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Ein MORDs-Team - Der komplette Fall Marietta King. Andreas SuchanekЧитать онлайн книгу.

Ein MORDs-Team - Der komplette Fall Marietta King - Andreas Suchanek


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      »Habe ich selbst genäht.« Sie sah stolz aus.

      Mason lachte auf. »Du kannst nähen?«

      Danielles Lächeln erstarb. »Was soll das denn heißen?«, fragte sie fast tonlos.

      Mason schien es nicht zu schnallen. »Na, hör mal – wann solltest du denn mal was nähen müssen?«

      Danielle sprang auf, ihre blauen Augen sprühten Eiskristalle. »Glaubst du vielleicht, nur weil meine Eltern Kohle haben, bin ich komplett verblödet und dazu auch noch ungeschickt und kriege nichts hin?« Ihre Stimme überschlug sich. Sie schien sich in Rage geredet zu haben. »Wofür haltet ihr mich eigentlich? Muss ich mich jetzt den Rest meines Lebens für das Geld meiner Eltern entschuldigen? Ich habe die genäht, während ich Hausarrest hatte, weil meine Mum gesehen hat …« Sie stach mit dem Finger in Richtung Mason, »wie ich dich …« Sie verstummte mit roten Wangen.

      Olivia hob erstaunt den Kopf. Das waren ja ganz neue Infos – was war da los gewesen?

      Doch Danielle war nicht zu bremsen, sie brüllte fast, als sie fortfuhr. »Mir reicht es wirklich so langsam, dass jeder hier denkt, ich wäre zu nichts nutze, nur weil meine Eltern zufällig reich sind.« Sie schnappte nach Luft, dann sank sie in sich zusammen. »Ach, macht doch, was ihr wollt.« Mit den Worten stürmte sie nach draußen.

      Die Drei schauten sich verblüfft an – keiner sagte etwas.

      Mason saß da wie vor den Kopf geschlagen. »Hey, ich habe das echt nicht so gemeint …«

      Olivia nickte ihm beruhigend zu. Das war Mason, das Herz am rechten Fleck, aber den Fuß in jedem Fettnäpfchen.

      Randy war schon in Richtung Tür gelaufen, doch Olivia rief ihn zurück. »Lass gut sein, ich werde mit ihr reden.«

      Das war wirklich nicht ihr Ding, aber die Jungs würden es sowieso nur noch schlimmer machen. Immerhin gab Danielle sich wirklich Mühe. Olivia musste sich eingestehen, dass das reiche Mädchen tatsächlich nichts für ihre wohlhabenden Eltern konnte.

      Überhaupt fühlte sie sich plötzlich richtig elend.

      *

      Ein Mittwoch

      Jamie Collister balancierte sein Tablett mit dem Mittagessen auf einer Hand, während er sich, mit dem Smartphone am Ohr, zwischen den Stuhlreihen durchquetschte und gegenüber von Oppenheimer Platz nahm.

      Jamie beendete das Gespräch und lächelte seinen Chef an. »Bender hat das Server-Problem im Griff, jetzt sollte alles wieder nach Plan laufen. Gegen zwei Uhr können wir nochmals einen Probelauf starten.«

      Carl Oppenheimers angespannte Miene lockerte sich etwas. »Gut, Sie wissen, wir können uns keine Verzögerungen leisten.«

      Jamie schob sich eine Gabel grüner Bohnen in den Mund, um etwas Zeit zu gewinnen. Er hatte sich zuversichtlicher gegeben, als er war. »Ich denke nicht, dass wir noch einen Bug finden werden. Sobald wir grünes Licht von Bender haben, mache ich mich daran«, versprach er.

      Carl nickte und schnitt sich ein großes Stück Steak herunter. Für ihn war diese Angelegenheit damit erledigt. Jamie hatte Ergebnisse zu liefern, das wusste er. Und das Vertrauen seines Chefs würde er nicht enttäuschen. Das Problem würde er in den Griff bekommen, und wenn es die ganze Nacht dauerte.

      Eine Weile herrschte nachdenkliches Schweigen zwischen ihnen, nur das Geräusch von Geschirrklappern und das Summen der umliegenden Gespräche schwirrte durch die Luft.

