Linus ist devot - Untertan der strengen Herrin | Erotischer SM-Roman. Mabel FortoyЧитать онлайн книгу.
gab es einen starken Männerüberschuss und die wenigen, angeblich dominanten Frauen, führten sich ebenso arrogant wie selbstherrlich auf. Ich hörte von abgesteckten Grenzen, Safecodes und Regeln. Das alles klang nicht wirklich erregend und nicht nach dem, was ich suchte. Ich suchte eine Frau, die die Grenzen setzte und verantwortungsvoll mit meinen Neigungen umging. Bei der ich keine Stoppwörter brauchte, weil sie es besser wusste. Die nicht die Herrin spielen wollte, sondern die eine war. Die mich so unerfahren und wohl auch etwas unbeholfen annahm, wie ich eben war. Ich wollte Rita!
Doch es kam kein Anruf von ihr. In den einschlägigen Kontaktanzeigen stellten die ach so dominanten Damen meist klar, dass sie Entlohnung für ihre Zuwendung verlangten. Andere rückten erst nach einiger Zeit damit heraus. Aber ich wollte keine schnelle Nummer, sondern ich wollte einer Frau gehören.
Du jagst einer Fantasie hinterher. Einer sehr reizvollen Fantasie, aber eben einem Trugbild. Lass es sein Linus. Such dir ein normales, hübsches Mädchen und führe eine normale Beziehung, versuchte ich mich zu überzeugen. Ich war ja nicht hässlich oder dumm. Zudem trieb ich regelmäßig Sport, und das sah man meinem Körper auch an. Also würde ich doch ein Mädchen für mich einnehmen können.
Aber mir fehlte einfach die Ausstrahlung, um eine Frau zu erobern. Ich blieb passiv und zurückhaltend, wenn ich eine Frau attraktiv fand. Frauen, die das Häschen spielten, wenn sich ein Mann für sie interessierte, gaben mir einfach nichts. Es war zum Verzweifeln. Manchmal fühlte ich mich wie ein Außerirdischer, der nicht in diese Welt passte. Dann wieder wie ein Zombie, oder ein perverser Irrer. Gefangen in diesem Karussell aus Sehnsüchten und Selbstzweifel kam ich der Verzweiflung immer näher.
Als hätte sie aus der Ferne gespürt, dass nun der richtige Zeitpunkt gekommen war, schickte Rita mir eine SMS: Hallo Linus, sei am Freitag um 14 Uhr auf der Terrasse im Rockcafé an den Landungsbrücken.
Mein Herz klopfte schmerzhaft, wie nach einem harten Sprint, als ich die Worte immer und immer wieder las. Ich wagte zunächst nicht, die Nummer anzurufen. Als ich es dann doch versuchte, bekam ich keine Verbindung. Ich hatte die Nachricht am Mittwoch erhalten, und ungeduldig sehnte ich den Freitag herbei.
Am Donnerstag kaufte ich mir voller Vorfreude eine neue Jeans und ein neues Hemd. Sogar für einen Friseurbesuch fand ich Zeit und Geld. Am Freitag duschte ich wesentlich länger als sonst und begutachtete mich danach ausgiebig im Spiegel. Natürlich nagten Zweifel an mir, ob ich mir nicht etwas vormachte. Wahrscheinlich wollte Rita mich nur zu einem unverbindlichen Kaffee sehen. Ein kleines Gespräch über die gemeinsame Heimat oder vielleicht sogar über unser kleines Geheimnis auf dem Maskenball. Im schlimmsten Fall würde sie mir klarmachen, dass sie sich nicht für mich interessierte. Dass ich sie in Ruhe lassen und aus dem Geschehen im Lagerraum der Gaststätte keinerlei Hoffnungen ableiten sollte.
Dann schöpfte ich doch wieder Zuversicht aus den dürren Worten der SMS. War sie nicht schon im dominanten Ton verfasst? Degradierte sie mich nicht schon zum Befehlsempfänger? War es vielleicht sogar schon ein Test, ob ich gehorsam sein würde? Ich war jedenfalls bereit, alles zu tun, für ein wenig Aufmerksamkeit von Rita. Sie beherrschte meine Gedanken ja bereits seit dem Maskenball und ich benutzte sie seither in meinen Fantasien als Wichsvorlage. Mit anderen Worten, ich verzehrte mich nach ihr.
Natürlich war ich viel zu früh an den Landungsbrücken und hatte so die Gelegenheit, die Atmosphäre in mich aufzunehmen. Hunderte von Touristen eilten herum. Die Ticketverkäufer für die Ausflugsboote trugen stilgerecht Seemannskleidung, und selbst die Möwen schienen irgendwie Teil der touristischen Szenerie zu sein. Diverse Andenkenshops verkauften billigen Ramsch aus Taiwan oder China und es gab natürlich auch unzählige Fressbuden. Schiffe legten an oder ab und wurden tausendfach von Asiaten fotografiert. Hier schlug das touristische Herz Hamburgs. Doch das berührte mich alles wenig. Meine Gedanken waren auf das anstehende Treffen mit Rita fixiert. Lange vor zwei Uhr, betrat ich den Fahrstuhl des Rockcafés und fuhr nach oben zur Terrasse. Die Bedienung, eine attraktive zierliche Frau, die ihre Haare blau gefärbt und zu einem Pferdeschwanz gebunden hatte, wies mir einen Platz an. Sie führte mich zu einem Zweiertisch mit wunderschöner Aussicht auf die Elbe und das bunte Treiben unten. Trotz der exorbitanten Preise war es sehr voll. Mein Magen war vor Aufregung wie zugeschnürt, und ich hätte nichts essen können. Also bestellte ich mir nur eine Cola.
