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Mami Staffel 10 – Familienroman. Lisa SimonЧитать онлайн книгу.

Mami Staffel 10 – Familienroman - Lisa Simon


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beschloß, einen kleinen Bummel zu unternehmen und die nähere Umgebung des Hotels zu erkunden. Sie zog den Reißverschluß ihrer Regenjacke bis zum Hals zu. Es nieselte fein, deshalb schlug sie die Kapuze hoch. Sie spazierte den schmalen Fußweg entlang des Seitenkanals bis zur nächsten Kreuzung. Dort gelangte sie auf eine Straße, die im Sommer sicher recht reizvoll sein mochte. Zahlreiche Cafés und Eisdielen reihten sich aneinander, vor allen befanden sich Freisitze, die jetzt verwaist waren. Die meisten Besitzer hatten Tische, Stühle und Sonnenschirme bereits weggeräumt. In den Blumenkübeln trotzten nur noch Hartlaubgewächse und Koniferen dem mißlichen Wetter.

      Der triste Anblick war nicht geeignet, Kathrins depressive Stimmung zu heben. Sie zweifelte sogar an der Richtigkeit ihrer Entscheidung, im November nach Venedig zu reisen. In ihren Träumen hatte sie sich mit Peter über den sonnenüberfluteten Markusplatz schlendern sehen, entlang der prächtigen Fassade des Dogenpalastes hinüber zum Campanile. Sie sah sich auf der Seufzerbrücke stehen und das Klagen der Geister der vor Jahrhunderten verurteilten Unglücklichen zu hören. Sie sah sich mit Peter in einer der buntgeschmückten Gondeln sitzen, ein hübscher, junger Gondoliere stakte sie in den Sonnenuntergang hinein, wobei er ein italienisches Liebeslied sang.

      Kathrin seufzte. Einer der gelangweilt am Tresen lehnenden Kellner eines Cafés erkannte mit sicherem Blick, daß Kathrins Seele eine Aufmunterung benötigte.

      »Signorina, bitte treten Sie ein. Ein Schluck heißer Cappuccino wirkt Wunder.«

      Zögernd blieb Kathrin stehen. Sie fröstelte. Wenn sie es sich recht überlegte, wäre ein heißer Cappuccino jetzt genau das Richtige für sie. Sie betrat das Café und nahm an einem kleinen runden Marmortisch am Fenster Platz. Der junge, sehr hübsche italienische Kellner lächelte sie an. ›Woher weiß er, daß ich deutsch spreche?‹ überlegte Kathrin.

      »Heute ist kein schönes Wetter für einen Spaziergang«, sagte der junge Mann, und seine weißen Zähne blitzten. »Die Sonne scheint nicht alle Tage. Wichtig ist, daß man die Sonne im Herzen trägt.« Während er plauderte, zauberte er einen köstlichen Cappuccino mit viel Schaum.

      »Bitte schön!« Mit einer galanten Bewegung servierte er die hohe, schlanke Tasse.

      Dankbar nahm Kathrin einen Schluck. Der weiße Schaum klebte wie ein Schnurrbart auf ihrer Oberlippe. Wie eine Katze versuchte sie, den Schaum abzulecken und verrenkte ihre Zunge. Der junge Italiener beobachtete lächelnd Kathrins vergebliche Bemühungen. Ärgerlich warf sie ihm einen Blick zu, mußte im gleichen Moment jedoch auch lachen. Das Eis war gebrochen.

      »Ich heiße Mario«, sagte der Mann und wischte wie beiläufig die ohnehin sauberen Tische des Cafés mit einem karierten Küchentuch ab. Dabei kam er Kathrins Tisch immer näher.

      »Ich heiße Kathrin«, sagte sie und rührte intensiv in ihrem Cappuccino.

      »Sie machen Urlaub?« fragte Mario.

      Kathrin nickte.

      »Ganz allein?«

      Kathrin nickte wieder.

      Mario blickte sie ungläubig an, dann schüttelte er den Kopf. »Es ist nicht gut, wenn so ein hübsches, junges Mädchen allein ist. Kummer macht die Seele krank. Lachen bringt Sonne ins Herz.«

      Kathrin lächelte gequält. »Manchmal geht es eben nicht anders«, sagte sie ausweichend.

      Mario warf lässig das Küchentuch über die Stuhllehne und setzte sich an Kathrins Tisch. Neugierig sah er sie an. »Sie tragen großen Kummer im Herzen. Das ist nicht gut.«

      »Ich weiß. Aber was soll ich dagegen tun?« fragte Kathrin weinerlich.

      »Nicht allein bleiben. Gehen Sie unter Menschen. Gehen Sie tanzen. Das Leben ist schön.«

      Kathrin schlug die Augen nieder. Das letzte, was sie jetzt gebrauchen konnte, waren fröhliche, lachende Menschen. Sie zwang sich zu einem Lächeln. »Sie haben recht. Ich werde mich unter Leute mischen«, sagte sie so leichthin wie möglich. Sie legte einige zerknitterte Lirescheine auf den Tisch. »Dankeschön!« sagte sie. »Für den guten Tip.« Sie erhob sich. Mario lächelte. Doch als sie das Café verließ, schaute er ihr besorgt nach.

