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Dr. Norden Box 10 – Arztroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.

Dr. Norden Box 10 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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Hals und die Tür fest im Blick. »Sonst mach ich dich kalt.«

      Dési wagte es nicht, noch einen Ton zu sagen. Eingewickelt in meterlange Verbände lag sie auf der Liege und wartete darauf, dass sich ihr Schicksal auf die eine oder andere Art vollenden würde.

      *

      »Natürlich respektiere ich Ihre Entscheidung!«, erklärte Volker Lammers und lächelte die Eltern von Kevin Trostberg an. Das Gespräch in der Klinik war beendet ,und alle Beteiligten inklusive Felicitas Norden und Dr. Mario Cornelius erhoben sich. Wieder einmal war es dem Kinderchirurgen gelungen, seine Vorgesetzte zu verwirren. Fachmännisch und ohne Emotionen hatte er seine Sicht der Dinge erläutert und sich schließlich der Entscheidung der Eltern gebeugt, ohne sein charmantes Lächeln zu verlieren. »Ich bin sicher, dass alles gut gehen und Ihr Sohn bald wieder gesund sein wird.«

      »Ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen danken soll.« Die Mutter war den Tränen nahe, als sie Seite an Seite mit ihrem Mann und Dr. Lammers das Zimmer verließ.

      Fee und Mario schien sie völlig vergessen zu haben.

      »Manchmal denke ich, ich leide unter Wahrnehmungsstörungen«, raunte Felicitas ihrem Bruder zu. »Wie kann ein Mensch so charmant und verständnisvoll und auf der anderen Seite so bösartig sein?«

      »Vielleicht liegt es an deiner Haltung ihm gegenüber«, erwiderte Mario. Es war ihm anzusehen, dass diese Bemerkung nicht ernst gemeint war. »Du solltest es wie Frau Trostmann machen und Lammers das Gefühl geben, dass er der Größte ist. Dann frisst er dir mit Sicherheit aus der Hand.«

      »Nur über meine Leiche!«, zischte Fee und setzte ein Lächeln auf, als sie zu dem Ehepaar trat, das an der Tür auf sie wartete. »Ich habe schon im Vorfeld mit den Kollegen eine Kombinationstherapie erarbeitet, die voll und ganz auf Kevins Bedürfnisse abgestimmt ist«, erklärte sie den Eltern. »Wir werden sofort mit der Behandlung beginnen.«

      »Wann können wir mit ersten Ergebnissen rechnen?«, erkundigte sich Anton Trostmann.

      »Ich rechne spätestens übermorgen mit einer Verbesserung seines Zustands.« Als Fee diese Worte aussprach, schickte sie ein Stoßgebet in den Himmel. Das Risiko zu scheitern war groß. Doch sie musste es eingehen.

      Die drei Ärzte sahen dem Elternpaar nach, das sich auf den Weg zu seinem Sohn machte. Kurz darauf verabschiedete sich auch Mario Cornelius und kehrte in Jenny Behnischs Büro zurück. Volker Lammers und Fee blieben zurück. Allein mit dem Kollegen wappnete sich Fee innerlich schon gegen seine nächste Attacke. Diese Niederlage würde er ihr nicht verzeihen. Doch ihre Erwartung erfüllte sich nicht.

      »Gratulation, Kollegin Norden. Sie haben brillant argumentiert«, lobte Dr. Lammers, während sie gemeinsam den Flur hinuntergingen.

      Fee war so überrascht, dass sie den Sinn seiner Worte zunächst nicht verstand.

      »Wie bitte?«

      Volker Lammers schickte ihr einen Seitenblick, der Bände sprach.

      »Ich sagte…«

      »Ich habe verstanden, was Sie gesagt haben«, unterbrach sie ihn und trat zur Seite, um zwei Schwestern mit einem Utensilien-Wagen vorbeizulassen. »Aber warum? Ich meine, warum sagen Sie so was?«

      »Weil es wahr ist«, erwiderte er in schönster Selbstverständlichkeit und weidete sich insgeheim an der Verwirrung seiner Kollegin.

      Fee konnte nicht ahnen, dass er seine Strategie inzwischen überdacht hatte und ihm die Entscheidung der Eltern nur recht sein konnte. Falls Fees konservative Therapie versagte, musste Jenny Behnisch endlich einsehen, dass sie mit ihrem Vertrauen in die stellvertretende Chefin der Pädiatrie auf dem Holzweg war. Dann würde ihm endlich der Erfolg zuerkannt werden, der ihm zustand. Diese Gedanken ließen Volker Lammers lächeln, als er sagte: »Sagen Sie bloß, Sie gehören zu den Frauen, die mit Komplimenten nicht umgehen können?«

      »Doch, im Normalfall schon. Aber aus Ihrem Mund klingen sie irgendwie verdächtig«, sprach Felicitas offen das aus, was sie bewegte.

