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Elfenzeit 5: Trugwandel. Uschi ZietschЧитать онлайн книгу.

Elfenzeit 5: Trugwandel - Uschi Zietsch


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sich »fast daheim« zu fühlen, und doch in der Menschenwelt: Genauso »zwischendrin«, wie er selbst nunmehr war. Ein Elf mit einer jungen Seele.

      Auch Pirx und Grog wurden durch Fabios sichere Fahrweise allmählich munter, und bald schnatterten alle vier Elfen durcheinander. Über die Kühe, die Schafe, die schönen Pferde, die hübschen weißen reetgedeckten Cottages, die bunten Ortschaften, und das eine oder andere Relikt vergangener Jahrtausende, das ihnen vertraut war.

      Nadja, die hinter Fabio saß, rutschte ein wenig nach vorn und sagte leise an sein rechtes Ohr: »Und wie fühlst du dich?«

      »Wie ein Tourist«, antwortete er. »Ich war nicht allzu oft hier.«

      »Ich war schon zweimal in Irland«, sagte sie. »Als ich das erste Mal hier war, ging es mir ganz ähnlich. Man verbindet ja immer auf romantische Weise das Keltentum, eine ruhigere Gangart und jede Menge Elfenmärchen damit. Ich habe jedes Mal sehr viel Stimmung und Geschichten erlebt, und die Musik passt genau dazu.«

      »Da werden unsere vier wahrscheinlich endgültig ausrasten«, sagte er lächelnd. »Die Musik bei den Crains ist durchaus ähnlich.«

      »Stell ja nicht das Radio an!«, warnte sie. »Am Ende erwischen wir noch einen traditionellen Sender.«

      Für Nadja war es eine ziemliche Umstellung von Sizilien hierher. Nicht nur, dass sie sich wieder sprachlich umgewöhnen musste, es war auch alles so anders, eine völlig unterschiedliche Lebensart. Sicher, es gefiel ihr, aber … wohler fühlte sie sich in Italien. Da merkte man doch, wer ihre Eltern waren.

      Sie zuckte kurz zusammen, als ihr Sohn ihr einen fröhlichen Tritt in die Leiste verpasste. Allmählich machten sich doch das Gewicht und das neue Leben in ihr bemerkbar, auch wenn es ein Elfenkind war. Trotzdem konnte sie sich nicht beklagen, es ging ihr blendend, sie war in ihrer Bewegung kaum eingeschränkt, und ihr gesunder Appetit hatte eher noch zugenommen, allerdings angenehmerweise nach wie vor, dem elfischen Erbe gemäß, nicht das Gewicht. Und ihre Mutter hatte wohl auch einen kleinen Anteil daran, da sie ebenfalls über einen gesunden Appetit verfügte, aber von zierlicher Statur war.

      Nadjas Welt hatte sich zum zweiten Mal völlig auf den Kopf gestellt. Das erste Mal, als sie den Elfen begegnete, und nun, dass sie Mutter wurde. Was sie in den vergangenen Monaten erlebt und durchgemacht hatte, passierte den meisten anderen Menschen im ganzen Leben nicht. Sie war gespannt, was da noch alles auf sie warten würde.

      Zuallererst aber mussten sie verhindern, dass der Getreue das Zeitgrab in Newgrange öffnete. Nicht auszudenken, was dann geschehen mochte! Die Frage war: Warum tat er das? Regiatus der Cervide hatte eine Botschaft seines Halbbruders Ainfar erhalten, der freiwillig als Spitzel im Schattenland lebte. Das war eine Überraschung für die Zwillinge gewesen, da Regiatus nie über seinen Bruder gesprochen hatte.

      Leider war ein Teil der Nachricht verlorengegangen, nämlich der über die Motive des Getreuen. Doch das würden sie schon herausfinden, wichtig war zunächst, dass sie überhaupt wussten, was er aktuell vorhatte.

      Trotzdem hatten sie während des Fluges hierher Zeit zum Grübeln gehabt, was das zu bedeuten hatte. Wollte er auf diese Weise neue Rekruten für Bandorchus Heer sammeln? Welche Welt würde er damit zuerst überschwemmen? Nahm er das Zeitparadoxon absichtlich in Kauf, war dies Bestandteil seines teuflischen Plans? Sowohl Fabio als auch Grog hatten versichert, dass das Spiel mit der Zeit strengen Regeln unterlag. Ein Blick in die Zukunft beispielsweise war absolut untersagt – Fabio hatte am eigenen Leib die Folgen der Übertretung zu spüren bekommen. Und die meisten Elfen hielten sich davon fern; während ihrer Unsterblichkeit hatte Zeit ohnehin keine Rolle gespielt, und jeder von ihnen wusste, dass schon ein kleiner Eingriff den Untergang herbeiführen konnte. Die Erinnerungsmagie wurde gleichfalls nur sehr selten durchgeführt, da sie erhebliche Risiken barg.

      Aber es wäre nicht das erste Mal, dass der Getreue alles riskierte. Bisher wussten sie ja noch nicht einmal, welche genauen Auswirkungen das Setzen des Stabes am Ätna haben würde, es war alles möglich.

