Dr. Norden Bestseller Box 12 – Arztroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.
wir jetzt nicht brauchen.«
So ganz wußte Hilde nicht, wie sie sich verhalten sollte, aber dann vernahm Luise einen Aufschrei. »Lis, mein Gott, Lis, wie kommst du hierher?«
Das Baby erschrak und begann zu weinen, und da lauschte Elisabeth erst einmal. Bastian aber auch.
»Es ist meine Schwester, Mutter Luise«, sagte Hilde erklärend. Bastian wußte nicht, was er denken sollte, aber wegschicken brauchte man ihn nun auch nicht mehr.
»Das Baby ist auch hier?« fragte Elisabeth.
»Hat der Gottlieb Sie geschickt?« fragte Luise rauh.
»Geschickt nicht«, erwiderte Elisabeth leise. »Dr. Norden meinte, daß ich Ihnen die Nachricht bringen soll. Keine gute Nachricht.«
»Man hat ihn doch nicht eingesperrt?« fragte Luise bestürzt.
»Nein. Dr. Urban ist gestorben«, erwiderte Elisabeth stockend.
Schweigen herrschte. Luise setzte sich. Sie hatte das Baby ins Körbchen gelegt. Es schlief nun wieder.
»Gott gebe ihm Frieden«, murmelte Luise. »Setzt euch. Willst auch bleiben, Bastian?«
»Wenn’s erlaubt ist.«
»Geh, red nicht so dumm daher, Bub! Wie ist die Elisabeth an dich geraten?«
Das war schnell erzählt, und dann mußte Elisabeth berichten, was sich in der Leitner-Klinik zugetragen hatte.
»Er wollte alles in Ordnung bringen«, sagte Luise gedankenvoll. »Er hatte genug. Nun kann Anna ihm auch nichts mehr anhaben. Bastian, du wirst dich kümmern, daß er ein anständiges Begräbnis bekommt. Hier auf unserem Friedhof soll er begraben werden. Aber Anna soll sich ja nicht blicken lassen.«
»Sie würde sich gar nicht hertrauen, Mutter«, meinte Bastian.
Elisabeth war aufgestanden und ging zu dem Babykörbchen. »Es ist Sandras Baby«, sagte sie leise. »Weißt du es, Hilde?«
»Ja. Frau Renz wollte es weggeben und…« Sie kam nicht weiter. Bastians Faust krachte auf den Tisch.
»So was kann Onkel Gottlieb doch nicht gutgeheißen haben«, sagte er zornig.
»Hat er doch auch nicht«, beschwichtigte ihn seine Mutter. »Was meinst, warum er das Baby hergebracht hat? Ausgeredet hat er sich ja nicht, aber Hilde hat mir inzwischen alles erzählt. Und ich werde dafür sorgen, daß Anna das Handwerk gelegt wird.«
»Sie haben Sandra ein anderes Baby gegeben, ein Mädchen«, sagte Elisabeth.
»Cornelias Tochter«, warf Hilde ein. »Sie wollte das Kind nicht mehr hergeben. Sie war ganz krank vor Kummer, und ich habe es dort einfach nicht mehr ausgehalten. Ich habe viel mitbekommen an diesem Tag und an diesem Abend, und dann hat mir Dr. Urban geholfen.«
»Und jetzt bleibt Hilde hier, bis sie ihr Kind hat, und meinetwegen später auch, wenn sie will«, sagte Luise energisch.
»Aber Sandra muß ihr Baby doch bekommen«, meinte Elisabeth.
»Das soll sie auch, aber es ist nicht gut, wenn das Würmchen so hin und her geschoben wird«, erklärte Luise. »Hier ist es gut aufgehoben. Elisabeth kann es ihr sagen. Es ist außerdem nicht gut für einen Säugling, wenn die Mutter nicht gut beisammen ist.«
»Meinst du nicht, daß das der Arzt entscheiden sollte, Mutter?« fragte Bastian.
Da hupte es draußen. »Das ist Berti, der bringt Ihren Wagen.« Bastian ging hinaus. Hilde sah ihre Schwester verblüfft an. »Du hast einen Wagen?«
»Frau Dr. Norden hat ihn mir geliehen.« Sie nahm Hilde in den Arm. »Es wird schon alles in Ordnung kommen«, sagte sie liebevoll. »Ich habe schon eine neue Stellung in Aussicht.«
»Sie haben dich auch entlassen?« fragte Hilde beklommen.
