Butler Parker Staffel 10 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.
falls ich Ihnen Schaden zugefügt haben sollte«, entschuldigte sich der But-ler, der völlig unversehrt aussah.
»Au«, heulte Storn und hielt sich den schmerzenden Arm.
»Ich muß wohl davon ausgehen, daß Sie meine bescheidene Wenigkeit niederschlagen wollten«, redete der Butler weiter, »erfreulicherweise trafen sie nur leere Hüllen, die ich mit meinem Schirm vorausschickte.«
»Das war unfair!« stöhnte Storn in völliger Verkennung der Lage.
»Aber menschlich wohl verständlich«, sagte Parker. »Kommen Sie heraus! Ich werde sehen, was ich für Sie tun kann.«
Sich den Unterarm haltend, verließ Storn sein Versteck. Er hockte stöhnend in einem Sessel, um den But-ler dann anklagend zu mustern.
»Gebrochen ist nichts«, stellte Parker nach flüchtiger Untersuchung fest. »Sie werden Mister Madson also auch weiterhin zu Diensten stehen können.«
»Wer ist Madson?« Storn tat dumm.
»Halten wir uns doch nicht mit den üblichen und zeitraubenden Vorspielen auf«, schlug der Butler vor. »Ich weiß, daß Sie für Madson arbeiten. Er wird über Ihr Versagen nicht gerade erfreut sein.«
»Nicht nur ich habe Pech gehabt«, entrutschte es Storn ungewollt.
»Sehr wahr«, stellte Josuah Parker fest. »Finden Sie nicht auch, daß Mister Madsons Stern langsam, aber unaufhaltbar sinkt?«
»Worauf wollen Sie raus, Parker?«
»Mister Madson wird hier in Kandersteg sein persönliches Cannae erleben.«
»Was?«
»Schon gut«, sagte Parker ablenkend, »nur ein Zitat. Ihnen ist doch klar, daß seine Firma in Sachen Mord bald den Konkurs anmelden muß, nicht wahr?«
»Wenn Sie sich bloß nicht täuschen«, fuhr Storn fort, »der bekommt, was er haben will.«
»Sehr wahr!« Parker nickte zustimmend. »Und Sie ebenfalls, wenn ich darauf aufmerksam machen darf.«
»Wieso?«
»Er wird Sie fallenlassen, wie die sprichwörtlich heiße Kartoffel.«
»Sagen Sie schon endlich, worauf Sie rauswollen!« Storn rieb sich den schmerzenden Arm und sah den Butler mißtrauisch-neugierig an.
»Information gegen Sicherheit«, schlug der Butler vor. »Wie viele Mitarbeiter hat Madson inzwischen hier zusammengezogen?«
»Ich soll meinen Chef verpfeifen?« Storn entrüstete sich sichtlich.
»Wer ist das geplante Opfer Madsons?« fragte der Butler weiter.
»Selbst wenn ich’s wüßte, würde ich kein Wort sagen, Parker«, antwortete Storn. »Ich weiß nur, daß es hier in Kandersteg herumläuft.«
»Und sich im Skeleton-Club aufhält, nicht wahr?«
»Möglich. Kann ich jetzt gehen, oder wollen Sie die Polizei rufen?«
»Aber auf keinen Fall, nichts liegt mir ferner. Sie können gehen.«
»Gehen? Da steckt doch was dahinter, oder?«
»Es ist Ihr Problem, sich mit Mister Madson auseinanderzusetzen. Er wird wahrscheinlich fragen, warum ich Sie habe gehenlassen.«
»Na und? Sie können mir doch gar nichts beweisen. Ich würde einfach alles abstreiten.«
»Natürlich. Aber falls Mister Madson einen zusätzlichen Beobachter am Haus postiert hat, wird dieser Mitarbeiter berichten, wie lange Sie sich bei mir aufgehalten haben. Sie wissen doch sehr gut, wie mißtrau-isch Mister Madson ist.«
»Er weiß, daß er sich auf mich verlassen kann.«
»Viel Glück«, meinte Parker und deutete höflich in Richtung Tür, »und meine besondere Empfehlung an Mister Madson. Mögen Sie, junger Mann, noch recht lange leben!«
Mit weichen Knien verließ Storn das Chalet. Er war sehr nachdenklich geworden, beschäftigte sich mit seiner zukünftigen Gesundheit und hatte das dumpfe Gefühl, daß sie äußerst gefährdet war.
