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Ein MORDs-Team - Der komplette Fall Marietta King. Andreas SuchanekЧитать онлайн книгу.

Ein MORDs-Team - Der komplette Fall Marietta King - Andreas Suchanek


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weil er für dieses Modell keine Ersatzteile in seinem sonst unerschöpflichen Fundus hatte.

      »Echt super, dass du dich darum kümmerst, danke!«, sagte Vince begeistert.

      Randy winkte verlegen ab. Allzu oft bekam er keine Komplimente. »Hast du einen Ersatz für deinen Laptop oder soll ich dir eine alte Ersatzmaschine mitgeben, damit du nicht ganz ohne dastehst?« Er vergrub den Kopf in seinem Schrank.

      Vince grinste. »Nein, kein Problem, ich geh solange über mein Smartphone oder meine PS4 on, wenn ich was brauche.«

      Randy schaute interessiert auf.

      Als die beiden anfingen, sich über die neuesten Playstation-Spiele zu unterhalten, wandte Mason sich Olivia zu, doch just in dem Moment läutete ihr Smartphone. Aufgeregt drückte sie darauf herum, so richtig kam sie mit ihrem neuen Fotohandy, das Randy ihr geschenkt hatte, wohl noch nicht klar. Endlich klappte es und sie hob ab.

      »Leute, ich muss los, Chris ist gerade überraschend in der Stadt!«, rief sie und strahlte dabei über das ganze Gesicht. »Wir treffen uns gleich am Strand.«

      Vince schien sich ehrlich für sie zu freuen, wahrscheinlich waren die beiden tatsächlich nur gute Freunde.

      Wie ein Wirbelwind war sie davon und ließ sie zu dritt zurück.

      Randy hatte schon seinen riesigen Plasmafernseher angeschaltet und die Playstation gestartet. Er schien zu glühen vor Begeisterung, einen Gleichgesinnten gefunden zu haben. Als er fragte, ob Mason das neue GTA mitspielen wollte, winkte er ab.

      Nachdenklich ließ er sich auf den zerschlissenen Sessel sinken und beobachtete die beiden, die abwechselnd den Joystick übernahmen und ganz im Fieber das Spiel kommentierten. Die Grafik war schon faszinierend – täuschend echt wirkten die Autos, wie sie über die Straße rasten. Die Spielfigur zog gerade einen Fahrer aus einem Taxi, stieß ihn beiseite, stieg selbst ein und preschte davon. Er musste irgendeine Aufgabe erfüllen – Mason blickte noch nicht so richtig durch, aber er wollte nicht fragen.

      Vielleicht sollte er auch mal anfangen zu zocken? Bislang war sein Leben von Sport geprägt gewesen – war nach dem epileptischen Anfall jetzt alles aus und er musste sich komplett umstellen? Verbittert presste er die Lippen zusammen und stand auf. Er musste sich bewegen. Randy wirkte schuldbewusst, als Mason sich verabschiedete, doch er winkte ab.

      Vor dem Haus sog Mason die kalte Abendluft ein und schloss die Augen. Das tat gut. Er machte sich auf den Weg.

      Scharf biss ihn der Fahrtwind ins Gesicht, als er sein Skateboard immer schneller antrieb. Aus einer anliegenden Pommesbude zog der Duft nach heißem Fett durch die Luft. Er wollte schnell heim – essen und seine Ruhe genießen. Sein Fuß bewegte sich noch schneller, er legte seine ganze Kraft in die Bewegung des Antriebs. Auf der Uferpromenade tummelten sich zahlreiche Menschen unter dem sich rot färbenden Abendhimmel. Mason wich auf die Straße aus, flitzte wie ein Blitz dahin. Das entgegenkommende Auto sah er viel zu spät – fast im gleichen Augenblick folgte der dumpfe Aufprall, Glas klirrte, gefolgt von einem stechenden Schmerz. Und dann wurde es schwarz um ihn herum.

      *

      Olivia legte den Kopf in den Nacken und ließ sich die immer röter werdende Abendsonne ins Gesicht scheinen. Der Wind war recht frisch, doch in Chris' Arm fühlte sie sich geborgen.

      Er küsste sie auf die Schläfe. »Na, du Genießerin!«

      Sein Lächeln war warm und ließ seine Augen leuchten.

      In ihrem Magen kribbelte es. Sie erwiderte sein Lächeln. »So schön, dass du überraschend da bist.«

      Sein Gesichtsausdruck verdüsterte sich. »Nur schade, dass wir morgen schon wieder weiter müssen. Lucian muss am Samstag in L.A. sein und als seine rechte Hand bin ich natürlich dabei.« Er zog eine Grimasse.

