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Butler Parker Staffel 10 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.

Butler Parker Staffel 10 – Kriminalroman - Günter Dönges


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abgeschüttelt.

      In Kandersteg angekommen, ließ der Butler sein hochbeiniges Monstrum vor einem der vielen Hotels ste-hen und ging zu Fuß weiter. Auf Tarnung jeder Art konnte er leicht verzichten. Der Schnee hatte seine schwarze Butlerkleidung weiß gefärbt. Auf der schwarzen Melone saß ein Überzug von Schnee.

      Gemessen schritt Parker hinauf zur Hangsiedlung, wo die Chalets standen. Er benutzte selbstverständlich schmale Wege, die von Autos nicht befahren werden konnten, beschrieb einen weiten Bogen und näherte sich nach etwa zwanzig Minuten von der oberen Hangseite aus den Häusern.

      Hinter einer Tanne blieb er stehen und beobachtete das Chalet seines jungen Herrn.

      Es zeigte sich, daß Parker richtig vermutet hatte.

      Zuerst entdeckte er den bewußten Peugeot.

      Er parkte in einer Seitenstraße. Ob der Fahrer am Steuer saß, ließ sich wegen des Schneetreibens nicht feststellen. Dann aber machte der Butler einen einzelnen Herrn aus, der Skidreß trug und Bretter geschultert hatte.

      Dieser Mann stand etwas verloren in der Gegend, und zwar schräg gegenüber dem Chalet. Von seinem Standort aus konnte er den Aufgang und Eingang leicht unter Blick- und Schußkontrolle halten.

      Parker bückte sich und formte einen kleinen Schneeball, den er mit der Wärme seiner Hände so lange formte, bis er etwa pflaumengroß war, und so hart wie ein Stück Eis.

      Dann zog er die Gabelschleuder aus seiner Rocktasche, steckte sie zusammen und prüfte die Elastizität der beiden Gummistränge.

      *

      Der einsame Herr mit den Skibrettern auf der Schulter trampelte mit den Füßen im stetig wachsenden Schnee herum. Ihm war kalt geworden.

      Plötzlich zuckte er zusammen, als sei er von einer Wespe gestochen worden.

      Er warf unwillkürlich die Ski von der Schulter und faßte nach seiner linken Wange, die gehörig brannte.

      Wie Feuer!

      Er wußte genau, daß er von einem Eisbrocken getroffen worden war, doch er konnte nicht sagen, aus welcher Richtung dieses Geschoß gekommen war.

      Mißtrauisch sah der mittelgroße, stämmige Mann sich um. Sein grobgeschnittenes Gesicht drückte totale Verblüffung und auch Schmerz aus.

      Einige Sekunden später faßte er nach seiner Nase und stöhnte.

      Ein unsichtbarer Fausthieb schien sein Riechorgan getroffen zu haben. Tränen schossen in seine Augen. Der Mann duckte sich und stieß einige unschöne Flüche aus. Mißtrauisch und nervös wie ein Tier in freier Wildbahn schaute er sich verstohlen nach allen Seiten um. Irgendwo mußte der Kerl doch stecken, der ihn mit Eis bewarf.

      Doch weit und breit war nichts zu sehen.

      Die Chalets duckten sich unter der wachsenden Schneelast, alle Fenster der umgebenden Häuser waren geschlossen.

      Ein drittes Geschoß sauste heran.

      Hart an der Stirn getroffen, ging der Mann erst mal in die Knie. Dann raffte er sich auf und setzte sich schleunigst ab. Er fingerte dabei immer wieder nach seiner Nase. Über seinem Schmerz vergaß er die Ski-bretter.

      Der Stämmige lief hinaus auf die Straße und trabte bergab in Richtung Kandersteg. Ohne sich dabei um-zusehen, was er besser getan hätte.

      Er war nämlich etwa dreißig Meter weit, als die Skier sich anschickten, ihn zu überholen. Sie hatten sich selbständig gemacht, wobei ihnen ein gewisser Parker geholfen hatte.

      Die Bretter zischten heran und brachten den Laufrhythmus des Stämmigen außer Kontrolle. Die geboge-nen Spitzen bohrten sich in seine Fersen. Der Stämmige, von dieser Berührung völlig überrascht, verlor das Gleichgewicht und stolperte.

      Die Schneeunterlage sorgte dafür, daß aus diesem Stolpern ein Eistanz wurde.