      Als der Wegweiser Brú na Bóinne kam, setzte Fabio den Blinker, und sie bogen nach links Richtung Westen ab. Schon kurz darauf wurde die Straße schmaler und zog sich zwischen Steinmauern, kleinen Gehöften, Wäldchen und über Hügel hinweg. Das Gebiet war hier leicht sumpfig, es gab viele Birken auf torfreichem, mit Heidekraut bewachsenen Grund. Das Land wirkte gleich weitläufiger, nachdem das Meer hinter ihnen zurückblieb, und einsamer.

      »Wir erreichen jetzt eine der fruchtbarsten Gegenden Irlands«, erklärte Nadja, die sich noch gut von ihren vergangenen Reisen daran erinnerte und sich außerdem vorbereitet hatte. »Schon quasi seit Urzeiten ist diese Region Anbaugebiet. Deswegen finden sich hier auch überall uralte Hinterlassenschaften wie Melagithbauten, Cairns, Hochkreuze, jahrhundertealte Abteien und so weiter.«

      Kurz darauf passierten sie ein Schild, das Reisende im Tal des Flusses Boyne willkommen hieß.

      »Das ist wohl was besonderes hier, nicht wahr?«, rief der Pixie und hüpfte aufgeregt auf und ab.

      »Ja«, antwortete Nadja lächelnd. »Ich war fasziniert.« Sie holte Atem und führte aus: »Der Fluss Boyne ist sehr geschichtsträchtig, auch in mythologischer Hinsicht. Sein Name rührt wahrscheinlich von Bóinn oder auch Boann her, der irischen Muttergöttin und Königin. Deshalb wurde hier einst Tara gebaut, der Hochsitz der irischen Könige. Der Boyne ist so um die hundertzehn Kilometer lang, zieht sich durch liebliche Auen, lichte Wälder und fruchtbare Felder. Alte Städte wie Trim mit dem großen Castle und die ehemalige Hauptstadt Drogheda kurz vor der Irischen See finden sich an seinem Lauf, ebenso wie die alten Abteien Monasterboice mit den berühmtesten und schönsten Hochkreuzen Irlands, und natürlich die Mellifont Abbey, zu der das große Ganggrab Newgrange sowie die beiden noch älteren Megalithbauten Knowth und Dowth gehören.«

      Alle hörten ihr aufmerksam zu, und Nadja fuhr, nunmehr selbst begeistert, fort: »Finn Mac Cumal, Anführer der berühmten Fianna, soll den Lachs des Wissens im Fluss gefangen haben, was den Grundstein seiner künftigen Heldentaten darstellte. Im ausgehenden siebzehnten Jahrhundert fand hier eine fürchterliche Religionsschlacht statt, der protestantische Wilhelm von Oranien gegen den katholischen Jakob den Zweiten, beides Engländer, die jeder für sich Irland als Provinz beanspruchten. Jakob verlor, konnte aber mit den meisten Soldaten fliehen, und so dauerte der zerstörerische Krieg ein weiteres Jahr an. Zahlen mussten die Iren, wie meistens.«

      »War Finn ein Elf?«, fragte Pirx dazwischen.

      »Das müsst ihr besser wissen als ich.«

      »Was meinst du, Grog?«, wandte der Pixie sich an den Älteren.

      »Ich kann es nicht sagen«, antwortete der alte Kobold. »Zu den Zeiten damals waren die Grenzen noch weit offen, alles vermischte sich. Schon möglich, dass Finn ein Elf war, aber er gab sich stets als Mensch.«

      »Mit Zauberkräften«, wandte Nadja ein.

      »Viele verfügten damals über Magie, Nadja, und vieles wurde in den Legenden hinzugedichtet. Wir werden es nicht herausfinden.«

      Rian verstand es nicht. »Aber warum denn nicht? Das könnte uns von Nutzen sein! Fragen wir die Iren!« Sie runzelte die Stirn, als Fabio und Nadja grinsten. »Was ist daran so witzig, eine Frage an jemanden zu stellen?«

      »Eines Nachts«, begann Fabio, »es war sehr finster, und kein Leuchtturm wies den Weg, strandete ein Schiff an dieser Küste. Es hatte wegen eines Sturms die Orientierung völlig verloren. Die Schiffbrüchigen wussten also nicht, wo sie waren. Der Kapitän ging mit seinem Steuermann an Land und suchte nach einer Straße. An einer Kreuzung trafen sie einen Mann und fragten ihn, wo es zur nächsten größeren Ortschaft ginge. Der Mann deutete wortlos nach links. Der Kapitän ging daraufhin nach rechts. Der Steuermann staunte, sagte aber nichts. Kurz darauf kamen sie an einen Wegstein, der die Grenze einer Stadt markierte, und der Steuermann staunte noch mehr. Dort bei dem Stein stand wiederum ein Mann, der seinen Hund Gassi führte. Der Kapitän fragte ihn, ob die Stadt für hiesige Verhältnisse groß sei. , sagte der Mann. Sie gingen weiter und begegneten einem dritten Mann, der sich gerade die Schnürsenkel band. Der Kapitän fragte ihn, ob man hier auf der Straße sicher vor Räubern sei. Yo, sagte


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