Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman. Friederike von BuchnerЧитать онлайн книгу.
dauert schon noch ein bissel, aber dann habe ich das Geld für einen gebrauchten kleinen Lastwagen zusammen. Ich – nein – wir! Wir fangen klein an. Dann verdienen wir Geld und kaufen uns einen größeren Lastwagen. Wenn wir sparsam sind, dann schaffen wir das.«
»Wir schaffen alles, wenn wir nur zusammenhalten. Dann fahre ich mit dir. Ich komme endlich von daheim fort. Ich freue mich so. Wann denkst du, daß es soweit ist, Jochen?«
Jochen Hortler hielt seine Gesa ganz fest. Er bedeckte ihr Gesicht mit Küssen.
»Ich liebe dich so, Gesa! Ich liebe dich!«
»Ich liebe dich! Jochen, ich liebe dich so! Ich will mit dir zusammen sein. Wie lange muß ich warten?«
»Mein ungeduldiges Madl!« lachte Jochen. »Das dauert noch! Ich will mir erst ganz sicher sein, daß ich auch genug Geld habe, eine Familie zu ernähren. Das mußt du doch verstehen, nicht wahr?«
Gesa seufzte.
»Das dauert mir zu lange, Jochen. Gibt es keine andere Möglichkeit? Es muß doch eine Möglichkeit geben, schnell viel Geld zu verdienen!«
»Ach, liebste Gesa! Ich weiß keine, du vielleicht?«
Sie schmiegten sich wieder eng aneinander und küßten sich.
So ging das eine Weile. Dann mußte Jochen nach Kirchwalden zurück.
»Schade, daß du schon wieder gehen mußt, Jochen. Du hast so wenig Zeit für mich.«
»Ach, Gesa! Mache es mir doch nicht noch schwerer, als es ohnehin ist. Du weißt doch, daß ich nur dir zuliebe so viele Überstunden mache, damit ich schnell das Geld zusammensparen kann.«
»Sehen wir uns am Wochenen-de?«
»Vielleicht! Es kann auch sein, daß ich eine Fuhre nach Italien übernehmen muß. Ein Kumpel hat gekündigt. Er ist nach Norwegen, weil er dort so viel mehr verdient. Jetzt werden seine Fahrten unter uns anderen Fahrer aufgeteilt.«
»Viel verdienen? Wieviel? Wieviel mehr?«
»Genaues hat er nicht verraten. Aber es wird wohl doppelt soviel sein. Er arbeitet dort für eine Ölfirma als Fahrer.«
»Willst du das nicht auch machen?«
Jochen schaute Gesa überrascht an.
»Dann wäre ich aber weit fort von dir. Ich schätze, das würde dir nicht gefallen, oder?«
Gesa küßte Jochen. Sie streichelte zärtlich seine Wangen.
»Schau, Jochen! Wenn du dort so viel mehr Geld verdienen kannst, dann sparen wir auch Zeit. Außerdem kann ich dich immer besuchen. Wenn du Urlaub hast, dann kommst du her. Es wäre eine Überlegung wert, meinst du nicht auch?«
»Du bist ganz schön geldgierig, Gesa!«
»Das ist nicht nett von dir, so etwas zu sagen. Ich bin nicht geldgierig, ich denke nur praktisch. Ich denke an die Zukunft. Ich will raus – am liebsten weit fort!«
»Wirst du die schönen Berge nicht vermissen?«
»Ach, die Berge! Die werde ich sicher vermissen! Leider kann ich sie nicht mitnehmen. Aber man kann im Leben nicht alles haben. Ich hoffe, du hast am Wochenende frei, dann machen wir eine schöne Wanderung, übernachten in einer Schutzhütte und tun so, als wären wir schon ein richtiges Paar. Ich koche für dich! Abends sitzen wir auf der Bank und schauen dem Sonnenuntergang zu.«
»Ich hoffe auch, daß ich nicht arbeiten muß. Wenn nicht, machen wir die Wanderung an einem anderen Wochenende. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben, liebste Gesa!«
Es war Zeit. Jochen mußte wieder zurück nach Kirchwalden. Er mußte noch etwas schlafen. Am nächsten Morgen würde er wieder hinter dem Lenkrad sitzen. Es war ein Transport nach Spanien. Es würde einige Tage dauern, bis er wieder zurück war.
Zum Abschied nahm Jochen seine Gesa noch einmal fest in die Arme und küßte sie lange und innig.