      Klar, sein despotischer Chef, der Superfotograf.

      Olivia schlang die Arme um seine Taille und drückte ihre Stirn gegen seinen Brustkorb. Einen Augenblick standen sie so da, in ihrem kleinen Kokon, und vergaßen die anderen Leute auf der Uferpromenade.

      »Sollen wir … irgendwohin, wo wir ungestört sind?« Bei Chris‘ vielsagendem Grinsen fingen die Schmetterlinge in ihrem Bauch wild an zu flattern. Sie drehten um und gingen in Richtung seines Autos – heute war er mit einem Miet-Jaguar seines Chefs gekommen. Ziemlich schickes Teil! Das würde sie zu gerne mal so richtig ausfahren, vielleicht ließ er sie hinters Steuer.

      Plötzlich ertönte ein Schrei. Voraus rannten Menschen zu einem blauen Mazda auf der Straße.

      »Was ist denn da passiert, das hört sich nicht gut an!« Olivia deutete auf die Menschenansammlung. Sie stoppte. »Sollen wir schauen?«

      Chris schüttelte nachsichtig lächelnd den Kopf. »Seit wann bist du denn so sensationslustig, oder kommt da die Fotoreporterin in dir durch?«

      Olivia hob die Achseln, in ihr rumorte ein ungutes Gefühl. »Vielleicht können wir helfen, das sieht nach einem Unfall aus. Ich hab eine Erste-Hilfe-Ausbildung.«

      »Komm, da sind doch genug Leute, lass uns gehen, wir haben doch nicht so viel gemeinsame Zeit«, drängte Chris und schaute sie mit einem dieser vielsagenden Blicke an, die ihr immer ein wohliges Kribbeln im Magen verursachten.

      Sie kämpfte mit sich, ließ sich kurz mitziehen, dann befreite sie sich. »Nein!«, sagte sie energisch. »Du weißt doch, wie das ist – alle gaffen nur und keiner hilft.«

      Sie lief in Richtung des Menschenauflaufs. Rufe und Schreie ertönten.

      »Ein Junge!«, brüllte jemand.

      »Er atmet nicht!«, schrie ein anderer.

      Olivia begann zu laufen. Immer schneller. Ihr Herz hämmerte. Sie drängte sich durch die Menschen.

      Der gellende Schrei war wohl von einer Augenzeugin gekommen. Eine zitternde bleiche Person, die von zwei Männern an den Rand geführt wurde. »Das ging so schnell«, stammelte sie immer wieder. Dann griff sie plötzlich ihren Helfer panisch am Arm. »Ist er tot?«

      Über den Köpfen wurde ein Skateboard weitergereicht. Gelb, mit roten Flammen. Olivia erstarrte. Nein! Das kann nicht sein!

      Hatte sie gerade laut »Nein« geschrien? Eine ältere Frau starrte sie verwirrt an.

      Olivia kämpfte sich rigoroser durch. Sie hatte das Gefühl, alles Blut wäre in ihre Beine gesackt. Das darf nicht sein!

      Aus der Ferne ertönten Sirenen, sie kamen immer näher. Gespenstisch zuckten Rot- und Blaulicht gegen den Abendhimmel.

      Wer war eigentlich der Fahrer des Wagens?, schoss es durch ihren Kopf, doch das war jetzt zweitrangig.

      Olivia trat auf Scherben der Scheinwerfer, unter ihren Chucks knirschte es. Die Motorhaube war eingedellt, die Windschutzscheibe in tausend Sprünge zerteilt.

      Olivia hörte ihren eigenen keuchenden Atem, als sie sich zwischen den Leuten auf die Beifahrerseite drängelte. Ein Basketballstiefel schaute unter dem Auto hervor. Und ein Stück Jeans. Rotgefärbt. Ihr Puls hämmerte. Das schwarze Sweatshirt mit dem gelb-lila Emblem der Lakers. Und Blut. Überall Blut. Eine eiserne Hand legte sich um ihren Magen. Sie konnte den Kopf nicht sehen, zwei Männer waren darüber gebeugt.

      »Mason«, schrie sie.

      Die Männer zuckten hoch.

      Sie sah sein Gesicht. Blutüberströmt.

      Haltsuchend griff sie nach dem Wagen, verfehlte ihn, strauchelte und fiel. Sie merkte nicht, dass sie in Scherben griff, als sie sich aufrappelte. Ihr wurde schwindelig. Sie nahm kaum wahr, dass Chris hinter sie trat, um sie zu stützen.

      Oh, mein Gott, Mason!

      *


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