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G.F. Barner 1 – Western. G.F. BarnerЧитать онлайн книгу.

G.F. Barner 1 – Western - G.F. Barner


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ein halber Indianer …«

      »Meine Mutter war keine Indianerin, du Lügner!«

      »McCallum, das kostet Sie eine Woche!«, schrie Spalding wütend. »Ich weiß, dass sie ein Halbblut war und einen mexikanischen Vater hatte – das war nicht abfällig gemeint, Sie empfindlicher Schurke! Sie sind klüger als andere, das wollte ich damit sagen, nichts sonst, verstanden? Sie wissen doch genau, dass Sie sich beschweren konnten, aber nein – Mister McCallum trägt seine Probleme allein aus – wie immer! Sie hätten die Männer nicht angreifen dürfen, obgleich man Ihnen einen Streich spielen wollte. Haben Sie das gewusst?«

      »Ja, du Affe!«

      »McCallum!«, antwortete der Captain zitternd. Man sah ihm an, dass er vor Zorn fast explodierte. »Sie werden sich noch wundern, das verspreche ich Ihnen. Sie laufen hinter dem Wagen her – und Sie werden nun auch kein Wasser bekommen. Ich mache Sie klein, McCallum, so klein, dass Sie einem Sandkorn gleichen!«

      »Haha!«

      Das war alles, was McCallum sagte. Er hob den Kopf und sah Roscoe, seinen Quälgeist und Schinder an – und er lächelte auf eine Weise, die Elena nicht deuten konnte. Ihr lief bei diesem Lächeln ein kalter Schauer über den Rücken. Gott allein mochte wissen, wie lange ein Mensch in der Lage war, ohne Wasser und mit leerem Magen im dichten Staub hinter einem schweren Transportwagen zu laufen. Irgendwann musste auch der härteste Mann zusammenbrechen.

      *

      Es geschah von einer Sekunde zur anderen und so schnell, dass Elena nur noch einen gellenden Schrei ausstoßen konnte. McCallum brach blitzartig zusammen. Eben hatte noch das stereotype Lächeln wie eingefressen um seinen harten Mund gelegen, jetzt zerbrach das Lächeln, wie auch der Mann zerbrach. Er war sechseinhalb Stunden hinter dem Wagen hergelaufen, manchmal schwankend, aber immer wieder, als würde gerade dieses Schwanken ihm neue Kraft verleihen, kerzengerade hochkommend.

      Diesmal fiel er wie ein Baum um, und Elena wusste, dass er ohnmächtig geworden war, ehe sie nach der Wasserflasche griff, einfach den Schlag aufriss und aus der fahrenden Kutsche sprang. Der Wagen hinten fuhr weiter – der Mann hing am Strick, den Hals in der Schlinge, die sich zusammenziehen und ihn erdrosseln musste.

      »Halt – um Gottes willen, haltet an!«, schrie sie entsetzt. »Roscoe, Sie Teufel, lassen Sie halten!«

      Nun erst bemerkte sie, dass Roscoe, der das andere Lasso in der einen Hand hielt, bereits nach vorn geritten war und jenes Halslasso gelockert hatte.

      »Halt!«, befahl Roscoe scharf. Elena wusste nicht, ob sein Befehl ihr oder dem Fahrer des Wagens galt, sie lief weiter, sank neben McCallum in die Knie und bettete seinen Kopf in ihrem Schoß. Wie schnell sie die Flasche öffnen, das Mundstück zwischen McCallums Lippen anhob, hätte sie nie sagen können. Etwas Wasser rann über das Gesicht des Gefangenen, sie strich es ihm über die Wangen und die Stirn – und dann bewegte er die Lippen, er trank, aber er war noch nicht voll bei Bewusstsein. Plötzlich presste er die Lippen wieder fest zusammen. Nun war er genug bei Verstand, das wusste sie. Er öffnete die Lider, sah sie an – trotzig zuerst, seltsame Härte und Kälte in den dunklen Augen, bis er lächelte. Es war ein hilfloses, ja, es kam ihr vor, als wenn es ein beschämtes Lächeln war, das um seinen Mund kroch und in seine Augen trat.

      Plötzlich hatte sie nicht das Gefühl, dass dieser Mann ein Wilder, ein um sich beißender Wolf war. Er war ein Mensch, der Hilfe brauchte – jemand, dessen Augen ihr sagten, dass der Mensch nicht schlecht sein konnte.

      »Trinken Sie«, sagte sie zitternd. »Bitte, trinken Sie doch!«

      Der Hufschlag dröhnte hinter ihr, das Pferd schnaubte in ihrem Rücken.

