Südwestfrankreich Reiseführer Michael Müller Verlag. Marcus X SchmidЧитать онлайн книгу.
Auch hier wurden erste Restaurierungsarbeiten in Angriff genommen - ein vielversprechender Anfang.
♦ April-Juni und Okt. Sa/So 10-12 und 14-18 Uhr. Mai-Sept. tägl. außer Mittwoch 10-12 und 14-18 Uhr. Eintritt inkl. Führung durch den Schlossherrn 5 €. Voranmeldung erwünscht, der Schlossherr lässt sich nicht vertreten, muss seine Führungen also koordinieren. Tel. 06.21.55.23.06.
Rundfahrt im nördlichen Périgord
Von Périgueux nach Brantôme sind es knapp 30 km. Wer mit eigenem Fahrzeug unterwegs ist, sollte sich den Besuch des malerischen Dronne-Städtchens auf keinen Fall entgehen lassen. Wer Zeit hat, kann auch eine ausgedehnte Rundfahrt ins weiter entfernte nördliche Périgord unternehmen. Die folgende Route führt - über einige sehenswerte Orte - ebenfalls nach Brantôme. Sie ist natürlich beliebig modifizierbar (z. B. kann von Montignac aus gestartet werden); je nachdem sollte man einen halben bis ganzen Tag einplanen.
Hautefort
Wer sich Hautefort von Süden nähert, sieht die beiden mächtigen Rundtürme schon von weitem. Das Schloss ist fast größer als das Dörfchen, das ihm zu Füßen liegt. Weniger beachtet wird meist das ehemalige Hospiz von Hautefort, das aus der gleichen Zeit wie das Schloss stammt und heute Sitz eines Museums der Medizingeschichte ist.
Schloss: Die mittelalterliche Burg, die einst an Stelle des heutigen Prachtbaus stand, war mit dem Namen Bertrand de Borns verbunden. Dieser Ritter, als Troubadour-Sänger in die Literaturgeschichte eingegangen, war ein kriegslüsterner Bursche, dessen Herz beim Anblick „splitternder Arme und Schädel“ höher schlug. Bertrand stritt sich zeit seines Lebens mit seinem Bruder um den Besitz der Burg.
Die heutige barocke Schlossanlage geht auf das 17. Jahrhundert zurück; einzig die Zugbrücke am Eingang (16. Jh.) erinnert noch an eine frühere militärische Bedeutung. 1929 gelangte das Château in den Besitz der Barone von Bastard, die herrlichen Gärten anlegen ließen; noch in den 1990er-Jahren bewohnte eine über neunzigjährige Baronin mit ihren Bediensteten einen Seitentrakt. Angesichts des fortgeschrittenen Alters der Schlossherrin und der fehlenden Nachkommenschaft streckten bereits reiche Amerikaner, Japaner und arabische Scheichs ihre Fühler aus. Um einen privaten Aufkauf zu verhindern, wurde 1990 im Einvernehmen mit der betagten Besitzerin eine öffentliche Stiftung gegründet, die seit dem Ableben der Dame dafür sorgt, dass das Schloss mit seinen herrlichen Anlagen weiterhin für die Allgemeinheit zugänglich bleibt.
Im Schlossgarten von Hautefort
Eine glimmende Zigarette in den Privatgemächern verursachte 1968 einen Großbrand, von dem nur die beiden Türme verschont blieben. Die Anlage wurde danach mit großem Aufwand nach den alten Plänen wieder aufgebaut. Auf dem ganzen Areal herrscht Rauchverbot.
Interessanter als die Führung durch das Schloss ist der Spaziergang in den Französischen Gärten: kegel- oder kugelförmig zugeschnittene Hecken, Mäanderornamente und akkurat geschnittene Figurenarrangements, in denen jede Blume ihren zugewiesenen Platz hat ... Nicht Gärtner arbeiten hier, sondern Landschaftsdekorateure. Empfehlenswert ist auch ein Spaziergang im riesigen, bewaldeten Schlosspark (etwa 30 Hektar).
♦ März und 1. Novemberhälfte Sa/So 14-18 Uhr, April/Mai tägl. 10-12.30/14-18.30 Uhr, Juni-Aug. tägl. 9.30-19 Uhr, Sept. tägl. 10-18 Uhr, Okt. tägl. 14-18 Uhr. Eintritt 10 €.
Museum der Medizingeschichte: Nachdem Marquis Jacques-François von Hautefort sein Schloss umgebaut hatte, kam er einem Erlass des Sonnenkönigs Ludwigs XIV. nach, der überall im Land Hospitäler für seine armen und kranken Untertanen verlangte. Das Hospiz von Hautefort - fast eine Kopie des berühmten Hôpital de la Salpêtrière in Paris - zeigt denselben barocken Stil wie das Schloss. Heute ist hier ein einzigartiges Museum der Medizingeschichte untergebracht.
