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Der kleine Fürst Staffel 12 – Adelsroman. Viola MaybachЧитать онлайн книгу.

Der kleine Fürst Staffel 12 – Adelsroman - Viola Maybach


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Kleid ja von denen in meinem Gesicht ab!«, sagte sie hoffnungsvoll. Ihre Haare hatte sie mit kleinen silbernen Kämmen hochgesteckt, die Locken perlten frech in ihre Stirn.

      Auch Anna war wunderschön in ihrem bodenlangen roten Kleid, das perfekt zu den farbigen Strähnchen in ihren schulterlangen Haaren passte. Bis auf einen gleichfarbigen Lippenstift hatte sie auf jegliche Schminke verzichtet, denn: »Merk dir, Verena. Bei Schminke und Schmuck gilt: Lieber zu wenig als zu viel.«

      »Gut schauen wir aus!«, lachte Lilo zufrieden und telefonierte nach dem Taxi.

      Theo Swoboda war damit beschäftigt, die letzten Bilderrahmen gerade zu rücken. Als die drei Frauen und der dicke Mops, vom aufkommenden Sturmwind zerzaust, die Galerie betraten, wandte er sich ihnen freudestrahlend zu. Er hatte seinen Bart gestutzt und trug ein violettes Hemd mit Paisley-Muster über einer eierschalenfarbenen Leinenhose. Verena freute sich, dass er so gut aussah, und dass Lilo es auch zu bemerken schien. Es war ein netter Zufall, dass die Farbtöne in seinem Hemd genau mit jenen in Lilos Kleid harmonierten. Auch der unvermeidliche Seidenschal um seinen Hals schien ihre weißen Haare widerzuspiegeln. Ein schönes Paar! Anna zwinkerte Verena verschwörerisch zu und zog ein weißes Seidenband hervor, das sie Herrn Franz um den Hals band. Er grunzte zwar un­willig, musste die ›Verschöne­rung‹ dann aber hinnehmen. »Was sein muss, muss sein, Herr Franz. Sie wollen doch dazugehören, oder?«, redete ihm die Haushälterin zu.

      »Es ist auch schon ein erster Besucher gekommen, Verena!«, sagte der Galerist und deutete in den hinteren Bereich der Galerie. Dort stand einsam ein junger Mann und hielt sich an einem Glas Wein fest.

      Verena hatte beinahe schon ganz vergessen, wie gut Bernd aussah. Natürlich hatte er es schon immer verstanden, sich für spezielle Ereignisse besonders gut herzurichten. Er trug einen schlichten schwarzen Anzug und ein hellblaues Hemd. Das schwarze Brillengestell schmeichelte seinem kantigen Gesicht. Als er Verena sah, machte er einen Schritt auf sie zu, blieb dann aber jäh stehen.

      »Verena – wie schön du bist! Ich hoffe, du hast nichts dagegen, dass ich hier bin. Aber ich habe es ohne dich nicht mehr ausgehalten. Und natürlich will ich auch deine Bilder sehen. Ich wusste gar nicht, dass du so gut malst!«

      »Ja, Kummer macht kreativ. Also hast du auch etwas dazu beigetragen!«, murmelte Lilo leise vor sich hin.

      Verena wusste nicht, was sie sagen sollte. Wie sollte sie sich verhalten? Langsam schritt sie auf Bernd zu. Doch plötzlich blieb ihr Blick an der Wand hinter Bernd hängen. Sie wandte sich Theo zu: »Was ist denn mit dem Bild passiert?« Dort, wo gestern noch jenes Ölbild hing, das sie nach ihrer ersten Begegnung mit Graf Markus gemalt hatte, schmückte nun ein anderes Bild die Wand, eines, das sie eigentlich in Reserve gehalten hatte.

      »Das Bild ist schon verkauft«, antwortete Theo und nestelte nervös an seinem Schal.

      »Ich verstehe nicht, die Ausstellung ist doch noch gar nicht eröffnet!«

      »Nun, nehmen wir’s als gutes Zeichen. Eine Ausstellung, die so beginnt, kann nur erfolgreich werden!«

      »Aber wer hat das Bild gekauft?«

      »Das war ich!«

      Verena wandte sich um – und fand sich jener Frau gegenüber, an die sie zuletzt immerzu gedacht hatte – seltsamerweise ohne Groll zu empfinden.

      Sonja Rütter sah ihr sanft und prüfend ins Gesicht. Ihre langen blonden Zöpfe fielen weich über die bloßen Schultern, die aus einem lindgrünen Kleid hervorsahen.

      »Ich habe das Bild gekauft. Es sollte ein Geschenk sein …«

      Das Glöckchen der Tür bimmelte erneut. Graf Carl von Bäumler, seine Frau sowie seine schöne Tochter Gabriela betraten die Galerie und schauten sich neugierig um. Gräfin Gerlindes Blick fiel auf die Bilder, dann nickte sie anerkennend.

      Als sie Sonja entdeckte, umarmte sie die vermeintliche Braut ihres Sohnes herzlich.

      »Dass man dich auch mal wieder zu Gesicht bekommt!«, sagte sie vorwurfsvoll.

