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Forschungskreuzer Cimarron. Hubert HaenselЧитать онлайн книгу.

Forschungskreuzer Cimarron - Hubert Haensel


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es gäbe einen guten Tropfen. Meine Kehle ist trocken.«

      Diana seufzte ergeben, öffnete das Geheimfach ein zweites Mal und schenkte Duncan ein.

      »Also …?«, drängte sie.

      »Einige unserer Vermutungen haben sich bestätigt«, sagte Duncan. »Ein begrenzter Bereich der Wolkenmaterie bewegt sich einheitlich in eine Richtung. Ich sollte besser sagen: bewegte. Denn vor knapp zehn Minuten ist die Bewegung zum Stillstand gekommen ‒ zumindest lässt sich mit unseren Mitteln kein Nachweis mehr führen. Vermutlich besteht eine gewisse Abdrift weiterhin. Was ich definitiv feststellen konnte: Große Materiemengen verschwanden im Hyperraum. Über eine stabile Aufrissfront, etwa vierzig Lichtminuten von unserem anfänglichen Standort entfernt.«

      »Wozu das alles?« Diana rieb sich mit beiden Händen die Schläfen. »Was ist die Ursache?«

      »Ich muss eingestehen, dass ich keine Ahnung habe. Noch nicht«, antwortete Duncan. »Wenn wir weiterhin der Spur folgen, werden wir es sicher bald erfahren.«

      Die Kommandantin kniff die Brauen zusammen. »Wie meinst du das?«

      Duncan verzog die Mundwinkel. »Die Materie ist keineswegs verschwunden, wie man annehmen könnte. Sie hat den Hyperraum wieder verlassen. Ich konnte den Austrittspunkt einigermaßen genau bestimmen: er liegt fünf Lichtjahre von hier entfernt. Und wenn die Messwerte einigermaßen stimmig sind …«

      »Woran ich nicht zweifle«, bemerkte die Kommandantin.

      »Richtig. … dann existiert in dem Bereich eine Zone, deren Gegebenheiten ziemlich gut mit den Bedingungen im normalen interstellaren Raum gleichgesetzt werden können.« Duncan hob abwehrend beide Hände, weil Diana ihm erneut ins Wort fallen wollte. »Falls es dort überhaupt Wolkenmaterie gibt, dann nur in verschwindend geringer Dichte.«

      »Bist du sicher?«

      »Ich zweifle meine Berechnungen nicht an.«

      »Du weißt, was das bedeutet?«

      »Diese Anomalie kann unterschiedlichste Ursachen haben. Nur gibt es für uns keine Möglichkeit, das aus der Distanz zu klären.«

      »Der Erste Offizier schlägt demnach vor, diesen Sektor anzufliegen.« Das war mehr Feststellung als Frage. Und wenn Diana so redete, stand ihre Entscheidung ohnehin schon fest.

      »Mit der nötigen Vorsicht ‒ ja«, bestätigte Duncan. »Niemand kann sagen, was uns fünf Lichtjahre entfernt erwartet. Trotzdem: Das Schicksal der verschwundenen Frachter zu klären ist wichtiger als unser eigenes Sicherheitsinteresse. Ich denke, das ist ohnehin jedem an Bord bewusst.«

      Die Kommandantin nickte. »Duncan, du hast die Verantwortung, dass exakte Kursdaten programmiert werden. Kleine Hypersprünge, allerhöchstens über jeweils ein halbes Lichtjahr. Nach jeder Etappe ausreichend Zeit für die Neuorientierung. Selbst wenn wir Tage für den Flug brauchen ‒ die Sicherheit der CIMARRON hat Priorität.«

      »Aye, aye, Kommandantin!« Duncan grinste anzüglich. »Ihr Wunsch ist mir Befehl.«

      Diana spitzte die Lippen, zog es aber doch vor, zu schweigen.

      *

      Neun Überlichtsprünge, Transition genannt, hatte die CIMARRON bereits hinter sich gebracht, ohne dass es zu neuen Zwischenfällen gekommen wäre. Die Zeitspanne nach jedem Durchgang hatte der Erste Offizier für ausgiebige Messungen genutzt.

      Auch diesmal wieder. Alles blieb ruhig.

      Der Countdown für den letzten Eintritt in den Hyperraum lief. Knapp vier Minuten.

      Ramirez kauerte angespannt hinter den Zielkontrollen der Laserkanonen, bereit, den Forschungskreuzer binnen Sekunden in ein wehrhaftes Ungetüm zu verwandeln.

