Sophienlust Paket 4 – Familienroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.
sah ihrem Liebling jede Unart nach und war zufrieden, wenn er sie in Ruhe ließ. Über das ungewohnt lange Ausbleiben ihres Mannes machte sie sich nicht die geringsten Gedanken.
Sie betrachtete Fotos von Südafrika und sah sich im Geist schon auf der Terrasse des weißen Hauses sitzen, das Klaus besaß. Trotzdem war sie nicht sicher, dass sie Klaus Magnus liebte. Es waren Träumereien, heimliche Wünsche, mit denen sie spielte.
*
Rita Hellmann lachte und hob ihr Sektglas. »So allmählich kriegen wir unseren Vertrag unter Dach und Fach, Siegfried. Du hast gute Ideen. Jedes kleine Mädchen von der Nordsee bis zu den Alpen wird sich einbilden, dass es ohne meine Kosmetika ein hässliches Entlein bleiben muss. Die Fernsehwerbung ist zwar teuer, aber sie ist auch erfolgreich.«
»Da du viel investieren willst, kann man so etwas schon machen, Rita«, erwiderte Siegfried Werner. »Ich garantiere dir, dass sich der Einsatz lohnt. In ein paar Monaten wirst du Mühe haben, mit der Produktion nachzukommen.«
»Das lass nur meine Sorge sein, Siegfried.« Sie beugte sich über den Schreibtisch und bot ihm die roten Lippen.
Rita Hellmann war eine außerordentlich attraktive Frau Anfang der Dreißig, die ihren Weg mit beachtlicher Konsequenz gemacht hatte. Für Siegfried Werner bedeutete ihr Angebot, die Werbung für ihr bekanntes Kosmetikunternehmen zu übernehmen, die sichere Aussicht auf ein beträchtlich vermehrtes Einkommen. Doch er dachte nicht so sehr an das Geld, während er Rita in ihrem teuer eingerichteten Büro bei Sekt gegenübersaß. Seine Augen wichen keine Sekunde von ihr und sagten ihr alles, was sein Mund bisher verschwiegen hatte.
Das Du hatte sie ihm bereits am zweiten Tag angeboten, als sie ihn zu einer Party in ihre Villa eingeladen hatte. Es sei so üblich zwischen ihr und ihren Bekannten, hatte sie unbekümmert gemeint.
Aber auch mit Küssen und Zärtlichkeiten war sie nicht gerade kleinlich. So blieb die Frage offen, was Ritas Kuss zu bedeuten hatte.
Siegfried Werner ging um den Schreibtisch herum und nahm sie in die Arme. Erst nach einer ganzen Weile gab er sie wieder frei.
»Wir zwei könnten allerlei schaffen«, erklärte sie ein wenig außer Atem. »Ein Glück, dass wir uns begegnet sind, Siegfried. Ich war drauf und dran, die Agentur Jim Wells zu beauftragen. Aber diese Agentur lässt sich natürlich immer seinen Namen bezahlen. Die Amerikaner verstehen nicht nur etwas von Werbung, sondern auch eine Menge vom Geldmachen.«
»Ich werde eine Menge für dich herausholen, Rita. Es ist ein Auftrag, wie ich ihn mir schon immer gewünscht habe.«
»Es wird mir viel Spaß bringen, mit dir zusammenzuarbeiten, Siegfried. Kommst du heute Abend zum Essen zu mir?« Sie lächelte bittend. »Jetzt muss ich nämlich mit meinem Einkäufer verhandeln. Er kommt in genau fünf Minuten.«
Es war verblüffend, dass sie auch in den prickelndsten Situationen an ihre Arbeit und an ihren Terminkalender zu denken vermochte. Siegfried bewunderte sie deswegen.
»Ich komme nur zu gern, Rita. Das weißt du.« Er stand auf und packte seine Papiere zusammen.
»Kurz nach acht Uhr, Siegfried. Vergiss es nicht.«
Siegfried Werner stieg in seinen Wagen ein und fuhr zum Hotel zurück. Mit heißen Wangen begann er Entwürfe zu skizzieren und Werbetexte zu verfassen.
Er dachte dabei an die schöne Rita, und die Arbeit gelang ihm fast mühelos. Er hatte hundert Einfälle auf einmal. Zwischendurch telefonierte er mit seinem Büro in Maibach und erfuhr von seiner Mitarbeiterin, dass mehrere interessante Anfragen eingegangen seien.
Ich habe eine Glückssträhne, dachte er. Endlich ist es so weit. Wenn das so weitergeht, muss ich einen guten Werbetexter einstellen, sonst wächst mir die Sache über den Kopf.
