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Love Crash - Der Traum vom Neubeginn. Andreas SuchanekЧитать онлайн книгу.

Love Crash - Der Traum vom Neubeginn - Andreas Suchanek


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      »Ja, aber ich bin nicht begeistert.«

      »Das ist ihre Art, Danke zu sagen.« Melissa fläzte sich in den Stuhl neben Simon und zupfte an seinem Haar. »Was hast du da hinein gekleistert? Schuhcreme?«

      »Spezialgel.«

      »Das ist hart wie Zement. Du hast so hübsche Locken.«

      Immerhin, wenn ihre Freundin eines konnte, dann das Thema wechseln. Und sei es in ein Gespräch über Haare.

      »Isst den Letzten noch jemand?« Cullen blickte fragend in die Runde. »Niemand?« Er biss herzhaft in den Muffin.

      Julie fragte sich, wie er seine Figur hielt, bei den Mengen an ungesunden Dingen, die er in sich hinein stopfte. Die Natur hatte das wirklich unfair eingerichtet. Jungs mampften ohne Ende, nahmen aber nicht zu. Sie musste nur an Schokolade riechen und die Kalorien flossen auf ihre Hüfte. Dunkle Magie, hatte ihr Bruder Josh immer grinsend geneckt, bevor er am Frühstückstisch das fünfte Brot vertilgte.

      »Computer, spiele Klassikrock«, sagte Cullen laut.

      Nachdem die neue Sprachassistentin ständig falsch reagiert hatte – ein Freund Cullens hieß Alex –, hatte er sie umprogrammiert. Seitdem hörte sie auf die Bezeichnung ›Computer‹. Ein Lichtkreis rotierte, sanfte Popklänge erklangen.

      Eine schöne Untermalung für den hereinfallenden Sonnenschein.

      Vor den Fenstern leuchtete das Grün und sie alle versanken in Schweigen. Simon zupfte Krümel, Cullen verschlang den Rest des letzten Muffins. Melissa philosophierte über lockige Haare und unnötiges Gel.

      Es war, als stünde die Zeit still. Julie sah den tanzenden Staub im Lichtschein, vernahm das Zwitschern der Vögel und betrachtete die Dampfschwaden von Tee und Kaffee. Ein Moment für die Ewigkeit. Sie sank hinein und genoss ihn. Die Freunde ringsum, die Geborgenheit der eigenen vier Wände. Dass sie all das überhaupt noch erleben konnte, war pures Glück. Der Crash hätte auch schlimmer ausgehen können.

      Unweigerlich blitzten Bilder von Dokumentationen in ihrem Geist auf. Querschnittslähmung, zertrümmerte Becken, komplizierte Brüche. Oder direkt Genickbruch – Tod vor dem Café. Immerhin wäre das ein schöner Titel für einen Roman. Sie vertrieb die Gedanken.

      »Du gehst morgen also ganz normal in die Vorlesung?«, fragte Simon.

      »Definitiv!«, erklärte sie. »Die erste hält Patryk.«

      »Oh«, kommentierte Melissa und senkte den Blick.

      Patryk war jener Hilfsdozent, der wegen ihr die Treppe heruntergestürzt war und aktuell noch auf Krücken durch die Gänge humpelte. Immerhin würde Julie sich dann nicht so allein fühlen in ihrer körperlich angeschlagenen Form.

      »Siehst du, auch du bekommst Legendenstatus.« Julie grinste böse zu ihrer Freundin hinüber. »Armer Patryk.«

      »Hätte er halt besser aufgepasst«, kommentierte Melissa.

      Sie plauderten noch ein wenig über dies und jenes, das Studium, Kinofilme und sogar Sport. Dann verabschiedete sich Simon. Obwohl Julie eigentlich Vorlesungsunterlagen hatte wälzen wollen, verkroch sie sich auf die Couch des gemeinsamen Wohnzimmers. Kurz darauf folgten Cullen und Melissa. Sie bestellten Pizza, schauten einen Superheldenfilm und unterhielten sich über die Löcher in der Story. Irgendwann schlief Julie ein, den Kopf an die Schulter von Cullen gelehnt, der den Kampf gegen die Müdigkeit bereits Minuten zuvor verloren hatte und leise schnorchelte.

      Die schmerzenden Hämatome ließen sie jedoch wenige Stunden später erneut hochschrecken.

      Mitten in der Nacht taumelte sie ins Zimmer und sank auf ihr Bett. Der Schlaf war ein ständiges Wegdriften und Aufschrecken. Sie dümpelte dahin bis zum Morgengrauen, der viel zu schnell heraufzog. Müde richtete Julie sich auf, tapste ins Bad und benötigte doppelt so lange wie gewöhnlich, bis ein passables Antlitz aus dem Spiegel zurück starrte. Damit brachte sie Cullen zur Verzweiflung, der in hektische Betriebsamkeit verfiel, nachdem sie das Bad freigegeben hatte.

