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Sophienlust Paket 4 – Familienroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.

Sophienlust Paket 4 – Familienroman - Patricia Vandenberg


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erzählte seiner Mutter, dass du uns besuchen willst. Da rief er sofort bei uns an, und ich habe ihn natürlich eingeladen.«

      »Hm, es wird ganz nett sein, mal ein bisschen von früher zu reden. Übrigens ist Klaus Magnus aus Südafrika zurück.«

      Ihr Vater lächelte ein bisschen überheblich. »Hat er die Welt erobert, bringt er einen Goldklumpen nach Hause?«

      »Er hat Schafe.«

      »Nun, das ist schon etwas. Woher weißt du so gut Bescheid?«

      »Wir trafen uns durch Zufall in München. Möglich, dass er heute hier vorbeikommt. Er wollte zu seiner Großtante.«

      »Hm, die alte Dame lebt jetzt im Altersheim. Sie ist noch immer ein bisschen böse auf Klaus, weil er damals einfach fortging. Aber wenn er vor ihr steht, wird sie sich wohl doch freuen.«

      Frau Ahlsen nickte Gerda zu. »Natürlich laden wir Klaus Magnus auch ein, falls er aufkreuzt. Hat er dir erzählt, ob er verheiratet ist?«

      Gerda bekam heiße Wangen. »Dass dir das so wichtig ist, Mutter.«

      »Man kann doch fragen.«

      »Er ist nicht verheiratet. Du weißt, dass er mit Gabi Renz eng befreundet war.«

      Frau Ahlsen hob die Schultern. »Das ist lange her. Du solltest Magnus oder Jörgens heiraten. Das ist meine Meinung.«

      »Ich denke nicht daran!« Gerda versuchte, ihren aufsteigenden Ärger zu unterdrücken.

      »Hast du dir deine verstiegenen Ansichten noch immer nicht aus dem Kopf geschlagen?«, mischte sich der Vater ein.

      »Ich habe eine gute Anstellung und denke nicht daran, meine Freiheit aufzugeben«, fuhr Gerda auf. »Es gibt Frauen, die nur davon träumen, jeden Tag für ihren Herrn und Gebieter da zu sein. Ich finde, dass meine Tätigkeit weit nützlicher ist. Wozu habe ich studiert, wenn ich meinen Beruf nicht ausüben soll? Die Zeiten, in denen es für ein Mädchen kein höheres Glück gab, als so schnell wie möglich unter die Haube zu kommen, sind vorbei.«

      »Wenn alle Frauen so denken würden, gäbe es bald keine Kinder mehr«, spöttelte ihr Vater.

      Gerda warf ihm einen ärgerlichen Blick zu und suchte dann ihr Zimmer auf. Auch hier konnte sie feststellen, dass nichts geändert worden war. Ein Rosenstrauß bildete den Willkommensgruß ihrer Mutter.

      Plötzlich ertönte die Hausglocke. Gerda lief ans Fenster. Sie sah einen schweren Wagen vor dem Haus stehen. Unwillkürlich presste sie die Hand auf ihr Herz, das unvernünftig schnell und laut schlug. Sie wusste, ihr Vater hätte sich über sie amüsiert, wenn er im Zimmer gewesen wäre.

      Gerda schaute in den Spiegel und korrigierte ihre Frisur und ihr Make-up.

      Lina klopfte an. »Ich weiß schon, Herr Magnus ist da«, erwiderte Gerda.

      »Nein, Frau Doktor, es ist Herr Jörgens.«

      Die Freude erlosch jäh in Gerdas Gesicht. »Ach so, ich komme gleich.«

      Nur langsam ging sie die Treppe hinab, um Arnulf Jörgens zu begrüßen. Der Fünfunddreißigjährige sah mit modischem Bart und sorgsam gepflegtem Haar genauso aus, wie man sich einen erfolgreichen Unternehmer vorstellte.

      Mit ausgestreckten Händen trat er Gerda entgegen. »Dass du überhaupt noch den Weg hierher findest!«, rief er aus. »Ich wollte es nicht glauben, als ich davon erfuhr.«

      Vater Ahlsen füllte Gläser mit einem Aperitif. Man trank auf das Wiedersehen. Die Stimmung war fröhlich und gelockert. Auch Gerda ließ sich bald mitreißen. Sie lachte und sprach lebhaft. Niemand achtete darauf, dass sie hin und wieder einen Blick aus dem Fenster warf.

      Schließlich meldete Linda, dass das Essen angerichtet sei.

      »Herr Magnus scheint auszubleiben«, stellte Mutter Ahlsen fest.

      Gerda hob die Schultern und erwiderte betont gleichmütig, dass man nichts Festes verabredet hatte. Ihre heimliche, quälende Ungeduld mochte sie nicht einmal sich selbst eingestehen. Auf keinen Fall sollten die anderen etwas davon merken.