      Diana Rossfeldt lehnte sich in ihrem Sessel zurück. Die Beschleunigung war Routine. Sie hielt die Augen halb geschlossen und lauschte den vielfältigen Geräuschen in der Zentrale, die längst keiner mehr bewusst wahrnahm.

      Noch zwei Minuten …

      Mit einer Geschwindigkeit von knapp 30.000 Kilometern in der Sekunde raste die CIMARRON dem Sprung entgegen. Das Hypertriebwerk lief an und zog die benötigte Energie von den Speicherbänken ab.

      Kurz vor dem Übertritt, als niemand mit einem Zwischenfall rechnete, schrie Lemonde erschrocken auf: »Ortung! Ein Schwarm von Kugeln ist materialisiert. Sie liegen auf Kollisionskurs.«

      Es mussten an die fünfzig dieser schillernden Blasen sein.

      »Distanz?«, fragte Diana.

      »Zu gering. Objektberührung zweifelsfrei vor unserem Übertritt. Wir müssen abbrechen und ausweichen.«

      »Nein!«, wehrte die Kommandantin ab. »Countdown läuft weiter! Eine Ahnung sagt mir, dass das Ziel der Kugeln diesmal nicht unser Schiff ist.«

      Die letzten Sekunden vor dem Sprung dehnten sich fast unerträglich. Dann, die Kugeln waren bereits greifbar nah …

      »Sie, sie sind fort!«, ächzte Duncan. »Offenbar in Transition gegangen. Aus dem Stand heraus! Ich weigere mich, das zu begreifen.«

      »Es versteht keiner von uns.« Diana brachte den Satz gerade noch zu Ende, dann trat die CIMARRON in den Hyperraum ein und raste durch das übergeordnete Kontinuum zu ihrem Zielgebiet.

      *

      Duncan Lemonde hatte recht behalten.

      Was eigentlich nicht vorstellbar war, existierte doch. Inmitten der Dunkelwolke war ein nahezu kugelförmiger Sektor frei von kosmischem Staub. Diana fühlte im ersten Moment so etwas wie Enttäuschung. Sie hatte erwartet, eine Sonne vorzufinden, deren Strahlungsdruck stärker war als die anstürmenden Partikel. Stattdessen herrschte hier die gleiche düstere Finsternis wie überall in der Wolke ‒ eine Finsternis, die das Licht der Sterne vermissen ließ und nur einen Schimmer von Helligkeit aus chemischen und physikalischen Umwandlungsprozessen der Wolkenmaterie bezog.

      »Ich hätte es wissen müssen und den Ortungen glauben«, murmelte die Kommandantin. »Sie zeigten keinen Himmelskörper an.«

      Knapp eine Lichtminute durchmaß die freie Zone. Nichts war zu erkennen, was man als Ursache der Anomalie hätte einstufen können. Vielleicht war Diana deshalb versucht, an eine Bedrohung irgendwo im weiteren Umfeld zu glauben.

      Mit relativ geringer Geschwindigkeit trieb die CIMARRON dem Zentrum des kugelförmigen Gebiets entgegen. Minute um Minute verging, ohne dass die Kommandantin ihre Ahnungen hätte präzisieren können.

      »Weiterhin nichts, Duncan?«

      Lemonde lehnte sich demonstrativ zurück. »Die Ruhe pur, falls wir das glauben dürfen. Das Radar zeigt nicht einmal Asteroiden.«

      »Und die Hyperortung?«

      »Das Gebiet ist so klein, dass sich der Aufwand dafür nicht lohnt«, gab er verwundert zurück.

      »Ich will mir später keine Vorwürfe anhören müssen«, beharrte Diana.

      »Später? ‒ Gut, wenn du glaubst, dass die Hypertaster ein anderes Ergebnis liefern könnten.«

      »Wir werden sehen.« Die Kommandantin zuckte mit den Schultern.

      Sie musste nicht einmal lange warten. Auf einem Monitor zeichnete sich etwas ab – blass und verschwommen zunächst, doch nach einigen Korrekturen scharf umrissen und dreidimensional in der Wiedergabe.

      Ein Planet!

      Eine Welt ohne Sonne ‒ im Zentrum des staubfreien Bereichs. Ein Irrläufer, der keinesfalls in dieser Umgebung entstanden sein konnte, sondern irgendwann von der Dunkelwolke eingefangen und festgehalten worden war.

      »Woher kommt der?«, fragte Ruttloff überrascht.

      Der Planet war sehr klein, eigentlich mondgroß, denn er durchmaß kaum dreitausend Kilometer. Schon seine vollkommene Kugelform, ohne leicht abgeplattete Pole und aufgewölbten Äquatorbereich, wäre Grund gewesen, seine Herkunft zu erforschen. Eine Rotation


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