      Inzwischen waren sie vor dem Ärztezimmer angekommen, wo bereits ein paar Kollegen darauf warteten, grünes Licht für die Therapie zu bekommen. Fee blieb vor der Tür stehen.

      »Könnte es sein, dass Sie unter Verfolgungswahn leiden?«, fragte Dr. Lammers, der ebenfalls stehen geblieben war. Seine Stimme klang so milde, als spräche er mit einem Kind, das Dummheiten gemacht hatte. »Nicht umsonst haben Sie ja eine Ausbildung zur Fachärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie angefangen.«

      Dieser Satz bewies Fee, dass sie doch noch alle Sinne beisammen hatte.

      Sie lachte erleichtert auf und suchte noch nach einer würdigen Antwort, als Schwester Anita auf sie zueilte.

      »Da sind Sie ja, Frau Dr. Norden. Ich hab Sie schon überall gesucht.« Die Angst stand Anita ins Gesicht geschrieben.

      Fees erster Gedanke galt ihrem Patienten.

      »Stimmt was nicht mit Kevin?«

      »Es geht um Ihre Tochter«, stammelte Anita, während sie den Kopf schüttelte. »Eine Geiselnahme … in der Praxis…«

      Unwillkürlich hielt die Ärztin die Luft an. Ihre Gedanken wirbelten im Kreis, als ihr schlagartig klar wurde, was passiert sein musste. Ohne ein weiteres Wort rannte sie los.

      Volker Lammers sah ihr nach.

      »Geiselnahme? Wo gibt’s denn so was? Ich wusste doch von Anfang an, dass diese Familie nicht ganz dicht ist«, murmelte er, ehe er die Schwester stehen ließ, um endlich Feierabend zu machen.

      *

      »Ich bin die Assistentin in dieser Praxis«, erklärte Wendy, als sie die Polizeibeamten in Empfang nahm.

      »Wo ist der Chef?«, erkundigte sich Kommissar Huber. Im Gegensatz zu seinen Kollegen war er in Zivil erschienen.

      »Den müssen Sie schonen. Seine Tochter ist die Geisel«, klärte Wendy ihn auf und beobachtete aus den Augenwinkeln, wie sich eine Gruppe bewaffneter Polizisten vor dem Haus zusammen fand. »Bitte, Sie dürfen die Praxis nicht stürmen«, bat sie, und ihre Stimme zitterte. »Wir kennen den Geiselnehmer. Er ist gemeingefährlich und zu allem fähig.«

      Erich Huber sah sie aus schmalen Augen an.

      »Das sind ja mal wunderbare Neuigkeiten«, knurrte er. »Ich muss trotzdem mit dem Chef reden.«

      Durch das Fenster hatten Daniel, Danny und Janine beobachtet, wie sich Wendy und der Kommissar unterhielten.

      »Was haben die denn zu reden?«, fragte Daniel ungeduldig und wollte schon aus der Praxis stürmen.

      Diese Untätigkeit machte ihn rasend, aber Janine hielt ihn zurück.

      »Warten Sie! Sie kommen schon.«

      Nur wenige Augenblicke später betraten die beiden die Praxis. Auf Weisung ihres Chefs warteten die übrigen Beamten draußen.

      »Huber, Sie sind es«, begrüßte Daniel den Mann, mit dem er schon öfter zu tun gehabt hatte. Draußen dämmerte es bereits. Deshalb hatte er ihn nicht früher erkannt. »Was haben Sie jetzt vor?«

      »Zuerst einmal versuche ich, mit ihm zu reden.«

      »Reden, reden! Gibt es keine andere Möglichkeit?« Daniel war außer sich vor Angst. »Meine Tochter ist da drin.«

      »Bitte bleiben Sie ruhig, Doc!« Kommissar Huber kannte und schätzte den Arzt, der für gewöhnlich die Ruhe in Person war. Seine Nervosität verriet, wie gefährlich die Lage wirklich war. »Ich verstehe Ihre Sorge ja. Aber wir haben unseren Job gelernt. Bitte vertrauen Sie uns.«

      Daniel presste die Lippen aufeinander und nickte.

      »Eine andere Wahl hab ich ja nicht«, bemerkte Danny.

      »Dann wollen wir uns mal die Höhle des Löwen wagen. Zeigen Sie mir das Zimmer!«, befahl Erich Huber dem Arzt, und gefolgt von Janine, Danny und Wendy machten sich die beiden auf den Weg.

      Obwohl


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