      Bei Tisch lobte Gerda Linas bewährte Kochkunst und unterhielt sich angeregt mit Arnulf, der aus seiner Zuneigung zu ihr kein Hehl machte. Er berichtete von der Erweiterung seiner Fabrik und betonte, dass es sich auch in einer kleinen Stadt recht angenehm leben lasse.

      Gerda nickte freundlich, doch sie war nicht ganz bei der Sache.

      Nach dem Dessert zogen sich ihre Eltern zurück. Sie und Arnulf blieben allein.

      »Ich wollte dir längst einmal schreiben«, sagte Arnulf. »Es war schade, dass die Verbindung zwischen uns abriss. Jetzt wird es anders, hoffe ich.«

      Gerda mied seinen Blick. »Allzu oft werde ich nicht hier sein, Arnulf. Mein Leben ist mit Arbeit reichlich ausgefüllt.«

      »Füllt dich die wissenschaftliche Tätigkeit wirklich aus?«, zweifelte er. »Eine Frau wünscht sich doch etwas ganz anderes.«

      »Weiß du so genau, was Frauen sich wünschen?«

      Er lächelte verwirrt. »Man stellt sich das halt vor, Gerda.«

      »Vielleicht irrt man sich«, versetzte Gerda spöttisch. Sie bemerkte nicht einmal, dass Arnulf Jörgens um sie warb. Sie wartete auf Klaus Magnus.

      Gegen vier Uhr versammelte man sich zur Kaffeestunde. Lina präsentierte strahlend die Torte, die sie zur Feier dieses Tages gebacken hatte. Gerdas Mutter umsorgte den Gast mit besonderer Aufmerksamkeit und achtete auch darauf, dass der Gesprächsstoff nicht ausging.

      Klaus Magnus aber erschien nicht. Es fiel Gerda von Stunde zu Stunde schwerer, ihre innere Unruhe zu verbergen. Doch noch blieb ihr die Hoffnung auf den Sonntag.

      Gerda schlief unruhig und schützte beim Sonntagsfrühstück Kopfweh vor. Später unternahm sie einen Spaziergang und stand dann plötzlich vor dem Eingang des Altenheims. Sie trat ein, fragte nach Frau Magnus und stattete der alten Dame in ihrem gemütlich eingerichteten Zimmer einen Besuch ab. Doch diese hatte von ihrem Großneffen nichts gehört und zürnte ihm nach wie vor bitter. Gerda musste sich ihre Klagen anhören und war dabei sehr unglücklich. Er wird nicht kommen, dachte sie. Die Verabredung mit mir war ihm nicht wichtig genug.

      Sobald es die Höflichkeit gestattete, brach Gerda auf. Beim Mittagessen stellte sie fest, wie sehr sie sich mit ihren Eltern auseinandergelebt hatte. Man redete aneinander vorbei und hatte sich eigentlich nichts zu sagen.

      Nachmittags erschien Arnulf Jörgens mit einem Rosenstrauß. »Sie sind ganz frisch geschnitten«, sagte er. »Du kannst sie im Wagen mitnehmen. Sie halten sich bestimmt.«

      Gerda rang sich ein Lächeln ab. »Danke, Arnulf. Lieb von dir. Ich muss in einer Stunde abfahren. Morgen habe ich einen anstrengenden Tag.«

      Er bat sie um ihre Adresse und notierte sie sorgsam. Dass sie ihren Aufbruch dann um zwei volle Stunden hinausschob, machte ihn sehr glücklich. Er wusste ja nicht, dass sie immer noch auf einen anderen wartete.

      Warum ist Klaus Magnus nicht gekommen, fragte sich Gerda bei der Abreise. Sie nahm die Frage mit, ohne eine Antwort darauf zu finden.

      *

      Klaus Magnus hatte seine Verabredung mit Gerda Ahlsen völlig vergessen. Ein Tag hatte sich an den anderen gereiht. Sein Sohn wehrte sich nach wie vor dagegen, ihn zu sehen. Von Denise von Schoenecker erfuhr er, dass Klaus sich in Sophienlust gut eingelebt hatte. Er besuchte mit den dortigen Kindern die Volksschule in Wildmoos und verspürte offenbar nicht einmal Sehnsucht nach Jochen.

      Es blieb dem Vater nichts anderes übrig, als sich in Geduld zu fassen. Täglich war er mit Lilo Werner zusammen. Sie spürten beide, dass ihre Beziehung immer enger wurde, doch sie sprachen nicht darüber. Auch Lilos Mann erwähnte sie nicht, der sich immer noch auf einer Geschäftsreise befand. Nur ab und zu meldete er sich telefonisch.

      Der kleine Jochen fragte hin und wieder nach Klaus. Allmählich aber gewöhnte er sich daran, dass er nun der einzige Junge im Haus war.


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