*
»Sie haben doch nicht im Traum daran geglaubt, daß er reden würde«, sagte Rander, der von seinem But-ler angerufen worden war.
»Gewiß nicht, Sir«, antwortete der Butler. »Wie ich den jungen Mann einschätze, wird er seine Unterhal-tung mit meiner bescheidenen Person Wort für Wort wiedergeben.«
»Und? Was bezwecken Sie damit?«
»Mister Madson wird ihn umdrehen, wie es in der Fachsprache heißt. Der junge Mann wird mir Vorspie-len, er wolle seine Haut retten und Madson verkaufen. Er wird mir im Auftrag seines Chefs eine Falle stel-len.«
»Anzunehmen, Parker.«
»Damit läßt sich die Gelegenheit schaffen, die Gegner abzulenken. Ich brauche nämlich eine unkontrol-lierte Straße nach Spiez.«
»Um was aufzuziehen, Parker?«
»Mir geht es darum, das erste der vier möglichen Opfer aus Kandersteg herauszubringen, Sir. Nur auf die-se Art und Weise wird sich in Erfahrung bringen lassen, wer das eigentliche Opfer ist.«
»Verstanden. Sie wollen nacheinander Baxter, Natway, Morgan und Caropoulos abziehen. Solange Mad-son bleibt, befindet sein Opfer sich noch in Kandersteg.«
»Sehr wohl, Sir.«
»Sie haben Madsons Mitarbeiter vergessen. Wir kennen sie nicht alle.
Madsons selbst wird bestimmt nicht aktiv werden. Das ist doch seine Arbeitsmethode, die Sie mir ge-schildert haben.«
»Er wird notwendigerweise aktiv werden müssen, Sir. Dann nämlich, wenn er über keinen Mitarbeiter mehr verfügt.«
»Und wie wollen Sie die ausschalten, Parker?«
»Mir schwebt vor, Sir, die Interessenten an meiner bescheidenen Person zu beschäftigen.«
»Habe ich es mir doch gedacht, Parker! Sie wollen sich noch mehr als bisher als Köder anbieten?«
»Dies, Sir, läßt sich wohl kaum umgehen.«
Parker wechselte noch einige Sätze mit seinem jungen Herrn, um dann aufzulegen. Ein Blick durch das Fenster bewies ihm, daß das Schneetreiben sich noch verstärkt hatte.
Parker wollte schon wieder vom Fenster zurücktreten, als eine Gruppe n, rodelnder Jungen und Mädchen ins er Blickfeld kam. Es handelte sich um insgesamt sechs Kinder im Alter zwischen zwölf und fünfzehn Jahren.
Aus einer plötzlichen Eingebung heraus trat Parker vor die Tür und bat die kleinen Wintersportler zu sich. Die Verhandlung, die er mit ihnen führte, dauerte nur wenige Minuten. Nachdem er den Jugendlichen einen handfesten Vorschuß gezahlt hatte, machten sie sich mit sehr viel Können und Schwung daran, ein Fließ-band für Schneemänner aufzulegen.
Parker sah einen Moment lang wohlwollend zu und suchte dann im Telefonbuch nach einer bestimmten Adresse, die er auch fand. Bei einem heimischen Hutmacher gab er dann eine ebenfalls präzise Bestellung auf.
Nach dem Telefonat überzeugte er sich davon, daß die Fließbandproduktion von Schneemännern rüstig voranschritt.
*
»Daraus läßt sich was machen.«
Madson hatte sich den Bericht seines Faktotums angehört und wanderte nachdenklich im immer noch pe-netrant riechenden Wohnraum umher.
»Sie werden auf sein Angebot eingehen, Paul«, redete Madson weiter. »Sie werden den Verräter spielen. Sie werden ihn in eine Falle locken.«
»Glauben Sie, Chef, daß er sich reinlegen läßt?«
»Die Neugier wird ihn unvorsichtig werden lassen«, antwortete der Killmaster, »ich kenne diese Typen doch.«
»Und