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Die Vögelfarm. Carrie FoxЧитать онлайн книгу.

Die Vögelfarm - Carrie Fox


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sie war eine unsympathische Bohnenstange, ohne Form, ohne Stil und von einer unordentlichen Art. Und erst ihr Name. Elisabeth Genswürger. Jonathan musste unwillkürlich lachen, bei der Vorstellung, wie dieser Name vermutlich entstanden war. Die hätte ihm gerade noch gefehlt. Sie passte nicht zu ihm und hatte sicher keinen Sinn für die schönen Dinge im Leben. Überdies war sie mit ihren vierzig Jahren viel zu alt für ihn. Was sie wohl arbeitete? Jonathan wusste nichts über sie, außer was sein Vater und die Leute im Dorf erzählten.

      Er dachte eine Weile über diese Frau nach, hob die Hand und winkte kopfschüttelnd ab. Lieber würde er noch einige Jahre suchen, bevor er sich auf Elisabeth einlassen würde. Er spuckte den Grashalm aus und ging weiter. Es war ein Juliwochenende, nicht zu heiß, nicht verregnet und Jonathans Lust auf eine neue Bekanntschaft stieg.

      Heute Abend wollte er sich auf den Weg machen, beschloss er spontan. Samstagabend, da traf sich das halbe Dorf in der Stadt.

      Er betrat das Haus.

      »Wo warst du so lange?« Eine alte Stimme erklang aus dem hinteren Raum. Jonathans Vater war voller Sorge. Das war er immer, wenn Jonathan sich nicht abmeldete.

      »Auf dem Feld. Ich habe die Zäune überprüft.«

      »Sind sie in Ordnung?«

      »Klar.«

      »Ich habe heute Elisabeth getroffen.«

      »Die Genswürger. Bitte fang nicht schon wieder damit an, Vater.« Jonathan wandte sich genervt ab. »Ich geh heute Abend aus.«

      »Mit Elisabeth?« Der Alte neckte seinen Sohn bei jeder Gelegenheit.

      »Vater!« Es würde noch in einem Streit enden, wenn er nicht aufhörte.

      »Jaja, schon gut«, grummelte der Alte und schlurfte zu dem abgewetzten Ohrensessel, in dem er am liebsten saß. »Ich weiß nicht, was du an ihr so schrecklich findest. Es wäre hundertprozentig eine gute Verbindung, wenn sich die Höfe zweier Großbauern zusammenschließen würden. Die Grundstückegrenzen aneinander, es wäre perfekt, mein Junge!«

      »Du denkst nur an den Reibach. Geld, Geld, Geld. Als wenn es das einzig Wichtige im Leben wäre.«

      »Wieso? An was denkst du?«

      »An Liebe. An aufrichtige Liebe und Zusammengehörigkeit. Dafür würde ich auf Reichtum verzichten.«

      »Ach was!« Unwirsch wedelte der Alte mit der Hand. »Das gibt es heutzutage nicht mehr.«

      »Für dich wahrscheinlich nicht mehr, aber ich glaube fest daran.«

      »Glaub, was du willst. Ich hab mehr Lebenserfahrung, du wirst noch an mich denken.«

      Jonathan bemerkte, dass auch dessen Laune sank. Bevor ihm der Vater seine Meinung geigen würde, sollte er lieber verschwinden.

      »Das werden wir sehen. Ich geh jetzt in die Stadt und sehe mich um«, erklärte Jonathan und konnte einen leicht erbosten Gesichtsausdruck nicht zurückhalten.

      »Viel Spaß und treib es nicht zu doll!« Ein raues Lachen drang aus dem faltigen Hals des alten Herrn.

      Jonathan lächelte gespielt und verließ das Zimmer, um sich im Bad fertigzumachen.

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      »Marie-Claire, bist du da?«, rief Susanna in den langen Flur des alten Jugendstilhauses.

      Ihre Stimme hallte in dem hohen Korridor wider. Sie hielt den Messingtürknauf in der Hand und wartete eine Antwort ab. Wenn Marie-Claire Besuch erwartete, ließ sie die Tür meist offen stehen. Sie kannten sich seit der Schulzeit und waren ein Herz und eine Seele, wenn es darum ging, dieselbe Musik zu hören oder am Wochenende essen zu gehen. Beim Italiener waren sie am liebsten. Sie hatten ziemlich gleiche Ansichten und das war es, was diese Freundschaft für Susanna besonders wertvoll machte, obwohl sie sich äußerlich deutlich voneinander unterschieden. Marie-Claire war im Vergleich zu Susanna hibbeliger, lauter und direkter. Sie nahm kein Blatt vor den Mund. Sie war rastlos, wie ein Hai, der das Wasser mit seiner spatenartigen Flosse zerpflügt. Susanna dagegen war wie ein Manta in der Weite des Stillen Ozeans, ruhig und beharrlich. Kaum etwas konnte sie aus der Ruhe bringen. Zusätzlich war sie kleinlaut und schüchtern. Sie hatte es schwer, aus sich herauszugehen und sich an allem zu beteiligen. Sie war eher das Mäuschen, das bei kleinster Gefahr davonhuschte und sich versteckte. Gut, dass Marie-Claire ihre beste Freundin war, durch sie fand sie den Ansporn, den sie brauchte. Sie war ihr Anschubser, wenn sie sich nicht traute.