»Ich hätte da auch nicht mehr bleiben mögen, wenn ich Fechner jeden Tag hätte sehen müssen.«
»Mach mir ruhig Vorwürfe, ich habe sie verdient.«
»Was würde das jetzt noch nutzen?«
»Das meine ich auch«, mischte sich Luise ein. »Kein Mann ist besser als ein schlechter. – Na, was ist«, rief sie dann nach draußen, »warum kommt Berti nicht auch herein?«
Dann kam er schon, wohl gleichaltrig mit Bastian, ein bißchen größer, mit dichtem rostbraunen Haar, lustigen blauen Augen im sonnengebräunten Gesicht.
»Grüß Gott miteinand’«, sagte er. »Hast ja das Haus voll, Mutter Luise.«
»Ist mir schon recht, Berti. Aber der Bastian muß nach München fahren.«
»Ich habe schon von ihm gehört, daß Dr. Urban gestorben ist. Tut mir leid. Kann ich etwas tun?«
»Begraben werden wir ihn halt, was bleibt sonst noch zu tun«, sagte Luise. »Wird Korbinian zurechtkommen mit dem Gasthof?«
»Sixta kann ihm helfen«, sagte Bastian.
»Und wir helfen alle zusammen«, meinte Berti.
»Ich könnte ja auch etwas tun«, warf danach Hilde ein.
Es wurde noch eine Weile beratschlagt, dann meinte Bastian, daß sie jetzt doch nach München fahren sollten, damit alles schnell geregelt würde.
*
Ungeduldig warteten Daniel und Fee auf eine Nachricht von Elisabeth, aber dann stand sie selbst vor der Tür, und nicht allein.
Als sie Bastian Urban vorstellte, war Dr. Norden leicht irritiert, aber Elisabeth erklärte rasch, daß er der Sohn von Luise sei, und daß er sich um die Überführung Dr. Urbans in sein Heimatdorf kümmern wolle.
Dann aber wurde von Sandras Baby gesprochen. »Ich möchte es ihr selbst sagen«, erklärte Elisabeth. »Darf ich zu ihr?«
»Immerhin wird es Sandra beruhigen, daß ihr Kind in Sicherheit ist«, mischte sich Fee ein.
»Und bestens versorgt«, sagte Bastian. »Da können Sie sich ganz auf meine Mutter verlassen. Sie versteht sich darauf, Kinder richtig zu behandeln. Sie hat mich allein aufgezogen, und andere Kinder auch noch.«
»Das Baby hat die Strapazen gut überstanden?« fragte Fee.
»Sehr gut«, bestätigte Elisabeth. »Hat sich inzwischen etwas bei Frau Renz getan?«
»Ihr ist nicht beizukommen«, sagte Dr. Norden. »Wo kein Kläger, ist auch kein Richter.«
»Cornelia Mölnik will ihr Kind doch behalten«, sagte Elisabeth.
»Ich werde Anna den Marsch blasen«, sagte Bastian. »Verlieren wir also keine Zeit.«
Ihm war schon zuzutrauen, daß er den Worten schnell die Tat folgen lassen würde.
Daniel rief Schorsch Leitner an und fragte ihn, ob es zu verantworten sei, daß Elisabeth einen Besuch bei Sandra mache. Schorsch meinte, daß er vorher mit Fräulein Roth sprechen wolle.
Es kam nun einiges in Bewegung. Es war verständlich, daß Daniel, Fee und einige andere der Beteiligten voller Spannung auf den Fortgang der Ereignisse warteten.
Daß Götz von Hellbrink an diesem Abend vergeblich an der Wohnungstür läutete, hinter der er Sandra vermutete, wußte jedoch niemand. Frau Zeller war ausnahmsweise einmal bei einer Bekannten eingeladen.
Götz fuhr deprimiert zu seinem Elternhaus, noch gezeichnet von den Strapazen, die er erdulden mußte.
Bei den Hellbrinks herrschte Kampfstimmung. Carola hatte mit ihrem Vater über den Anruf gesprochen. Ulrich von Hellbrink wiederum hatte Kurt Fechner in die Zange genommen, denn gewisse Ahnungen waren ihm nun zur Gewißheit geworden. Auf Klatsch gab er nicht viel, aber so mancher Klatsch war doch an seine Ohren gedrungen, den er nun nicht mehr mit einer Handbewegung abtat.
Fechner hatte eine schlimme Stunde durchlebt. Und nun hatte Ulrich von Hellbrink seiner