      Der Stämmige absolvierte zuerst einen doppelten Rittberger, ging dann in einen waagerechten Flug über und krönte seine Kür mit der Todesspirale.

      Seine Nase ungewollt als Kufe benutzend, donnerte der Stämmige dann über den steilen Weg hinunter nach Kandersteg, einem menschlichen Bob gleichend.

      Es war sein persönliches Pech, daß die Straße stark gewunden war. Sie schlängelte sich nach unten und lud den menschlichen Bob jetzt zu einer scharfen Linkskurve ein.

      Der Stämmige versuchte zu bremsen, doch seine Fahrt war zu groß. Er rauschte auf die Kurve zu, wollte sie nehmen und schaffte es nicht.

      Schnee flog hoch, als der menschliche Bob durch die aufgetürmte Schneewand schoß und dann in der weißen Pracht steckenblieb. Nur seine zappelnden Beine waren noch zu sehen.

      Parker nickte wohlgefällig.

      Genau das hatte er beabsichtigt.

      Er war sicher, daß dieser Mann vorerst ausfiel. Nach seiner rasanten Fahrt hatte er sicher mit einigen Kon-ditionsschwierigkeiten zu tun.

      Der Peugeot tauchte auf.

      Er schlitterte vorsichtig aus der Seitenstraße heraus und nahm Richtung auf die Kurve. Hier hielt der Wa-gen an. Der Fahrer stieg aus und organisierte ein Bergungsunternehmen.

      Er zog und zerrte an den Beinen des Mannes, der im Schneewall verschwunden war. Er brauchte fast an-derthalb Minuten, bis er den Bobfahrer zu seinen Füßen hatte.

      War der Zutritt zum Chalet damit frei?

      Parker wußte es nicht mit letzter Sicherheit, ging aber davon aus, daß dem nicht so war. Als der Peugeot mit den beiden Wintersportlern im Schneetreiben verschwunden war, schritt Parker auf das Haus zu.

      Er schien ahnungslos zu sein.

      *

      Paul Storn war mehr als nervös.

      Er befand sich im Chalet.

      Von einem Frontfenster aus hatte er die Rekordfahrt des menschlichen Bobs verfolgt. Gerade überquerte der Butler die Straße und hielt genau auf das Haus zu, ahnungslos und sich sicher fühlend.

      Gewiß, von seinem Standort aus hätte Storn jetzt schießen können. Der Butler bot ein leichtes Ziel, doch Madson hatte ihm strikt verboten, die Schußwaffe einzusetzen. Madson wollte einen tödlichen Unfall! Ein offensichtlicher Mord hätte die eigentliche Aufgabe nur unnötig erschwert und die Polizei auf den Plan ge-rufen.

      Storn wog das Schlaginstrument in seiner Hand.

      Es bestand aus einem mit Lappen umwickelten Stuhlbein, das er aus dem Ferienhaus seines Chefs mitge-bracht hatte.

      Damit wollte er den Butler niederschlagen. Später konnte man Parker dann hinaus in die Winterkälte schaffen und irgendwo erfrieren lassen. So etwas würde kaum Verdacht erregen.

      Storn huschte in die Diele und verschwand in der Gästetoilette, deren Tür er spaltbreit geöffnet ließ. Jetzt waren die Schritte draußen schon deutlich zu hören. Parker mußte gleich die Haustür erreicht haben.

      Der Schlüssel wurde ins Schloß gesteckt.

      Die Tür quietschte leise, als sie geöffnet wurde. Dann erspähte Storn durch den Spalt der Toilettentür den schwarzen Covercoat des Butlers und die Melone. Beide Kleidungsstücke füllten den schmalen Türspalt vollkommen aus.

      Paul Storn sah seine einmalige Chance gekommen. Hier waren Lorbeeren zu verdienen! Er, das Faktotum Madsons, würde es schaffen, den berüchtigten Parker zu erledigen.

      Weit holte er mit seinem Schlaginstrument aus, um es dann ungemein wuchtig auf die Melone niedersau-sen zu lassen. Daß dabei sein Unterarm automatisch durch den Türspalt und die sich dann öffnende Tür langte, war nur zu verständlich.

      Doch dann brüllte Storn auf.

      Was damit zusammenhing, daß sein Unterarm festgeklemmt wurde. Die Tür zeigte nämlich die Neigung zurück ins Schloß zu fallen. Und zwar mit großer Wucht. Der eingeklemmte Unterarm war bewegungslos geworden und schmerzte höllisch.


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