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Elfenzeit 5: Trugwandel. Uschi ZietschЧитать онлайн книгу.

Elfenzeit 5: Trugwandel - Uschi Zietsch


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an den Schmerz auf die Menschen übertragen. Das würde selbst einem seelenlosen Untoten wie ihm Befriedigung verschaffen!

      Sein Entschluss stand fest. Es gab dorthin nur einen einzigen Weg – denjenigen, der ihn auch hierher gebracht hatte.

      Kurz entschlossen schritt der Seelenlose auf die Tür zur verbotenen Kammer zu, legte die Hand auf den Griff und ließ in sich einwirken, wer ihn zuletzt berührt hatte. Die Königin, kein Zweifel. Sie war aus dem Raum hierher gekommen, hatte seine Seele getrunken und war dann wieder dorthin zurückgekehrt.

      Sie hatte die Tür nicht magisch gesichert, wie dumm von ihr. Oder Plan? Falls dem so war, spielte er darin sicher keine geplante Rolle. Doch das würde er ändern. Der Untote ließ seine Levitationsmagie ein weiteres Mal wirken, und kurz darauf tat sich die Tür vor ihm auf.

      Als Lebendem hätte ihm das Herz jetzt bis zum Hals geschlagen, ein Tabu zu brechen und damit einem Wesen, das mächtiger als Götter war (es gab Götter an diesem Ort, die ihr dienten), die Stirn zu bieten.

      Doch in seinem jetzigen Zustand fühlte er lediglich Befriedigung seiner Macht, dass er durch nichts aufgehalten werden konnte.

      Für die Einrichtung des Raums interessierte er sich nicht, er nahm sie nicht einmal wahr.

      Denn an der Wand am anderen Ende, fast gegenüber der Tür, strahlte ein leuchtender Bogen, und dahinter lag ein Weg, der durch die Wand führte.

      Dahin war die Königin also verschwunden. Sie war gegangen und hatte ihr Reich, ihre Untertanen im Stich gelassen.

      Das Wunder allerdings war die Stabilität des Portals. Wie mochte das geschehen sein? – Es war nicht wichtig. Der Weg führte in die endgültige Freiheit, weg von faulem Elfenzauber, schalen Genüssen und schwüler Dekadenz.

      Langsam schritt er auf das Portal zu, zögerte nur noch einmal kurz. Möglicherweise verlor er sich endgültig, wenn er jetzt hindurchging und die Verbindung zum Schattenland riss. Doch dann mochte es eben so sein.

      Der seelenlose Untote trat durch das Portal ins gleißende Licht, und er fühlte augenblicklich, wie gewaltige Kräfte an ihm zerrten und mit sich zu reißen versuchten. Und während er voranschritt, spürte er, wie sein Körper in Flammen aufging und heißer Wind um ihn wirbelte.

      Doch es war kein verzehrendes, sondern ein reinigendes Feuer. Anstatt ihn zu einem Klumpen Asche zu verbrennen, nahmen die Flammen ihm die Last der Erinnerung, den Schmerz und alles andere, und sie verjüngten ihn, bis er sich fühlte wie ein Dreißigjähriger, fast, ja, wie neugeboren, auch wenn ihm nach wie vor die Seele fehlte. Doch sein Körper erinnerte sich an Fleisch und Blut und Menschlichkeit, schuf eine Aura, die ihm eine perfekte Illusion gab. Damit konnte er unter den Menschen wandeln, ohne dass sie erkannten, wer er wirklich war. Eine Larve, wie sie die Elfen trugen, doch weitaus effektiver.

      Während er lachend den Pfad zu Ende schritt, sah er schon die andere Seite auf sich zukommen, die Welt der Menschen. Er sah einen schwarz dräuenden Berg, aus dem Qualm und Lava floss, und erkannte ihn, denn es gab nur einen, der so eine Verbindung schaffen konnte.

       Wunderbares Sizilien, heiße mich willkommen.

      In weiter Ferne sah er drei winzige Punkte nahen. Also sollte er sich beeilen. Noch war es nicht an der Zeit, sich der Welt zu zeigen.

      Das Licht floss von ihm weg, je näher er der anderen Welt kam, bald waren es nur noch zwei Schritte, und er fühlte sich großartig. Nicht lebendig, nicht tot, doch mit allem ausgestattet, was ein Mann brauchte, der ein Zauberer war.

      Alles, was ihm noch fehlte, war ein Name, denn sein früherer Name war mit der alten Hülle verbrannt.

      Er lächelte, denn das war einfach, es gab nur einen einzigen Namen, der der seine war.

      Cagliostro.

      1.

