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Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman. Friederike von BuchnerЧитать онлайн книгу.

Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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machen wir uns auf den Rückweg.«

      Gunter packte auch die Biwaksachen aus.

      »Der Boden ist ziemlich hart, Helen. Wir könnten ihn polstern, wenn wir alle Isomatten aufschichten und darauf die beiden Schlafsäcke legen, die wir für die Kinder mitgebracht haben. Die sind ja übrig.«

      Helen nickte. Sie schob Gunter ihren Rucksack hin. Dann sah sie ihm zu, wie er ein Nachtlager für sie beide richtete.

      »Ich hoffe, es macht dir nichts aus, so dicht bei mir zu liegen?« fragte er zaghaft.

      »Wenn es dir nichts ausmacht?« beantwortete Helen seine Frage mit einer Gegenfrage.

      Sie schauten sich in die Augen und beide wurden leicht rot. Jeder hoffte, der andere habe es durch den Feuerschein nicht gesehen.

      Helen setzte sich auf das Lager. Sie packten zusammen den ganzen Proviant aus und aßen.

      »Wie in alten Zeiten«, bemerkte Gunter.

      »Oh, ja, wie in alten Zeiten. Schön war es damals«, seufzte Helen.

      »Klingt, als würdest du diesen Zeiten nachtrauern?«

      »Warum sollte ich das nicht tun?«

      »Ja, das stimmt Helen! Ich trauere den Zeiten auch nach. Ich wünsche mir, man könnte die Zeit zurückdrehen. Oft frage ich mich, was ich anders machen würde.«

      »Bist du zu einem Ergebnis gekommen?«

      »Ja, ich würde alles wieder genauso machen, bis auf… Ich würde weniger arbeiten. Ich würde mir mehr Zeit nehmen für die Kinder und für dich! Ich würde zuhören. Wir würden nicht streiten, ob ich mit zum Einkaufen gehe, sei es für Weihnachtsgeschenke oder Geburtstagsgeschenke.«

      »Das klingt gut!« sagte Helen leise und schaute ins Feuer. »Hinterher ist man immer klüger. Ich habe auch viel falsch gemacht. Ich habe dich unter Druck gesetzt. Wir haben uns zuwenig Zeit für uns genommen. Es wäre machbar gewesen, sich dann wann einen Babysitter zu nehmen. Eltern brauchen auch Zeit für sich. Sie sollten ihre Liebe pflegen. Uns ist das nicht gelungen.«

      Das Feuer war heruntergebrannt. Gunter packte den Proviant wieder in die Rucksäcke. Helen kroch in ihren Schlafsack und legte sich hin. Gunter legte sich neben sie. Sie lagen auf dem Rücken und schauten hinauf an die Höhlendecke. Dort tanzten die Lichter des immer schwächerwerdenden Feuers, bis es ganz erlosch und die Glut zu Asche zer-

      fiel.

      »Kannst du nicht schlafen, Helen?« fragte Gunter in die Dunkelheit.

      »Nein! Und du?«

      »Ich finde auch keine Ruhe!«

      »Mache dir keine Sorgen! Wir finden die Kinder schon! Toni und Anna stehen früh auf. Wir rufen sie gleich an.«

      »Das ist es nicht alleine, Helen, an was ich denke!«

      »Was gibt es sonst?«

      »So schlimm das mit den Kindern ist. Es hat auch etwas Gutes.«

      »So, was?«

      Helen war überrascht.

      »Wie man sagt: In jeder Krise liegt auch eine Chance! Ich habe, als ich am späten Nachmittag und Abend auf der Bank beim ›Erkerchen‹ saß, viel nachgedacht. Vergangenheit! Gegenwart! Zukunft! Ich werde mich von Frauke trennen. Wir passen nicht zusammen. Das ist mir klargeworden. Sie ist nicht die Frau, die ich will. Sie hat nicht die Qualitäten. Sie gibt mir nicht das, wonach ich mich sehne.«

      »Da wird Frauke enttäuscht sein!«

      »Das denke ich nicht! Sie hat bestimmt auch erkannt, daß unsere Welten zu verschieden sind. Sie hat eingesehen, daß sie an dich nicht heranreichen kann. Auch ich habe eingesehen, daß ich sie ständig mit dir vergleiche. Sie bemüht sich, dir äußerlich ähnlich zu sein. Sie hat sich das Haar färben lassen, kauft die gleichen Marken wie du. Benutzt sogar dein Parfum. Alles führte zwar vielleicht dazu, daß ich mich für sie interessierte. Aber sie erinnerte mich auch in jedem Augenblick an dich.«