      Marie-Claire wohnte allein in dem alten Jugendstilhaus. Für ihre sechsundzwanzig Jahre war sie äußerst selbstbewusst. Ihr langes blondes Haar hatte eine rote Strähne an der Seite, was ihr einen teuflischen, sexy Touch verlieh. Wenn Marie-Claire ausging, sah sie elegant aus und ihre schlanke Figur ließ sie ständig von Männern umringt sein. Dann drehte sie besonders betonend ihre Hüften und fuhr sich provokant mit den Fingern durchs volle Haar, als sei sie mit Marilyn Monroe verwandt. Nicht selten wurde um sie geworben, als wären die Männer aufgeblasene Truthähne, die gurrend um sie herumschwänzelten. Susanna wünschte sich eine Portion von Marie-Claires Selbstbewusstsein und auf ihre Attraktivität war sie neidisch. Sie konnte nichts daran ändern, Marie-Claire war nun mal schlanker und begehrenswerter als sie. Insgeheim hatte sie beschlossen, möglichst viel von Marie-Claire abzugucken und zu lernen, wie man Männer um sich scharte.

      »Komm rein, ich bin im Bad.«

      Susanna machte sich auf den Weg über den langen Flur durch das gemütliche Wohnzimmer. Am anderen Ende des Raumes war das Bad. Marie-Claire lugte um den Türpfosten herum und hielt eine Lockenbürste in der Hand, die sich anscheinend in ihren goldblonden Haaren verfangen hatte. In der anderen Hand hielt sie einen Fön.

      »Oh, du bist noch beschäftigt?« Susanna sah zur Seite und beschloss, auf dem bequemen Sofa Platz zu nehmen und zu warten.

      »Ich bin gleich fertig«, rief Marie-Claire und ließ den Fön blasen.

      Hatte Susanna richtig gesehen? Marie-Claire hatte nichts an. Nackt und ungeniert stellte sie sich erneut in den Türrahmen und lächelte Susanna zu. Das war typisch für sie. Marie-Claires Wesen war offenherzig und unverblümt. Sie sagte, was sie meinte und tat, wonach ihr war. Es gab kaum eine Situation, derer sie sich schämte. Ihre Art, sich zu zeigen, schien ohne moralische Grenzen zu sein. Zumindest in ihrem Freundeskreis. Sie war wie ein Wirbelwind, ständig unterwegs, hatte den Terminplaner stets griffbereit. Es schien, als bräuchte sie keine Ruhepausen und gleich nach Feierabend ging es erst richtig los. So ein Leben wäre für Susanna zu stressig, sie brauchte ihre Tasse Kaffee nach Feierabend und eine Ruhepause, bevor sie wieder loslegen konnte. Heute Abend erhoffte sich Susanna ein gutes Gespräch, aus dem hervorging, was sie tun könnte, um ebenfalls bei den Männern erfolgreich zu sein. Susanna lehnte sich zur Seite und beobachtete, wie Marie-Claire ihre üppigen Haare in den kräftigen Wind des Föns hielt. Sie neigte ihren Kopf, dass der Fön ihre blonde Mähne nach oben blies. Was für ein Bild!

      Die Haare sahen aus, wie ein Fächer aus goldblonden Fäden, die sich zu einer flauschigen Matte vereinten und in kunstvollen Luftwirbeln tanzten. Die rote Strähne zuckte wie eine Feuerflamme. Susanna hatte ebenfalls blondes Haar, aber nicht dermaßen goldblond, füllig und schön über die Schultern fallend. Ihre Haare waren von dunklerem Blond und ziemlich dünn. Sie hatte es schwer, aus diesen Fransen eine Frisur zu machen, doch das machten ihre großen blauen Augen wieder wett. Sie betrachtete Marie-Claires makellosen, schlanken Körper. Ihre Schultern waren leicht muskulös. Ihre Rundungen waren optimal, sie hatte eine schmale Taille, die nach unten hin in einem wohlgeformten runden Hintern endete. Warum gab es so eine ungerechte Verteilung? Susanna kam sich neben Marie-Claire vor, wie eine Passantin, die durch ein Schaufenster auf die Modepuppen starrt. Marie-Claires Brüste waren prall und wesentlich größer als eine Handvoll. Es schien der einzige Aspekt zu sein, bei dem Susanna punkten konnte, ihr Busen war noch größer. Unwillkürlich musste sie grinsen und freute sich, dass sie auch Vorzüge besaß. Es war sogar schon einmal vorgekommen, dass sie einen gierigen Männerblick bemerkt und insgeheim genossen hatte. Sie traute sich nur nicht, so offen


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