       Der Getreue: Fort

       Ätna, Sizilien: Nach dem Setzen des Stabs

      »Es ist nicht mehr weit, Meister«, versprach der Kau und stützte die Hand seines Herrn. Zu mehr war er aufgrund seiner geringen Größe nicht in der Lage, aber er wollte auch nicht nutzlos erscheinen. Der Spriggans hingegen hatte sich aufgeblasen und sich den anderen Arm des Getreuen um die haarigen Schultern gelegt, allerdings ächzte er unter der Last.

      Die Schultern des Hünen waren nach vorn gesunken, seine Beine schleiften über den Boden. Die Kälte war fast vollständig von ihm gewichen.

      »Ihr seid aber wirklich durch nichts umzuhauen, Meister, was?«, plapperte der dürre Elf weiter. »Stimmt’s nicht, Cor?«

      »Und ob«, bekräftigte der Spriggans, wobei er aufpassen musste, dass er nicht zu viel Luft verlor und schrumpfte. »Keiner sonst hätte das überlebt.«

      Eine Weile lauschten die beiden, dann schielte der Kau am Getreuen vorbei zu dem Spriggans hoch. »Das ist ziemlich ernst«, fistelte er besorgt.

      »Viel zu ernst«, zischelte Cor.

      »Und was machen wir jetzt?«

      »Ich weiß auch nicht … zum Tor gehen?«

      »Natürlich, Ballonkopf! Aber wie bringen wir ihn zu sich?«

      »Der kommt schon wieder zurück, verlass dich drauf.«

      Weiter ging es durch den schwarzen Lavasand den Hang hinab, bis Cor die Luft rauslassen musste, und sie sanken erschöpft zusammen mit ihrem bewusstlosen Herrn in den Sand. Er regte sich auch jetzt nicht, und der Kau hatte einige Mühe, sich unter dem schweren Körper hervorzukämpfen, der halb auf ihm lag.

      Eine Weile saßen die beiden Elfen mit angezogenen Beinen da und ließen die Köpfe hängen. Schließlich drehte der Kau sich leicht und betrachtete den Getreuen, der halb an einer Düne lehnte, der verhüllte Kopf ruhte auf der Brust.

      »Und wenn wir …«, setzte er an, doch da fuhr Cor sofort auf.

      »Weg von der Kapuze! Wag es nicht!«

      Der Kau zog einen Flunsch. »Jetzt oder nie!«, maulte er. »Du willst es doch auch wissen, oder?«

      Der Spriggans zeigte seine Reißzähne, und der dürre Elf zog augenblicklich die Hand zurück. »Er würde es wissen, sobald er wieder erwacht, und dann ist dein Leben kein Staubkorn mehr wert! Und meines ebenfalls nicht. Also behalte deine Finger bei dir, oder ich beiße sie dir ab!«

      Daraufhin verfielen sie wieder in düsteres Schweigen. Um sie herum versank die Nacht in der Dämmerung und ließ sich bleichen. Zum Glück hatte Morgana sich nicht mehr sehen lassen, nachdem in der Alten Stadt alles zusammengebrochen war. Die angeheuerten Elfen, sofern sie überlebt hatten, waren ohne Lohn und Abschied davon gehumpelt. Nadja Oreso und ihre Gefährten waren schon lange verschwunden, vermutlich waren sie bereits den Berg hinunter. Der Kau und Cor waren nach einer Weile, nachdem die Beben aufgehört hatten, durch ein Felsloch wieder in den Berg gekrochen, um nach ihrem Gebieter zu suchen. Von hier oben aus war der Weg nur kurz, da einige Kavernen zusammengefallen waren und Hohlräume freigelegt hatten. Wie durch ein Wunder aber hatten die Felsen über der uralten Stadt standgehalten, und abgesehen vom Schutt und einigen herumliegenden Felsbrocken war das antike Bauwerk noch zugänglich. Dort fanden die beiden Elfen den Getreuen, umgeben von Trümmern, über dem pulsierenden besetzten Knoten, und schleppten ihn mühsam nach draußen in die Nacht.

      Und jetzt saßen sie ratlos da und wussten nicht, wie es weitergehen sollte. Würde der Getreue je wiedererwachen, oder war er nur noch eine leere Hülle? Wie konnten sie die Königin erreichen, um ihr zu berichten? Sie waren übereingekommen, das nächstgelegene Portal zu suchen, von dem aus vielleicht ein Zugang ins Schattenland möglich war.

      Der Sturm um sie herum beruhigte sich, aber dafür regnete es jetzt in Strömen. Im Tal unten gingen nacheinander die Lichter wieder an, als die Notstromversorgung ansprang. Über ihnen dräute der zornige Berg, aus dem glühende Lava floss.

      Bis jetzt waren kaum Auswirkungen durch das Setzen des Stabs zu spüren, doch das mochte sich bald ändern. Und der


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