      Jamie öffnete seine Sprite-Dose und nahm einen großen Schluck. Dann wandte er sich wieder an Carl. »Der Freund meines Sohnes ist dabei, eine Messenger-App zu entwickeln. Ich finde es sehr interessant; sie sendet die Nachrichten verschlüsselt.«

      Carl hob die buschigen grauen Augenbrauen. Auch wenn ihre Firma auf Großrechneranlagen spezialisiert war, interessierten ihn die Entwicklungen von Randy sehr, das Tüfteln war ein Hobby von ihm. Vielleicht hatte er noch eine Idee, wie Randy sein Problem lösen konnte. »Sie meinen, dieser Randy Steinbeck, der kürzlich auch diese App entwickelt hat, mit der alte unleserliche Dokumente abfotografiert und aufbereitet werden können?«

      »Genau der. Doch dieses Mal könnte die Entwicklung auch für uns von großem Vorteil sein. Er will die Software für private Zwecke schreiben, eine kommerzielle Nutzung kommt nicht infrage«, stellte Jamie sofort klar. Er wollte hier nicht über Randys Kopf hinweg etwas entscheiden. Aber Carl war in Ordnung und bewies beim Umgang mit den Ideen anderer Fingerspitzengefühl und ein hohes Moralverständnis. »Trotzdem könnten wir über eine ähnliche Architektur bei unseren neuen Anwendungen für die interne Bürokommunikation nachdenken.« Jamie erklärte ihm in kurzen Zügen den Aufbau, den Randy sich vorgestellt hatte.

      Carl nickte anerkennend. »Ein gut durchdachtes Schichtenmodell, saubere Interfaces und wie ich ihn kenne: auch astreiner Quellcode. Zu schade, dass er kein Praktikum bei uns machen will. Und was will er im Gegensatz zu den bereits existierenden Messengern auf dem Markt anders machen?«

      »Die Verschlüsselung des Chats erfolgt mit 256 Bit langen asymmetrischen Schlüsseln, die mittels Elliptic Curve Cryptography erzeugt werden. Das ist vergleichbar mit 3072 Bit langen RSA-Schlüsseln. Die App arbeitet mit drei Sicherheitsstufen. Schlüsselübertragung durch Server, Identifikation durch Telefonnummer und E-Mail-Adresse oder ein Austausch des öffentlichen Schlüssels über den Scan des jeweils durch die App generierten QR-Codes. In Deutschland, der Schweiz und einigen hiesigen Firmen gibt es schon Apps, die erfolgreich laufen und ähnlich aufgebaut sind. Allerdings hat er eine Neuerung, die ich sehr spannend finde und die die App auch für mich so interessant gestaltet. Er will den Quelltext …«

      Jamie hielt inne, als hinter ihm ein Stuhl quietschte. Es kribbelte in seinem Nacken. Er drehte sich um. Bruce Carpenter! Ausgerechnet! Seine pomadigen schwarzen Haare klebten fast an seinem Kopf, so weit lehnte der sich zurück. Der hatte ihm gerade noch gefehlt!

      »Ah, Collister!«, grüßte Bruce mit seiner Fistelstimme. »Mahlzeit!«

      Jamie nickte ihm kühl zu, dann warf er demonstrativ einen Blick auf seine Armbanduhr und tat erschrocken, bevor er nach seinem Tablett griff. »Carl, entschuldigen Sie, ich muss los, wir reden ein andermal weiter. Ich will schauen, was Bender treibt.« Er stand auf. »Carpenter, wir sehen uns«, sagte er nur knapp. Dieser Sprücheklopfer, auf dessen Klugscheißerei hatte er wirklich keine Lust. Ob er wohl etwas von ihrem Gespräch mitbekommen hatte? Er verdrehte die Augen bei dem Gedanken an die arroganten Kalenderblatt-Weisheiten des Kollegen; er konnte sie nicht mehr hören.

      »Halten Sie mich auf dem Laufenden«, rief Carl ihm hinterher, doch Jamie konnte nicht genau sagen, ob er die App oder das Server-Problem meinte. Er nickte nur. Im Weglaufen hörte er noch, wie Bruce Carpenter sich zu seinem Chef an den Tisch setzte.

      Armer Carl!

      *

      Ein Donnerstag

      »Und dieser verdammte Prinz hat mich doch dauernd auf dem Kieker«, empörte sich Mason. Er merkte, wie die Wut in ihm hochkochte, das Blut pulsierte in seinem Kopf. Der Direx hatte es echt auf ihn abgesehen. Er versuchte, den näselnden englischen Akzent nachzumachen. »Mason Collister, Sie nehmen jetzt diese Spachtel …«

      Randy legte ihm die Hand auf die Schulter und schaute ihn mitleidig an. »Hey, ich verstehe, dass du angepisst bist …«

      Wütend schüttelte Mason die Hand ab. »Angepisst? Das ist kein Ausdruck! Ich könnte kotzen vor Wut! Ich hab den scheiß Kaugummi nicht auf das Periodensystem geklebt, der verfluchte Prinz jubelt mir doch alles unter, was irgendwer in der Schule verbockt.«

      Doch bevor er weiterfluchen konnte, klopfte es an der Tür. Randy dimmte die Lautstärke seiner Anlage.


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