      Kathrin bummelte weiter die Straßen entlang, verlor sich in kleinen Nebengassen, in deren Mitte schmale Kanäle flossen. Auf einer der kleinen, runden Brücken blieb sie stehen. Sie starrte in das schmutzige Wasser, das träge dahinfloß. In Gedanken sah sie wieder Peters Gesicht. Ach, Peter! Könntest du doch auch hier sein! Wie herrlich wäre dieser graue Novembertag. Wie blau würde die Lagune erscheinen, wie freundlich die grauen Häuser. Und wie froh würde ihr Herz sein. Die Sonne würde darin scheinen und ihre Seele erwärmen. Fröstelnd zog sie die Schultern hoch. Sie hatte sich auf das steinerne Brückengeländer gelehnt. Von wegen Stadt der Verliebten! Alles, was sie bisher gesehen hatte, war feuchtgraue Tristesse.

      »Tun Sie das bitte nicht!« hörte sie eine leise Stimme hinter sich. Irritiert wandte sie sich um. Hinter ihr stand Mario. Er hatte eine schwarze Lederjacke über.

      »Wie bitte?« Kathrin verstand nicht.

      »Keine dummen Gedanken, bitte! Zum Sterben sind Sie noch zu jung.«

      Kathrin lachte auf. Es klang hart. »Ach so! Nein, keine Angst. Ich hatte nicht die Absicht, mich ins Wasser zu stürzen. Das wäre zu romantisch.«

      »Sie wären nicht die erste«, antwortete Mario. »Liebeskummer tut sehr weh. Man glaubt, es gibt keinen Ausweg. Kommen Sie mit, ich zeige Ihnen etwas, wo Sie Ihren Kummer vergessen können.«

      »Nein, ich habe wirklich keine Lust. Ich möchte allein sein. Vor allem brauche ich kein Mitleid.«

      Mario blickte sie etwas vorwurfsvoll an. »Ich habe kein Mitleid mit Ihnen. Doch Sie schwelgen in tiefem Selbstmitleid.« Er legte den Arm um ihre Schultern. Und plötzlich lehnte sich Kathrin an ihn und ließ ihren Tränen freien Lauf. Sie weinte und weinte, und Mario blieb stehen und hielt sie einfach fest. Als Kathrin keine Tränen mehr hatte, schaute sie auf. »So war es gut«, sagte er mit lächelndem Gesicht. »Jetzt ist alles raus. Fühlen Sie sich besser?«

      Kathrin nickte, und ein kleines Lächeln stahl sich auch auf ihr Gesicht. »Ja, ich fühle mich leichter.«

      Mario ergriff ihre Hand und zog sie mit sich fort. Sie liefen durch die Straßen und Gassen, über Brücken und Plätze. Kathrin wußte nicht mehr, wo sie sich befand. Vor einer großen Tür blieben sie stehen. Kathrin blickte an der grauen Mauer eines sehr alten Hauses empor. »Wo sind wir?« wollte sie wissen.

      »Bei mir zu Hause.« Mario öffnete die Tür. Erschrocken blieb Kathrin stehen. Was tat sie da? Dieser fremde Mann wollte sie mit in seine Wohnung nehmen? Wollte er sie verführen? Nein, dazu war sie nicht bereit, nicht einmal in ihrer traurigen, verzweifelten Situation. Sie schüttelte den Kopf.

      »Nein, bitte, ich will nicht.« Angst überkam sie.

      Mario beugte sich in den Hausflur hinein. »Mama!« rief er laut. Von oben ertönte eine Frauenstimme und Kindergeschrei. In schnellstem Italienisch, von dem Kathrin kein Wort verstand, sprach er über mehrere Etagen mit seiner Mutter. Einen Augenblick herrschte Ruhe, dann erschien eine kleine, füllige Frau mit graumeliertem Haar auf der Treppe. Sie redete ununterbrochen auf Kathrin ein und deutete einladend ins Haus.

      Zögernd betrat Kathrin den Flur und stieg in dem muffigen Treppenhaus nach oben. Eine zweiflügelige Wohnungstür stand offen und Marios Mutter schob Kathrin einfach hinein.

      Kathrin fand sich in einer großen Küche wieder. Zwei halbwüchsige Jungen saßen am Küchentisch, zwei Mädchen hängten Wäsche auf eine Leine vor dem Küchenfenster. Neugierig schauten die Kinder auf Kathrin. »Bon giorno«, stammelte Kathrin.

      »Gutten Tack!« antworteten die Kinder. Eine junge Frau mit einem Baby auf dem Arm betrat nun die Küche und nickte Kathrin lächelnd zu. Die Mama schimpfte lautstark irgend etwas, scheuchte die Jungs vom Tisch hoch und bat Kathrin, sich zu setzen. Zögernd nahm Kathrin Platz und blickte sich scheu um. Die Schleiflackmöbel der Küche waren schäbig und alt, aber sauber. Durch die Glastüren sah sie Spitzenpapier, mit dem die Schränke ausgelegt


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