      Grimmige Blicke trafen Julie am Frühstückstisch.

      »Es wäre wirklich besser, wenn du dir die nächsten Tage freinimmst.«

      »Sonst wird unser Cullen aus lauter Verzweiflung ungewaschen zum Sport fahren, was natürlich gar nicht infrage kommt.« Melissa schlürfte absichtlich geräuschvoll ihren Tee, als er zu einer Erwiderung ansetzte.

      Ein wenig tat er Julie leid.

      Andererseits fühlte sie sich so elend, dass der Gedanke einige Tage freizunehmen, gar nicht so weit hergeholt wirkte. Sollte sie … Nein! In ein paar Jahren fragte niemand mehr danach, ob sie krank gewesen war, einen Unfall gehabt hatte oder einfach der Tag dumm gelaufen war.

      Sie musste in den Vorlesungen glänzen, wie auch in den Klausuren.

      »Wann fahren wir los?«

      Heute würden sie gemeinsam die U-Bahn nehmen. Melissa fuhr jeden Tag damit und hielt nichts von Fahrrädern, Cullen war von seinem gar nicht runter zu bekommen. Doch an diesem Tag machte er eine Ausnahme.

      Mit ein wenig Verspätung verließen sie die WG und tauchten ein in die morgendliche Rushhour Manhattans. Julie war dankbar dafür, einen recht kurzen Weg bestreiten zu müssen. Ihre Kommilitonen wohnten alle weiter außerhalb, wo die winzigen Zimmer bezahlbar waren. Einige natürlich auch auf dem Campus, die hatten es bezüglich der Entfernung am besten getroffen.

      Die U-Bahn war bis zum Anschlag gefüllt und Julie wusste innerhalb von Sekunden wieder ganz genau, weshalb sie lieber das Fahrrad nutzte. Husten und Niesen überall, dazu Rempler, die sie schmerzhaft aufstöhnen ließen. Irgendwann nahmen Melissa und Cullen sie in die Mitte, um sie von allzu ruppigen Zeitgenossen abzuschirmen.

      Endlich erreichte die U-Bahn ihr Ziel und Julie atmete auf. Sie floh förmlich aus der Station und sog tief die frische Morgenluft ein. Am Ende der Straße zeichneten sich die ersten Collegegebäude ab. Der Anblick zauberte ein Lächeln auf ihr Gesicht. Wie sie es liebte, eine Studentin zu sein. Was hatte sie nicht alles dafür getan.

      »Dieses Grinsen beim Anblick unseres Gefängnisses ist wirklich ekelhaft, Jules«, merkte Melissa an.

      Natürlich liebte sie das Collegeleben auch, aber mehr mit Betonung auf Leben.

      Sie verabschiedeten sich von Cullen, der das Sportareal ansteuerte, und erreichten die Vorlesung sogar noch rechtzeitig. Die meisten saßen schon auf ihren Plätzen, allerdings war Patryk bisher nicht aufgetaucht.

      »Schau mal, dort vorne.« Melissa holte aus, um Julie in die Seite zu stupsen, erinnerte sich aber glücklicherweise daran, dass es eine dumme Idee war.

      Und da war er!

      Gerade zog er seine Jacke aus, warf sie neben sich auf den Stuhl und sank auf den Sitz. Er schien zu bemerken, dass jemand ihn anstarrte. Verwirrt sah Luca sich um, die Augen zusammengekniffen. Wie er auf seiner Unterlippe kaute …

      Julie lächelte, was vermutlich ziemlich dämlich aussah, doch es war ihr egal.

      Dann sah er sie.

      Seine Miene entgleiste.

      »Hi«, hauchte Julie.

      Wütend erwiderte Luca ihren Blick.

      Was hast du getan?« Melissa schaute verblüfft zwischen Julie und Luca hin und her.

      »Was soll ich denn getan haben?«

      Melissa zog sie mit sich auf zwei freie Plätze im hinteren Bereich. Die meisten waren schon besetzt, Patryk stand endlich am Pult und bereitete seine Präsentation vor. Überall wurden Laptops aufgeklappt, Unterlagen der letzten Vorlesung herausgekramt und Papiernotizen aufgeschlagen. Dank Melissa erreichte Julie ohne angerempelt zu werden ihren Sitzplatz. Sie war sich der Hämatome nur allzu bewusst und achtete sorgsam darauf, niemandem zu nahe zu kommen.

      Dieser Hörsaal


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