      »Das mußt du den Kindern sagen! Sie werden sich freuen!«

      »Ja, das werden sie bestimmt! Sie haben niemals schlecht über Frauke geredet. Sie haben eigentlich nicht über sie geredet. Sie war Luft für sie.«

      »Vielleicht haben sie früher als du gewußt, daß ihr nicht zusammenpaßt. Kinder haben reine Herzen. Sie nehmen Schwingungen wahr, die wir Erwachsenen längst verlernt haben zu empfinden.«

      »Ja, das stimmt! Und wenn wir in glücklichen Augenblicken sie doch erahnen, dann befällt uns eine Angst und wir haben nicht den Mut dazu zu stehen.«

      »Das stimmt! Solche Augenblicke kenne ich auch.«

      »Wann? Gib mir ein Beispiel!«

      »Nein! Du zuerst!«

      Gunter räusperte sich. Es fiel ihm schwer, etwas zu sagen. Doch es mußte sein.

      »Im Augenblick empfinde ich es sehr schön. Ich meine, du und ich, hier zusammen in der Höhle. Ich bilde mir ein, daß es dir auch gefällt.«

      »Ja, es gefällt mir sehr! Stimmt schon, was du vorhin gesagt hast. In jeder Krise liegt ein Chance. Eigentlich ein abgedroschener Satz. Aber ich finde, er paßt. Wären die Kinder nicht fortgelaufen, dann wäre ich nicht in Waldkogel. Wir würden nicht zusammen in einer Höhle biwakieren, Gedanken austauschen und von alten Zeiten träumen. Ich habe fast ein schlechtes Gewissen dies zu sagen, Gunter. Denn die Kinder sind fort und ich bin wirklich in Sorge. Trotzdem empfinde ich den Augenblick so schön.«

      Helen seufzte glücklich.

      Es war ganz still in der Höhle. Der Geruch von Asche lag in der Luft. Durch den großen Höhleneingang sahen sie die Sterne am Nachthimmel.

      »Helen, was meinst du? Du sagtest das Wort ›verloren‹ gefällt dir nicht. Weil, wenn man etwas verliert, hofft man, es wiederzufinden. Wäre es möglich, daß dir das Wort doch gefällt? Damit wäre dann Hoffnung verbunden, daß wir unser Liebe wiederfinden. Es wäre ein Trost für mich.«

      Es war still. Helen wagte kam zu atmen. Ihr Herz klopfte wild und eine Woge voller Sehnsucht nach dem geliebten Menschen durchzog wellenartig ihren Körper.

      Sachte berührte sie Gunters Hand. Dieser griff danach und hielt sie fest.

      »Gut einigen wir uns für den Anfang auf das Wort ›Verloren‹.«

      »Dann bist du damit einverstanden, daß wir unsere Liebe suchen?«

      »Ja, Gunter! Suchen wir danach! Aber suchen wir nicht nur hier in den Bergen, sondern auch daheim im Alltag. Wenn wir sie dort auch finden und nicht mehr verlegen, wieder verlieren, dann werden auch die Kinder glücklich sein.«

      »Du bist weise, Helen! Du bist so feinfühlend. Du bist so wunderbar. Können wir hier damit beginnen, daß ich dich in meinen Arm nehme. Rücke dichter an mich heran. Ich will dir Geborgenheit geben, damit du schlafen kannst. Weißt du noch, wie du dich früher…«

      »Rede doch nicht so viel, Gunter!« flüsterte Helen leise.

      Sie rückte in ihrem Schlafsack dichter an ihn heran und legte ihren Kopf in seinen Arm. Gunter neigte seinen Kopf, bis seine Lippen ihre Haare berührten.

      »Gute Nacht, liebste Helen!«

      »Gute Nacht, Gunter!« sagte sie leise.

      Gunter drückte Helen zärtlich zuerst einen Kuß auf das Haar und dann auf ihre Wange. Mehr traute er sich nicht. In der Dunkelheit der Nacht konnte Gunter nicht sehen, wie Helen glücklich lächelte.

      Helen lag ganz ruhig da. Sie tat, als schliefe sie. Gunter lag noch eine Weile wach. Sein Herz schlug vor Freude. Er wagte sich nicht zu bewegen. Endlich hielt er die Liebe seines Lebens wieder in seinen Armen.

      »Ich liebe dich, Helen! Ich habe dich immer geliebt! Ich habe dich tief in meinen Herzen auch geliebt, als ich dachte, ich liebe dich nicht mehr!« flüsterte er leise.

      Helen


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