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Leni Behrendt Staffel 3 – Liebesroman. Leni BehrendtЧитать онлайн книгу.

Leni Behrendt Staffel 3 – Liebesroman - Leni Behrendt


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man nun wirklich nicht für bare Münze nehmen. Eine Redensart, nichts weiter.

      Es war ein herrliches Winterwetter. Hell strahlte die Sonne von einem unwahrscheinlich blauen Himmel. Gudrun, deren Knie wieder ganz in Ordnung war, sagte bedauernd:

      »Schade, daß unsere Skier futsch sind, sonst wäre ich bestimmt …«

      »Aber ich nicht«, schnitt Karola ihr kurz das Wort ab. »Mein Bedarf an Skitouren ist fürs erste gedeckt. Wenn ich mich dennoch dazu entschließen sollte, dann gewiß nicht mit dir allein, sondern immer nur in größerer Gesellschaft.«

      »Nanu, Karlchen, seit wann bist du denn feige?«

      »Meine liebe Gudrun, gebranntes Kind scheut das Feuer.«

      »Sehr richtig«, bekräftigte Rupert. »Ich würde an Ihrer Stelle genauso handeln.«

      »Das sieht dir gerade ähnlich«, lachte der Neffe ihn aus, dem das Draufgängertum des Onkels ja nicht unbekannt war, und dieser schmunzelte.

      »Man muß doch weise Lehren erteilen, das steht dem Alter zu. Und nun mal hurtig, damit der Expreß uns nicht an der Nase vorbeifährt. Dort rast er nämlich schon heran.«

      Also beschleunigte man die Schritte und kam gerade zurecht, als das Bähnlein hielt. Ein rascher Abschied, die Mädchen stiegen ein und wurden dann am offenen Fenster sichtbar.

      »Wie eingerahmt«, spöttelte Arvid. »Ein wirklich schönes Bild.«

      Zu einer Antwort kam es nicht, da die Lokomotive sich schnaubend in Bewegung setzte. Ferner wurden die Gesichter, die aus dem weißen Pelzwerk der Kapuze herauslachten, bis sie hinter einer Biegung ganz verschwanden.

      »Man müßte noch mal zwanzig sein«, seufzte Rupert elegisch, und der Neffe lachte.

      »Was würde dir das nützen, Onkelchen? Du wärst selbst für die Jüngere zu jung.«

      »Und daher noch dumm genug, um mich von so einem charmanten Flirt, wie der Vater es treffend nennt, betören zu lassen. Junge, Junge, wer die mal kriegt, der wird sich über eine langweilige Ehe wahrlich nicht zu beklagen haben. Die wird ihn schon mit ihren Extravaganzen in Atem halten.«

      »Oder auch nicht«, entgegnete Arvid achselzuckend. »Denn Fräulein Wiederbach wird sich wahrscheinlich einen Mann aussuchen, der genauso oberflächlich ist wie sie. Somit käme eine der modernen Ehen zustande, wo die Ehepartner ihre eigenen Wege gehen und sich daher gut vertragen.«

      »Bis ihnen mal etwas doch nicht nach der Nase ist und sie sich scheiden lassen wegen seelischer Grausamkeit«, bemerkte Rupert trocken. »Na, unsere Sorge soll es nicht sein – Gott sei Dank!«

      »Gott sei Dank«, sagte auch Karola, sich aufatmend in das Polster sinken lassend. Gudrun sah sie erstaunt an.

      »Warum denn dieser Stoßseufzer, Karlchen?«

      »Weil du nun endlich begriffen zu haben scheinst, wie leichten Herzens man uns ziehen ließ – und daß ein Wiederkommen unerwünscht ist. Oder hältst du diese Redensart: Lassen Sie sich doch wieder mal hier sehen, etwa für eine ernsthafte Einladung?«

      »Natürlich nicht«, brummte Gudrun, die Beine ungeniert von sich streckend, da sie beide allein in dem Abteil Zweiter Klasse waren. »So ganz in Ordnung ist mein Knie doch noch nicht. So kurz der Weg zur Kleinbahn auch war, es war nicht leicht für mich, ihn zu gehen.«

      »Da hättest du ja nur den Mund aufzumachen brauchen, was du sonst ja so gut verstehst.«

      »Und was hätte mir das genützt? Sollte etwa der arrogante Herr Baron sich herablassen und mich zur Bahn tragen?«

      »Warum denn gleich so kraß«, zuckte Karola die Achsel. »Ein Rodelschlitten hätte es auch getan. Nun stell deine schlechte Laune weg, du hast keinen Grund dazu. Schau lieber zum Fenster hinaus und freu dich über die wunderbare Winterlandschaft, durch die das Bähnlein so eifrig zuckelt. Herrlich finde ich diese Fahrt, doch mal was anderes.«

