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Sophienlust Paket 4 – Familienroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.

Sophienlust Paket 4 – Familienroman - Patricia Vandenberg


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Kleinen nickten eifrig. Frau Rennert hatte ihnen bereits gesagt, dass Schwester Regine in dieser Nacht kaum Schlaf gefunden hatte, weil sie die kleine Anja getröstet hatte. Als Frau Dr. Frey gegangen war, hatte Anja unaufhaltsam geweint. So sehr, dass Schwester Regine sie wie ein Baby in die Arme genommen und herumgetragen hatte. Es war verständlich, dass die Kinderschwester deshalb heute etwas später kam.

      *

      Im Biedermeierzimmer saß Frau Rennert Grit Möllendiek und deren Bräutigam gegenüber. Grit hielt die kleine Anja auf dem Schoß, die aber von ihr keinerlei Notiz nahm. Obwohl Grit liebevoll auf sie einsprach, hob Anja nicht einmal den Kopf. Lautlos liefen die Tränen aus ihren schönen dunklen Augen und tropften auf den hellen Pulli, den sie trug.

      »Wir haben schon gedacht, dass Anja vielleicht gar kein Deutsch versteht«, meinte Frau Rennert gerade.

      »Doch, doch«, erwiderte Grit. »Anjas Mutti war Deutsche. Deshalb sprach man in der Familie meines Bruders ausschließlich Deutsch.«

      Denise von Schoenecker, die das Paar schon zuvor begrüßt hatte, erbot sich, Anja zu den anderen Kindern zu bringen.

      Grit Möllendiek zögerte, doch schließlich war sie damit einverstanden. Denn das, was zu besprechen war, sollte die kleine Anja besser nicht hören.

      »Ich glaube, sie hat mich kaum erkannt«, meinte Grit erschüttert.

      »Das ist bei ihrem Zustand kein Wunder«, warf David Danner gelassen ein. »Sie lebt in einer selbstgebastelten Isolierung und nimmt ihre Umwelt überhaupt nicht mehr wahr.«

      »Aber es muss doch etwas geschehen! Warum ist denn kein Arzt hier? Warum hat man Anja nicht sofort in eine Klinik überwiesen?« Grit sah Frau Rennert vorwurfsvoll an. In ihrer Erregung wurde ihr nicht bewusst, dass in Sophienlust alles für das Kind getan wurde, was möglich war.

      »Anja wurde selbstverständlich sofort ärztlich untersucht. Frau Dr. Frey, die unsere Kinder betreut, ist nicht nur eine hervorragende Ärztin, sondern auch eine gute Pädagogin und Mutter. Wir dürfen ihr daher voll vertrauen«, meinte Denise sachlich. »Sie meint, dass Anja hier, in der Gesellschaft von anderen Kindern, den Schock am raschesten überwinden wird.«

      »Wenn Sie mich fragen, dann muss ich Ihnen sagen, dass es keine Besserung geben wird. Weder jetzt noch später«, meinte David Danner achselzuckend. »Das Kind wird ein Pflegefall bleiben. Das ist ganz klar.«

      Grit überhörte die düsteren Prognosen ihres Verlobten. »Ich wollte Anja mitnehmen«, erklärte sie und sah Frau von Schoenecker fragend an. Als sie vor knapp einer Stunde in Sophienlust eingetroffen war, hatte sie nicht geahnt, was sie hier erwartete. Anjas Zustand war für sie niederschmetternd. Ihre Nerven rebellierten. Sie weinte schon wieder. »Sie gehört doch zu mir, ich bin doch ihre Tante.«

      »Bitte, Frau Möllendiek, haben Sie etwas Geduld. Ich verstehe Ihren Schmerz und Ihre Enttäuschung. Wenn wir Anja hierbehalten wollen, dann doch nur, um dem Kind zu helfen.«

      Denises Stimme hatte so sanft und gütig geklungen, dass sogar David Danner überrascht aufgehorcht hatte. »Das ist für Anja bestimmt das Beste«, mischte er sich ein. Pflichtschuldig fasste er nach Grits Hand und drückte sie tröstend.

      »Sie können gern den Tag über hierbleiben«, schlug Denise den Gästen vor. »Und natürlich können Sie jederzeit wiederkommen, um Anja zu besuchen.«

      David Danner schnitt eine Grimasse. Doch als er merkte, dass Grit von diesem Vorschlag begeistert war, blieb ihm nichts anderes übrig, als sich höflich für die Einladung zu bedanken.

      *

      »Ausgerechnet Farka und Florina! Meine beiden besten Stuten!« Alexander von Schoenecker hieb mit der flachen Hand auf den Tisch. »Es muss ein Kenner gewesen sein, der sie gestohlen hat.«

      »Gestohlen?« Nick, der über seinem Lateinbuch gesessen hatte, war sofort auf den Beinen. »Das gibt es doch nicht.«

      Nick war ein bildhübscher Junge, der seiner Mutter sehr ähnlich war. Vielleicht mochte Alexander seinen Stiefsohn deshalb so gern. Jedenfalls verstanden die beiden sich vortrefflich, sodass sie längst vergessen hatten, dass es eigentlich kein direktes Verwandtschaftsverhältnis zwischen ihnen gab.

