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Ein MORDs-Team - Der komplette Fall Marietta King. Andreas SuchanekЧитать онлайн книгу.

Ein MORDs-Team - Der komplette Fall Marietta King - Andreas Suchanek


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      Mittwoch, nach der Schule

      Randys Finger flogen über die Tastatur und nahmen jedes Wort auf, das Danielle von sich gab. Er hatte mittlerweile verschiedene Dokumente angelegt und über Schlagwörter miteinander verknüpft. Dieses würde in der Akte über die Mordnacht landen. Bis er sich durch den restlichen Aktenberg gewühlt hatte, würden allerdings noch einige Wochen ins Land ziehen.

      »… heute Nacht gestorben«, schloss Danielle ihre Erzählungen und zog die Beine an. Sie fläzte auf ihrem Lieblingsohrensessel, während sie Randy in aller Ausführlichkeit berichtete, was sie erfahren hatte.

      Randy drückte auf »speichern« und trank einen Schluck Kaffee. Schwarz und heiß. Perfekt.

      Mason kniete vor dem geöffneten Kühlschrank und überlegte seit einer gefühlten Stunde, was er trinken sollte.

      »Alter, wenn du das Ding nicht bald zumachst, ziehen hier die Eisbären ein«, sagte Randy.

      Mason grummelte, nahm sich eine Limo und setzte sich auf einen alten Bürostuhl am anderen Ende des Tisches.

      Sie hatten den geheimen Raum mit den Aufzeichnungen von Billy Tarnowski erst vor ein paar Tagen entdeckt, aber Danielle hatte in Windeseile eine Kaffeemaschine, einen Wasserkocher, eine kleine Herdplatte (mit leerem Magen konnte man nicht denken) und einen Kühlschrank organisiert. In der Ecke standen zwei Eimer Farbe für die Wände und verschiedene Stoffmuster, mit denen sie die Couchen neu beziehen wollte, außerdem hatte sie einige Bilder mit vielen bunten Farbklecksen mitgebracht.

      »Das ist moderne Kunst, du Banause«, hatte sie gesagt, als Randy gefragt hatte, ob das ihre Katze gemalt habe.

      Außerdem hatte Randy mittlerweile eine kabellose Verbindung zwischen dem alten Router und dem neuen Rechner aufgebaut. So hatten sie immerhin eine 100 MBit/s Download- und eine 5 MBit/s Upload-Rate. Zusammen mit Mason hatte er seinen alten Rechner aufgebaut, den Scanner und einen Drucker angeschlossen. Sie hatten ihre eigene kleine Kommandozentrale.

      »Ich habe das Bild von dem Direktor fotografiert«, sagte Danielle und kramte ihr Smartphone aus ihrer Handtasche. »Irgendetwas darauf kam mir bekannt vor, aber mir ist immer noch nicht eingefallen was.«

      Sie machte Anstalten aufzustehen, um es den Jungs zu zeigen, aber Mason war bereits aufgesprungen und nahm es ihr ab. Mason bemühte sich sichtlich darum, etwas Sinnvolles zu diesem Projekt beizusteuern, obwohl er sich gar nicht so anstrengen musste. Sein Selbstwertgefühl hatte gehörig gelitten seit der Sache mit den Drogen an der Schule. Das Verschwinden der Beweise hatte es nicht besser gemacht, im Gegenteil: Mittlerweile verbreitete Brian Bruker die Story, dass Mason im Polizeirevier eingebrochen war und die Drogen geklaut hatte. Wie Mason das hätte anstellen sollen, sagte Bruker allerdings nicht. Heute in der Pause hatte Randy mit angehört, wie Bruker über Olivia Young ablästerte. »Die kleine Conchita hat doch voll Dreck am Stecken. Vermutlich hat sie Collister geholfen, ins Revier einzubrechen und die Drogen zu klauen.«

      »Wo ist eigentlich Olivia?«, fragte Randy. Er hatte sie seit dem letzten Treffen hier unten nicht mehr gesehen oder gesprochen.

      »Keine Ahnung«, sagte Danielle.

      »Sie kommt noch«, antwortete Mason und blickte dabei auf das Foto, das Danielle geschossen hatte. Randy und Danielle starrten ihn gleichzeitig an. Mason brauchte ein paar Sekunden, bevor er die Blicke der anderen bemerkte.

      »Dir sagt sie Bescheid und uns nicht?«, fragte Randy.