Ein Krankenzimmer mit sechs Betten wird gezeigt, der Nachttopf wurde durch den dahinterstehenden Schrank entleert. Neben einer Nonne posiert ein Pestarzt mit Schnabelmaske. Die drehbare Vorrichtung, in die man anonym unerwünschte Kinder legen konnte, ist ein Vorläufer der heute noch in einigen Kliniken und Klöstern anzutreffenden „Babyklappen“. In einem anderen Raum sind Ungetüme von Rollstühlen ausgestellt, immerhin bequemer als ihr Vorgänger, der Tragestuhl. In der oberen Etage geht der Besucher von einer Zahnarztpraxis zur nächsten, die erste aus dem Jahr 1910, die letzte von 1970 und auch schon museal. Alte Röntgenapparate, Gynäkologiestühle, Gebärtische, Geburtshelferinstrumente (ein Graus!), ein Inkubator, eine Eiserne Lunge, ein 45 Kilo schweres, transportables EKG-Gerät aus dem Jahr 1930 ... Man ist der modernen Medizin nachgerade dankbar.
♦ April-Mai und Okt. bis Mitte Nov. 10-12/14-18 Uhr, Juni-Sept. 10-19 Uhr. Eintritt 7 €.
Lac de Rouffiac
Der kleine See ist größtenteils von Wäldern umgeben, an einigen Stellen wurde die Uferzone als Parkanlage gestaltet. An Wochenenden kommen die Einheimischen scharenweise: zum Fischen, Baden, Paddeln und Picknicken.
Anfahrt Von Hautefort Richtung Limoges; 4 km nach dem Ort Lanouaille rechts abzweigen, weitere 4 km bis zum See.
Camping *** De Rouffiac, schattige Plätze gleich am See. Kanuverleih und Tenniscourt auf dem Areal. 40 Stellplätze. Geöffnet Mai-Sept. 24270 Angoisse, Tel. 05.53.52.68.79, www.rouffiac-loisirs.fr.
Thiviers
Jean-Paul Sartre, der in Thiviers seine frühe Kindheit verbrachte, weinte dem Ort nie eine Träne nach, und die Bevölkerung von Thiviers ihrerseits scheint dem streitbaren Philosophen auch nicht nachzutrauern. Eine kleine Tafel an der zentralen Rue Jaurès weist lapidar darauf hin, dass Sartre avant 1914 (vor 1914) hier gewohnt hat und 1964 den Nobelpreis für Literatur erhielt (dessen Annahme er übrigens verweigerte). Die Maison de la Presse gegenüber, die auch Bücher verkauft, führt Sartre nicht im Sortiment ...
Nur samstags, wenn die Bauern aus der Umgebung ihr Federvieh und Gemüse zu Markte tragen, kommt etwas Leben in die Straßen. Ansonsten ist Thiviers allenfalls eine Kaffeepause wert. Den Stadtrundgang kann man auf den Besuch der Notre-Dame-Kirche (innen fein skulptierte Kapitelle), den Blick auf das Schlösschen daneben (Privatbesitz) und ein paar schöne Häuser im Zentrum beschränken.
Saint-Jean-de-Côle
L’un des plus beaux villages de la France (eines der schönsten Dörfer Frankreichs) - die Auszeichnung teilt Saint-Jean-de-Côle mit 150 anderen Ortschaften im Land. Die rustikale Dorfarchitektur wurde belassen - kein moderner Bau, der das museale Ortsbild stören könnte. Im Zentrum steht das Schloss La Marthonie (14. Jh., Erweiterungen im 17. Jh.). Es ist seit Jahrhunderten von derselben Familie bewohnt, die nur gelegentlich in der Hauptsaison die Öffentlichkeit einlässt - und auch dann nur bis zum Innenhof und ans untere Ende der monumentalen Treppe im Inneren.
Für sein Dorfbild aus-gezeichnet: Saint-Jean-de-Côle
Neben diesem stattlichen Domizil erhebt sich, aus demselben dunklen Stein gebaut, die romanische Kirche Saint-Jean Baptiste (12. Jh.) - einst Teil einer Abtei, deren wirtschaftlichen Erträge lange Zeit in die Taschen der Schlossherren von nebenan flossen. Die Kirche weist einen außergewöhnlichen Grundriss auf: eine Apsis mit fünf Seiten, links und rechts jeweils eine Seitenkapelle, ebenfalls mit fünf Seiten. An drei Kapitellen der Außenmauer