen. Das spielte im Moment überhaupt keine Rolle. Hauptsache, sie kam erst mal weg von hier und konnte sich zu Menschen flüchten, die ihr dann weiterhalfen.

      Kathy hatte die Remise erreicht und versuchte den Morris zu öffnen.

      Die Türen waren verschlossen.

      Dann mußte eben der Jeep her.

      Als die Nackte sich unter das Steuerrad beugte, um nach den Zündkabeln zu suchen, spürte sie plötzlich eine kalten Gegenstand, der gegen ihre Hüfte gedrückt wurde, nicht fest, mehr spielerisch.

      Kathy erstarrte in der Bewegung und war im ersten Moment ihrer Überraschung nicht fähig, ein Glied zu bewegen.

      *

      „Dieser Sittenstrolch muß Kathy entführt haben“, entschied Agatha Simpson grimmig und beobachtete das schneeweiße Haus Dan Hodners.

      „Dazu, Mylady, dürfte kaum ein Grund vorgelegen haben“, versuchte Parker die Streitlust seiner Herrin zu dämpfen.

      „Lehren Sie mich die Männer kennen“, grollte sie. „Sie können es nicht früh genug erwarten, zu ihren Vergnügungen zu kommen. Kathy muß sich dort in der Strandvilla befinden.“

      „Mylady!“

      Parkers Stimme hatte bei aller Würde und Vornehmheit einen leicht verzweifelten Unterton angenommen, denn die resolute Dame marschierte bereits auf stämmigen Beinen dem Tor zu, hinter dem die Villa lag.

      Parker mußte notgedrungen folgen und ahnte im Voraus, daß es wieder mal schreckliche Verwicklungen geben würde. Er kannte das Temperament der Lady, die, wenn sie mal in Fahrt geraten war, einen modernen Jagdpanzer glatt ersetzte.

      Mylady hatte ihr Ziel noch nicht ganz erreicht, als von der Strandvilla ein Wagen losfuhr und sich näherte. Dieser Wagen – es handelte sich um einen US-Straßenkreuzer – hielt vor dem Tor, der Beifahrer stieg aus und öffnete.

      Auf diesen Augenblick hatte Agatha Simpson nur gewartet.

      Sie kaufte sich den jungen Mann, der zu Dan Hodners Leibwache gehörte, auf ihre Art. Schnaubend vor Zorn baute sie sich vor ihm auf, während er einen der beiden Torflügel aufdrückte.

      „Wo erreiche ich Mister Hodner?“ fragte sie. Sie entdeckte im Fond des Wagens den gesuchten Mann, der ihr von Kathy ja genau beschrieben worden war.

      „Hallo, Tante, nicht so hastig“, sagte der junge Mann, als Agatha Simpson sich an ihm vorbeischob und zum Straßenkreuzer hinüberwollte. Er beging den Riesenfehler, sie am linken Ärmel ihres Kostüms festhalten zu wollen.

      Hätte er es besser nicht getan!

      Die forsche Detektivin war jetzt nicht mehr zu bremsen. Sie sorgte sich um Kathy und war nicht bereit, sich auf nutzlose Diskussionen einzulassen. Darum setzte sie ihren Pompadour ein, der äußerlich mehr als harmlos aussah, zumal er aus einer anderen Zeit stammte.

      Das perlenbestickte Handbeutelchen, in dem Damen gemeinhin ihr Taschentuch und ein paar Kosmetika unterbringen, war in Agatha Simpsons Hand eine fast schon bösartig zu nennende Waffe. Der Pompadour enthielt nämlich Myladys Glücksbringer, ein echtes Hufeisen, das aus dem Stall eines Pferdezüchters stammte.

      Der Mann empfing diesen getarnten Glücksbringer auf seiner Brust und glaubte, von einem auskeilenden Gaul getreten zu werden. Er verfärbte sich, schnappte nach Luft und ging in die Knie. Dann – Mylady hatte bereits die Tür des Straßenkreuzers erreicht – besann er sich auf seine Pflichten, glaubte wohl an ein besonders gut getarntes Attentat auf seinen Herrn und Meister und wollte seine Schußwaffe aus dem Halfter ziehen.

      „Ich möchte keineswegs verhehlen, daß ich dagegen einige Einwände habe“, ließ sich hinter ihm eine höfliche und gemessene Stimme vernehmen. Sie gehörte zu Butler Parker, der knapp hinter dem jungen Mann stand und ihm seinen schwarz behandschuhten Zeigefinger gegen die hinteren Rippen drückte.

      Der Profi blieb unbeweglich stehen. Er glaubte, der Zeigefinger sei eine Waffenmündung. Widerspruchslos ließ er sich von dem Butler die Waffe abnehmen. Dies geschah mit der Schnelligkeit, die an die eines perfekten Taschendiebes erinnerte. Selbst ein aufmerksamer Beobachter hätte kaum etwas mitbekommen von dieser Szene.

      „Mister Hodner?“ erkundigte sich Lady Simpson inzwischen. Sie hatte die hintere Wagentür des Straßenkreuzers aufgerissen und funkelte den dicken Mann an.

      Sein breitflächiges Gesicht hatte einen leicht fassungslosen Ausdruck angenommen.

      So etwas war ihm in seiner ganzen Praxis noch nicht passiert. Er drückte sich instinktiv in die äußerste Ecke des Wagens und rief dabei nach seinem Fahrer.

      Der junge Mann am Steuer war der zweite Profi, von dem Kathy erzählt hatte.

      Er hatte die Szene am Tor gerade noch mitbekommen und hielt bereits seine Waffe schußbereit in der Hand.

      „Wagen Sie es nicht, Sie Lümmel, eine alte Frau zu bedrohen“, herrschte Lady Simpson ihn an, ohne sich von der Waffe auch nur eine Spur beeindrucken zu lassen. „Nehmen Sie sie fort dieses Dingsda herunter, oder ich verabreiche Ihnen eine Ohrfeige, daß Ihnen Hören und Sehen vergeht!“

      Der junge Mann war fassungslos.

      Er machte eine völlig neue Erfahrung, wurde unsicher und spürte Sekunden später auch schon einen Schmerz in seiner Hand.


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