      Mason zuckte mit den Schultern. »Was denn? Sie hat mir vorhin ’ne Nachricht geschickt. Kann ich doch nix für, wenn sie euch nicht informiert.«

      »Zeig mal her das Bild.« Randy sprang auf und nahm Mason das Smartphone weg. Ihm wäre es fast wieder aus der Hand gefallen, als er das Foto sah. »Heiliger Strohsack!«

      Jetzt wurde auch Danielle hellhörig und richtete sich im Sessel auf. »Also ist doch etwas Auffälliges daran. Es kam mir gleich so bekannt vor.«

      »Das kann man so sagen. Kommt her.« Randy setzte sich wieder vor den Computer und öffnete die Bilder, die er heute früh eingescannt hatte. Er blätterte durch, bis er das Gesuchte fand. »Seht euch mal die Schuhe an.«

      Mason und Danielle beugten sich je über eine Schulter von Randy und glotzten auf den Monitor. Mason pfiff durch die Zähne als ihm klar wurde, was er da sah.

      Das Foto, das Randy ihnen zeigte, war ein ausgeschnittenes Katalogbild. Daneben der Hinweis von Billy: Harrison hat die Schuhe identifiziert, die der Unbekannte trug. Trotz intensiver Recherche konnte ich niemanden finden, der solch ein Paar besitzt.

      »Das bezieht sich auf den Unbekannten, den Harrison in der Nacht des Mordes gesehen hat«, sagte Danielle. »Der, der mit dem Super-8-Film an ihm vorbeigelaufen ist.«

      »Richtig«, sagte Randy. »Und nun wissen wir auch, wer es war. Der verstorbene Direktor.«

      Danielle sah sich noch einmal das Handyfoto an, das sie geschossen hatte. »Es sind definitiv die gleichen Schuhe, aber das kann doch auch Zufall sein, meinst du nicht?«

      »Zufall? Ernsthaft? Das Foto von dem Direktor wurde am Abend des Mordes aufgenommen. Das hat dieser Phil doch erzählt, oder?«

      »Ja. Das Shooting fand einen Tag vor dem Wettbewerb statt, also in der Nacht, in der Marietta und die anderen eingebrochen sind.«

      »Das passt doch wie die Faust aufs Auge. Der feine Herr Direktor trug die Schuhe noch von dem Shooting, als er aus der Schule kam – und Harrison hat ihn gesehen. Vielleicht musste er die Schuhe zurückgeben oder so und deshalb haben die 84er nie einen Hinweis darauf gefunden.«

      Mason schürzte die Lippen. »Möglich.« Dann lächelte er Randy an. »Gute Arbeit, Alter.«

      »Danke aber das war Danielles Verdienst.«

      »Jetzt müssten wir nur noch wissen, was der Direktor mit dem Film gemacht hat.«

      »Vielleicht können wir uns in seinem Haus umsehen«, sagte Danielle. »Mum hat mir geschrieben, dass wir morgen zur Gedenkfeier des Direktors eingeladen sind. Bei ihm daheim.«

      »Warum das?«, fragte Mason.

      »Keine Ahnung. Weil wir ständig auf irgendwelche Feiern eingeladen sind. So ist das eben. Doch diesmal könnte ich die Chance nutzen und mich etwas umsehen.«

      »Einer von uns sollte mit«, sagte Randy. »Vier Augen sehen mehr als zwei.«

      »Dann mach du das«, sagte Mason sofort. Randy war klar, warum sein Freund nicht mitgehen wollte. Er war der Drogenjunge, der Sportversager, der Loser vom Dienst und niemand, der gerne in so einer feinen Gesellschaft gesehen wurde.

      »Ich habe leider keinen Anzug«, sagte Randy. »Also wirst du gehen.«

      »Aber ich kann da nicht …«

      Das Poltern von oben unterbrach Mason. Einige Augenblicke später kam Olivia hereingestürzt. Sie war außer Atem, als wäre sie die letzten Blocks gerannt, aber soweit Randy wusste, war ihr Auto wieder intakt, nachdem er darauf gelandet war und einen Krater hinterlassen hatte.

      »Leute, ich muss mit euch reden.« Fast ohne Luft zu holen erzählte Olivia von dem Wettbewerb, von dem Einbruch in der Galerie und wie wichtig es für sie war, diese Sache aufzuklären. »Wir müssen den Randalierer finden und dafür sorgen, dass der Wettbewerb wie geplant stattfindet.«

      »Gibt es denn einen Anhaltspunkt, wer es gewesen sein könnte?«, fragte Randy.

      »Chris, der Assistent von Lucian, sagt Nein.«

      Randy hätte schwören können, dass Olivia ein kleines bisschen rot wurde, als sie den Namen Chris aussprach, aber vermutlich hatte er sich getäuscht. Sie war zu tough, um rot anzulaufen.

      »Ist er süß?«, fragte Danielle, der es offenbar auch nicht entgangen war.

      »Wer?«, fragte Olivia.

      »Chris.«


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