      »Zurück – lassen Sie ihn los!«, brüllte Spalding. »Zur Hölle, was fällt Ihnen ein, Miss? Loslassen!«

      »Das werde ich nicht tun!«, antwortete sie. »Spalding, Sie sind ein Unmensch, Sie haben kein Herz im Leib – und so ein Mann führt und kommandiert andere Männer?! Spalding, Sie sollten sich zutiefst schämen, hören Sie? Er wird jetzt trinken, er wird …«

      »Sir, ein Reiter!«, schrie jemand irgendwo. »Sir, ein Mann – er liegt auf seinem Pferd – nordöstlich, Sir!«

      Spalding nahm den Kopf herum, sein Gesicht war bleich.

      Elena sah nichts davon, sie blickte nur auf den Mann hinab, der nun trank und nicht mehr lächelte. Ihr war, als hätte sie eine Sekunde das andere Ich dieses Mannes gesehen, die andere Seite seines Wesens, das nicht schlecht sein konnte, obgleich das, was er getan hatte, ein Verbrechen in den Augen der Armee und vielleicht auch vieler Zivilisten sein musste.

      McCallum trank, er atmete dabei durch die Nase, atmete sehr tief und saugend, und sie hatte das Gefühl, dass er, als er die Augen schloss, über sie und ihre Tat nachdachte.

      Nein, dachte sie, er ist kein Verbrecher. Ich möchte mit ihm reden und herausfinden, warum er das getan hat. Hat er es aus Angst vor der ungewissen Zukunft getan? Warum tut ein Mann das, wenngleich er doch weiß, dass es Verrat an den Gesetzen der Armee und vielleicht der Tod für Siedler ist? Warum hat er das getan?

      »Sir, um Gottes willen, das ist Shelby!«, keuchte Roscoe in diesem Moment. »Sir, das ist Hartney Shelby!«

      »Shelby?«, sagte Spalding erschrocken. »Roscoe, reiten Sie ihm entgegen! Mein Gott, er muss verwundet sein, er hat uns gesehen, aber sein Pferd scheint am Ende zu sein. Schnell, Roscoe, schnell!«

      Der Mann, dessen Kopf in ihrem Schoß lag, öffnete jäh die Augen, sein Mund schloss sich, Wasser lief über seine Kinnwinkel in den Sand. Elena war, als tauchte tödlicher Schreck in den Augen des Gefangenen auf, als der Name Shelby fiel. Danach glaubte sie zu sehen, wie ein Schleier den Blick des Gefangenen trübte, bis McCallum die Lieder fest schloss.

      »Dank, Miss«, sagte er leise. »Ich danke Ihnen, Miss Pearson, es ist genug Wasser, es geht schon wieder – danke!«

      Was hat er, dachte sie, ließ seinen Kopf sinken, stand auf und sah nun den Mann zwischen Roscoe und Lannon – einen Mann mit einem blutigen Hemd, ohne Hut und einem wie blutleer wirkenden Gesicht.

      Spalding ritt einige Schritte, hielt dann. Der Mann kam mithilfe Roscoes hoch, er saß, schwankte leicht. Dann hob er mit einer irgendwie verwirrt wirkenden Bewegung mühsam die rechte Hand.

      »Shelby, mein Gott, Shelby, was ist passiert? Shelby!«

      »Sir, sie …«, stammelte der Mann Shelby. »Sie sind tot, Sir …«

      Sie hatte noch nie einen Mann weinen sehen, jetzt sah sie einen, und es war schrecklich, weil das Gesicht des Mannes starr blieb und die Tränen unablässig und glitzernd wie Tautropfen über sein bleiches Gesicht rannen.

      »Sir, sie sind alle tot! Mary, meine kleine Rose – Abe und Hat – sie sind alle tot. Die Apachen, Sir …, alle sind tot, alles verbrannt …«

      Seine Stimme brach.

      »Allmächtiger Gott!«

      Da war ein Flüstern hinter Elena am Boden. Sie fuhr herum, als der Gefangene sprach und sah in sein aschfahles Gesicht. Einen Augenblick glaubte sie, dass das nackte Entsetzen im Gesicht McCallums stand. Dann bemerkte er, wie aus einem Albtraum erwachend, dass sie ihn ansah, und sein Gesicht erstarrte, seine Lider schlossen sich, er wendete den Kopf zur Seite, lag still, wortlos und blass unter ihr.

      Die leise, zitternde Stimme Shelbys ließ Elena herumfahren. Sie hätte gewünscht, taub zu sein, aber sie war es nicht.

      Die Frau vergewaltigt und ermordet, das Kind in den Brunnen geworfen, den Sohn bei lebendigem Leib verbrannt … Es war zu viel, was Elena hörte. Die Stimme schnitt in ihre Seele, das Grausen erfasste jede Faser ihres Körpers.

      »Sir, ich habe sie nicht begraben können, bitte, Sir, ein Kommando, damit sie begraben werden, nur ein paar Mann, Sir, bitte!«

      Die Stimme Spaldings klang wie abgewürgt, als er antwortete: »Shelby, mein lieber, alter Shelby, ich kann keinen Mann entbehren, ich habe kaum genug, um die Kolonne zu sichern. Shelby, es tut mir leid, aber – morgen sind wir in San Carlos im Camp,


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