Auch zu Hause in Bachenau rief er an. Er erreichte nur Jochen.
»Mutti ist mit Onkel Klaus weggefahren. Sie sind bald wieder hier und bringen mir etwas Schönes mit, Vati.«
»Sag Mutti einen schönen Gruß, Jochi«, antwortete er. »Ich muss noch zwei oder drei Tage hierbleiben.«
»Ja, Vati, ich sag’s ihr. Bringst du mir etwas mit?«
»Klar, Jochi.«
»Prima, Vati. Auf Wiedersehen.«
»Auf Wiedersehen, mein Kleiner.«
Die helle Kinderstimme brachte eine Saite in Siegfried Werners Brust zum Klingen, die er eigentlich nicht hören wollte. Er vertiefte sich mit umso größerem Eifer in die Vorarbeiten zur Werbekampagne für Ritas Firma. Nur nicht nachdenken!
Am Abend fand er ihre elegante Villa zu seiner Verwunderung still und leer. Die schöne Chefin empfing ihn in einem bodenlangen Kleid aus Goldlamé, dessen Ausschnitt reichlich gewagt war.
»Störe ich?«, erkundigte er sich unsicher.
»Unsinn. Ich wollte mit dir allein sein.«
Diesmal brauchte er sich nicht zu fragen, ob ihr Kuss etwas zu bedeuten habe. Ihre Lippen waren weich und verlangend, ihre Arme und Hände zärtlich und sanft.
»Ich habe das Personal weggeschickt, Siegfried.«
»Wie klug von dir.« Er füllte die bereitstehenden Gläser.
»Musst du morgen wirklich schon abfahren?«, schmeichelte sie zwischen Küssen und Zärtlichkeiten.
»Ich habe zu Hause angerufen und gesagt, dass ich noch hierbleiben muss«, gestand er mit nicht ganz freier Stimme.
Sie lachte. »Ich bin ein bisschen verrückt, seit wir einander begegnet sind. Du und ich – wir gehören zusammen. Ich fühle es bis in die Fingerspitzen. Wenn es da so knistert, gibt es einen großen Erfolg. Darauf kann ich mich verlassen.«
»Was für einen Erfolg, Rita?«
»Irgendeinen. Ich denke nicht bloß an mein Bankkonto. Geld ist nicht das Wichtigste im Leben – vor allem dann nicht, wenn man sowieso genug davon hat.«
Für Rita, die grundsätzlich nur an sich gedacht hatte, bedeutete es kein Hindernis, dass ihr neuer Werbeberater verheiratet war. An solchen Äußerlichkeiten stieß sich eine Frau wie sie nicht. Im Gegenteil, es machte die Sache sogar noch reizvoller für sie.
»Ich mag dich«, flüsterte sie.
»Ich dich auch, Rita. Viel zu sehr.«
Er hielt sie im Arm und hatte Lilo vergessen. Nicht einmal seinen kleinen Jochen schien es in dieser Stunde für ihn noch zu geben. Die Leidenschaft für Rita hielt ihn völlig im Bann.
Als er die Villa verließ, wurde es draußen schon hell. Ob Lilo sich scheiden lassen würde?, überlegte er. Natürlich würde er ihr den Jungen lassen. Rita machte sich nichts aus Kindern, wie sie gesagt hatte.
Er musste den Nachtportier herausklingeln und gab ihm ein fürstliches Trinkgeld. Kaum hatte er sein Zimmer betreten, als auch schon das Telefon neben dem Bett läutete.
»Ich wollte wissen, ob du richtig angekommen bist, Liebling. Sehen wir uns heute Mittag?«
»Das war doch abgemacht, Rita.«
»Ich habe Angst, du könntest plötzlich abreisen. Schließlich bin ich nicht deine einzige Klientin.«
»Du bist die wichtigste und die einzige, die ich liebe, Rita.«
»Soll ich das glauben? Männer lügen oft.«
»Rita, ich habe unterwegs an die Zukunft gedacht. Ich werde alles hinter mir lassen und neu anfangen – mit dir.«
»Du würdest es nicht zu bereuen haben, Siegfried. Ich glaube, ich hätte auch Spaß daran.«
Ihre weiche Stimme machte ihn glücklich. Die Jahre mit Lilo erschienen ihm wie eine unwichtige Episode, die bereits der Vergangenheit angehörte. Aus Flirt, bei dem Zärtlichkeiten gedankenlos ausgetauscht worden waren, war mit einem Schlag Ernst geworden.
*
Alexander