»Bis bald, Liebste!«
»Bis zum Wochenende, Jochen! Ich warte bei der ersten Schutzhütte am Pilgerpfad auf dich.«
Sie küßten sich noch einmal. Dann fuhr Jochen ab. Gesa sah den roten Rücklichtern seines Autos nach, bis sie sie in der Dunkelheit der Nacht nicht mehr erkennen konnte.
Dann machte sie sich langsam auf den Heimweg. Der Krumbacher Hof lag in tiefer Dunkelheit. Gesa bewohnte das kleine Häusl, das eigentlich der Altenteil war. So konnte sie kommen und gehen, wann sie wollte, ohne daß ihre Eltern viel davon bemerkten.
*
Es vergingen einige Wochen. Gesa traf sich regelmäßig mit Jochen nachts auf dem Parkplatz oder sie verabredeten sich auf einer Schutzhütte.
»Bist viel unterwegs, Madl«, bemerkte Alma Krumbach, Gesas Mutter, eines Abends beim Abendessen.
»So, kommt dir des so vor?« Gesa tat erstaunt. »Ja, was soll ich hier? Ich wandere eben gerne. Viele Freundinnen, mit denen ich mich treffen könnte, habe ich nicht. Die sind alle schon verheiratet und müssen Rücksicht nehmen auf den Mann und die Kinder. Da muß ich mir eben alleine die Zeit vertreiben. Paßt euch des net?«
Alma und Franz Krumbach warfen sich Blicke zu.
»Des war keine Kritik, Gesa! Ich dachte nur, daß du vielleicht besondere Gründe hast, daß du öfters abends fort bist, bis spät in die Nacht.«
Gesa lief rot an.
»Das stimmt net! Ich bin net öfters abends fort. Nur ein bis zweimal in der Woche, und am Wochenende gehe ich wandern. Stört euch des vielleicht? Soll ich daheim sitzen und mich langweilen?«
»Ist es nicht auch langweilig, alleine spazierenzugehen?«
»Was soll die Frage? Die stellt ihr mir doch nur, weil ich ein Madl bin! Wenn ich ein Bub wäre, dann würdet ihr nix dabei finden, wenn ich in die Berge ginge, mir von dort die Sonnenuntergänge anschauen würde oder was man auch immer so am Hang tut.«
Die Eltern warfen sich Blicke zu.
»Bist ein bissel sehr aufgebracht, Gesa«, stellte ihr Vater fest. »Wir wollten nur reden, sonst nix. Na ja, vielleicht brauchst die Ruhe auch bei deiner anstrengenden Arbeit. Es ist bestimmt belastend, wenn man den ganzen Tag mit Leuten zu tun hat, die sich gegenseitig verklagen und streiten.«
»Des darf man nicht so nah an sich herankommen lassen. Mein Chef sagt immer, bei einem Rechtsanwalt ist das wie bei einem Doktor. Mitleid und Mitempfinden darf man net haben, sonst kann man keine gute Arbeit machen. Das lenkt nur ab, wenn man mit dem Herzen dabei ist. Das Herz hat dabei nix zu suchen, nur der Kopf und der Verstand.«
Gesa Eltern waren froh, daß ihr Madl so einen guten Beruf gelernt hatte. Rechtsanwaltsgehilfin war ein anstrengender Beruf in ihren Augen. Deshalb stellten sie Gesa von Arbeiten auf dem Krumbacher Hof so weit wie möglich frei. Sie konnte auch ihr ganzes Geld sparen und mußte daheim nichts abgeben.
»Tut dein Sparbuch schon wachsen?« fragte Franz Krumbacher.
»Ja, da ist schon ein schönes Sümmchen drauf.«
»Schön, des freut mich! Es ist mir auch wichtig, daß du des weiter alles sparen tust. Wer weiß, was einmal mit dem Hof passiert. Ich werde wohl noch eine Kuh verkaufen müssen. Ich habe zwar Arbeit in der Brauerei in Kirchwalden, aber es bleibt mir weniger übrig als im Sägewerk. Nun ja, so lange wir wenigstens noch eine Kuh halten können, sind wir ein landwirtschaftlicher Betrieb«, sagte Franz leise.
»Vater, ich verstehe nicht viel von der Landwirtschaft. Das kannst du mir nicht zum Vorwurf machen. Du wolltest immer, daß ich lerne und dann einen Beruf ergreife. Aber wenn ich dir irgendwie helfen kann, dann sage es.«
»Helfen? Da müßte der Herrgott schon ein Wunder geschehen lassen!«
»Franz!« tadelte ihn seine Frau. »Laß den Herrgott aus dem Spiel! Des wird schon werden. Wir verkleinern eben, so weit es geht. Dann hast du auch nicht