Doch Rita kam nicht. Zwanzig Minuten nach zwei gab ich die Hoffnung auf. Allerdings versuchte ich, sie nun doch noch einmal anzurufen. Nichts! Nicht einmal eine elektronische Voicebox war zu erreichen. Enttäuscht und missmutig wollte ich die Rechnung ordern. Doch irgendwie schien die Bedienung, die in ihrer engen Jeans mit dem breiten Gürtel sehr sexy war, mich nicht wahrzunehmen. Jetzt telefonierte sie auch noch. Ich fuchtelte herum, um ihre Aufmerksamkeit zu erregen, und kam mir dabei recht blöde vor. Alle Welt vergnügte sich, nur ich war der Verzweiflung nahe. Sogar die Sonne schob sich hinter einer Wolke hervor und unterstrich die heitere Atmosphäre. In ihrem Licht erschien plötzlich Rita. Das Ziel all meiner Sehnsucht und die Grundlage meiner überbordenden Fantasien.
Sie lächelte mich fröhlich an und kam in ihren rosa Sportschuhen mit federnden Schritten zu mir. Begrüßte mich züchtig mit Wangenküsschen. Sie trug eine verwaschene Jeanshose, die so knapp abgeschnitten war, dass man ihre makellosen Beine komplett bewundern konnte. Als sie sich kurz umwandte, um der Bedienung zuzuwinken, erhaschte ich einen Blick auf ihren knackigen Hintern und sah, dass das Höschen auch ihre Poansatz freiließ. Ihr marineblaues Top wiederum zeigte, dass sie zumindest bei schönem Wetter nichts von einem BH hielt. Ihre Haare hatte sie inzwischen zu einer kecken Frisur gestutzt. Sie setzte sich und fixierte mich mit ihren dunklen Augen. Sie scannte innerhalb von wenigen Sekunden meine Seele und las meine Sehnsüchte, die ich doch vor anderen so gut verbarg. Ihre Miene war interessiert, freundlich, aber ich sah auch wieder diesen leisen Spott in ihren Augen.
»Da bist du also ganz alleine in der großen Stadt«, stellte sie fest und traf damit meine Gefühlslage sehr genau.
Gerade, als ich sie fragen wollte, ob ich ihr etwas zu trinken bestellen sollte, brachte die sexy Bedienung ihr eine Latte macchiato.
»War er pünktlich?«, fragte Rita sie.
Das Mädchen nickte. »Überpünktlich. Sogar zwanzig Minuten zu früh.«
»Das war sehr brav, Linus«, stellte Rita fest, und ihr Lob kitzelte mein Herz.
Ich staunte. Die zwei kannten sich offenbar. Daher hatte die Kellnerin mir wohl auch diesen tollen Tisch freigehalten. Meine Cola war längst getrunken, und ich bestellte noch ein Bier bei ihr. Doch anstatt meine Bestellung zu bestätigen, sah das Mädchen Rita fragend an.
»Er bekommt ein Wasser«, stellte Rita klar.
Ich schluckte und spürte, wie mir das Blut ins Gesicht stieg. Aber ich wagte nicht aufzubegehren. Die Bedienung sah mich schmunzelnd an, aber ich wich ihrem Blick aus und sagte: »Ja, ein Wasser bitte.«
»Aber woher wusste das Mädchen, dass ich es bin, der mit dir verabredet war«, fragte ich Rita, als wir alleine waren.
»Ich hatte Jenny ein Bild von dir geschickt«, meinte Rita. »Du weißt schon. Das aus dem Lagerraum.«
Vermutlich wechselte meine Gesichtsfarbe von erdbeerrot zu feuerrot. Ich sah mich vor mir, wie ich an das Regal gefesselt, mit heruntergelassener Hose und erigiertem Penis dastand, als Rita mich fotografiert hatte.
»Du hast ihr aber nicht dieses Bild gegeben?«
Rita kicherte auf, als sie sagte: »Aber ich habe doch nur dieses eine von dir. Aber keine Sorge, Jenny ist sehr diskret.«
Fast wäre ich vor Wut aufgebraust, aber im letzten Augenblick beherrschte ich mich. Schließlich wollte ich Rita nicht verärgern. Doch sie schien meine Gefühle zu lesen.
»Jetzt ereifere dich nicht. Du solltest zu deinen devoten Neigungen stehen, Linus.«
Sie trank einen Schluck und sah mich über den Rand ihres Glases an. Mein Ärger über diese Demütigung verrauchte zusehends. Sie hatte ja recht, und ich war froh, dass sie es aussprach. So ersparte sie mir langwierige und komplizierte Erläuterungen, was ich mir von ihr ersehnte.
»Nur wer sagt, was er will, kann das auch bekommen, was er sich