      »Eigentlich bin ich ja schon wieder auf dem Sprung«, gab Sonja zurück. »Aber ich will euch zuerst noch etwas sagen. Verena, Gabi, kommt ihr bitte kurz her?«

      Widerwillig bremste Gabriela ihre Schritte ab, die sie schon in Richtung des attraktiven jungen Mannes gelenkt hatte, der da ganz allein herumstand. Sie zog entschuldigend ihre Augenbrauen in die Höhe und deutete mit dem Finger auf sein Glas. Bernd verstand die Anspielung sofort – grinsend ging er Nachschub holen, während sich seine neue Flirtbekanntschaft ungeduldig dem kleinen Kreis von Zuhörern anschloss, der sich um Sonja Rütters versammelt hatte. Sie bedachte Verena mit einem Katzenfreundlichen Lächeln, das diese mit einem kurzen Kopfnicken beantwortete.

      »Also, es ist so …«, begann Sonja mit leiser Stimme zu sprechen. Dann fiel ihr Blick auf Lilo Benedikt, sie räusperte sich, straffte ihre Schultern und sprach plötzlich offen und frei. »Es ist so:

      »Ich habe Markus gestern gebeten, unsere Verlobung zu lösen.«

      Bevor sie mit einer Flut von Schreckensrufen und Fragen bestürmt wurde, fuhr sie mit lauter Stimme fort: »Ich werde noch heute Abend nach Zürich fahren und einen Vertrag bei den Kammerspielen unterschreiben. Ich will Schauspielerin werden und nicht Ehefrau – vorerst jedenfalls. Was Markus betrifft, so habe ich ihm nicht das Herz gebrochen, wir sind uns beide einig. Ich glaube, er war ziemlich erleichtert, dass ich ihn wieder freigegeben habe. Er ist nämlich schon längst in eine andere Frau verleibt. Leider hat ihm da irgendwer ziemlich übel dazwischengefunkt.« Sie warf Gabriela einen strengen Blick zu, den diese mit gespielter Demut entgegennahm. Obwohl ihr Kopf reuig gesenkt war, grinste sie schon wieder frech.

      Sonja atmete tief durch, dann machte sie einen Schritt zurück und fiel ein bisschen in sich zusammen. Ihre Wangen wurden rot.

      »Gut gemacht!«, flüsterte Lilo ihr zu und tätschelte ihren Arm.

      »Ich habe mich an Ihrer ›Medea‹ orientiert«, flüsterte Sonja zurück. Sie küsste Gräfin Gerlinde und Graf Carl, die mehr erstaunt als enttäuscht drein sahen, dann wandte Sonja sich an Gabriela: »Sei nett zu ihr!«, sagte sie leise.

      »Aber ja doch, das war doch alles nicht persönlich gemeint. Das weißt du doch, Verena, oder?« Gabriela sah ihre neue Schwägerin in spe offenherzig an. »Warum ist Markus eigentlich nicht hier? Das wäre doch der perfekte Rahmen für eine Liebeserklärung«, sagte sie und deutete auf die festlich dekorierte Galerie.

      »Markus weiß ja nicht, wie Verena zu ihm steht. Er denkt immer noch, sie will von einem Grafen nichts wissen!«

      »Ach, wenn das so ist!« Gabriela lachte hell auf und dann richtete sie sich an Verena: »Er sitzt sicher zu Hause und bläst Trübsal. Jasomirgottstraße 7, letzter Stock. – Darf ich jetzt endlich gehen? Der Typ da drüben ist total süß, und außerdem trägt er eine Rolex!«

      Doch ihr Vater hielt sie am Arm zurück. »Wusstest du das, Gabriela? Wer ist die Frau, in die sich Markus verliebt hat?«

      »Sie ist eine ganz Nette, Paps, sie wird dir gefallen. Und lass Markus doch bitte selbst entscheiden, wie er sein Leben gestalten will. Beruflich hat er es doch auch auf die Reihe gekriegt und mit einem Super-Auftrag unsere Finanzen saniert. Wir alle sollten ihn endlich in Ruhe lassen!« Während sie sprach, sah Gabriela Verena entschuldigend an. Ja, sie verstand es wirklich, alle um den Finger zu wickeln. Verena konnte ihr beim besten Willen nicht böse sein.

      Graf Bäumler zögerte, dann meinte er: »Du hast recht, Gabi. Vielleicht solltest zur Abwechslung du dir einen reichen Ehemann suchen!«

      »Vielleicht mache ich das sogar!«, rief die Komtess und tänzelte zu Bernd hinüber, der seine Augen nicht von ihr gelassen hatte, seit sie in die Galerie gekommen war.

      »So viel also zu seiner Verzweiflung«, dachte Verena belustigt und beobachtete, wie sich die beiden gleich mitten ins Flirtgeplänkel stürzten.

      »Worauf wartest du?«, fragte eine Stimme an ihrem Ohr. Lilo Benedikt lächelte sie mütterlich an. »Wenn du die Liebe gefunden hast, dann halt sie fest. Warte nicht, bis du alt


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