      »Leider doch.« Schwer ließ sich Alexander auf dem ledergepolsterten Sessel nieder. Er streifte die schmutzigen Stiefel von den Füßen und dachte ausnahmsweise einmal nicht daran, dass Gusti, das Hausmädchen, sehr ungehalten sein würde, wenn sie die Lehm- und Erdspuren auf dem Teppich entdecken würde.

      »Unsere Pferde hat man geklaut?« Nick griff sich an den Kopf. Wieder war eine steile Falte über seiner Nasenwurzel.

      »Es gibt keine andere Erklärung«, gab Alexander mit begreiflicher Verärgerung zu. Die beiden Stuten bedeuteten für ihn einen empfindlichen materiellen Verlust. »Ich habe mit unseren Leuten das ganze Gebiet abgesucht. Es ist unmöglich, dass sie ausgebrochen sind.«

      »Vati, du musst sofort die Polizei verständigen«, rief Nick atemlos. Sehr genau wusste er, dass sein Vater in mühevoller Kleinarbeit eine Lipizzaner-Zucht aufgebaut hatte, die einmalig in Deutschland war. Farka und Florina waren die beiden Stuten, die zur Zucht verwendet werden und dem Gut eine Menge einbringen sollten.

      Alexander von Schoenecker winkte müde ab. »Längst geschehen. Unser guter Polizeimeister Kirsch hat den Tatbestand aufgenommen und festgestellt, dass droben bei der Koppel keinerlei verdächtige Spuren zu finden sind. Dabei bleibt’s wohl.« Alexander presste wütend die Lippen aufeinander. Jahre hatte er gebraucht, um Tiere wie Farka und Florina zu züchten. Nun war mit einem Schlag aller Erfolg zunichte gemacht. Nirgends würde er einen Ersatz für die beiden Stuten finden.

      »Vati, ich kenne einen ganz prima Polizisten. Er hat Anja hierhergebracht. Gestern hat er sie besucht und ihr eine Menge Süßigkeiten mitgebracht sowie eine kleine Puppe.« Nick war richtig aufgeregt. »Ihm müssen wir den Fall melden. Hans Strasser ist unheimlich tüchtig. Er findet die Diebe ganz bestimmt.«

      »Er ist nicht zuständig, Nick«, bremste Alexander den Eifer des Jungen und überlegte dann laut: »Es gibt keine Wagenspuren.« Schon mehr als zwanzig Mal war er den Tatbestand durchgegangen, doch er war einfach nicht weitergekommen. Zwei wertvolle Zuchtpferde waren von der Koppel verschwunden. Niemand hatte etwas gesehen, niemand etwas gehört. »Es muss nachts geschehen sein. Aber normalerweise hätte man das Hufgetrappel doch hören müssen. Außerdem hätte man Abdrücke finden müssen. Ich verstehe das nicht.«

      »Vati, solltest du die Pferde nicht nachts in die Ställe bringen lassen? Sonst kommen diese Diebe vielleicht noch einmal.«

      »Eigentlich wollte ich die Tiere ein wenig abhärten und sie in den warmen Sommermonaten nachts draußen lassen. Aber du hast wohl recht, Nick.«

      »Es ist eine Gemeinheit, eine richtige Gemeinheit«, schimpfte Nick. »Erst vor einigen Tagen sind Farka und Florina noch sehr bewundert worden.«

      »Von wem denn?« Aufmerksam sah Alexander seinen Stiefsohn an.

      »Von David Danner, dem Verlobten von Anjas Tante. Er ist sehr reich, weißt du, Vati. Millionär! Einen ganz tollen amerikanischen Wagen hat er.«

      »Na ja«, sagte Alexander uninteressiert. Zuerst hatte er gedacht, vielleicht einen vagen Verdacht schöpfen zu können. Aber schließlich würde ein Millionär ja keine Pferde stehlen. »Wenn ich die elenden Halunken erwische …« Erneut stieg der Zorn in ihm auf. Er ballte drohend die Hände.

      »Schlägst du sie dann nieder?«, fragte Nick und sah dabei voll Bewunderung auf seinen Stiefvater. »Ich darf dir doch dabei helfen, nicht wahr?«

      »Seit wann habt ihr so brutale Absichten?« Denise, die eben in den großräumigen Wohnraum kam und den Schluss der Unterhaltung belauscht hatte, sah ihren Mann fragend an. Es passte nicht zu ihm, sich mit jemandem zu prügeln.

      »Nick sieht zu viele Krimis«, beschwichtigte Alexander mit verständnisvollem Lächeln. »Leider wird doch nicht gezeigt, dass man fast alle Schwierigkeiten ohne Gewalt lösen kann.«

      »Mutti, weißt du denn nicht, dass man


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