      Gudrun, die nie lange mißmutig sein konnte, wurde bald wieder so vergnügt, wie es ihrem sonnigen Wesen entsprach. Da die Kleinbahn fast jede fünf Minuten hielt, dauerte die Fahrt zweimal so lange als mit dem Auto. Allein sie wurde den beiden Mädchen nicht langweilig, weil es auf den Haltestellen manches für sie zu sehen gab, was ihnen neu war – und alles Neue hat nun mal seinen Reiz. Als man in den Bahnhof der Stadt einfuhr, sagte Gudrun bedauernd:

      »Schade, daß wir schon angelangt sind. Hast recht, Karlchen, das war doch mal was anderes.«

      Erwartet wurden sie natürlich nicht, da man ja zu Hause nicht wußte, wann und woher man sie erwarten sollte. So nahmen sie denn ein Mietauto, das Karola am Ziel sogar bezahlen konnte, da sie immer ein kleines Portemonnaie in der Tasche ihrer Skihose trug, so für alle Fälle. Und einer dieser Fälle war nun da.

      Es war ein pompöses Haus, das hinter dem schmiedeeisernen Tor prunkte. Nachdem Karola den Knopf gedrückt hatte, öffnete es sich wie von Geisterhand bedient. Ein Fliesenweg führte zum Portal, wo ein Diener stand, der groß die Augen aufriß.

      »Die – die Damen – sind schon – da?«

      »Warum denn nicht?« fragte Gudrun verwundert. »Wir waren ja nicht auf dem Mond. Ist mein Vater schon zurück?«

      »Nein, gnädiges Fräulein«, hatte der Mann sich wieder gefangen. Sein Gesicht trug den gewohnt blasierten Ausdruck, obwohl ihm nicht so ganz wohl in seiner Haut war. Hoffentlich hörte seine kleine Freundin, mit der er in der Halle scharmuziert hatte, seine Worte und verdrückte sich schleunigst, was dann auch der Fall war. Jedenfalls fand man keinen vor, und dem Diener fiel der berühmte Stein vom Herzen.

      »Wünschen die Damen einen Imbiß?« erkundigte er sich beflissen, doch Karola winkte ab.

      »Danke, wir haben gut gefrühstückt.«

      Hinter Gudrun stieg sie nun die Treppe hinauf, die pompös war wie alles hier im Haus. Traulichkeit fand man allerdings nicht darin, dafür war alles zu unpersönlich, zu steif, zu hypermodern. Wenn man von der Seele eines Hauses sprechen darf, dann hatte dieses Haus bestimmt keine.

      Die Räume der beiden jungen Damen waren natürlich auch höchst elegant eingerichtet. Die Schlafzimmer lagen nebeneinander, denen sich Ankleideraum und Bad anschlossen, was beide miteinander teilten, ebenso wie die Zofe, während die Hausherrin ihre eigene besaß.

      Das erstere Kätzchen erschien nun, sehr niedlich, sehr adrett, und wurde von Gudrun beordert, ein Bad zu richten.

      »Ich lechze geradezu danach«, erklärte sie, nachdem die Kleine abgewippt war. »Stell dir mal vor, zwei Tage ohne Bad.«

      Mit Vehemenz warf sie sich in einen Sessel, worauf Karola fragte: »Willst du gestiefelt und gespornt ins Bad kriechen?«

      »Ach, ich bin zu faul, um mich auszuziehen. Resi kann das machen.«

      »Hab’ ich Aussicht, auch ins Bad zu kommen?«

      »Natürlich, Karlchen, ich werde mich sehr beeilen.«

      Eine Stunde später standen dann die beiden Mädchen da wie frisch gewaschen und frisch geplättet. Sehr elegant sahen sie aus, sehr gepflegt. Sie überlegten gerade, ob sie vor dem Mittagessen noch etwas unternehmen sollten, als der zehnjährige Enno ins Zimmer stürmte.

      »Bloß gut, daß ihr da seid«, umhalste der hübsche Krauskopf beide Mädchen zugleich. »Wir dachten schon, ihr seid verschüttgegangen. Wo ward ihr denn überhaupt, erzählt mal.«

      »Man nicht so stürmisch, junger Mann«, lockerte Karola die feste Umschlingung des temperamentvollen Bürschchens. »Gehen wir nach unten, da sollst du gleich den anderen alles erfahren. Denn zweimal über ein Abenteuer zu sprechen, ist zu anstrengend.«

      »Abenteuer – wirklich?« wurden die hübschen Braunaugen kugelrund. »Dann ist bestimmt die Gun daran schuld.«

      »Danke, sehr liebenswürdig«, fuhr diese ihm lachend in den Schopf, der sich nun bei den Mädchen einhakte und sie ungeduldig nach unten zog wo man im Wohnzimmer das Ehepaar und den guten Geist des


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